Riester, Rürup, Flexible Privatrente: Wie weiter machen?

  • Liebe Community,


    ich bin neu hier und möchte gleich meine erste Frage stellen.


    Zur Situation:


    Vor einigen Jahren hat mich ein Bekannter auf verschiedene Formen der Altersvorsorge aufmerksam gemacht. Das führte dazu, dass ich verschiedene Verträge für die Altersvorsorge abgeschlossen habe:

    • Riester-Rente
    • Rürup-Rente
    • Flexible Privatrente

    Alle Produkte sind fondsbasiert.


    Ich habe nun mehrere Jahre Beiträge eingezahlt und mich mehr oder weniger gut aufgehoben gefühlt. In letzter Zeit hinterfrage ich das Ganze allerdings immer mehr und sehe kaum Vorteile gegenüber einem einzigen ETF-Sparplan, der von Finanztip im Wesentlichen als einzige Altersvorsorge empfohlen wird.


    Vorteil der Riester-Rente ist sicherlich die staatliche Zulage von 175 € im Jahr + 300 € fürs Kind. Die Rurüp-Rente hat meines Wissens nach den Vorteil, dass Fonds kostenlos gewechselt werden können, allerdings kommt man bei diesem Modell vor Renteneintritt nicht an das Geld ran. Bei der Flexiblen Privatrente werden bei Ausschüttung ab einem gewissen Alter (62?) nur auf 50% des Betrags Steuern fällig.


    Mein größter Kritikpunkt sind die horrenden Kosten für Vertriebs- und Abschlussgebühren. Da die Verträge schon über 5 Jahre laufen, sind diese Gebühren unwiederbringlich fort. Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt vertraut, eine gute Vorsorge zu bekommen, doch wenn ich gewusst hätte, ca. 2000 € Provision zu zahlen, hätte ich mich sicherlich für eine andere Variante entschieden.


    Doch nun der Blick in die Zukunft:


    Ich sehe in meiner Situation kaum einen Vorteil, insbesondere die Rürup-Rente und die Flexible Privatrente weiter zu besparen und möchte die Beträge lieber in einen ETF-Sparplan investieren. Damit habe ich nicht nur einen besseren Überblick über meine gesamten Finanzen, sondern spare auch Ausgabeaufschläge und weitere Gebühren der hinterlegten Fonds.


    Was ist hier der beste Weg? Von einer Kündigung der Verträge meistens abgeraten. Bei der Riester-Rente müssen in diesem Fall die Zulagen zurück gezahlt werden. Gibt es bei Rürup und Flexibler Privatrente ähnliche Nachteile oder ist hier eine Kündigung prinzipiell sinnvoll machbar? Wie wäre es, die Renten permanent beitragsfrei zu stellen?


    Oder ist es am Ende doch gar nicht schlecht, Riester, Rürup, Flex und einen ETF-Sparplan zu haben?


    Ich bin sehr auf eure Antworten und Hinweise gespannt.


    VG Phono

  • Vor einigen Jahren hat mich ein Bekannter auf verschiedene Formen der Altersvorsorge aufmerksam gemacht.

    Das führte dazu, dass ich verschiedene Verträge für die Altersvorsorge abgeschlossen habe:

    Du hast bei dem Bekannten die Verträge abgeschlossen?

    Bei welchen Gesellschaften hast Du welche konkreten Produkte?

  • Wie lange noch bis zur Rente?

    Rürup kann man nicht kündigen, nur beitragsfrei stellen.

    Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sind alle Verträge (die müsstest du nochmal genau nennen) Bullshit und gehören in die Tonne.

    ICH würde alles kündigen bzw. beitragsfrei stellen (Rürup) und ab in die Welt der ETFs. Die Frage ist aber natürlich auch, was für ein Typ in Sachen Finanzen du bist ;)

  • Hallo.


    Da fragt man sich doch, ob es eine 3, 4 oder 5- Buchstaben-Gesellschaft ist, für die der Bekannte tätig war (oder ist).


    Rürup kann man nicht kündigen, maximal stilllegen. Ggf. könnte man widerrufen, aber funktioniert auch nur innerhalb gewisser Grenzen.


    Den Widerruf könnte man bei der privaten Rente auch prüfen.


    Dahin zielt ggf. auch die Frage von tom70794 .

    Also welche Verträge konkret wann abgeschlossen?

  • Die wichtigsten Angaben fehlen:

    Alter, wieviele Jahre bis zur Rente

    Welche Beträge werden in welche Verträge eingezahlt, wer ist der Anbieter

    Gibt es noch andere Anlagen (ETF oder ähnliches)

    Wenn das hier bekannt ist, kann das Schwarmwissen beginnen ein paar Tipps zu geben. Mit den jetzigen Angaben können wir Dir nur sagen, dass das Hauptgeschäft hat jemand anderes gemacht hat.

  • Danke für eure Antworten!


    Hier weitere Informationen.


    Du hast bei dem Bekannten die Verträge abgeschlossen?

    Bei welchen Gesellschaften hast Du welche konkreten Produkte?


    Korrekt. Strukturvertrieb mit fünf Buchstaben.


    Die größten Beträge sind:

    • Riester: WWK Premium FörderRente protect, Mindestbetrag für die volle staatliche Förderung gezahlt
    • Flex: Continentale EasyRente Invest, ca. 100 € mtl.

    Die Abschlusszeitpunkte liegen nicht zwischen 1994 und 2007, sondern später. (Ist das die relevante Information?)


    Da fragt man sich doch, ob es eine 3, 4 oder 5- Buchstaben-Gesellschaft ist, für die der Bekannte tätig war (oder ist).


    Ja, genau so ist es.


    wieviele Jahre bis zur Rente


    Über 30 Jahre.


    Gibt es noch andere Anlagen (ETF oder ähnliches)


    Ja, ein ETF-Sparplan ist vorhanden und soll ggf. vergrößert werden.


    Die Eingangsfragen sind auch grundsätzlicher Natur. Ich mache mir keine Hoffnung auf einen Widerruf, möchte aber meine künftigen Beiträge so sinnvoll wie möglich einsetzen. Die staatlichen Zulagen bei der Riester-Rente sind sicherlich ein Argument. Auf der anderen Seite wird die monatliche Rentenauszahlung meist mit einer sehr hohen Lebenserwartung gerechnet, was logischerweise zu niedrigeren Auszahlungsbeträgen führt. Wie sind hier die Meinungen dazu?

  • Wie sind hier die Meinungen dazu?

    Häufig (aber nicht immer) schlecht. Nicht nur, dass der Riester kaum Rendite bringt. Durch den meist niedrigen Rentenfaktor musst du, wie du selbst ja schon sagtest, steinalt werden. Hast du einen garantierten RF? Wenn ja, wie hoch?

    Wenn ich mich recht erinnere, sind die WWK Riester zudem die mit den höchsten Kosten

  • Hast du einen garantierten RF? Wenn ja, wie hoch?

    Der garantierte Rentenfaktor liegt bei 32 € pro 10000 € Rentenkapital.


    Wenn ich mich recht erinnere, sind die WWK Riester zudem die mit den höchsten Kosten

    Ja, da gibt es wieder Abschluss- und Vertriebskosten bei Beitragserhöhungen, werden einbehalten, 5,5 % der Einzahlungen werden einbehalten sowie 4 % der Zulage. Immerhin gibt es keine Ausgabeaufschläge für die Fonds.

  • Bitte keine Rätsel.

    Um wen geht es?

    Hier habe ich auf den Beitrag von "Referat Janders" Bezug genommen. Der Strukturvertrieb heißt Tecis.


    Und wann genau?

    Hintergrund: Zahlst Du noch Abschluß kosten im Rahmen der 5 Jahreszilllmerung ab?

    Dazu schrieb ich eingangs:

    Mein größter Kritikpunkt sind die horrenden Kosten für Vertriebs- und Abschlussgebühren. Da die Verträge schon über 5 Jahre laufen, sind diese Gebühren unwiederbringlich fort.


    Grundsätzlich ist für mich nun die Frage, was die beste Option ist aus:

    1. Verträge kündigen (falls möglich)
      Wie sinnvoll ist das und wie hoch sind die Verluste?
    2. Verträge beitragsfrei stellen
      Fressen die laufenden Kosten die eingezahlten Beträge in den kommenden 30 Jahren auf? Ist eine Hinterlegung eines ETF eine Möglichkeit?
    3. Verträge weiter zahlen
      Provisionen sind gezahlt, aber die laufenden Kosten sind höher als im ETF-Depot. Gibt es Vorteile, die diese Kosten rechtfertigen?
  • Ja, ein ETF-Sparplan ist vorhanden und soll ggf. vergrößert werden.


    Die Eingangsfragen sind auch grundsätzlicher Natur. Ich mache mir keine Hoffnung auf einen Widerruf, möchte aber meine künftigen Beiträge so sinnvoll wie möglich einsetzen. Die staatlichen Zulagen bei der Riester-Rente sind sicherlich ein Argument. Auf der anderen Seite wird die monatliche Rentenauszahlung meist mit einer sehr hohen Lebenserwartung gerechnet, was logischerweise zu niedrigeren Auszahlungsbeträgen führt. Wie sind hier die Meinungen dazu?

    Sicherlich wird der ETF Sparplan die einzige ernste Rente werden. In 30 Jahren wird der Euro nur noch etwa 50 Cent wert sein. Heißt alle jetzt vorher gesagten Erträge kannst du etwa halbieren. Wie schon oben geschrieben, Rürup kannst du nicht kündigen, also nur still legen, den Rest widerrufen oder kündigen. Steuervorteile werden in der Regel durch die Kosten aufgefressen. Bei Riester müsste man durchrechnen wie viel die Zulagen ausmachen und dann auf den Mindestbeitrag zurück gehen. Rest wäre für mich ein ETF, den ich besparen würde. Einziger Nachteil wäre, dass bei einer sozialen Schieflage Dir dieser als Einkommen angerechnet wird.

  • ichbins Danke für die Infos. Wenn die Kosten die Steuervorteile auffressen, lohnt es sich natürlich nicht mehr. So etwas wird einem im Beratungsgespräch natürlich nicht gesagt.


    tom70794 Kannst du mit den zusätzlichen Informationen etwas anfangen?


    Ich bin noch nicht sicher, wie sinnvoll es ist, die Verträge stillzulegen oder gar zu kündigen und mit den Verlusten zu leben, dafür aber für die Zukunft insgesamt besser aufgestellt zu sein. Für Vorschläge bin ich dankbar.

  • Ich bin noch nicht sicher, wie sinnvoll es ist, die Verträge stillzulegen oder gar zu kündigen und mit den Verlusten zu leben, dafür aber für die Zukunft insgesamt besser aufgestellt zu sein. Für Vorschläge bin ich dankbar.

    Hallo phono, das ist menschlich. Unser Gehirn funktioniert so, dass für uns das Realisieren von Verlusten sehr viel schwieriger ist als der Verzicht auf zukünftige Gewinne. Du könntest versuchen, das Großhirn noch stärker ins Spiel zu bringen, indem Du Excel oder das Tabellenkalkulationsprogramm Deiner Wahl bemühst oder auch einen Zinsrechner im Internet.


    Mal angenommen, wenn Du jetzt Riester und die andere Rentenversicherung verkaufst, erhältst du nach Abzug aller Abzüge 30.000 € auf die Hand. Dafür kaufst Du ETF und lässt die 30 Jahre laufen. Was kommt dabei heraus? Wie viel Endwert hätte es statt dessen mit den beiden Produkten gegeben? Dazu müsste man die zukünftigen Renditen wissen. Nehmen wir mal an, dass der ETF 7 % schafft und die anderen Produkte ähnlich anlegen, aber durch die Produktkosten nur 4 % Rendite für Dich herauskommen. Ergebnis ohne Inflation und Steuern:


    ETF: 30.000*1,07^30 = 228.000 €

    Produkte: 30.000*1,04^30 = 97.000 €


    Wie fühlt sich das an für Dich?

  • Danke für die Antwort, Pantoffelheld!


    Mir geht es eben darum, zum jetzigen Zeitpunkt mit den Gegebenheiten das Beste zu tun.


    ETF: 30.000*1,07^30 = 228.000 €

    Produkte: 30.000*1,04^30 = 97.000 €


    Wie fühlt sich das an für Dich?

    Da brauche ich nichts zu fühlen, weil der mehr als doppelte Betrag beim ETF deutlich ist.

  • Mir geht es eben darum, zum jetzigen Zeitpunkt mit den Gegebenheiten das Beste zu tun.

    Ja eben darum geht es doch. Mein Beispiel ist stark vereinfacht und vermeidet die Ablenkungen, die man selbst schon im Kopf hat und die "Berater" gerne befeuern. Es wird aufgezeigt, wie bei einem nicht gigantisch wirkenden Renditeunterschied nach 30 Jahre Welten zwischen den Ergebnissen liegen.


    Wenn die Jaabers kommen, dann stelle Dir einfach die Frage, wie groß Steuervorteile, staatliche Zuschüsse, garantierte Rentenfaktoren usw. in Summe sein müssten, damit sich die Verträge für Dich lohnen.

  • Moin phono


    Das Beste vorher zu sagen ist immer schwierig. Gut ist schon mal wenn die größten Fehler nicht gemacht werden. Was du jetzt probieren solltest ist deinem schlechten Geld, welches ja schon in deinen alten Verträgen steckt nicht noch mehr von deinem guten Geld hinterher zu werfen.

    Damit du eine gute Entscheidung für dich treffen kannst empfehle ich dir ein paar Blogartikel aus dem Hartmut Walz Finanzblog. Damit sollte Dir deine Entscheidung welchen Vertrag du weiterführen solltest und welchen du still legen solltest etwas einfacher gelingen. Diese Entscheidung musst du als mündiger Selbstentscheider alleine treffen, aber das wird dir schon gelingen.


    Viel Spaß und Erfolg beim Finanzen selber machen.



    https://hartmutwalz.de/riester…kommt-einen-neuen-sattel/


    https://hartmutwalz.de/gastbei…orteile-vs-flexibilitaet/


    https://hartmutwalz.de/unsiche…nsversicherer-ein-update/

  • ichbins Danke für die Infos. Wenn die Kosten die Steuervorteile auffressen, lohnt es sich natürlich nicht mehr. So etwas wird einem im Beratungsgespräch natürlich nicht gesagt.


    tom70794 Kannst du mit den zusätzlichen Informationen etwas anfangen?


    Ich bin noch nicht sicher, wie sinnvoll es ist, die Verträge stillzulegen oder gar zu kündigen und mit den Verlusten zu leben, dafür aber für die Zukunft insgesamt besser aufgestellt zu sein. Für Vorschläge bin ich dankbar.

    Wenn Du hier unsicher bist: Hast Du mal überlegt, für einen Honorar-Berater zu zahlen? So ein Forum kann gute Denkanstöße geben und einen Weg weisen, aber für das große Bild und Hilfe bei der Umsetzung haben solche Berater, die frei von Interessenkonflikten sind, ihren Platz. Das kostet vielleicht 500 Euro oder so (andere mögen mich bitte korrigieren) also weniger als was Du durch Provisionen ohneschon verloren hast, und Du bekämst eine individuell und auf jeden Fall unabhängige Antwort.


    Strukturvertriebs-Opfer melden sich hier ja in großer Regelmäßigkeit, alternativ kannst Du in vielen anderen Fäden lesen, was die jeweiligen Leute gemacht haben.

  • Danke euch für die Antworten! Es sind auf jeden Fall einige Denkanstöße dabei. Auch die von Horst Talski verlinkten Blogartikel haben mich ein Stück weiter gebracht.


    Ich hatte bisher gedacht, einigermaßen über die verschiedenen Modelle Bescheid zu wissen, doch insbesondere bezüglich Kosten und Kündigung/Stilllegung habe ich noch Nachholbedarf.


    Zur Flexiblen Privatrente gibt es ein Update:


    Ich habe beim genauen Durchsehen der Dokumente heute entdeckt, dass der Vertrag doch noch keine fünf Jahre alt ist und der Beitrag erst später erhöht wurde. Wird im Fall einer Beitragsfreistellung die Provision bis zum Ende der fünf Jahre aus dem vorhandenen Guthaben weiter gezahlt oder entfällt diese dann? Hier scheint es mir als sei eine Kündigung der beste Weg.


    Was du jetzt probieren solltest ist deinem schlechten Geld, welches ja schon in deinen alten Verträgen steckt nicht noch mehr von deinem guten Geld hinterher zu werfen.

    Diesen Gedankengang hatte ich auch. Lieber rechtzeitig beenden als auch noch weiter zu zahlen.


    Galileo An einen Honorarberater hatte ich auch schon gedacht, wollte mir aber vorab ein paar Meinungen einholen. Werde auch noch weitere Threads hier im Forum lesen.


    Was sagt den heute Dein Bekannter zu der Beratung?

    Der steht voll dahinter und verkauft eifrig weiter.


    Eine weitere Frage hat sich in diesem Zusammenhang noch ergeben: Die Verträge wurden über den Strukturvertrieb geschlossen, welcher als Vermittler bei den Gesellschaften hinterlegt ist. Ich möchte die Verträge, welche fortbestehen sollen, vom Strukturvertrieb lösen, sodass es keine Bevollmächtigungen und keinen Informationsaustausch mehr gibt. Hat hierzu jemand bereits Erfahrungen? Sollte dies den Gesellschaften mitgeteilt werden? Das Vertragsverhältnis zum Strukturvertrieb selbst sollte dann wahrscheinlich auch gekündigt und eine Datenlöschung verlangt werden.