Weltportfolio nach Wirtschaftskraft/BIP-Gewichtung mit MSCI ETFS

  • Nur wenn man sich für eine GDP-Gewichtung entscheidet, wie hält man diese dann praktikabel ausgehend vom o.g. 4er ETF-Portfolio aktuell?

    Gar nicht. Wie ich schon #16 schon ausgeführt habe, versuchst du Gewichte in zweiter Ordnung zu steuern. Das kann nicht vernünftig funktionieren. Entweder man akzeptiert die ganz grobe Orientierung und geht auf 70/30 o.ä. oder man wird richtig feingranular. Deine Zwischenlösung wird zwangsläufig ständig größere Abweichungen erzeugen, die auch nicht so einfach zu rebalancen sind.

  • Also nur ganz oder gar nicht? „In der allergrößten Not bringt der Mittelweg den Tod“, oder wie war das? ;)


    Ich find ihn trotzdem ganz interessant, den Mittelweg an dieser Stelle, da man ja trotz „nur“ 3-5 ETFs im Portfolio (würde auf den Kleinteil zu China ggf. verzichten, dafür aber die Small-Caps noch etwas übergewichtet ergänzen) insgesamt dann die Weltregionen untereinander d.h. Welt vs. EM, in Teilen Welt inkl. Europa vs. Europa, Large/Midcaps vs. Smallcaps etc. ausbalanciert. Und dass ohne jedes Land nach IMF/Weltbankstatistiken einzeln Gewichten zu müssen...


    Letztlich kauft man dann ab einem gewissen Portfoliowert immer nur noch die am schlechtesten gelaufenen Teile nach sofern man nicht umschichtet. Das sollte doch von der re-balancing-Prämie her mindestens so gut laufen wie das reine re-balancing zwischen Welt und EM und man kann zusätzliche Faktorprämien wie den Small-Cap-Faktor mitnehmen, was zwar nicht mehr ganz in die Weltportfolio Logik passt aber die „Welt“ im Sinne von MSCI komplettiert, was bei reinem 70/30 auch nicht gegeben wäre...

  • Bei der Gewichtung nach BIP hat man doch das Ziel im Hinterkopf, den hohen US-Anteil etwas zu schrumpfen, oder? Vor dem Hintergrund hielte ich es für eine pragmatische Lösung, statt 100 Prozent FTSE All-World hiervon nur bspw. 80 zu nehmen, und jeweils 10 Prozent EM und Europa zu ergänzen. Das ist dann nicht BIP-gewichtet, aber man bewegt sich in die gewünschte Richtung, ohne eine zu hohe Komplexität zu schaffen.

  • Exakt das geht ja in die Richtung, die ich mir vorstelle, zumal ich das ganze über SRI-ETFs abbilden würde! Mir schwebt als mittlere Lösung zwischen Marktkapitalisierung und BIP-Gewichtung unter Berücksichtung der Nebenwerte für den Risiko-Teil des Portfolios folgendes vor:


    50,00% UBS ETF (IE) MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (USD)

    25,00% UBS ETF (LU) MSCI Emerging Markets Socially Responsible UCITS ETF (USD)

    10,00% UBS ETF (LU) MSCI Europe Socially Responsible UCITS ETF (EUR)

    15,00% UBS ETF (IE) MSCI World Small Cap Socially Responsible UCITS ETF (USD)


    Hierfür wäre es nur gut, wenn ich die reine BIP-Gewichtung in einer so reduzierten Form (4-5 ETFs) im Blick behalten könnte. Kennt jemand Seiten, die sich mit einem einfachen, angenäherten Aufbau von BIP-Portfolios mit MSCI-ETFs beschäftigen, über die man das langfristig tracken könnte?

  • Hier kannst Du Dir die BIP-Gewichtungen ansehen:


    https://www.imf.org/external/d…@WEO/OEMDC/ADVEC/WEOWORLD


    2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028
    Industrieländer ohne Europa 34,0% 33,8% 33,7% 33,2% 32,8% 32,4% 32,1% 32,0%
    Europa 24,8% 23,7% 23,6% 23,4% 23,2% 22,9% 22,6% 22,1%
    EM 41,2% 42,5% 42,7% 43,4% 44,1% 44,7% 45,3% 45,9%
    100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100%


    Die Tabelle habe ich selbst eben schnell erstellt und kann natürlich Fehler enthalten.


    Ob die EM und Industrieländerdefinition des IWF mit dem von MSCI im Gleichlauf ist, ist mir nicht bekannt. Daher kann es sein, dass in meinem Europa von oben auch Europa-EM (Polen, Tschechien, Ungarn, Türkei?, Griechenland) enthalten ist und somit eine Doppelung entstanden ist.


    Du kannst die Tabelle aber auch auf Einzelländerebene herunterladen und selbst Belieben nach MSCI-Standards gewichten.

  • Klingt nach einer grundsätzlich guten pragmatischen Strategie! Birgt nur eben aber auch das Risiko, das Kommer verstecktes Markettiming nennt, also dass man dann die Gewichtungen (vll. auch ungewollt) dann immer wieder so ändert, dass man den gut gelaufenen ETFs nachläuft statt konsequent mit einer selbst festgelegten Gewichtung zu rebalancen...

    Ich bin jetzt seit 3,5 Jahren dabei und habe 'nur' 3 Indizies. Zugegeben, ich bin inzwischen bei einem niedrig 6-stelligen Depotwert. Man braucht schon eine gewisse Sturheit weiter regelmäßig Geld in einen Loser-Index zu investieren.;)

    Wir reden in meinem Fall dann mal eben von einigen Tausend €, die man an Rendite hat liegen lassen, was man dann auch regelmäßig beim Blick ins Depot sieht. Insofern macht es einem die 1-ETF-Lösung einfach. Man sieht nicht ständig wie viel besser/schlechter eine bestimmte Region läuft und fängt an zu grübeln.


    PS: Möglicherweise zeigt sich dann in 20 Jahren, dass diese Sturheit eine große Dummheit gewesen ist.:/

  • RNowotny: Das geht auf jeden Fall schon mal in die richtige Richtung! Die Zuschnitte der Welt von Morgan Stanley finde ich hier ganz gut dargestellt: https://www.justetf.com/de/new…e-die-welt-einteilen.html

    So ganz übernander passt das natürlich nicht, aber für eine Näherung könnte es reichen. Vielleicht aktualisiert die Finanztest die jeweiligen Berechnungen ja auch regelmäßig oder Kommer konkretisiert in seiner Neuauflage 2023 die Gewichte für das laut seinen Zahlen ja überlegene BIP-Welt-Portfolio in praktikabler Art... :/


    monstermania: Ich glaube man muss sich ganz konsequent sagen, dass man die relativ "unterbewerteten" Anteile des Portfolios zu relativ günstigen Preisen nachkauft! :thumbup:

  • Ich glaube man muss sich ganz konsequent sagen, dass man die relativ "unterbewerteten" Anteile des Portfolios zu relativ günstigen Preisen nachkauft! :thumbup:

    Das ist schon klar. Nur wer weiß schon mit Gewissheit, ob und wann die 'unterbewerteten' Anteile des Portfolios wieder überdurchschnittlich performen.:/

    Als warnendes Beispiel nenne ich mal Japan. Nach dem Platzen der japanischen Aktienblase wartet man jetzt schon 30 Jahre, dass Japan wieder aufholt.

    Kann ja auch sein, das Japan nochmal 30 Jahre weiter seitwärts läuft und dann die Kurse explodieren. Dürfte dann aber für unser 'Anlegerleben' zu spät kommen.

    Diese Problematik hat man in einem rein MCAP gewichteten All World ETF gar nicht erst.;)

  • Was heißt "nicht schlecht"? 1,66% im Jahr nominal sind schon schwach für ein Investorenleben. Davon musst du noch die Inflation abziehen. Die war in den letzten Jahrzehnten in Japan extrem niedrig, aber bei der Ausgangsbasis tut das auch weh. Und dann gehen da noch Steuern ab. Sind nicht viel Gewinne, aber dann dürften wir bei einer realen Nachsteuerperformance von 1% liegen.

  • Ja, das Beispiel Japan stimmt schon, auch dahingehend wie viel besser zum Beispiel eine simple US-Staatsanleihe über 30 Jahre seit Beginn der 1990er performt hätte!


    Nur: Passt das Beispiel zu meinem angestrebten Portfolio? Ein einzelnes Länderrisiko ist bei meinem UBS-SRI-Portfolio oben sicher raus, genau wie Sektorrisiken! Gerade weil ich bezüglich des US-Übergewichts eher Bedenken habe, erhöhe ich ja die anderen Weltregionen etwas, insofern wird ja gerade das größte bisherige Einzelländerrisiko reduziert. Und ich finde, dass es gerade der MCAP-Ansatz von MSCI zeigt, wie US-fokussiert die ganze Bewertung ist. Und sei es nur dadurch, dass der ganze Zuschnitt der Welt in USD gerechnet wird. Also wenn die "US-Blase" platzt, oder der USD als Weltleitwährung abgelöst wird, triffts die reinen MCAP Anhänger m.E. am heftigsten. Und mal umgekehrt gedacht: Würdet ihr ganze Weltregionen abschreiben? Also wenn so kleine Länder wie Indien und China (und der ganze Rest der EM) wirtschaftlich völlig abschmieren oder ganz Europa (bei mir um 10% erhöht) völlig von der Bildfläche verschwindet, dann haben wir noch ganz andere Probleme fürchte ich... 8o

  • Wie ich bereits schrieb, habe ich ja auch mit 70% World / 30% EM eine von der MCAP abweichende Gewichtung. Und ich bleibe da auch standhaft.

    Es ist trotzdem nicht schön bei jedem Blick ins Depot zu sehen, um wieviel schlechter der EM-ETF im Vergleich zum World-ETF in den letzten Jahren performt hat. Und dann kommt man schon mal auf die Idee kurz mal nachzurechnen wie viel Geld (Rendite) man aktuell hat liegen lassen.<X

  • monstermania: Und eine Sache sollte man glaube ich nicht unterschätzen, egal ob einzelne Bausteine im Porftolio dann den MSCI-World temporär outperformen oder nicht. Und das ist die Re-Balancing-Prämie als solche. Ich meine mich an Studien zu erinnern, die besagen, dass allein das Re-Balancing je nach Lage über einen Prozentpunkt Gesamtrendite beisteuert. Und die nehme ich neben der breiteren Streuung bzw. Diversifikation weltweit und mehr Steuerungsmöglichkeiten dann doch im Gesamtergebnis gerne mit! :)

  • Was heißt "nicht schlecht"? 1,66% im Jahr nominal sind schon schwach für ein Investorenleben. Davon musst du noch die Inflation abziehen. Die war in den letzten Jahrzehnten in Japan extrem niedrig, aber bei der Ausgangsbasis tut das auch weh. Und dann gehen da noch Steuern ab. Sind nicht viel Gewinne, aber dann dürften wir bei einer realen Nachsteuerperformance von 1% liegen.

    Klar ist es mies, da hast Du natürlich recht … meine Annahmen 100.000 / 250 sind aber auch denkbar ungünstig, und schon da ist es zwar mies, aber keine Totalhavarie. Wollte nur signalisieren, dass sich eine miese Einmalanlage durch regelmäßiges Zukaufen relativieren kann.

  • monstermania: Verstehe ich emotional völlig! Nur: Zeigt dir dein Online-Banking dann später an, um wie viel besser der Welt-Baustein gelaufen ist, weil du dann vorher z.B. mal von EM in Richtung Welt umgeschichtet hast? Nein. Und wenn man neben der Political-Risk-Premium (EM) z.B. auch die Small-Cap-Prämie versucht etwas zu spielen, dann wird das in der Gesamtkomposition des Portfolios auch nicht wirklich dargestellt. Gesamtvergleich mit dem MSCI-World geht immer, aber ich glaube mit den vier Bausteinen kann ich in der Gewichtung gut leben bzw. schlafen! 8)

  • Ich meine mich an Studien zu erinnern, die besagen, dass allein das Re-Balancing je nach Lage über einen Prozentpunkt Gesamtrendite beisteuert. Und die nehme ich neben der breiteren Streuung bzw. Diversifikation weltweit und mehr Steuerungsmöglichkeiten dann doch im Gesamtergebnis gerne mit! :)

    Die Studien kenne ich auch.

    Nichtdestotrotz werden dabei immer Vergangenheitswerte betrachtet. Die EM gibt es als Index seit 1989. Darauf folgte der Zusammenbruch des Ostblocks und der große Aufbruch von China.

    Aktuell sieht es für mich auf der Welt eher nach einer neuen Blockbildung aus. Was werden die nächsten 30 Jahre bringen?:/
    Ich habe nur einen Anlagezeitraum in dem ich meine Rendite erwirtschaften kann. Nutzt mir auch nix, wenn sich mein 70/30-Portfolio in 40 Jahren auszahlt. Dann bin ich entweder schon Tod oder stehe zumindest mit einem Bein in der Kiste.

    Wie ich bereits schrieb. Dereinst werden wir uns als alte Männer darüber austauschen, welche Portfolioaufteilung das Optimum in den Jahren 2020-2050 war.;)

    Ich bleibe meiner Strategie auch treu!

    Gesamtvergleich mit dem MSCI-World geht immer, aber ich glaube mit den vier Bausteinen kann ich in der Gewichtung gut leben bzw. schlafen! 8)

    Na dann ist es doch gut!

    Und in 10 Jahren kannst Du uns ja mitteilen, ob Du Deinen 4 Bausteinen und Deiner Strategie treu geblieben bist.

  • Zum Thema Rebalancing kann ich das Buch "The Intelligent Asset Allocator" empfehlen, auch wenn das Buch schon 20 Jahre alt ist (alle guten Investmentbücher müssen jahrzehntealt sein). Man muss sich dabei folgendem bewusst sein:

    - Die "Prämie" ist im Wesentlichen eine höhere Rendite bei gleicher Volatilität oder alternativ eine geringere Volatilität bei gleicher Rendite. Das bedeutet nicht unbedingt, dass die maximal mögliche Performance steigt.

    - Ob es eine Prämie gibt, ist im Wesentlichen davon abhängig, wie sich die einzelnen Bestandteile entwickeln. Diese müssen unkorreliert sein und schwanken. Hat man z.B. ein Depot aus einem Wert, der nur steigt und einem der nur fällt, ist Rebalancing kein Vorteil, da man dem schlechten Geld noch gutes hinterherwirft. Beispiel des Autors ist ein Depot aus japanischen und amerikanischen Aktien. Hier wäre es seit den späten 80ern sicherlich sinnvoll gewesen, kein Rebalancing durchzuführen.


    Das Beispiel gilt übrigens auch heute noch:

    https://curvo.eu/backtest/port…art%22%3A%221988-01%22%7D

    Zwischen "No Rebalancing" und "Yearly Rebalancing" liegen 1,1 Millionen. Ist immer noch um Längen besser als das reine Japan-Portfolio, aber halt kein Rebalancing-Bonus