ETF: Reicht einer?

  • Guten Tag zusammen


    Ich bespare seit mehreren Jahren einen thesaurierenden ETF (IShares Core MSCI World USD IE00B4L5Y983) und bin damit ganz zufrieden.

    Das ist der absolute Großteil meiner Geldanlage (ca. 60%, ansonsten noch Tages/Festgeld).


    Ich habe noch, vor allem aus Neugier damals, in weitaus geringerem Umfang einen 2. ETF bespart (Dow Jones Global Sustainability USD IE00B57X3V84).

    Von Einzelaktien habe ich bis auf ein paar wenige, die ich langfristig halte, Abstand genommen.


    Grundsätzlich sind die Fragen bei langfristigem Anlagehorizont ohne spezifische Interessen an bestimmten Bereichen:


    - 1 oder >1 ETF? 2 ETFs nur sinnvoll, wenn dadurch die Diversifizierung auch tatsächlich steigt (und man nicht nur einfach mehr der größten Posten akkumuliert durch eine ähnliche Zusammensetzung), und ein All-Countries MSCI-World hat ja schon signifikante Überschneidungen mit dem MSCI World. Somit die Frage: welcher wirklich andere ETF würde sich empfehlen? Der quasi in punkto Sicherheit und Rendite vergleichbar ist

    - hier auch: Ist der Dow Jones Global Sustainability als solcher "Zweit-ETF" geeignet? Ist nicht im dazugehörigen Artikel auf FT empfohlen (Nachhaltige ETFs), aber lief bei mir in der Vergangenheit ganz gut und verlässlich.

  • Kurz gesagt: Ja, einer reicht. Man muss es nicht mit grün weichgespültem Zeugs verkomplizieren.


    Der allereinzige Grund, der einen weiteren ETF notwendig machen würde, wäre: wenn Du eine größere Diversifizierung willst. Das wäre zur Ergänzung Deines MSCI World ein auf kleine Unternehmen setzender ETF und/oder einer, der in die Emerging Markets investiert.


    Wenn man will, kann man freilich aus Spaß an der Freude x andere ETFs besparen. Aber notwendig ist es nicht, und wenn man die Geldanlage nicht zum Hobby machen will, würde ich es auch nicht empfehlen.

  • Zumal du mit dem MSCI World ja bereits einen vergleichsweise stark diversifizierenden ETF gewählt hast.

    Ansonsten hast du ja bereits eine passende Alternativeempfehlung erhalten. Alles andere kumuliert dann mit Wünschen und Erwartungshaltungen.

    Finance-Facts erscheinen jeden Monat neu und immer mit dem Blick auf die Fakten.

  • Der quasi in punkto Sicherheit und Rendite vergleichbar ist

    An diesem Anspruch scheitert die Frage m.E. schon.

    Vergleichbar sind eben andere World oder All World ETFs, die logischerweise keinen Mehrwert bieten, wenn man Anbieterdiversifikation und Steueroptimierung durch das Umgehen von fifo mal außen vor lässt.


    Wie schon angemerkt wären die typischen Beimischungen Small Caps und oder EM, um die Diversifikation noch weiter zu steigern.

  • Somit die Frage: welcher wirklich andere ETF würde sich empfehlen? Der quasi in punkto Sicherheit und Rendite vergleichbar ist

    Ich tue mich schwer im Rahmen eines Aktien-ETF von 'Sicherheit' zu sprechen.:/

    Aktien(ETF) gehören eindeutig in die Schublade Risiko. Auch ein MSCI World hat in der Vergangenheit schon mal 50% an Wert verloren. Sicherheit sieht für mich irgendwie anders aus.


    Grundsätzlich bis Du mit einem ETF auf den MSCI World bereits ausreichend gut diversifiziert. Sinnvoll im Sinne von keine Überschneidungen wäre eine Investition in einen ETF mit kleinen Firmen (Small Caps) z.B. MSCI World SC oder eine Investition in die Schwellenländer (EM). Mit einem MSCI EM IMI könnte man sogar gleichzeitig die EM und die kleinen Firmen in den EM abbilden.

    Ob das ganze dann sinnvoll für Dich ist, steht aber auf einem ganz anderen Blatt...

    Ich bespare seit mehreren Jahren einen thesaurierenden ETF (IShares Core MSCI World USD IE00B4L5Y983) und bin damit ganz zufrieden.

    Bist Du der Ansicht, dass Deine Zufriedenheit mit einem zusätzlichen ETF steigen würde?:/

    Es gilt das Motto 'Gut Genug ist besser als (scheinbar) perfekt'.


    PS: Es kann durchaus sinnvoll sein, alle paar Jahre mal einen anderen ETF auf den gleichen Index zu besparen.

    Im Falle des späteren Verkaufs von Anteilen hast Du damit mehr Flexibilität. So kannst Du z.B. immer Anteile von dem ETF verkaufen auf dem die niedrigsten Gewinne aufgelaufen sind (Steueroptimierung).

  • Mir reicht einer. Und wenn ich von mir jetzt hochrechne, dann reicht Euch allen auch nur einer. :)

    Ja, mir hätte auch einer gereicht.

    Jetzt habe ich aber 3 und kann auch damit (gut) leben.;) Ob nun in 30 Jahren einer oder 3 besser gewesen wäre ist wahrscheinlich auch egal...

    Breit gestreut, nie bereut. Ob nun mit 1, 2 oder 3 ETF.

  • Vielen Dank für die schnellen und informativen Antworten.


    Als Quintessenz ist mein aktueller Plan, noch langsam und nach und nach, in einen EM ETF zu investieren. Mein Broker (darf ich hier nennen?) hat da nicht die allergrößte Auswahl, daher tensidere ich zu Amundi MSCI Emerging Markets LU1681045370/.


    wenn man Anbieterdiversifikation und Steueroptimierung durch das Umgehen von fifo mal außen vor lässt.


    Oh Steueroptimierung mit fifo ist ja ein interessantes Thema. Habe mich gerade ein bisschen eingelesen. Ist das okay, wenn ich hier noch dazu frage oder wäre das off-topic?


    Hab mir bereits ein Depot bei einem anderen günstigen Broker eingerichtet, der Unter- bzw. mehrere Depots für eine Person bietet. Aber: Ich bin noch (lange) nicht in der Entnahmephase, weshalb ich mich frage, ob ich nun überhaupt schon aktiv werden sollte.


    Um das ganz sauber zu haben, sollte ich mir erst versuchen zu rekonstruieren, wie viele wie alte ETF-Anteile in meinem Depot sind.

    Der Idee nach würde ich mein angespartes ETF-Volumen auf mehrere Depots verteilen. Der erste Transfer wären die ältesten ETFs (mit dem meisten Gewinn), usw.. Bei einem Verkauf bzw. einer Entnahme würde ich dann aus meinen verschiedenen (Sub-) Depots, die sich im Anteil selbst investiertes Volumen und Rendite unterscheiden (je nachdem wie alt sie sind) einen gemeinsamen "Mix" verkaufen, um dann möglichst nah am Freibetrag zu sein.


    1) Ist diese Herleitung halbwegs richtig?

    2) Gibt es eine einfachere Art als die eigenen Käufe in der Broker-Historie zu analysieren, um abzuschätzen, welche ETF-Anteile ich wann mit aktuell welcher Rendite gekauft habe?

    3) Diesen beschriebenen Transfer auf verschiedene Sub-Depots kann ich doch eigentlich egal wann machen, solange ich es noch in der Ansparphase mache, oder? Oder wäre es klug, das jetzt schon zu machen und sich dann bezüglich der Wahl, welchen "Topf" man wie füllt und wann man zum Beispiel auf den nächsten übergeht, eine Regel auszudenken wie zum Beispiel alle X Jahre ein neues Depot zu besparen?

  • Hab mir bereits ein Depot bei einem anderen günstigen Broker eingerichtet, der Unter- bzw. mehrere Depots für eine Person bietet. Aber: Ich bin noch (lange) nicht in der Entnahmephase, weshalb ich mich frage, ob ich nun überhaupt schon aktiv werden sollte.

    Eine Pflicht dazu, das zu tun, gibt es meines Wissens nicht.

    Der Idee nach würde ich mein angespartes ETF-Volumen auf mehrere Depots verteilen. Der erste Transfer wären die ältesten ETFs (mit dem meisten Gewinn), usw.. Bei einem Verkauf bzw. einer Entnahme würde ich dann aus meinen verschiedenen (Sub-) Depots, die sich im Anteil selbst investiertes Volumen und Rendite unterscheiden (je nachdem wie alt sie sind) einen gemeinsamen "Mix" verkaufen, um dann möglichst nah am Freibetrag zu sein.


    1) Ist diese Herleitung halbwegs richtig?

    2) Gibt es eine einfachere Art als die eigenen Käufe in der Broker-Historie zu analysieren, um abzuschätzen, welche ETF-Anteile ich wann mit aktuell welcher Rendite gekauft habe?

    3) Diesen beschriebenen Transfer auf verschiedene Sub-Depots kann ich doch eigentlich egal wann machen ...

    1. Ja.


    2. Vielleicht. "Abschätzen" ist sicher keine gute Methode. Die jeweilige Depotbank hat die Daten. Fragt sich, ob sie diese herausrückt (ggf. kostenpflichtig?)


    Ich kann die entsprechenden Daten aus meiner Depotdatei entnehmen. Mir ist das einfach genug. Ich habe in dem entsprechenden Excelblatt auch eine Rubrik "fiktive Steuern". Dort steht das, was mir an Abgeltungssteuer abgezogen werden würde, wenn ich heute das ganze Depot versilbern würde.


    3. Klar.

  • Bist Du der Ansicht, dass Deine Zufriedenheit mit einem zusätzlichen ETF steigen würde?:/

    Es gilt das Motto 'Gut Genug ist besser als (scheinbar) perfekt'.

    Ich mag den Einschub, vor allem die indirekte Frage: Was erhoffst du dir genau?

    Finance-Facts erscheinen jeden Monat neu und immer mit dem Blick auf die Fakten.

  • Ich mag den Einschub, vor allem die indirekte Frage: Was erhoffst du dir genau?

    Ich wollte nur den Fragesteller zum Nachdenken anregen. Warum etwas ändern, wenn er doch lt. eigener Aussage zufrieden ist?

    Ich baue doch auch nicht meine Küche um, wenn ich mit meiner Küche zufrieden bin. ;)

  • hier ein paar kritische Anmerkungen zu "ETF: reicht einer?"


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    Ist es irrelevant, wenn im MCSI World einige wenige Unternehmen ein erhebliches Gewicht haben bzw. bekommen - hauptsache, der Gesamt-Index-Kurs steigt? Besteht ein Risiko, wenn einzelne von diesen Schwergewichten doch irgendwann aus irgendeinem Grund einbrechen solten? Oder wird dann einfach der Index-Inhalt entsprechend angepasst? (Wie ist es damals mit dem Schwergewicht Japan gelaufen? Kann man da irgendwo etwas genaueres nachlesen?)

    Helfen da "synthetische" ETF - oder fahren die nur unter fremder Flagge und "versprechen" lediglich, dass sie einem Orientierungspunkt (dem Index) folgen?

    Sehr interessant in dem o.g. Beitrag fand ich den Hinweis auf Linde. Die "mussten" (???) aus dem DAX raus, weil sie dort ein zu grosses Gewicht bekommen haben und selbst verstärkt Umorganisation von Fonds (und damit Kosten?) erzwungen haben?

    Haben physisch replizierende ETF eigentlich dasselbe prinzipielle Problem? Oder können die trotzdem ihren Aufwand (ihre Kosten) gering halten?

  • Sehr interessant in dem o.g. Beitrag fand ich den Hinweis auf Linde. Die "mussten" (???) aus dem DAX raus, weil sie dort ein zu grosses Gewicht bekommen haben und selbst verstärkt Umorganisation von Fonds (und damit Kosten?) erzwungen haben?

    Die „mussten“? Gezwungen von wem? Sagt wer? Das war doch eine Entscheidung des Unternehmens.

  • Die „mussten“? Gezwungen von wem? Sagt wer? Das war doch eine Entscheidung des Unternehmens.


    Deutsche Börse hebt nach Linde-Abgang DAX-Kappungsgrenze an
    Die Deutsche Börse hebt die sogenannte Kappungsgrenze im DAX an. Was technisch klingt, ist von großer Bedeutung für die Unternehmen, die im deutschen Leitindex…
    www.tagesschau.de


    Hier gibt es etwas Hintergrund dazu.

  • Der Index versucht die Weltwirtschaft nachzumodellieren, wenn es in der echten Welt Schwergewichte gibt, dann sollten die sich auch im Modell wiederfinden. Das trägt zwar nicht zur Risikostreuung bei, aber zur Abbildung der wirtschaftlichen Entwicklung.

    Solange die Klumpen überschaubar bleiben, dann geht das in Ordnung. Die großen 10 entsprechen grob 20%, wenn ich das richtig erinnere. Daher wäre ich mathematisch entspannt. :)


    Dass da teilweise Leute in Finanz- und Personalverantwortung sind, denen ich persönlich nicht einmal eine Handameise anvertrauen würde, ist wieder ein anderes Thema. :rolleyes:

  • Danke! Also „mussten“ im Sinne von: „wollten gewissen DAX-Regeln ausm Weg gehen“ … okay. Inwiefern das für die Unternehmensentscheidung ausschlaggebend war, ist wohl schwer zu entscheiden - eine gut klingende Teil-Begründung war es aber sicher.