Was bekommt man zurück bei Kündigung Riester?

  • Hallo in die Runde,


    mein Freund hatte damals einen sehr cleveren Versicherungsvertreter, der an ihm ordentlich Geld gemacht hat.

    Er hat ihm einen Riester-Vertrag (DWS RiesterRente Premium) mit 33 Jahren geplanter Laufzeit verkauft - und zwar mit einer monatlichen Rate von 250 Euro (!) :-(((( Das ärgert mich noch viel mehr als die Tatsache, dass er überhaupt einen Riester-Vertrag gemacht hat.


    Mittlerweile ist die Rate runter auf das Minimum bei 2 Kinderzulagen (d.h. Zulagen 175+300+300).


    Folgende Fragen habe ich noch nicht beantworten können, vielleicht weiß hier jemand die Antwort:

    • sehe ich es richtig, dass er quasi für 33 Jahre Laufzeit die Abschlussgebühren basierend auf der Rate von 250 Euro gezahlt hat? Ich vermute man hat keine Chance da was zurück zu fordern, weil er jetzt nur das mindeste einzahlt um die Zulagen zu bekommen... oder doch?
    • Was genau würde er zurück bekommen, wenn man den Vertrag jetzt kündigen würde? Die Fonds sind aktuell ordentlich im Minus... Bekommt er folgendes:
      • Aktuellen Wert der Fonds - Zulagen - Abschlussgebühren? ODER
      • Seine Einzahlungen - Zulagen - Abschlussgebühren?
    • Welche Möglichkeiten gibt es, wenn man den Vertrag ab heute beitragsfrei stellen würde, oder ein Minimum einzahlt, z.B. 5 Euro im Monat oder so?
      • Angenommen die Fonds haben 0% Rendite erwirtschaftet, bekommt er dann trotzdem das, was er eingezahlt hat + die Zulagen? Was ist mit den ganzen Gebühren? Werden die noch abgezogen oder ist das quasi das Pech des Anbieters (d.h. wenn die Fonds 0% erwirtschaftet haben, dann bleiben die Kosten beim Anbieter...)

    Vielen Dank!

  • Hallo Was_tun_? , willkommen im Forum.


    Schön, dass dein Freund dir alles so genau erzählt hat. Ihr scheint euch wohl öfter zu sehen, zum Beispiel jeden Morgen im Rasierspiegel?


    Zur Sache fehlt noch mindestens die Angabe, wie lange der Riester bereits läuft. 2 Jahre? 5 Jahre? 10 Jahre?

    Gruß

    Alexis

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Ok, die Steuervorteile, die über die Steuererklärung gewährt wurden, sind dann natürlich auch zurück zu zahlen... das hatte ich nicht bedacht.


    Unterm Strich lohnt sich eine Kündigung also nicht, denn die Fonds sind im Minus... d.h. es würde viel weniger ausgezahlt werden, als einbezahlt wurde.


    Danke! Das ist schonmal wichtig zu wissen, denn ich war mir nicht sicher, ob man die Einzahlungen (also die monatlichen Raten) oder den aktuellen Wert bekommen würde.

  • Ja, wir sehen uns täglich und haben auch 2 Kinder zusammen ;) Daher kenne ich auch die Details.


    Leider läuft er seit 2010 und die Beiträge wurden erst 2017 reduziert. D.h. die Abschlussgebühren sind weg.. über 5k... schon sehr krass.


    Nun ist die Frage: In den sauren Apfel beißen und nichts mehr einzahlen, oder weiterhin die Zulagen mitnehmen (175+600) und dann aber 110 Euro pro Monat einzahlen?

    Oder aber die 110 Euro in einen ETF zahlen und am Ende mehr davon haben.


    Mal angenommen es wird nicht weiter eingezahlt... bekommt man dann später trotzdem die bisher eingezahlten Beiträge + Zulagen? Minus die ganzen Gebühren, oder ist dass das Risiko von DWS, wenn die Fonds so schlecht performen, dass nichtmal soviel dabei rumkommt um die Gebühren zu decken?

    Das verstehe ich noch nicht so richtig... überall steht, dass man garantiert die einbezahlten Beiträge und Zulagen bekommt... aber was ist, wenn die Fonds weiterhin im Minus bleiben?

  • Die DWS gehört dem https://www.ombudsstelle-inves…de/schlichtungsverfahren/ an

    Vielleicht dort beschweren, auch über den Vermittler.

    Beim Versicherungsombudsmann geht das.

    Das ist ein super Hinweis. Ich habe bereits angefragt, ob zusätzlich noch doppelte Abschlussgebühren durch z.B. die Beantragung der Kinderzulagen berechnet wurden ... das darf ja seit 2019 nicht mehr passieren.

    Wenn da nichts bei rumkommt werde ich damit auch zu der Schlichtungsstelle gehen. Der Vermittler macht den Job nicht mehr... hat wahrscheinlich so gut verdient, dass er nicht mehr arbeiten braucht. Aber ich werde es dort dennoch mal anbringen.

  • Ohne jetzt den genauen Vertrag zu kennen, würde wohl bei Eurer Situation (2 Kinder) die Zahlungen mit der Mindestsumme weiter laufen lassen und die Förderung mitnehmen. Wenn die Förderung für die Kinder ausläuft würde ich den Vertrag stilllegen.

    Die Abschlusskosten sind eh weg (Lehrgeld).

    Mal angenommen es wird nicht weiter eingezahlt... bekommt man dann später trotzdem die bisher eingezahlten Beiträge + Zulagen? Minus die ganzen Gebühren, oder ist dass das Risiko von DWS, wenn die Fonds so schlecht performen, dass nichtmal soviel dabei rumkommt um die Gebühren zu decken?

    Das verstehe ich noch nicht so richtig... überall steht, dass man garantiert die einbezahlten Beiträge und Zulagen bekommt... aber was ist, wenn die Fonds weiterhin im Minus bleiben?

    Ja, später bekommst Du das. Im Zweifel muss Dir der Anbieter den fehlenden Betrag zur Garantiesumme zuschießen.

    Aber später meint eben möglicherweise in 30 Jahren. Und in den nächsten 30 Jahren wird Dein Guthaben schön weiter von der Inflation aufgefressen und Du bekommst dann irgendwann eine 'Riester-Rente' von ein paar Euro, die Du dann auch noch versteuern darfst. Dafür kannst Du dann evtl. einmal im Monat essen gehen.

    Das läuft dann unter Opportunitätsverluste.

    Hier dazu mal ein Beitrag von Hartmut Walz: https://hartmutwalz.de/haette-…osten-bei-der-geldanlage/


    Alternative: Du kündigst, förderschädlich zahlst das restliche Geld aus der Kündigung in einen ETF-Sparplan ein und besparst diesen zukünftig. Damit baust Du einfach darauf, dass in 30 Jahren dann mehr Geld (Rendite) dabei heraus kommt.


    Was sollte man tun: Man muss sich mal etwas mit Excel beschäftigen und ausrechnen, welche Rendite man über 30 Jahren erzielen muss um den Riester-Vertrag renditetechnisch zu 'schlagen'. Und sich dann überlegen, ob man das auch als realistisch einschätzt.


    PS: Riester-Verträge unterliegen einem Bestandsschutz bei einem evtl. späteren Bezug von Sozialleistungen. Das soll kein Grund sein einen Riester zu behalten aber man sollte sich dieses Umstands zumindest bewusst sein.

  • Haaaaaalt Stop! Das hat niemand gesagt!

    ok... d.h. es würde ggf. doch Sinn machen die Verluste (Fonds im Minus, 5k Abschlussgebühren bereits gezahlt, Steuervorteile zurückzahlen) in Kauf zu nehmen und das Geld z.B. in einen FTE zu stecken?

  • Ja, ggf.

    Einfach mal durchrechnen würde ich sagen. Letztlich also das machen, was monstermania geschrieben hat.

    Ich habe beispielsweise meinen Riester gekündigt (mit Verlust) und als EK für die Immo verwendet. War einfach der bessere Deal

  • Ja, ggf.

    Einfach mal durchrechnen würde ich sagen. Letztlich also das machen, was monstermania geschrieben hat.

    Ich habe beispielsweise meinen Riester gekündigt (mit Verlust) und als EK für die Immo verwendet. War einfach der bessere Deal

    Dieses "einfach mal durchrechnen" ist für viele halt leider nicht so einfach.

  • Dieses "einfach mal durchrechnen" ist für viele halt leider nicht so einfach.

    Dann muss man sich Hilfe holen. Die Verbraucherzentralen sind hier ein guter Anlaufpunkt um den Riester-Vertrag und die Rendite zu prüfen/berechnen.

    Ja, das kostet zwar etwas Geld. Aber das ist dann u.U. gut angelegtes Geld.


    Für die Berechnung eines ETF-Sparplans gibt es diverse Rechner im Internet. Ich nutze hier gern den Rechner von: https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.php

    Das schöne ist hier, dass man sich auch die notwendige Rendite berechnen lassen kann. Wenn ich also weiß, dass der Riester eine Garantiesumme von 50.000€ erzielt (und nur mit der Garantie würde ich rechnen) kann ich anhand der der Einmalzahlung und der monatlichen Sparsumme recht einfach berechnen, welche Rendite ich in den nächsten x Jahren benötige um mit einem ETF-Sparplan den Riester renditetechnisch schlagen zu können.

    Klar, man muss immer noch interpretieren, ob die Renditeerwartung dann auch realistisch ist. Aber wenn man mit dem ETF-Sparplan nachher auf 30 Jahre unter < 5% p.a. notwendiger Renditeerwartung liegt, würde ich das Risiko durchaus eingehen.

  • Danke, das hilft mir schon sehr. Ich denke ich bin in der Lage es selbst zu berechnen.


    Noch eine Frage: Ich habe DWS gefragt wer denn meinen Vertrag betreut, da eine Vermittlerprovision in der Jahresabrechnung steht und mein ehemaliger Vermittler macht den Job ja nicht mehr.


    Nun war die Antwort, dass der Vertrag von Fundaccess betreut wird und ob ich einen Vermittlerwechsel wünschen würde.


    Kann mir da jemand was zu sagen? Kann ich auch einfach sagen, dass ich keinen Vermittler mehr haben möchte?

    Oder macht ein Wechsel Sinn? Eine kleine Recherche ergab, dass man z.B. zu https://www.fondsportal24.de/ wechseln könnte und die werben natürlich mit Rabatten... wobei sie wahrscheinlich dann auch wieder irgendwelche Wechselgebühren nehmen, oder?
    Zumal mir auf Aufmachung der Website sehr zu denken gibt ;) Sieht aus als wäre da jahrelang nichts dran gemacht worden.

  • Ja, aber wie du merkst, kümmere ich mich darum... auch wenn er letztendlich natürlich die Unterschrift leisten muss.


    Ja, bei denen habe ich auch geschaut... aber ich möchte mich nicht auf irgendwelche Internetseite verlassen, denn wir wir alle wissen möchte jeder an den Verträgen verdienen...

    Bierl sagt übrigens, dass sie auch nur bei neuen Verträgen oder Erhöhungen Rabatte anbieten, sie prüfen bestehende Verträge und beraten dazu. Nur habe ich noch nicht herausgefunden, ob es wirklich kostenfrei ist, wenn man den Vermittler (Berater) wechselt.

  • Nach den Vorerfahrungen Deines Freundes mit Versicherungsvertretern und Finanzberatern wäre ich auch vorsichtig einer neuen Finanzberatung, die im Zweifel ja auch Geld verdienen muss.


    Wie Du schreibst, sind die Abschlusskosten bei der RiesterRente Premium schon am Anfang für einen überhöhten Beitrag für 33 Jahre angefallen.


    Da wäre meine Frage, ob der damalige Berater seine Empfehlung begründet hat und ob es möglicherweise noch Ansprüche aus Falschberatung geben könnte.


    Die DWS bot damals ja mit der DWS TopRente noch einen anderen, sehr ähnlichen Riesterfondssparplan an, bei dem die Abschlusskosten über die gesamte Laufzeit verteilt worden wären. Auch dass die Einzahlungshöhe überhöht sein könnte und zudem wegen Kindern, schwankendem Einkommen o.ä. ein Interesse an mehr Flexibilität bestehen könnte, war für den Berater möglicherweise erkennbar.


    Frage wäre daher an den Berater von damals, aus welchen nachvollziehbaren Gründen er damals nicht die viel flexiblere DWS TopRente empfahl. Gab es wenigstens einen Vergleich beider Modelle?