Gibt es/lohnen sich Nettotarife bei der privaten Krankenversicherung (PKV) für Beamte - lohnt sich ein Honorarberater

  • Hallo,


    ich strebe eine Verbeamtung an, deswegen frage ich mich:

    Gibt es Nettotarife bei der privaten Krankenversicherung (PKV) für Beamte? D.h. Tarife bei denen keine Provision an einen Makler fließen? Auf Dauer könnten die sich ja lohnen.


    Nach meinen Verständnis kann man einen solchen Tarif nur über einen Honorarberater abschließen. Stimmt das oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?

    Lohnt sich ein Honorarberater allgemein, abgesehen von den möglichen Nettotarifen bei der PKV für Beamte? Oder reicht da ein normaler Makler? Man "muss" ja so oder so in eine eine PKV.


    Danke schonmal!

  • Hallo.


    Grundsätzlich:

    Beamte müssen sich nicht privat versichern, gesetzliche Krankenversicherung (AOK und Co.) ist weiterhin möglich, im Regelfall aber nicht die angestrebte Variante.


    Speziell auf den Fall bezogen:

    Dr. Schlemann hat vielleicht (?) ein paar Gedanken zu den aufgeworfenen Fragen.

  • Beamte müssen sich nicht privat versichern, gesetzliche Krankenversicherung (AOK und Co.) ist weiterhin möglich, im Regelfall aber nicht die angestrebte Variante.

    Wenn ein Beamter als freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung bleibt (was in jedem Bundesland möglich ist), freut sich der Dienstherr, denn der Beamte zahlt in diesem Fall (mit wenigen Ausnahmen) den vollen Krankenversicherungsbeitrag von aktuell etwa 16%. Einen Arbeitgeberzuschuß gibt es nicht, die übliche Beihilfe beschränkt sich auf minimale Werte.


    Zumindest im Bundesland Hamburg ist es seit einigen Jahren möglich, daß ein Beamter sich zwischen Beihilfe und Arbeitgeberzuschuß entscheidet. Er kann für den Arbeitgeberzuschuß votieren (und damit für die gesetzliche Krankenkasse), bekommt dann aber keine klassische Beihilfe mehr. In anderen Bundesländern wird das meines Wissens auch diskutiert, wie weit die Überlegungen gediehen sind, weiß ich aber nicht.

    https://www.fairbeamtet.de/bei…odell-pauschale-beihilfe/


    Nur einige wenige Beamte nutzen diese Option, rein finanziell ist die GKV günstiger für einen Alleinverdiener mit mehreren Kindern. Break-Even dürfte Alleinverdiener mit Ehepartner und einem Kind sein.

  • Außer dem entweder PKV oder GKV für Beamte gibt es auch noch landesspezifische Zwischenlösungen. In Hessen beispielsweise bekommen Beamte zwar keinen Zuschuss zu den GKV-Beiträgen, die Beihillfe erstattet aber auf Nachweis die Hälfte der von der Krankenkasse erbrachten Sachleistungen. Damit zahlt der Beamte die Versicherung selbst in vollem Umfang, aber für die von der Versicherung erbrachten Leistungen gibt es die Hälfte quasi als Rückvergütung zurück. Umstritten war das immer schon, denn erstens ist der Aufwand für alle Beteiligten hoch und zweitens bietet es den Anreiz, möglichst hohe Kosten zu generieren, so nach dem Motto, jeder Arztbesuch und jede teure Untersuchung bringt bares Geld in die Kasse. Aktuelle Reformüberlegungen gibt es aber wohl trotzdem nicht.

  • @R.F.

    Ich kenne die hessische Lösung nicht näher, sie muß aber eine seltsame Hybride sein. Im ambulanten Bereich gilt für GKV-Patienten bekanntlich das Modell "Flatrate", sprich: Der Arzt bekommt pro Patient einen gewissen Satz pro Quartal, und das war es dann. Im Bereich der GKV gilt hingegen Einzelleistungsvergütung. Man darf sich als freiwillig gesetzlich Versicherter als Selbstzahler behandeln lassen. Man bekommt dann vom Arzt eine Rechnung, auf die die GKV dann den Teil erstattet, den sie üblicherweise für diese Leistungen bezahlen würde - abzüglich eines Malus von 15%, damit das nicht jeder so macht (verbrämt als "Verwaltungskostenabzug"). Ich kenne Leute, die sich auf dieser Basis behandlen lassen, mir wäre das zu kompliziert.

    Wie man die Prinzipien Kopfpauschale und Einzelleistungsvergütung in diesen Fällen brückt, ahne ich nicht.


    Ich habe prinzipiell kein Problem damit, etwas aus der eigenen Tasche zu bezahlen (wenn das Gesamtpaket stimmt), aber das Maximum an Bürokratie für ein Maximum an Geld möchte ich mir dann doch nicht einkaufen.


    Wenn man schon die Beamten in die hl. Solidargemeinschaft holen will, müßte man es sinngemäß so machen wie in Hamburg, am besten sogar noch ohne die dortigen Sonderregeln.


    Disclaimer: Die obige Darstellung ist im Interesse der Lesbarkeit vereinfacht. Ja, ich weiß, daß die Verhältnisse in Wirklichkeit noch komplizierter sind. Ich wollte die Leser damit nicht piesacken.

  • Hallo zusammen, leicht verspätet trage ich wie gewünscht gerne noch meinen Senf zur Frage Honorarberatung und Nettotarife bei PKV bei. :)


    Die Antwort ergibt sich relativ undramatisch beim Googeln nach "Honorarberatung PKV". Erster organischer Treffer sollte unsere Seite "Honorarberatung" sein, die andere hier gerne verlinken dürfen, ich nicht. Dort wird unter dem Gliederungspunkt "Krankenversicherung: Beratung zu Honorartarifen oder Nettotarifen" relativ ausführlich erklärt, weshalb das keine so gut Idee ist. Außer man zahlt gerne doppelt.


    Die Frage von cfl "Oder reicht da ein normaler Makler?" würde ich verneinen. Es gibt wenige Themen im Bereich Finanzen mit ähnlicher Komplexität und Tragweite. Das sollte schon ein auf das Thema private Krankenversicherung spezialisierter Versicherungsmakler sein. Bei längerem Überlegen fällt mir da möglicherweise jemand ein. :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Außer dem entweder PKV oder GKV für Beamte gibt es auch noch landesspezifische Zwischenlösungen. In Hessen beispielsweise bekommen Beamte zwar keinen Zuschuss zu den GKV-Beiträgen, die Beihillfe erstattet aber auf Nachweis die Hälfte der von der Krankenkasse erbrachten Sachleistungen. Damit zahlt der Beamte die Versicherung selbst in vollem Umfang, aber für die von der Versicherung erbrachten Leistungen gibt es die Hälfte quasi als Rückvergütung zurück. Umstritten war das immer schon, denn erstens ist der Aufwand für alle Beteiligten hoch und zweitens bietet es den Anreiz, möglichst hohe Kosten zu generieren, so nach dem Motto, jeder Arztbesuch und jede teure Untersuchung bringt bares Geld in die Kasse. Aktuelle Reformüberlegungen gibt es aber wohl trotzdem nicht.

    @R.F., gut auf den Punkt gebracht. Und ja, Achim Weiss , diese "Hessische Lösung" gibt es nur in Hessen und in keinem anderen Bundesland.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Und sie ist, wie ich oben schon geschrieben habe, eine seltsame Hybride.

    Allerdings, Achim Weiss . Sie wurde auch schon mal - nicht gänzlich unzutreffend - mit einem Rasenmäher verglichen:


    Der Fangkorb ist in diesem Bild die GKV.

    Das Messer ist dieser § 5 Absatz 5 der Hessenbeihilfe
    (5) 1Bei freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versicherten Personen, die keinen Zuschuss zum Versicherungsbeitrag erhalten, die als Dienstordnungsangestellte keinen ermäßigten Beitrag entrichten oder die keinen Anspruch aus einem Teilkostentarif haben, gilt der nachgewiesene Geldwert in Anspruch genommener Sachleistungen der Krankenversicherung, vermindert um gesetzliche Zuzahlungen, als beihilfefähige Aufwendungen. 2Hiervon ist ausgenommen der in Abs. 6 Nr. 3 bezeichnete Ehegatte des Beihilfeberechtigten. 3Der Geldwert von Sachleistungen ist bis zur Höhe der Versicherungsbeiträge des Beihilfeberechtigten und der berücksichtigungsfähigen Angehörigen beihilfefähig, die für die dem Antragsmonat vorausgegangenen zwölf Kalendermonate geleistet und nicht bei einer früheren Beihilfefestsetzung berücksichtigt wurden.


    Und der Rasen - also der in diesem Fall Geschorene - ist der Steuerzahler, der die hessische Beihilfe - also den Antrieb des Mähmessers - in Schwung hält.


    Diesen bundesweit einzigartigen Rasenmäher geben die über das Beihilferecht in Hessen Befindlichen so schnell nicht aus der Hand - warum wohl?8)

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Alexis:

    Ganz ehrlich: Als Nicht-Hesse verstehe ich nicht, was die hessische Beihilfestelle da überhaupt erstattet. Meines Wissens gibt es im ambulanten GKV-Bereich Kopfpauschalen und keine Einzelleistungsvergütung.


    Und Deine Bewertung verstehe ich auch nicht, außer daß Du wohl dieses System wohl nicht besonders gut findest.

    Gibts irgendwo eine Beschreibung des Verfahrens, die ein des Legalesischen Unkundiger auch verstehen kann?

  • Und sie ist, wie ich oben schon geschrieben habe, eine seltsame Hybride.

    Dass Du „oben“ schon recht gehabt hast, ist besonders beeindruckend, weil Du da ja noch geschrieben hast, die hessische Lösung nicht näher zu kennen. Sehr beeindruckend, wirklich.

  • Alexis:

    Ganz ehrlich: Als Nicht-Hesse verstehe ich nicht, was die hessische Beihilfestelle da überhaupt erstattet. Meines Wissens gibt es im ambulanten GKV-Bereich Kopfpauschalen und keine Einzelleistungsvergütung.


    Und Deine Bewertung verstehe ich auch nicht, außer daß Du wohl dieses System wohl nicht besonders gut findest.

    Gibts irgendwo eine Beschreibung des Verfahrens, die ein des Legalesischen Unkundiger auch verstehen kann?

    Ein Ansatz dazu:

    Jeder GKV-Versicherte - egal ob Hesse oder nicht - kann sich von seiner Kasse die entsprechenden Beträge anfordern und ausdrucken, scannen, was auch immer.

    Das macht normalerweise und regelmäßig nur kaum einer, weil es kaum einen interessiert. Es sei denn, er ist beihilferechtigt nach hessischem Landrecht.


    Wer nämlich von den Summenbeträgen auf diesen Zetteln, die ihm die Kasse nolens volens auf Anforderung ausdruckt, bis zu 100% wieder rauskriegt, der geht doch gern ein drittes oder viertes mal zum Arzt, um auch die Zweitmeinung doppelt abzusichern. Oder geht überhaupt auch in Fällen hin, wo sonst jeder normalsterbliche Kassen- oder Privatpatient zu Hause geblieben wäre.


    Ich hoffe, das war nichtlegalesisch genug.;)

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Was von zuletzt noch nachzutragen ist:

    Das Google-Zauberwort zum 1. Absatz heißt "Patientenquittung".

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Der Threadersteller (hier cfl ) scheint mal wieder abhanden gekommen zu sein. :/

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Kommt Zeit, kommt Threadersteller...

    "Kommt Zeit, kommt Rad", so mein ganz früherer, in sich ruhender Nachbar Giovanni, dem sie sein neues, hochwertiges Fahrrad geklaut hatten. Letzteres gekauft nach der Erkenntnis
    "Guter Rad ist teuer!"


    Aber zum Thema: vielleicht hat er sich schon schlau gemacht, der Threadersteller. Beispielsweise hier:

    https://schlemann.com/beratung/honorarberatung


    Und dort - oder auch anderweitig - nachvollziehbar nachlesen können, dass und auch warum PKV-Nettotarife äußerst dünn gesät sind, es am Markt praktisch keine PKV-Nettotarife gibt.


    Wie auch immer - ein Lebenzeichen von Dir, cfl, nach dem langen Wochenende wäre ganz nett.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Danke Alexis!

    Zu spät bremsen kann man immer noch - laut Radrennfahrer Claudio Chiappucci.

    Apropos - ist scheinbar ein recht langes Wochenende? :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Danke Alexis!

    Zu spät bremsen kann man immer noch - laut Radrennfahrer Claudio Chiappucci.

    Apropos - ist scheinbar ein recht langes Wochenende? :)

    Beim Claudio rätselt die Fachwelt noch heute, wie er er es fertig gebracht hat, die Berge schneller rauf als runter zu kommen. Immerhin hat er bis heute beide Richtungen überstanden, also überlebt.


    Das Wochenende scheint nur deshalb so lang zu sein, weil der TO auf der Suche nach seinen Nettotarifen inzwischen auf den Alëuten angekommen und - wie es aussieht - nicht einmal dort fündig geworden ist.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt