Private Rentenversicherung kündigen - Zu viel Verlust?

  • Selbst von meinem Vertrag verstehe ich nur grob die Hälfte, also werde ich nicht anfangen zu kalkulieren, ob die Rente über 40 Jahre vielleicht weniger Gebühren generiert als ein ETF oder sonstiges. Und zum Glaubenskrieg ETF vs. Rente kann ich mir nicht mal anfangen vorzustellen, mir eine Meinung zu bilden.

    Auch wenn Deine Entscheidung mit ziemlicher Sicherheit absolut gesehen richtig sein mag, finde ich Deine grundsätzliche Einstellung schon sehr bedenkenswert! :/

    Ohne Rechnen geht es nicht. Und ja, auch der 'Glaubenskrieg' eigens ETF-Depot vs. Garantierente gehört dazu. Da mußt Du Dich nämlich auch mit den Zahlen auseinandersetzen und noch viel mehr mit Deiner eigenen Psyche.

    Halte ich es auch durch 30 oder 40 Jahre konsequent mein ETF-Depot zu besparen oder besteht die Gefahr, dass ich doch Vorzeitig an das Kapital herangehe (muss)? Ich habe in meinem Bekanntenkreis erlebt, wie sehr Corona einigen Ihre private Altersvorsorge durcheinandergewirbelt hat. Plötzlich fällt Dein Einkommen weg, aber die Losten laufen einfach weiter. Schon blöd, wenn man dann 55+ ist und nicht absehen kann, wann das Leben wieder 'normal' verläuft.

  • Habe heute die aktuellen Werte bekommen, datiert auf den 31.5.23:


    Vertragsguthaben: 14.258,34€

    Rückkaufswert: 13.055,81€


    Also eine Differenz von 1202,53€.

    Nach meinen Kalkulationen müsste ich insgesamt aber schon 17874,76€ eingezahlt haben, was also dann 4818,95€ Verlust wäre. Ich vermute mal, diese Diskrepanz kommt daher, dass bei dem angegebenen Vertragsguthaben die ganzen Kosten bereits abgezogen wurden.


    Und das ist das nicht mal sagen kann, ist wirklich der Kern des Problems. Ich habe kein Problem mit dem Rechnen, monstermania, und habe mein Depot, Tagesgeld, monatliches Budget, Geschäftsausgaben etc. auch gut im Griff. Aber ich muss wissen, womit ich überhaupt rechnen soll und kann. Und die Bedingungen meines Vertrages umfassen um die 60 Seiten. Hier ein Auszug aus dem Paragraphen, in dem (vermeintlich) erklärt wird, wie der Rückkaufswert zustande kommt:


    Zitat

    Von dem so ermittelten Rückkaufswert erfolgt ein Abzug von 0.5 % des Sicherstellungskapitals [was ist das?] multipliziert mit der um 10 Jahre verminderten restlichen Aufschubzeit des Vertrags [was], zuzüglich 100€. Nach von Ihnen veranlassten Änderungen des Vertrags [Änderungen? Kündigung, oder wie?], die zu einer Reduzierung der Summe aus dem garantierten Kapital [wo steht das] und dem garantierten Lock-In-Kapital [was ist das, wo steht das] führen, wird dabei zur Ermittlung des Abzugs mindestens das höchste unmittelbar vor der jeweiligen Änderung vorhandene Sicherstellungskapital zu Grunde gelegt.

    Das ist mir alles viel zu hoch und kompliziert. Bevor ich überhaupt mit dem Rechnen anfangen kann, müsste ich erst einmal verstehen, was hier überhaupt steht, sowie bei den ganzen anderen Paragraphen, auf die verwiesen wird. Und das kann und mache ich nicht. Es hat schon seinen Grund, warum ich kein BWL studiert habe und/oder eine Ausbildung bei der Stuttgarter machen wollte, und ich wollte jetzt auch eigentlich nicht damit anfangen. (Nachtrag: Und nur, damit das klar ist: Das ist keine kindische Verweigerung. Natürlich finde ich es äußerst bedenklich, dass ich praktisch genau so viel wissen muss wie die Stuttgarter, um die Verträge zu verstehen, aber in erster Linie habe ich einfach nicht die Kapazität, einen Kurs im Versicherungsrecht zu machen. Ich bin doppelt selbstständig, und das beschäftigt mich schon mehr als zu viel.)


    Ach, und: Anscheinend kann ich beantragen, dass mir die Angemessenheit der Höhe des Abzugs nachgewiesen wird. Wenn ich dann nachweisen kann, dass er zu hoch ist oder entfallen sollte, wird er reduziert oder entfällt ganz. Da schlackert mir der Hut, denn das liest sich für mich als "Vielleicht ziehen wir zu viel ab, aber das ist dann Ihr Problem."


    Was ich aber verstehe: Wenn ich weiter regelmäßig einzahle, bekomme ich am Ende eine garantierte monatliche Mindestrente von 333,72€, also zu dem Zeitpunkt vermutlich genug, um ein Brötchen zu kaufen. Ob mehr dabei herauskommt, hängt davon ab, wie die Aktien laufen. Und wenn alles sowieso vom großen Börsengott abhängt, kann ich dem auch privat huldigen, indem ich selber investiere. So zwackt mir wenigstens kein Versicherungshoschi Geld ab, das ich nicht nachverfolgen kann, weil ich kein Wirtschaftler bin...


    Ich könnte auch eine vollständige Beitragsfreistellung beantragen (wenn ich mich nicht verrechnet habe), aber dadurch würde die garantierte Rente wohl noch weiter gesenkt werden (keine Ahnung, um wieviel), und ich vermute mal, dass sich das unterm Strich weniger lohnen würde als eine direkte Kündigung und Neuinvestierung des Gelds.


    Gibt es bei der Kündigung nun irgendwas, das ich beachten sollte? Sollte ich einen bestimmten Stichtag wählen, vielleicht basierend auf der Performance der Fonds, etc.?


    (und danke noch mal für die Hilfe, den Beistand und den regen Austausch!)

  • Du kannst schon mal einfach Plain mit dem Fonds Deiner Versicherung rechnen.

    Geh auf https://www.fondsweb.com/de/LU0327386305

    Hier kannst Du unter Einmalanlage & Sparplan einfach Deinen Monatsbeitrag eingeben und mal hochrechnen was Du für eine Rendite erzielt hättest, wenn Du das Geld ohne den Versicherungsmantel in genau diesen Fonds investiert hättest.

    Dann kannst Du zumindest ziemlich genau abschätzen, was Dich die Versicherung bisher gekostet hat.

    Wenn Du das gleiche mal mit den Daten Deiner Police ab 2019 machst sind auch die Abschlusskosten raus, da diese in den ersten 5 Jahren anfallen. Dann kannst Du ziemlich genau ausrechnen, was Dich der Versicherungsmantel um den Fonds so jährlich kostet.

    Und dann mußt Du für Dich entscheiden, ob Du diesen Weg weiter gehen willst.


    Dann kannst Du entscheiden, ob und wie Du die Police weiterführst. So könnest Du z.B. möglicherweise den Fonds in der Versicherung wechseln (Liste der verfügbaren Fonds anfordern) oder aber die Versicherung kündigen und auf eine andere Form setzten.

    Was ich aber verstehe: Wenn ich weiter regelmäßig einzahle, bekomme ich am Ende eine garantierte monatliche Mindestrente von 333,72€, also zu dem Zeitpunkt vermutlich genug, um ein Brötchen zu kaufen. Ob mehr dabei herauskommt, hängt davon ab, wie die Aktien laufen. Und wenn alles sowieso vom großen Börsengott abhängt, kann ich dem auch privat huldigen, indem ich selber investiere. So zwackt mir wenigstens kein Versicherungshoschi Geld ab, das ich nicht nachverfolgen kann, weil ich kein Wirtschaftler bin...

    Denk nochmal darüber nach!;)

    Wie kann Dir Deine Versicherung wohl eine Rente garantieren, wenn Du doch von den Aktienmärkten abhängig bist?:/

    Bei dem besparten Fonds in Deiner Versicherung handelt es sich um einen Garantiefonds mit 80% Garantieleistung. D.h. es wird mitnichten der ganze Sparbetrag in Aktien investiert! Im Prinzip gehen 80% der Sparleistung in Rentenpapiere und gerade mal 20% werden in Aktien angelegt.

    Kann man so machen. Wenn man denn 55 ist und nur noch wenige Jahre bis zur Rente hat.^^ Wenn Du noch mindestens 30 Jahre bis zur Rente hast, würde ich deutlich offensiver in Aktien anlegen. Möglicherweise sogar 100% in Aktien. Das hängt auch davon ab, was Du sonst noch so an Sicherheitsbausteinen hast (z.B. Tages-. bzw Festgeld, Immobilien, usw.)

  • ... die gesetzliche Rente?

    Die 'Rente' war in diesem Zusammenhang mehr auf das Lebensalter von WasIstMitDeKohln bezogen. Wenn Sie/Er noch 'jung genug' ist voll auf eine 100%ige Aktienanlage für die private AV zu setzten kann man das sicherlich so machen. Mit 55 könnte man da möglicherweise etwas konservativer denken.

    Ob Rente nun gesetzliche Rente, Versorgungswerk, Pension oder Whatever bedeutet. So What.

  • Das hängt auch davon ab, was Du sonst noch so an Sicherheitsbausteinen hast (z.B. Tages-. bzw Festgeld, Immobilien, usw.)

    ... die gesetzliche Rente?

    Du hattest von "Sicherheitsbausteinen" gesprochen (die ja gerade Deutschen enorm wichtig sind). Bei diesen "Sicherheitsbausteinen" wird regelmäßig ausgeblendet, daß der durchschnittliche Angestellte mit der gesetzlichen Rente o.ä. quasi automatisch einen "Sicherheitsbaustein" hat, den er eigentlich nicht mit einem weiteren "Sicherheitsbaustein" zu flankieren braucht.


    Verzinsliche Papiere (die man ja auch Renten nennt) bieten ja bekanntlich eine große Sicherheit auf Substanz-, also Kaufkraftverlust. Auch das blenden die Nominalwertverliebten regelmäßig aus. Will man denn, daß die Kaufkraft mit z.B. 8% im Jahr schwindet, daß man dann lediglich 2% Zinsen bekommt, die man auch noch versteuern muß? Aber natürlich, Du hast recht, "sicher" ist das.