Spezielle Geldanlage-Gedanken

  • Hallo,


    mich beschäftigt ein spezielles Geldanlageproblem, die nachfolgenden Angaben sind rein auf mich und meine Familie bezogen und wahrscheinlich so nur auf wenige andere Menschen übertragbar. Ich weiß, dass ich hier von einem Luxusproblem schreibe, ich möchte niemanden provozieren und hoffe auf konstruktive Beiträge.


    Meine Frau, mein Sohn und ich leben von ca. 5000 Eur netto im Monat. Gleichzeitig wohnen wir in einer Dienstwohnung (150 qm Haus, 900qm Garten) mit 600 Eur Kaltmiete und werden wohl auch bis zur Rente meiner Frau in 35 Jahren zu diesen (für uns traumhaften) Konditionen leben, auch wenn der Ort wechseln kann. Es bleibt also eine Menge Luft für andere Ausgaben in unserem Leben. Die Frage ist, wie balancieren wir Konsum und Sparen. Wir wollen im Alter in Eigentum wohnen. Wir wissen aber weder "wo" noch ob uns 3 Zimmer reichen oder wir ein Haus wollen, ein Kauf zum jetzigen Zeitpunkt macht da wohl wenig Sinn. Gleichzeitig werden wir erben, vermutlich 500.000 + x, wir wissen aber nicht ob dies bis zum Eigentumskauf der Fall gewesen sein wird. Kredite mit Mitte 60 gibt es meines Wissens nicht., wir müssen also spätestens in 30 Jahren in der Lage sein, Eigentum cash zu erwerben.


    Ich habe berechnet, dass wir in den nächsten 30 Jahre monatlich 1000 Eur auf die Seite legen müssten (zuzüglich Kurzfristsparen für Reisen, Autos etc.), dann hätten wir bei Anlage in ETFs und 4% Zinsen ein Kapital von ca. 680.000 Eur. http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php


    Würdet Ihr so einen Betrag weglegen? Am Ende leben wir 20 Jahre sparsam, legen 1000 Eur im Monat bei Seite, meine Eltern sterben und wir haben nach 30 Jahren ein siebenstelliges Vermögen, das wir angesichts unserer Bedürfnisse überhaupt nicht brauchen. Da denke ich an "Lebenseinkommensegalisierung". Ich brauche keinen Luxus im Alter, will lieber mit Ende 30 geniale Reisen mit den Kindern machen. Oder würdet Ihr auf ein "normal frühes" Lebensende der Eltern spekulieren, mit dem Erbe einkaufen gehen und das Nettoeinkommen verprassen?


    Ich habe meine Finanzen gerne zu jeder Zeit im Griff, habe noch nie mein Konto überzogen oder einen Kredit aufgenommen, selbst unsere Smartphones zahlen wir cash. Die Frage, wie ich mit dem obigen Luxusproblem umgehen soll, treibt mich aber doch ein wenig um.


    Danke für gut gemeinte Ratschläge oder Aspekte, auf die ich noch gar nicht gekommen bin.

  • Hallo chris,


    das sind in der Tat Luxusprobleme. ;)


    Ich will aber dennoch versuchen, meine Gedanken dazu zu erläutern, da manches sich bei mir nicht unähnlich darstellt.

    • Wenn Sie als dreiköpfige Familie ein Nettoeinkommen von 5.000€ haben, ziehe ich mal großzügig 2.000€ für MIete, Nebenkosten und "unmittelbare Lebenshaltung" (also Essen und Trinken, Kleidung, Schule/KiGa/KiTa Telefon und Internet, Zeitungsabo etc.)
    • Ich gehe einfach mal davon aus, dass Sie zwei Autos haben, die - wieder großzügig gerechnet - mit 1.000€ zu Buche schlagen.
    • Dann schlage ich noch einmal 1.000€ für "Sonstiges" wie Hobbies, Reisen, Geschenke, Luxusausgaben auf

    Nach dieser Rechnung sollte es kein größeres Problem für Sie sein, 1.000€ im Monat zur Seite zu legen. Ich persönlich halte einen solchen Betrag auch durchaus für sinnvoll. Warum dies:

    • Auf ein frühes Ableben von irgendwem zu spekulieren, halte ich einerseits für unanständig und andererseits für unvernünftig. Ich habe schon Eltern erlebt, die in den letzten 10 Lebensjahren noch sechsstellige Beträge "verbrannt" haben. Ganz abgesehen von möglichen Pflegekosten, die auch in den letzten Lebensjahren ein eventuell vorhandenes Vermögen massiv aufzehren können.
    • Sollte es doch - Gott bewahre - zu einer früheren Erbschaft kommen, ist das eher ein Luxusproblem. Wenn Sie dann gar nix mit dem Geld anzufangen wissen, packen Sie es in eine Stiftung, spenden es, oder kaufen sich ein Boot. Dafür findet sich schon Verwendung.
    • Ein Betrag von knapp 700.000€ in 30 Jahren ist jetzt nicht die Welt... einerseits ist der "reale" Wert vermutlich aufgrund der Inflation deutlich geringer (bei 2% Inflation entsprechen 700.000€ in 30 Jahren rund 400.000€ heute).
    • Wenn Sie sich anschauen, was Immobilien in netten Lagen in Städten in Süddeutschland kosten (München, Freiburg, Heidelberg, Augsburg...) dann können Sie schon heute mit 700.000€ ihr derzeitiges Haus (150 qm und 900 qm Garten) nicht bezahlen, ohne einen Kredit aufzunehmen.
    • Dass Sie ab 60 keinen Kredit bekommen ist sicherlich so nicht richtig. Natürlich nicht zu den Konditionen wie Sie heute bekommen, aber wenn Sie eine zügige Tilgung vereinbaren und ein ordentliches Renten-/Pensionseinkommen haben, dann wird sich sicherlich eine Bank finden, die ihnen noch ein bissel Geld gibt. Mit 60 haben sie statistisch gesehen ja noch 20 Jahre zu leben...

    Wenn ich Sie wäre, würde ich einen Betrag in dieser Größenordnung zur Seite legen. Und sorry, aber damit leben Sie noch lange nicht "sparsam", insbesondere wenn Sie keine 20% Ihres Nettoeinkommens für Miete ausgeben...


    Was Sie auf jeden Fall auch machen sollten, ist mit einem Steuerberater und einen Finanzberater (ich empfehle gerne Verbraucherzentralen, die sind neutral und meist ziemlich fit) besprechen, was sie machen können, um einen Teil der Sparleistung aus dem Brutto und nicht aus dem Netto zu bezahlen (Riester, Rürup etc...)


    Außerdem würde ich, wenn ich Sie wäre, ernsthaft darüber nachdenken, Immobilien als Geldanlage zu kaufen. Bei dem derzeitigen Zinsniveau und Ihren Einkommensverhältnissen, sollten Sie problemlos in der Lage sein, über die nächsten Jahre mehrere Wohnungen zu kaufen - je nachdem wie Sie die Finanzierung stricken, brauchen Sie ja dann nicht einmal viel eigenes Geld jeden Monat oben drauf legen.


    Beispiel: Wenn Sie für 150.000€ eine Wohnung kaufen, die Ihnen eine Netto-Kaltmiete von 500€ einbringt, können Sie 2% Zinsen und 3% Tilgung aus der Miete bezahlen, wenn Sie 120.000€ Darlehen dafür aufnehmen. Ohne einen einzigen Cent monatlich drauflegen zu müssen...




    OK, dieser Post ist jetzt deutlich länger geworden als ursprünglich geplant, aber hoffentlich hilft er Ihnen...


    Beste Grüße