Bitcoins & Co. - die neuen Zahlungssysteme im Internet

  • Hallo liebe Mitglieder,


    immer mehr Geschäfte werden online getätigt, sei es die Bestellung von Kleidung, das Online-Banking oder die Verwaltung eines Depots. Internetnutzer möchten ihre Transaktionen möglichst einfach abwickeln. Anbieter haben diesen Wunsch erkannt und entwickeln in der Folge Lösungsansätze.


    Während PayPal, das Überweisungen ohne Kontakt über die Konten der Beteiligten möglich macht, weitestgehend bekannt ist, sind es die neuesten Alternativen in der Regel nicht. So gibt es seit ca. 2010 "Bitcoins", eine elektronische Währung. Auch PayPal und Amazon haben schon oder wollen in der nächsten Zeit Online-Währungen anbieten.


    Der Vorteil: "Echtes" Geld kann problemlos in die Währung umgetauscht werden, mit der sich dann bei vielen Portalen, Geschäften und Dienstleistern per einfachem Klick bezahlt werden kann.


    Der Nachteil: Online-Währungen sind hochspekulativ; es droht ein Totalverlust. Bei Anbietern wie Amazon wird man zudem an das Unternehmen gebunden, und kann im Zweifelsfall die Coins nicht wieder umtauschen.


    Was denken Sie über solche Währungen? Würden Sie sie nutzen? Können Sie sich vorstellen, in der Zukunft nur noch mobil zu bezahlen?

  • Moin,


    die Frage, die ich mir stelle ist, brauchen wir "neue Zahlungssysteme im Internet" ? Warum reichen die vorhandenen
    nicht aus oder reicht eine kleine Modifikation am Vorhandenen, um diese für die modernen Verwendungen zu optimieren ?


    Als kritischer Verbraucher frage ich mich, wem die Systeme á la Bitcoins nützen. Dem Anbieter oder dem Nutzer ? Ist es wünschenswert ein Zahlungssystem in privater Hand, über dessen Überwachung oder Kontrolle ich nichts weiß, deren Anbieter ich im Zweifelsfall nicht juristisch belangen kann,zu nutzen. Gerade kürzlich wurde über einen großen Diebstahl bei einer Bitcoins Firma berichtet. Den Schaden haben wohl die Nutzer, die dort Geld eingezahlt haben.


    Nicht alles, was aus dem Internet kommt ist nützlich und hilfreich, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick "hip"
    aussieht. Das Internet, das einmal als anarchistische Selbsthilfeeinrichtung entstand, ist zu einer gigantischen
    Profit-Maschine verkommen, die jeden Nutzer vorsichtig, skeptisch oder sogar mißtrauisch machen sollte. Im Internet gibt es mindestens so viel kriminelle Energie, wie im realen Leben, wenn nicht mehr. Wir erleben tagtäglich Mobbing, Betrug, Identitätsdiebstahl und neuerdings sogar Bankraub im Internet. Das sollte man wissen, wenn man seinen Browser startet.


    Solange mir nicht klar ist, wo mein Nutzen bei diesen Neuerungen liegt, bleibe ich bei den Zahlungssystemen, die ich
    kenne, Überweisung, Lastschrift, Kreditkarte. Ein Zahlungssystem, das diese ablösen will, muß einfacher, schneller und sicherer sein. Aber diesen Nachweis will ich sehen, bevor ich einen Fortschritt erkenne.


    Just my two cents.


    Gruß


    Nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Die Nutzen von Bitcoin als Zahlungssystem sind enorm, die größten sind:



    Nutzer:

    • mit keinem anderen Zahlungssystem kann man 1 Euro oder 1 Milliarde Euro ohne Transaktionskosten weltweit versenden. Western Union macht Milliarden mit den Gebühren, die z.B. Arbeiter in Dubai zahlen, die Ihr verdientes Geld zur Familie in Pakistan verschicken. Und mit Bitcoin kommt das Geld kommt innerhalb von Sekunden an, während man sonst Tage/Wochen warten muss.
    • anonymer Geldtransfer möglich
    • Wenn man bedenkt, wie viel sich in den letzten 20 Jahren Internet technisch getan hat, ist es fast steinzeitlich, dass wir immer noch wie damals unsere Kreditkartendaten in irgendwelche Webseiten eintippen. Da ist es nicht verwunderlich dass Kreditkartendaten von unsicheren Webseiten massenhaft gestohlen werden. Der daraus entstandene Schaden zahlt letztlich der Händler über die Transaktionsgebühren die er an die Kunden weitergibt.


    Die Vorteile für Händler sind sogar noch größer:

    • so gut wie keine Gebühren: Wenn man als Händler Kreditkarte oder PayPal anbieten will, zahlt man Unmengen an Gebühren, die sich letztlich auch über den Preis wieder an den Kunden umgewälzt werden. Gerade bei Händlern die Messerscharf kalkulieren (Amazon), kann eine Einsparung von 1-3% Transaktionsgebühren die gespart werden den Unterschied machen.
    • Die Transaktionsgebühren (teilweise doppelte) fallen auch an, wenn der Kunde die Ware wieder zurücksendet. Auf diesen Kosten bleibt der Händler sitzen (bei Bitcoin nicht)
    • keine "Chargebacks": Wenn jemand mit einem gehackten PayPal-Account oder einer gestohlenen Kreditkarte einkauft, greift der Käuferschutz, sprich der Nutzer bekommt sein Geld wieder. Dieser Service kostet und die Scherereien hat der Händler. Es gibt kaum Händler die gerne PayPal anbieten, aber quasi gezwungen werden, weil der User das erwartet. Mit Bitcoin getätigte Transaktionen sind ohne Zustimmung des Empfängers nicht reversibel.


    Gibt noch eine Reihe weiterer Vorteile die über Bitcoin als Zahlungssystem hinausgehen:
    https://bitcoin.org/de/bitcoin-fuer-einzelpersonen
    und
    https://bitcoin.org/de/bitcoin-fuer-unternehmen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    komm ich wieder auf die rechtliche Seite zu sprechen.


    Wie kann sichergestellt werden, dass alle Zahlungen legal sind?

  • Hallo Holger,


    es stellt sich hier die Frage, ob die von dir genannten Vorzüge des Bitcoin-Systems nicht auch durch Modifikationen vorhandener System möglich wären. Die kostenlose Zahlung im Euro-Raum haben wir durch das SEPA-Verfahren realisiert, warum sollte sich das nicht geographisch ausdehnen lassen.


    Dass Du die Anonymität der Zahlung als Vorteil erwähnst, halte ich angesichts der Diskusionen über Geldwäsche und Steuerhinterziehung für amüsant. Während Staaten gerade versuchen, Zahlungsströme nachverfolgbar zu machen, entstehen hier neue Wege, Gelder anonym zu transferieren. Warum wohl ?


    Der Mißbtauch von Kreditkartendaten kann auch kaum als Argument für das Bitcoin-System herhalten. Wurde doch kürzlich über einen größeren Diebstahl von Bitcoins berichtet. Wenn ich mich recht entsinne, tragen in diesem Fall den Schaden die Nutzer.


    Es fällt den Regierungen schon schwer genug, die internationalen Banken zu kontrollieren. private Betreiber von Zahlungssystem, ggf. von mit Sitz in Ländern mit exotischen Rechtssystemen, halte ich vor diesem Hintergrund nicht unbedingt für wünschenswert.


    Gruß


    Nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Ja, der rechtliche Aspekt ist tatsächlich noch eine der größten Fragen, da Zahlungen mit Bitcoin noch komplett unreguliert sind. Falls Bitcoin den Sprung zur Massentauglichkeit schafft, wird der Gesetzgeber sicherlich nicht dabei zuschauen wie Zahlungsströme auf einmal nicht mehr nachvollziehbar werden.
    Eventuell sind Richtlinien diesbezüglich auch notwendig, damit BItcoin den Ruf von "Internet-Hacker"- Währung los wird und das System eine gewisse Legitimation erhält.
    Bitcoin ist jedoch weit mehr als ein Zahlungssystem, im Moment ist der Begriff mit vielen negativen Assoziationen verbunden (gestohlene Bitcoins, Drogen Webseiten, Geldwäsche, ...) aber ich kenne niemanden der sich wirklich mit dem Thema und der Technologie dahinter beschäftigt hat (es verstanden hat) und dann nicht eingestehen muss, dass das System Potential hat, das Finanzsystem zu revolutionieren ähnlich wie das Internet vor 25 Jahren die Informationsgesellschaft revolutioniert hat.