Telematik

  • Hallo Finanztip'ler,


    habe gestern auf Finanztip das Telematiktarif-Thema entdeckt. Ha jemand von euch schon Erfahrungen damit gemacht oder interessiert sich dafür? Es hieß, dass sich die Tarife nicht lohnen... Würde das trotzdem jemand ausprobieren wollen, so als "Testperson"? Was haltet ihr von so einem Modell?


    Für mich wär's erstmal nichts, weil ich jetzt SF 23 habe.

  • Das Thema wurde aktuell wieder von Finanztip aufgegriffen. Das ändert aber nichts an meiner starken Ablehnung solcher Telematik-Tarife.


    Mir käme es niemals in den Sinn für ein paar Euro Ersparnis ein komplettes Bewegungsprofil von mir speichern zu lassen. Lägen die Daten nur bei meiner Versicherung, wäre das soweit noch unkritisch. Das Problem ist aber der staatliche Zugriff. Wenn ich einmal aus welchen Gründen auch immer in den Fokus der Behörden rücke, hätten sie eine komplette Übersicht darüber, wann ich mich wo aufgehalten habe, wie ich dort hin gekommen bin, wie lange ich dort war, wo ich langgefahren bin und wie ich gefahren bin. Das ist geradezu ein orwellscher Albtraum.


    Nein, bestimmt nicht mit mir.

  • Ich würde trotz der Ersparnis auch keinen Telematik Tarif abschließen.


    Was mich aber eher stört ist die Tatsache nicht am Anfang zu wissen wie viel ich wirklich spare.


    Am Ende spart man dann 10% und gibt dafür ein Bewegungsprofil preis. Find ich kein faires/akzeptables Angebot.

  • Aber was die Überwachung angeht..... Ist nicht jeder, der sein Smartphone mit eingeschaltetem GPS dabei hat, ohnehin schon völlig gläsern? Woher weiß Google sonst, dass ich heute 7 Minuten länger zur Arbeit brauche? Und wie lang der Stau auf der Autobahn dauert? Das sind doch Bewegungsdaten, oder? Und die könnten auch vom Staatsanwalt ausgewertet werde. Und so sind inzwischen Millionen Menschen in Deutschland unterwegs, weil uns bestimmte Apps dazu verleiten, unsere Daten preis zu geben.

  • Sehr guter und berechtigter Einwand.
    Ich kenne die AGBs zu den Tarifen nicht, allerdings gehe ich davon aus, dass eben in diesem Fall alle Daten ohne vorherige Zustimmung eines Richters durch die Gesellschaft ausgewertet werden können. Und da ich ein solches Vertragsverhältnis dann noch freiwillig eingehe ist der für mich störende Sachverhalt.
    Hinzu kommt für mich die mangelnde Transperenz. Um wieiviel steigt mein Beitrag/sinkt mein Einsparpotential wenn ich auf der Landstraße 110km/h anstatt den erlaubten 100km/h fahre? Oder anders herum: wieviel spare ich wenn ich mit 60km/h anstatt 100km/h fahre?

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde das Thema gerne nochmal aufgreifen:
    Auch unsere Recherchen zeigen, dass Telematik in Dtl. nachwievor kaum eine Rolle spielen. Bspw. in Italien liegt die Nutzung bei bis zu 20% (aber auch staatlich gefördert).
    Hier der aktuelle Artikel:
    https://www.finanztip.de/kfz-versicherung/telematik-tarif/


    :?: Eure Stimmen: Warum kein Telematik? Der Datenschutz scheint ja eigentlich sehr gut sein (siehe Artikel). Intransparent?

  • Bin bei der HUK24, diese bieten es nicht mehr an (s. unten). Weiter gehöre ich schon länger nicht zur Zielgruppe "junge Fahrer".


    Ganz grundsätzlich bin ich dafür, dass an einer Stelle nicht zu viele Daten von mir gespeichert werden. Die entsprechende Google-Funktion habe ich z.B. abgeschaltet. Ich vertraue dem Nicht-Sammeln und Nicht-Übertragen mehr als einer Datenschutzerklärung.



    Das Smart Driver Programm bei der HUK24
    Das Smart Driver Programm wird nicht mehr angeboten. Deshalb bieten wir den Tarif für Neuabschlüsse und Fahrzeugwechsel nicht mehr an. Wenn Sie bereits am Smart Driver Programm teilnehmen, können Sie den Service mit dem bisher versicherten Pkw weiter nutzen.




    https://www.huk24.de/versicher…sicherung/smartdriver.jsp

  • Auch darf die Polizei nur bei sehr schwerwiegenden Straftaten auf die Daten zugreifen.


    Ja, und das darf man dann halt einfach so glauben. Und man darf auch glazben, dass solche Gesetze natürlich auch niemals geändert werden.


    Also wer so gutgläubig ist u d das tatsächlich glaubt, der kann Telematikdienste und entsprechende Versicherungstarife gerne nutzen. Das geht niemanden anderen etwas an.


    Ich jedoch bin nicht so leichtgläubig und werde deshalb sicher nicht meine Standorte, Routen, Fahrtziele und mein Fahrverhalten für ein paar Euro Ersparnis speichern lassen.

    • Offizieller Beitrag

    OK, Danke für Deine Meinung!


    Aber wenn so ein Gesetz geändert wird, kann ich ja spätestens am 30.11. kündigen und in einen Nicht-telematik wechseln.
    Und bei jungen Fahrern geht's ja schon um mehr als ein paar Euro.


    Ist nicht eher das Problem, dass ich nicht weiss wie ich fahren muss, um viel zu sparen?

  • Aber wenn so ein Gesetz geändert wird, kann ich ja spätestens am 30.11. kündigen und in einen Nicht-telematik wechseln.

    Das Argument trägt nicht, da ich ja in der Zwischenzeit nicht weiß, was gespeichert wird und wem dies absichtlich oder unabsichtlich übertragen wird, geschweige denn in der Lage bin diese Datenflut auf Korrektheit zu überprüfen.


    Ein Beispiel des ganz normalen Datenwahnsinns:
    In der Apotheke wollte man mir das ärztlich verschriebene und genau von mir beschriebene Medikament nicht herausgeben, weil im Profil des Patienten im Rechner der Apotheke fälschlicherweise ein ähnliches Medikament eines anderen Patienten hinterlegt war. Hier war natürlich nie ein Opt-In zur Datenspeicherung erfolgt.

  • Wie mein Vorredner schon sagte: Was einmal gespeichert ist, kann und wird auch benutzt werden.


    In vielen Lebensbereichen ist es nahezu unmöglich, die Sammlung von Daten zu verhindern. Dort wo es aber möglich ist - sogar ohne großen Aufwand - sollte sich jeder ernsthaft überlegen, ob er nicht die Gelegenheit nutzt, dem Staat weniger in die Hand zu geben.

  • Hallo, es gibt einen neuen Telematik-Anbieter, welcher (neben einem Grundbeitrag) nur die tatsächlich gefahrenen Kilometer berechnet. Für Wenigfahrer könnte das durchaus sehr interessant sein. In den Bedingungen verstecken sich allerdings auch ein paar Nachteile, z.B. wird keine GAP Deckung oder Rabattschutz bei einem Unfall angeboten. Der Anbieter heißt EMIL (www.emil.de) und kooperiert mit der Gothaer.

  • Fahre seit einem Viertel Jahr mit telematik Tarif. Effekt? Man fährt bewusster und dadurch letzten Endes auch viel ruhiger. Netter Nebeneffekt? Ja! Man spart Benzin. Dadurch, dass man vorausschauender und viel mit Tempomat fährt, schafft man es ungefähr 1/2 bis zu 1 l weniger Kraftstoff auf 100 km im Durchschnitt zu sparen.
    Oft habe ich gedacht, dass es sinnvoll wäre, wenn alle so einen Tarif hätten. Würde zur Sicherheit erheblich beitragen. Dichtes auffahren zum Beispiel kann man knicken, weil das bremsrisiko ja dann höher ist es ist schaffbar einen fahrwert von 100 % zu erfahren. Ich persönlich finde telematik gut, weil es eben zur Verkehrssicherheit und damit zu entspannterem fahren führt.

  • Hallo,
    die HUK24 bietet sehr wohl einen Telematik-Tarif an (Telematik+). Ich habe meinen bisherigen Vertrag soeben auf Telematik+ umgestellt.
    Eine Altersbeschränkung gibt es allem Anschein nach nicht. Ich bin 64...
    Ich habe mir gedacht, probier's einfach mal aus. Denn selbst wenn ich Ende nächsten Jahres aufgrund 'saumäßigen' Fahrverhaltens mit 0 Punkten ende, wird es nicht teurer als mit meinem jetzigen Vertrag ohne Telematik. Plus dass ich im ersten Jahr bereits 10% Beitrag spare - macht bei mir fast 100€ aus (bei SF20 in Haftpflicht und Vollkasko!!!).
    Aus der 'Datenschutz-Diskussion' halte ich mich hier raus. Erstens muss jeder selbst wissen, welche Daten er an wen preisgibt. Und zweitens habe ich trotz gesunder Vorsicht Vertrauen in unsere deutschen Datenschutzrichtlinien und daran, dass sich deutsche Firmen auch daran halten.

  • Danke für diese Info und herzlich Willkommen @Daddy55.


    Du hast vollkommen recht, jeder muss selbst entscheiden, wem er welche Daten gibt.


    Ich für meinen Teil sehe aber hier nicht die Unternehmen als Problem an. Aufgrund gesetzlicher Auflagen und der Gefahr massiven Vertrauensverlustes (sprich weniger Kunden) im Falle von Verstößen bin ich da entspannt. Problem ist der Staat. Wenn sich dieser der Daten bemächtigt, wäre man dem schutzlos ausgeliefert. Und wie schnell das gehen kann, wissen wir Deutsche aus der Geschichte leider besser als viele andere Völker.

  • Ich für meinen Teil sehe aber hier nicht die Unternehmen als Problem an. Aufgrund gesetzlicher Auflagen und der Gefahr massiven Vertrauensverlustes (sprich weniger Kunden) im Falle von Verstößen bin ich da entspannt. Problem ist der Staat. Wenn sich dieser der Daten bemächtigt, wäre man dem schutzlos ausgeliefert. Und wie schnell das gehen kann, wissen wir Deutsche aus der Geschichte leider besser als viele andere Völker.

    Das sehe ich anders. Ein Datenskandal jagt den nächsten, wöchentliche gibt es irgendwelche Leaks und Breaches (zuletzt Conrad, 15 Millionen Nutzerdaten) aber nach wenigen Wochen bis Monaten ist das wieder vergessen und trotz DSGVO haben die Firmen eigentlich nichts befürchten, schon gar keine Bußgelder mit Erziehungseffekt.


    Und trotzdem würde ich keinen Telematik-Tarif abschließen da ich davon ausgehe, dass der Algorithmus unsichere, unnötig langsame Fahrer bevorzugt. Da bin ich aus Prinzip dagegen.

  • Ich will dir gar nicht widersprechen. Datenleaks gibt es immer wieder und wird es immer geben. Aber für ein Unternehmen bedeutet das - unabhängig von Bußgeldern (die natürlich auch schmerzhaft sein sollten) - ein gewaltiges Imageproblem. Kunden werden abgeschreckt und Umsatz und Gewinn stehen auf dem Spiel. Und das kann schnell sehr viel mehr als jedes Bußgeld ausmachen. Unternehmen haben also ein veritable Eigeninteresse, solche Pannen bestmöglichst zu vermeiden. Ansonsten riskieren sie Kunden, Umsatz, Gewinn und im schlimmste Fall die Existenz.


    Der Staat riskiert nichts. Und schlimmer: Durch das Gewaltmonopol des Staates sind den Missbrauchsmöglichkeiten durch solche und ähnliche Datensammlungen keinerlei Grenzen gesetzt.


    Was den Algorithmus als solchen betrifft: Ich denke, da steht man noch am Anfang. Der Algorithmus wird lernen und besser werden. Und dann wird er (irgendwann) solche Fahrweisen bevorzugen, die statistisch nachweisbar eine geringere Unfallhäufigkeit zur Folge haben. Aber bis dem so ist, teile ich deine Bedenken.

  • Ich will dir gar nicht widersprechen. Datenleaks gibt es immer wieder und wird es immer geben. Aber für ein Unternehmen bedeutet das - unabhängig von Bußgeldern (die natürlich auch schmerzhaft sein sollten) - ein gewaltiges Imageproblem. Kunden werden abgeschreckt und Umsatz und Gewinn stehen auf dem Spiel. Und das kann schnell sehr viel mehr als jedes Bußgeld ausmachen. Unternehmen haben also ein veritable Eigeninteresse, solche Pannen bestmöglichst zu vermeiden. Ansonsten riskieren sie Kunden, Umsatz, Gewinn und im schlimmste Fall die Existenz.

    Ich behaupte nach wie vor das Gegenteil. Die Kunden vergessen sehr schnell bzw. es interessiert sie nicht, da Facebook, Google und Payback eh schon ihre Daten haben.


    Vor unserem Staat hingegen habe ich derzeit keine Befürchtungen.