Zum Schmunzeln: Bundestagsabgeordnetenbezüge

  • Vom Gehalt zwar sehr schön, möchte aber trotzdem kein Berufpolitiker werden.
    Mal ehrlich wer möchte dieses wirklich werden (auch die Nachteile bedenken - Privat sind die nicht mehr; und zu jedem solltest Du einen Bürgern zur Verfügung stehen und deren Probleme lösen.......)

  • Ach, das liebe Abgeordneten-Bashing. Ich möchte das mal in Perspektive rücken:

    • Als Berater bei McKinsey, BCG & Co, Anwalt in einer der Magic Circle Kanzleien, aber auch als Investmentbanker ist so ein Gehalt mit 4 oder 5 Jahren Berufserfahrung erreicht. Da kratzt man eher die 200.000 von unten als die 100.000 von oben. Und man mag über diese Berufe denken was man will, aber die Jungs und Mädels sind extrem intelligent, tough und arbeiten sich den A*sch ab - alles Dinge, die einem gewählten Volksvertreter auch gut zu Gesicht stünden.
    • Wenn wir uns dann ein paar Jahre in der Alterspyramide nach oben gehen und schauen was Hauptabteilungsleiter etc. bei Audi, Siemens usw. verdienen, müssen die sich da auch nicht verstecken.
    • Auch viele niedergelassene Ärzte sind weit oberhalb von dem, was da im Raum steht.


    Was ich damit sagen will: Wenn wir möchten, dass wirklich die fähigsten Leute unser Land regieren, dann sollten wir auch zusehen, dass wir sie vernünftig bezahlen. Und natürlich gehört auch Idealismus zum Beruf des Abgeordneten, aber der Idealismus zahlt halt keine Rechnungen.


    Außerdem hat eine gute Abgeordnetenversorgung auch noch eine ganz andere (und viel wichtigere) Funktion: Die Abgeordneten sollen auch nicht allzu leicht bestechlich sein. Für jemanden, der äußerst knapp bewessen entloht wird, ist der gefütterte Umschlag deutlich interessanter, als für jemanden der weiß, dass er eigentlich gut versorgt ist, und seinen Wohlstand nicht durch eine solche Straftat gefährden sollte...


    Insofern sollten wir lieber bei anderen Themen Blutdruck bekommen: Milliarden die in unsinnige und/oder schlecht gemanagete Prestige-Projekte versenkt werden (BER, Elbphilarmonie, BND-Zentrale und Flughafen Kassel-Calden lassen grüßen...), Wahlgeschenke auf Kosten zukünftiger Generationen (Bertreuungsgeld, Müterrente, Rente mit 63) und ähnliches.


    Ich persönlich würde den Abgeordneten auch doppelt so viel zahlen, wenn sie nur mit so einem Schwachsinn aufhören würden.

  • PS: Das Nachweisen von Kosten anhand von Belegen wäre allerdings schon sinnvoll. Kann ja immernoch eine kleine Pauschale (500€ oder so) für Sternsinger / Spendenbüchse / Würstl-Verkäufer beim Auftritt auf dem Wochenmarkt etc. geben...

  • Ich stimme @elijah2807 grundsätzlich zu.


    Allerdings habe ich noch einen Reformvorschlag für dieses Thema. Wie @elijah2807 richtig schreibt, sollten eigentlich die fähigsten Leute in Parlament und Regierung sitzen. Wenn ich mir das gegenwärtige Personaltableau so anschaue, beschleichen mich Zweifel, ob das wirklich so ist.


    Meines Erachtens hat das auch etwas mit der Bezahlung zu tun, die im Vergleichsmaßstab zu gehobenem Management, zu erfolgreichen Freiberuflern oder selbstständigen Unternehmern nicht übermäßig ist.


    Mein Vorschlag daher: Die Abgeordneten werden individuell unterschiedlich bezahlt! Maßstab ist das von dem jeweiligen Abgeordneten im Durchschnitt der letzten drei Jahre vor seiner Wahl versteuerte Jahreseinkommen plus 25 % als Anreizprämie, weil er aus seiner Berufstätigkeit für die Zeit seines Mandats aussteigt.


    Dann würde halt ein früherer Top-Manager oder ehemaliger Unternehmer 1,5 oder 2 Millionen kosten. Na und?
    Das würde sich ausgleichen, durch die vielen Beamten, die im Parlament sitzen und entsprechend weniger verdienen würden. Für einen Beamten im höheren Dienst mit einem Gehalt von A14 (=Oberregierungsrat, Oberstudienrat usw.) ist natürlich ein MdB-Mandat mit 120.000 € + Kosten und Spesen ein Supersprung nach oben.


    Für den wirklich erfolgreichen Leistungsträger aus Industrie oder aus einer Großkanzlei oder einem anderen freien Beruf sind dagegen 120.000 € nicht sonderlich attraktiv.


    Um jüngere Abgeordnete nicht zu benachteiligen, könnte man ja eine Untergrenze der Abgeordneten-Bezahlung einziehen, die ich so bei rund 60.000 € im Jahr setzen würde. Das ist für einen Studienabgänger, der noch nie etwas verdient und damit auch nie etwas versteuert hat, auch ein attraktiver Anreiz.


    Gleichzeitig könnte mein Modell dazu führen, dass sich Leute aufstellen lassen, die es in ihrem Berufsleben schon zu etwas gebracht haben. Sie müssen keinen Einkommensrückgang fürchten und könnten ihre Berufs- und Lebenserfahrung einbringen.


    Man sollte dabei nie übersehen, dass man als Berufspolitiker jederzeit abgewählt werden kann - und der Wiedereinstieg in das frühere berufliche Umfeld kann schwierig werden. Beamte haben da natürlich wieder die Nase vorn, weil sie eine Arbeitsplatzgarantie haben.


    Heute ist es zum Teil so, dass Politiker in der Regierung sitzen, die wie z.B. Andrea Nahles noch nie etwas "Normales" gearbeitet haben. Nur Schulausbildung, 20 Semester Studium und politische Ämter in Partei und Parlament.
    Mit 60.000 € wäre sie ausreichend bezahlt. Vielleicht würden aber zukünftig solche Karrieren gar nicht mehr realisiert werden, weil die Politiker in spe sich erst einmal am Riemen reißen würden, wenigstens in einem ausserpolitischen Beruf mal drei Jahr ordentlich erfolgreich zu sein, bevor sie sich aufstellen lassen.


    Außerdem bin ich ebenfalls der Meinung, dass die Kosten nachgewiesen werden müssen. Das ist seit jeher ein Skandal, dass unsere Volksvertreter hier pauschal Kostenerstattungen einstreichen - egal ob Kosten angefallen sind oder nicht.
    Das geht gar nicht.