Kosten bei Dynamik-Erhöhungen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Finanztip-Redakteure,


    im kommenden Jahr steht für viele Versicherungsnehmer wieder die alljährliche Frage auf der Agenda:


    ¨Nehm ich die Dynamik in diesem Jahr und im Vertrag wieder mit oder nicht¨?



    In Ihrem Bericht:


    http://www.finanztip.de/berufs…achversicherungsgarantie/


    wird die Seite der Kosten leider nicht erörtert, vielleicht bietet sich diese Thematik ja für einen eigenen Bericht an.


    Kleiner Denkanstoß am Abend :)

    "Man kann die raffiniertesten Computer der Welt benutzen und Diagramme und Zahlen parat haben, aber am Ende muss man alle Informationen auf einen Nenner bringen, muss einen Zeitplan machen und muss handeln."

    Lee Iacocca, amerik. Topmanager

    • Offizieller Beitrag

    Durch die Mitnahme einer Dynamik erhöht sich die Versicherungssumme.


    Versicherungssumme neu (minus) Versicherungssumme alt


    = neue Versicherungssumme x Abschlusskosten

  • Ok, ich verstehe worauf es hinauslaufen soll. Aber mir ist das so noch nicht direkt aufgefallen. Beispiel: Ich nehme eine 10% Dynamikerhöhung meiner BU an. Die Rente im Leistungsfall steigt um 10%, ebenso die Prämien. Wo sind die zusätzlichen Kosten?

    • Offizieller Beitrag

    Ich spreche hier von kapitalbildenden Versicherungen, bei denen setzt sich der monatliche Beitrag wie folgt zusammen:


    Risikobeitrag
    + Sparbeitrag
    = Nettobeitrag
    + Kosten
    = Bruttobeitrag


    bei dieser Versicherung mit einer vereinbarten Ablaufleistung fallen auf den Sparbeitrag erneute Abschlußkosten an, in der Regel weisen die Versicherungen 4-5% der Versicherungssumme aus. Dazu gesellen sich dann noch entsprechende Verwaltungskosten, welche von Versicherer zu Versicherer in der Höhe stark schwanken können.


    Du sprichst vermutlich von einer Versicherung ohne Ablaufleistung (reine Risikoversicherung)


    Risikobeitrag
    = Nettobeitrag
    + Kosten
    = Bruttobeitrag


    hier gibt es keine weiteren Kosten.

  • Ja genau, ich meinte nur die Risikoversicherung, weil hier aus meiner Sicht eine Dynamik Sinn macht. Stichwort: familiäre Veränderungen, Einkommensveränderung.


    Mal abgesehen davon, dass ich kapitalbildenden Lebensversicherungen sowieso nicht kaufen würde, aber die Kosten auf den neuen Beitrag ergeben schon ihren Sinn. Ansonsten könnte ja Kunde Clever auf die Idee kommen, eine niedrige Ablaufleistung und eine hohe Dynamik zu vereinbaren und dann jedes Jahr die Dynamik ziehen, um Kosten zu sparen...

    • Offizieller Beitrag

    @Andreas


    Bei den Versicherungen ohne vereinbarte Ablaufleistung kann eine Inanspruchnahme der Dynamik unter Berücksichtigung der persönlichen Situation durchaus sinnvoll sein.


    Und ich möchte ja nicht als solches die Kosten verteufeln, denn natürlich wäre es in Deinem beschriebenen Fall nicht richtig und sinnvoll für den Produktanbieter.


    Sondern mir geht es darum:


    Das sich die Kosten wenige Jahre vor Ablauf der Versicherung aus meiner Sicht bei der geringen Verzinsung und den gezahlten Überschüssen nicht mehr amortisieren können.


    Daher kann es durchaus sinnvoll sein die Dynamikerhöhungen bei Versicherungen mit vereinbarter Ablaufleistung auszusetzen und nicht mehr in Anspruch zu nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde es so herum formulieren, für alle Versicherungen deren Ablauf in den nächsten 5 -7 Jahren ansteht.


    Hierzu sollte man sich aus meiner Sicht durchaus Gedanken machen.

  • Das ist mit Sicherheit ein wichtiger Punkt, über den ich mir bisher so keine Gedanken gemacht habe. Danke dafür! Ich werde mich mal im privaten Kreis umhören. Selber würde ich diese Lebensversicherungen nicht mal mit der Kneifzange anfassen.

    • Offizieller Beitrag

    Versicherungen haben/hatten Ihre Berechtigungen und man darf nicht vergessen, es gab mal Mindestzinsen von 3,5% und entsprechend hohe und tolle Überschüsse.


    Daher wieder mein Satz:


    Jedes Produkt hat seine Berechtigung, es muss nur sinnvoll genutzt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Henning und Andreas,


    kann dem allen nur beipflichten. Es lässt sich vrienfacht gesagt folgendes sagen:


    Reine BU oder RLV:
    Dynamik sinnvoll, sofern Lebenssituation steigende Absicherung erfordert. Insbesondere bei BU empfehle ich: Dynamik gerne auch mal aussetzen, aber nie öfter als zweimal hintereinander. Dann bleibt Dynamikrecht grundsätzlich erhalten.


    Kapitalbildende oder fondsgebundene Lebensversicherung:
    Dynamik in aller Regel nicht sinnvoll, ausschließen


    Kombiprodukt KLV/FLV plus BU:
    Problemfall, ungünstigte Produktkombination. Tendentiell Dynamik beibehalten, aber nicht jedes Mal annehmen, damit Produkt nicht zu teuer wird. Evtl. Sparanteil senken, ohne BU zu senken - das geht meistens!


    VG

    • Offizieller Beitrag

    Variante Kombiprodukt KLV/FLV plus BU:


    Reduzierung auf Sparanteil funktioniert in der Regel sehr gut, habe dies für mich selbst damals bei der Zurich Deutscher Herold gemacht. Mindestsparanteil sind in der Regel 25 Euro, können aber je nach Versicherung variieren.


    Meine damalige Kombi-Lösung habe ich aufgelöst und nun die Trennung von Risikoschutz und Sparanlage vollzogen.

  • Henning: Die Trennung von Sparen und Absicherung ist mit Sicherheit die beste Lösung. Ich bin ein großer Anhänger dieser (leider selten praktizieren) Gestaltung. Mit der Trennung vermeidet man die Black Box und macht seine Vermögens- und Versicherungsstruktur transparenter. Leider wird das häufig von den Verbrauchern nicht nachgefragt, weil viele meinen, sie verlören Geld, wenn der Leistungsfall nicht eintritt. Bei jeder Diskussion mit diesen Leuten sage ich immer: Seid doch froh, wenn der Leistungsfall nicht eintritt! Die Absicherung ist aber da und die kostet nun mal Geld. Das ist vollkommen in Ordnung und ist halt so! Das Geld ist nicht einfach weg, sondern man hat sich Sicherheit erkauft.


    Saidi: Der Sinn einer Dynamik in einer reinen Risikolebensversicherung (RLV) erschließt sich mir nicht. Braucht man eine höhere Absicherung z.B. im Falle von Familiennachwuchs, so hat man mit diesem Datum sofort eine größere Versorgungslücke! Warum sollte man sich in Dynamikschritten von 5 oder 10% Jahr für Jahr langsam an diese Lücke herantasten - zumal die Versorgungslücke naturgemäß mit diesen Jahren auch wieder kleiner wird? Tritt der Ernstfall ein, z.B. Tod des Familienvaters 1 Jahr nach der Geburt des Kindes, hat Mutter ein Problem. Die Dynamik ist dann wertlos. Ich erachte deshalb eine Nachversicherungsgarantie ohne Gesundheitsprüfung als die sinnvollere Alternative. Alternativ kann man bei Kinderwunsch auch in jungen Jahren eine zunächst höhere Versicherungssumme abschließen als eigentlich benötigt, die dann, wenn der Nachwuchs da ist, wieder ausreichend ist. Die Kosten in jungen Jahren sind bei der reinen Absicherungsform ohne Sparvertrag überschaubar und für Leute, denen die Absicherung der Familie am Herzen liegt, mit Sicherheit auch hinnehmbar. Aber ich gebe zu, dass diese Variante nur für sehr vorausschauende Leute eine Alternative ist... Noch ein wichtiger Punkt, über den bei RLVen selten diskutiert wird: Wie berechnet man seine persönliche Versorgungslücke mal Abseits von der immer propagierten Faustformel: "Als Familienvater mindestens 5 Jahresbruttogehälter."? Aus meiner Sicht greift das einfach viel zu kurz. Außerdem ist die Lücke ja auch nicht konstant. Im Grunde muss man sich für jedes kommenden Jahr Einkommen und geplante Ausgaben überlegen und dann für jedes Jahr in dem der Leistungsfall eintreten könnte, den Barwert der Versorgsungslücke ausrechnen. Mit dieser Zahlenreihe müsste man dann zur Versicherung gehen und sich das individuell für jedes Jahr absichern lassen. In der Praxis klappt das in den seltensten Fällen, so dass man auf die RLV mit linear oder annuitätisch fallende Versicherungssumme ausweichen muss. Diese Modelle decken den Bedarf vieler Leute sehr gut ab, werden aber aus mir unerfindlichen Gründen kaum nachgefragt.


    Ach ja. Aus erbschaftssteuerrechtlichen Gründen, sollte sich die Partner gegenseitig versichern: Also Versicherungsnehmer und versicherte Person trennen und gekreuzte Verträge abschließen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo @Andreas,


    vielen Dank für den detaillierten Beitrag, der einige interessante Themenkomplexe enthält.


    Thema 1: Trennung Spar- und Risikobeitrag


    Du hast hier richtig festgehalten, das eine Trennung eine sinnvoll, wenn nicht sogar die richtige Vorgehensweise ist. Ich möchte noch ein weiteres Argument hierfür ins Spiel bringen:


    Mit dieser Methode kann ich mir für beide Bereiche den besten oder möglichst besten Anbieter heraussuchen, was bei einer Kombinations-Lösung nicht unbedingt der Fall sein muss.


    Thema 2: Dynamik-Erhöhung bei RLV´s


    @Saidi ist bei dieser Aussage aus meiner Sicht durchaus zu bestätigen. Denn eine Dynamik-Erhöhung im normalen Bereich kann ja auch eine sinnvolle Anpassung an das (hoffentlich) gestiegene Gehalt etc. sein.
    Daher würde ich bei den RLV´s nicht von vornherein die Dynamik ausschließen.


    Du sprichst einen wichtigen Punkt an. Die ¨private Finanzplanung¨ ist bei der Risikoabsicherung das a und o, ein beseres Instrument zur individuell geeigneten Absicherung gibt es nicht.


    Ich habe in einem anderen Thread ja mal die Frage gestellt, ob und wie dieses Instrument bereits genutzt wird:


    Was versteht ihr unter ¨privater Finanzplanung¨ - Gesprächsecke - Finanztip Community


    Thema 3: Sinnvoller Hinweis zur so genannten Überkreuz-Versicherung


    Allein dieses Thema wäre einen eigenen Thread oder Artikel bei Finanztip wert, denn die Vorteile liegen auf der Hand und lassen sich durchaus im ein oder anderen Fall auch monetär ausdrücken (Thema ErbSt).

  • Thema 1:


    Vollkommen klar. Danke für den Hinweis! Das Argument hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Ich hatte erstmal nur vom "Ordnungs- und Transparenzstandpunkt" aus argumentiert.


    Thema 2:


    @Saidi ist bei dieser Aussage aus meiner Sicht durchaus zu bestätigen. Denn eine Dynamik-Erhöhung im normalen Bereich kann ja auch eine sinnvolle Anpassung an das (hoffentlich) gestiegene Gehalt etc. sein.
    Daher würde ich bei den RLV´s nicht von vornherein die Dynamik ausschließen.


    Das ist auch gar kein Widerspruch zu meiner vorgeschlagenen "alternativen Vorgehensweise", nur dass man die Inflation nicht über die Dynamik abdeckt. Über die vollständige Einnahmen-Ausgaben-Rechung, muss mann natürlich auch Gehalt und Konsum abzinsen, genauso wie man am Ende mit einem Anlagezins der Versicherungssumme rechnen muss, wenn man über Jahre davon leben möchte. Also auf den Punkt gebracht: Die Inflation steckt oben schon drin, die Dynamik ist letztlich nicht nötig, außer sie läuft so aus dem Ruder, dass die eigene Rechnung nicht mehr aufgeht. In diesem Punkt gebe ich dir Recht, dass man hohen Inflationsraten mit der eingebauten Dynamik begegnen kann. Wenn man so möchte, ist man damit flexibler... Eine Anpassung an das Gehalt ist letztlich der zweite Schritt. Ich würde eher sagen, Anpassung an das Barwert des Konsums. Der steigt in der Regel mit dem Einkommen, muss aber nicht... In letzterem Fall ensteht allerdings echtes Vermögen.


    Thema 3:


    Ich habe zur Thematik Risikolebensversicherungen (RLV) mal einen neuen thread aufgemacht. Vielleicht haben andere auch schon mal darüber nachgedacht. (http://www.finanztip.de/community/forum/thema/285-risikolebensversicherung)

    • Offizieller Beitrag

    @all:


    Vielen Dank für die gute Diskussion. Kann Euch beiden nur zustimmen und muss mich für meine aus Zeitgründen etwas pauschale Aussage entschuldigen: Dynamik in einer RLV KANN sinnvoll sein, muss aber nicht. Richtig ist, dass dies von einer guten privaten Finanzplanung abhängt.
    Dynamik in einer BU MEISTENS sinnvoll.


    Zum Thema Überkreuz-RLV ist schon länger etwas geplant, andere Sachen haben leider erstmal Prio.
    Für alle Interessierten ein Beispiel:
    Ein unverheiratetes Paar bekommt ein Kind oder nimmt zusammen eine Baufinanzierung auf.
    Um sich gegenseitig im Todesfall abzusichern, ist aus Gründen der Erbschaftssteuer in der Regel folgende Kombination sinnvoll:
    Risikolebensversicherung 1:
    Versicherungsnehmer: er
    versicherte Person: sie
    Begünstigter im Todesfall: er


    Risikolebensversicherung 2:
    Versicherungsnehmer: sie
    versicherte Person: er
    Begünstigter im Todesfall: sie


    Im Todesfall erhält der Überlebende Leistungen aus seinem EIGENEN Vertrag und muss daher keine Erbschaftssteuer zahlen.


    VG
    Saidi

    • Offizieller Beitrag

    Eine Ergänzung zum Thema Überkreuz für verheiratete.


    Das Kind hat in diesem Fall auch keinen so genannten Ergänzungspflichtteil, den es in Anspruch nehmen kann,
    da die Leistung ja an den Versicherungsnehmer ausgezahlt wird.


    Wichtig:


    Die Beiträge müssen aber auch vom Versicherungsnehmer gezahlt werden, ansonsten kann das Finanzamt eine Schenkung unterstellen und sämtliche geleistete Beiträge für die Versicherung entsprechend in die steuerliche Berücksichtigung mithereinnehmen.

  • Gibt es eigentlich eine Faustformel, die besagt bei wieviel Jahren "Restlaufzeit" sich eine Beitragsdynamik nicht mehr lohnt? Also bei 5, 10, 15, 20 Jahren bis Vertragsende?


    Es wird ja wahrscheinlich an der konkreten Kostenstruktur der Versicherung hängen, aber kann man es dennoch irgendwie generalisieren?

    • Offizieller Beitrag

    Sprichst Du von echten Risikoversicherungen, also v.a. BU und RLV? Hier würde ich immer in erster Linie nach dem Bedarf entscheiden, also sprich brauchst Du die höhere Absicherung? Die Kosten = zusätzlicher Beitrag sind ja transparent.


    Bei kapitalbildenden LVs rate ich im allgemeinen von Dynamik ab. Im Grunde ist es jedes Mal der Neuabschluss einer Mini-LV auf den Altvertrag oben drauf - Abschlusskosten etc. inklusive.


    Schöne Feiertage noch und einen guten Rutsch!