Widerruf trotz 90% Tilgung

  • Hallo zusammen,
    vorweg: sorry! Sicher wird meine "Anfängerfrage" bereits an mehreren Stellen bestens beantwortet aber so ganz erschließt sich mir die Thematik / Sinnhaftigkeit leider noch nicht.


    Folgende Annahmen:
    urspr. Kreditsumme: 200.000 EUR
    heutige Restschuld: 10.000 EUR
    Vertrag. vereinbarter Zins: 4.5 %
    Vertragsstart: 2009
    "Widerrufsjoker" würde greifen


    Frage:
    Macht ein Widerruf dann heute noch Sinn? Mir ist nicht klar, ob man somit "nur" die Möglichkeit erhält, die Restschuld irgendwo zu heute günstigeren Konditionen finanzieren zu lassen oder ob es um eine Rückabwicklung des gesamten Vertrages (=urspr. Kreditsumme) geht ? Angenommen Letzteres, stellt sich mir die Frage, welcher Zins die Bank dann erhalten würde und wie eine solche Rückabwicklung tatsächllch umgesetzt wird ? Erhalte ich die Zinsen zurück und muss dann noch 10.000 EUR Restschuld zahlen (vgl. Beispiel)?


    Danke und beste Grüße

  • Hallo Stahlberg,


    nach dem BGH, Beschluss vom 22.09.2015, Az.: XI ZR 116/15, hat der Widerruf zur Folge, dass die Parteien verpflichtet
    sind, die von ihnen seit Abschluss des Vertrages empfangenen Leistungen zurückzugewähren und die daraus gezogenen Nutzungen herauszugeben.


    Die Darlehensnehmer haben an die Bank die an diese ausgezahlte Darlehensvaluta herauszugeben sowie eine Nutzungsentschädigung in Höhe des zu Vertragsbeginn vereinbarten Sollzinses an die Bank zu zahlen.


    Die Bank schuldet den Darlehensnehmern die Herausgabe erbrachter Zins- und Tilgungsleistungen zuzüglich einer Nutzungsentschädigung darauf in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz.


    Die Ansprüche sind sodann zu saldieren.


    Wenn Sie hohe Tilgungsleistungen erbracht haben, kann es sich nach meinen Erfahrungen durchaus lohnen, Ihre Ansprüche prüfen und berechnen zu lassen.


    Viel Erfolg!