ETF-Sparplan vor Schuldentilgung

  • In der Literatur, u.a. auch im Finanztip-Newsletter liest man immer wieder, dass die Schuldentilgung der Geldanlage (monatlicher Sparplan) vorzuziehen sei. Ich frage mich aber, ob dies wirklich so sinnvoll ist.
    Folgendes Beispiel:
    Die Zinsen für einen 25-jährigen Hypothekenkredit liegen bei 3%. Finanzberater sehen bei ETF-Sparplänen auf Standard-Indizes eine jährliche Rendite zwischen 5-7%. Thomas Piketty schrieb in seinem jüngsten Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert", dass selbst Kleinsparer mit Aktienfonds auf eine jährliche Rendite von 3-5% kommen.
    Ist es deswegen nicht sinnvoller, man tätigt keine Sondertilgungen auf den Hypothekenkredit und bleibt bei seinen ETF-Sparplänen?

  • @quartermaster Erstmal ist dieser Logik nichts entgegen zu setzen. Allerdings sollte man mehrere Dinge beachten:


    Punkt 1: Die 3% Schuldzinsen fallen sicher an. Die 5-7% sind eine voraussichtliche, durchschnittliche Rendite. Das kann zukünftig ganz anders aussehen, und in manchen Jahren steht da auch ein Minus davor.


    Punkt 2: Die 3% Schuldzinsen fallen auf was auch immer halt an Restschuld da ist an. Wenn Sie bis zum St-Nimmerleinstag nicht tilgen, müssen sie auch bis zu diesem Tag Schuldzinsen auf diese Restschuld zahlen. Über 50 Jahre gesehen wäre es nicht schlecht gewesen, wenn sie die Schulden irgendwann los sind und das freiwerdende Budget dann in Aktien investieren.


    Punkt 3: (eng verwandt mit Punkt 2) - wenn nach den 25 Jahren die Schulden nicht weg sind, dann brauchen Sie ein Anschlussfinanzierung, und niemand kann Ihnen heute sagen, wie die Zinsen dann aussehen.



    Summa summarum: Es ist natürlich verlockend, zu versuchen sein Aktieninvestment über einen besicherten Kredit (nichts anderes ist ein Hypothekendarlehen ja) zu hebeln. Ob es wirklich vernünftig ist, bin ich mir nicht sicher...