Finanz-Fiasko der Woche: Preisunterschiede nach Geschlecht

  • Am Wochenende bin ich auf ein Thema gestoßen, bei dem ich jedes Mal rot sehe. Im Spiegel gab es einen Artikel zum Thema Preisunterschiede nach Geschlecht. Im Beitrag ging es darum, dass Frauen im Durchschnitt mehr für Produkte zahlen.


    Auch wenn mich ein Thema aufregt, versuche ich es rational zu hinterfragen. Aber das führt hier zu nichts, denn ich habe selbst oft im Alltag erlebt, was und wie viel Frauen draufzahlen: Einserseits gibt es viele Produkte, bei denen es gar kein männliches Equivalent gibt. Da zahlt man allein schon wegen der Tatsache, weil man eine Frau ist, mehr. Und andererseits habe ich - besonders bei Pflegeprodukten - die Unterschiede oft im Laden gesehen.


    Was denken die hier zahlreich vertretenen Männer? Ist das ok, weil der Markt eben so funktioniert? Oder unfair, zudem Frauen im Durchschnitt auch weniger verdienen?

  • Hallo Franziska,


    grundsätzlich würde ich immer wo möglich auf das günstigere Produkt ausweichen, damit der Markt funktioniert. Im ersten Ansatz würde ich nicht rein auf geschlechtsspezifisch argumentieren, allerdings regt sich meine Frau auch immer auf, dass ihr beim Friseur erklärt wird, dass für weibliche Haarmode höherer Aktualisierungsaufwand erforderlich sei und deswegen der Preis höher ist - wir bekommen im Prinzip den gleichen Haarschnitt. In der Konsequenz geht sie zu einem Friseur, wo der Frauen-Aufpreis minimal ist.


    VG
    Kater.Ka

  • Hallo Franziska,


    ich sehe das - in den meisten Fällen - als das freie Spiel von Angebot und Nachfrage. Denn generell gibt es bei vielen Produkten keinen sachlichen Grund für den Preis der eben gerade verlangt wird, sondern es geht darum das optimale Verhältnis von Zahlungsbereitschaft und Anzahl zahlender Kunden zu treffen. Das können bei meinem Friseur zwanzig Herrenhaarschnitte zu 20€ sein, bei dem von meiner Frau halt 4 zu 100€... Im Sinne von Aufwand lässt sich der fünffache Preis sicherlich nicht begründen, wohl aber wenn man versucht abzuschätzen, wie wichtig dem durchschnittlichen Mann seine Frisur ist, und wie wichtig der durchschnittlichen Frau. Und das ist auch ok so. Wir zahlen das, was wir zu zahlen bereit sind....


    Niemand zwingt meine Frau einen Mantel für x-hundert Euro oder eine Tasche für noch viel mehr zu kaufen. Sie macht das, weil sie es will, und weil dieses Produkt ihr das Geld nun mal wert ist. Genauso wenig wie jemand mich dazu zwingt das Craft Bier zum Preis einer Flasche Rotwein zu probieren. Mache ich trotzdem, meine Frau wäre vermutlich mit dem Radler von Fernsehbier XY zufrieden gewesen.


    Es gibt übrigens auch eine Reihe von Gegenbeispielen, bei denen Männerprodukte teurer sind. Uhren, Anzüge, Laufschuhe, Sandalen fallen mir spontan ein...


    Was ich auch nicht gut fände wäre, wenn das identische Produkt teurer wird, nur weil eine Frau es kauft / nutzt. Das gleiche Spielzeug in Blau oder Rosa z.B....


    Cheers,
    Elias


    PS: Was ich übrigens lächerlich finde, ist der Ruf nach der Politik, die uns vor den bösen Konzernen beschützen soll. So ein Schwachsinn. Der einfachste Weg, das Ganze zu stoppen, ist das Produkt nicht mehr zu kaufen. In unserer Konsumgesellschaft gibt es für 99,9% aller Produkte adäquaten Ersatz. Einen Umsatzverlust merkt ein Unternehmen schneller und direkter als die Bundeskosmetikpreisüberwachungsstelle, die im Jahr 2018 ihren Jahresbericht "Kosmetikpreise im Einzelhandel 2016" veröffentlicht und dann drohend mit dem Finger wackelt. Ganz abgesehen von der Absurdität und massiven Bürokratie einer solchen Stelle sehe ich das auch als Eingriff in die Eigentumsrechte und die Vertragsfreiheit. Aber der Hang zum staatlichen Dirigismus ist ja besonders in Deutschland sehr ausgeprägt. Siehe Heinrich Mann - Der Untertan.