Wo legen Anbieter von Lebensversicherungen mein Geld an

  • Hallo,


    die Frage steht im Titel.


    Ist es möglich das irgendwo einzusehen um verbindliche Informationen zu bekommen?
    Gibt es gesetzliche Regelungen, die den Anbietern vorschreiben, was mit dem Geld der Versicherungsnehmer gemacht wird.


    Ich will beurteilen können, ob die versprochene Rendite eingehalten werden kann.
    Dazu muss ich ja sein, "was" mit meinem Geld gemacht wird.

  • Danke für das Bild.


    Aus den Staatsanleihen wird leider nicht deutlich, um welche es sich dabei handelt. Man könnte doch aber vermuten, dass es sich nicht um deutsche oder französische sondern eher um portugiesische oder griechische handelt, oder?

  • Einige Informationen findet man sicherlich bei den Asset Management Gesellschaften der einzelnen Versicherer, z.B. der MEAG für die Ergo Gruppe und die Münchner Rück:


    https://www.meag.com/reddot/ht…nehmen/ud_aum-konzern.asp


    Aber mal zur generellen Fragestellung:

    Ich will beurteilen können, ob die versprochene Rendite eingehalten werden kann.
    Dazu muss ich ja sein, "was" mit meinem Geld gemacht wird.


    Wie stellen Sie sich das denn vor? Analysieren Sie jedes einzelne der zigtausenden Wertpapiere und Immobilien, in die eine größere Versicherung so investiert? Plus sämtliche "alternativen" Assets?


    Wenn Sie das tatsächlich halbwegs realistisch und zuverlässig beurteilen könnten, dann bräuchten Sie keine (Kapital-)Lebensversicherung mehr - dann würden Sie mit Geld (z.B. von selbigen) zugeschüttet werden. Denn das hieße, dass sie in die Zukunft schauen können!


    Selbst wenn Sie ein Michael Burry wären, der ja als einer der wenigen die Subprime-Krise hat kommen sehen, könnten Sie immer noch nicht beurteilen, wie die Kiste in 10, 20 oder 30 Jahren aussieht. Und nur weil sie verbriefte Immobiliendarlehen beurteilen können, heißt das noch lange nicht, dass sie Private Equity Investitionen in Taiwanesische Maschinenbauer ebenso beurteilen können.


    Ich habe mal als Teil eines Teams von 8(!) Beratern, die sich 60 Stunden die Woche mit wenig anderem beschäftigt haben, das Immobilienportfolio einer größeren deutschen Versicherung näher angeschaut. Damit war das Team fast ein Jahr(!) mit beschäftigt. Und dann hat sich noch niemand die Immobilie tatsächlich über Google Maps und Streetview hinaus angeschaut. Da hat noch niemand gecheckt, ob der Bürokomplex in Singapur, der mit 200 Mio in den Büchern steht, vielleicht ein Problem mit der Entrauchungsanlage hat...



    So schön der Gedanke ist, der Versicherung auf die Finger zu schauen, so unmöglich ist es in der Praxis.


    Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass ein ganz großer Teil unseres Geld- und Wirtschaftsystems nur deswegen funktioniert, weil genug Leute daran glauben. Danach lebe ich und versuche mein Geld so zu verteilen, dass im Fall eines großen Crashs zumindest nicht alles dran glauben muss...

  • So schön der Gedanke ist, der Versicherung auf die Finger zu schauen, so unmöglich ist es in der Praxis.


    Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass ein ganz großer Teil unseres Geld- und Wirtschaftsystems nur deswegen funktioniert, weil genug Leute daran glauben. Danach lebe ich und versuche mein Geld so zu verteilen, dass im Fall eines großen Crashs zumindest nicht alles dran glauben muss...

    Eben deshalb stelle ich die Frage. Ich will nicht "glauben" sondern "wissen". Und die Antworten bestärken mein Gefühl, dass Lebensversicherungen für mich grundsätzlich nicht in Frage kommen.

  • Wenn Sie wirklich wissen wollen, was mit dem Geld passiert, dann ist ein so langfristig angelegtes Produkt für Sie sicher nicht die richtige Wahl für Sie. Dann doch eher greifbare Dinge wie Immobilien. Aktien sind ein Grenzfall - sie sind tatsächlich Eigentümer eines Bruchteils eines Unternehmens, aber wie die ihr Geschäft betreiben können Sie auch kaum kontrollieren.

  • Hallo xeb,


    ich freue mich, dass Sie sich für dieses Thema interessieren. Es wäre schön, wenn mehr Versicherungsnehmer eigenverantwortlicher handeln und sich mit den von ihnen abgeschlossenen (oder ihnen vermittelten) Lebensversicherungsverträgen ausgiebiger befassen würden. Aus meiner Sicht nehmen wie zu viele Versicherungsnehmer einfach die knappen und häufig wenig aussagekräftigen Informationen in den Standmitteilungen der Versicherer einfach hin.


    Wenn Sie auf der Suche nach konkreten Informationen über einen Lebensversicherer sind, so sollten Sie in erster Linie in die jeweiligen Geschäftsberichte schauen, die entweder auf der Internetseite publiziert werden oder im Unternehmensregister.


    Ein Beispiel: Die Gothaer Lebensversicherung AG publiziert auf ihrer Internetseite eine 144-seitigen Geschäftsbericht für das Jahr 2014 (siehe Link): http://www.gothaer.de/media/ue…14/gothaer_leben_2014.pdf


    Direkt auf Seite 2 finden Sie einen Fünfjahresvergleich mit entsprechenden Kennzahlen, wie beispielsweise den Abschlusskostensatz in %, den Verwaltungskostensatz in %, den Bestand der Kapitalanlagen und die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen.


    Aus der Bilanz können Sie auch die Zusammensetzung der Kapitalanlagen erarbeiten. Ab Seite 82 bis Seite bis Seite 135 finden Sie dann relevante Informationen zur Überschussbeteiligung für alle möglichen Tarife.


    Zugegebenermaßen ist die Analyse der Geschäftsberichte beim ersten Mal oftmals nicht ohne einen Experten (oder einer Expertin) durchzuführen, da diese Form der Berichtserstattung doch recht speziell ist. Das trifft insbesondere bei Fragen zur Überschussbeteiligung, den Definitionen von verschiedenen Renditekennziffern und der Ermittlung der Differenz zwischen prognostizierter und tatsächlich erreichter Rendite zu. Häufig lohnt es sich daher, den Geschäftsbericht selber durchzuarbeiten, offene Fragen gemeinsam mit einem Experten zu klären und dann jedes Jahr den Geschäftsbericht zu prüfen.