Ab wann ist es genug?

  • Hallo,


    mich treibt immer wieder die Frage um, wieviel Geld man angelegt haben muss, um von den Erträgen zu leben. Es kann bei meinen Rechenspielen auch Geld aus dem Vermögen entnommen werden, da es keine Kinder gibt mit einer möglichen moralischen Verpflichtung, etwas zu vererben. Aber umgekehrt soll es dann nicht mit 95 zu Ende sein, wenn das Leben dann immer noch in mir ruht.
    Aber wann ist es genug? Wie berechnet man einen guten Puffer, damit es auch in Zeiten mit niedrigen Zinsen reicht?
    Ich freu mich über Anregungen.

  • Es gibt Rechner für die sog. Ewige Rente im Netz, hier würde das Kapital erhalten bleiben. Ansonsten einen Auszahlplanrechner verwenden mit Endalter z.B. 110 Jahre.

  • Es gibt auch Versicherer, die "Rente gegen Einmalbeitrag" anbieten. Hier ein Beispiel des größten Direktversicherers in Deutschland. Damit ist zumindestens das Risiko gebannt, dass das Geld aufhört. Andererseits wird die Versicherung schon eine entsprechende Sterbetafel mit hoher Lebenserwartung anwenden und damit die Monatsrente nicht so hoch sein. Ist wohl was für risikoaverse Menschen. Dafür weiß man, woran man ist und was man sich bis Lebensende leisten kann.


    https://www.cosmosdirekt.de/re…ung-gegen-einmalbeitrag/#

  • Ja, sowas kenne ich auch alles. Natürlich könnte ich mein Vermögen komplett bei einem Direktversicherer anlegen. Aber ist das eine kluge Geldanlage? So risikoavers bin ich eigentlich nicht. Leider funktioniert der Rechner bei mir auch nicht. Wenn ich schon mit 49 in Rente gehen will, streikt er.
    Bei allen Rechenbeispielen gehe ich von einem bestimmten Zinssatz aus. Zugegeben, der ist im Augenblick eh niedrig, wahrscheinlich/hoffentlich kann es nur besser werden. Bei einem monatlichen Bedarf von 2.000 € benötige ich bei 3% Rendite 800.000 € Vermögen. Die 3% zu erreichen, ist in heutigen Zeiten aber auch schon riskant. Heißt, man müsste eher mit 2% rechnen.
    Ab welchen Punkt kann sich hier ein Gefühl der Sicherheit einstellen, so dass man entspannt sagen kann: Ich hör auf zu arbeiten, es wird reichen?
    Ist das überhaupt für jemanden außer mir hier erstrebenswert?

  • Ich sag immer eine Million für einen einzelnen.


    Wie komme ich darauf: Heute 49, bis 110. sind 61 Jahre, 732 Monate, à 2.000 Euro, sind 1.464.000 Euro. Hier würde eine Verzinsung nach Steuern in Höhe der Inflationsrate reichen. Entsprechend würde z.B. von 55-100 1,08 Mio. reichen. Das würde ich dann als realistisch ansehen.


    Sofortversicherungen funktionieren angesichts der Niedrigzinsen genau so, Sie verteilen nur das Langlebensrisiko.

  • Das wird ja schon fast philosophisch ^^ . Sie müssen hier sehr viele Annahmen treffen. Aber nähern kann man sich dem sicher.


    Ich würde mich zunächst fragen, mit wie wenig Geld ich über Jahrzehnte zufrieden wäre. 2000 Euro als Alleinstehender. Sind damit sämtliche größeren Verpflichtungen abgedeckt? Vermutlich. Bis wann möchte ich diesen Standard halten?80 Jahre. Dann kommt das Alter. Kann ich mir vorstellen, dass mein Pflegeheim im schlimmsten Fall von Sozialhilfe finanziert wird? Wenn ja, muss das Vermögen bis 80+ x reichen. Wenn nein braucht es Annahmen zu Kosten und Lebenserwartung etc. Wenn Monika Reich nicht Ihr echter Name ist, können Sie überlegen, ein paar mehr Fakten offenzulegen. Gibt hier sehr zahlenaffine Mitglieder, die Ihnen ein Modell in Minuten errechnen. Allgemein zu sagen, "Mit 50 Jahren und ner Million hat man ausgesorgt" wäre Unsinn, weil vielleicht auch viel weniger oder mehr benötigt wird.

  • Genau, es gibt viele Annahmen, die man tätigen muss und die man möglicherweise im Alter nicht mehr korrigieren kann, weil man dann nicht mehr den Elan und die Kraft hat, neue Geldquellen zu erschliessen. Aber wie gehen andere mit diesen Ungewissheiten um?
    Ich kann für mich sagen, obwohl ich es wahrscheinlich nicht mehr müsste, arbeite ich noch. Auf der einen Seite, weil es Spaß macht, auf der anderen Seite aber schon, weil ich mir unsicher bin.
    Es stimmt übrigens, es ist philosophisch. Ich suche auch nicht unbedingt nach Antworten, sondern eher um Gedanken, wie andere damit umgehen.

  • Hallo @Monika Reich,
    meine Erfahrungen möchte ich Ihnen gerne mitteilen. Sie erkennen sicher, dass ich aus der ehemaligen DDR komme.
    Mit der Wiedervereinigung wurde ich ungewollt arbeitslos. Unglücklicherweise kam ich durch Studium nicht auf die 45 Beitragsjahre, um ungekürzt in Rente zu gehen. Ich habe mich für einen Rentenabschlag von 17,2% entschieden, und habe es bis heute nicht bereut. Solange man noch einigermaßen gesundheitlich zu Rande kommt, ist es doch sinnvoll den Ruhestand oder auch Unruhestand zu genießen. Meine Frau und ich sind seit 53 Jahren verheiratet, und wir kommen mit unserer Rente aus. Meine Geldanlagen, überwiegend Fonds, rentieren im langjährigen Mittel bei knapp 6%.
    Gedanken, dass das Geld am Lebensende alle sein müsste, haben wir uns noch nie gemacht. Wir haben vier Urenkel, da freut man sich, und sieht alles ohnehin etwas lockerer.
    Meine Schwester hat keine Kinder, und hat sich schon frühzeitig Sorgen um ihr Geld gemacht. Ich finde sie lebt keineswegs glücklicher.
    Planungen der Finanzen halte ich für nicht dienlich. Durch die DDR-Zeit bin ich gezwungen, auch jetzt noch in Aktienfonds zu investieren. Unkalkulierbare Kursentwicklungen machen die Planungen ohnehin zum Glücksspiel.
    Aber auch andere Unwegbarkeiten des Lebens zwingt einen ohnehin alles neu zu überdenken.
    Fazit: Leben, nicht nur knaustern, und sich des Lebens erfreuen.
    Grüße aus Sachsen


    Altsachse

  • Ich würde @Altsachse so subsumieren, dass gefühltes Wohlbefinden der eigentliche Gratmesser für Zufriedenheit und materiellen Wohlstand ist. Und dass man die Faktoren hierfür nicht verformeln kann.

  • Ich habe einmal zwei Berechnungen angestellt:


    1) Anfangskapital 1 Mio., Laufzeit 40 Jahre, Zins 2 Prozent, Restvermögen nach 40 Jahren (für´s Pflegeheim) 200.000 Euro ergibt eine monatliche „Rente“ (vor Steuern) von 2.740 Euro.


    2) Anfangskapital 1 Mio., Laufzeit 40 Jahre, Zins 2 Prozent, Restvermögen nach 40 Jahren Null Euro ergibt eine monatliche „Rente“ (vor Steuern) von 3.013 Euro.


    Ich kann für mich sagen, obwohl ich es wahrscheinlich nicht mehr müsste, arbeite ich noch. Auf der einen Seite, weil es Spaß macht, auf der anderen Seite aber schon, weil ich mir unsicher bin.

    Das ist bei mir nicht so viel anders. Meine Lösung sieht daher vor, mich aus den üblichen Verpflichtungen des regelmäßigen Berufslebens möglichst rauszuhalten und trotzdem noch ein bisschen Geld zu verdienen. Das macht das Leben viel entspannter und wenn die Arbeit Spaß macht, bringt sie Freude und noch etwas Zusatzeinkommen, um die oben genannten Fristen zu verlängern. Ich kann das so realisieren, dass ich als Freelancer für Firmen tätig bin, mit denen ich über Jahre gute Kontakte gepflegt habe. Wenn´s bei denen brennt, bin ich da, wenn´s nichts zu tun gibt, liege ich am See :)

  • MMn fehlen hier sowohl die Inflation wie die Steuern.


    1 MIo. Startkapital. 2% Zins. 2% Dynamik = Infaltion, KapESt+Soli ergibt im zweiten Fall 1904 Euro, im ersten Fall 1693 Euro anfangs p.m.

  • Um nochmal philosophisch zu werden. Ich gehe gerne zur Arbeit, ich brauche diesen Rhythmus. Aber ich habe Glück mit dem Gesamtpaket. Es sind sehr humane Arbeitsbedingungen in jeder Hinsicht. Relativ wenig Arbeit, relativ vielGeld, nette Chefs, guter Kaffee und meinen Sohn seh ich täglich und bring ihn ins Bett. Es ist keine große Karriere aber materiell geht es uns viel besser als unseren Eltern. Deswegen hoffe ich (mit Mitte 30) das bis zur Rente weiter zu machen. Sollte sich das Gesamtpaket verschlechtern, denke ich da vielleicht auch wieder anders drüber.

  • @Kater.Ka


    Zum einen hatte ich ja geschrieben "vor Steuern". Und ich verstehe auch nicht, wie du auf die Zahlen kommst:
    Wenn ich von den 3.013 Euro die 26,375 Prozent Abgeltungsteuer abziehe, kommen 2.218 Euro raus.


    Und auch diese Berechnung ist unvollständig. Wenn man mal unterstellt, dass keine weiteren Einkünfte da sind, dann sind zumindest die Einkünfte in Höhe des Sparerfreibetrages und des Grundfreibetrages von der Steuer befreit. Dazu kommen ein paar abzugsfähige Vorsorgeaufwendungen und in späteren Jahren ggf noch der Altersentlastungsbetrag. Insgesamt summiert sich das sicher auf rund 10.000 Euro.


    Die Inflationsrate habe ich auch bewußt vernachlässigt. Wenn wir mit einem Zinssatz von zwei Prozent rechnen, gehe ich mal von einer eher sehr geringen künftigen Inflationsrate aus. Wenn du zwei Prozent Inflation unterstellst, dann ist ein Anlagezins von nur zwei Prozent langfristig eher unwahrscheinlich. Wenn du so willst, habe ich hier nicht einen nominalen, sondern einen realen Zins von zwei Prozent unterstellt.

  • Und ich verstehe auch nicht, wie du auf die Zahlen kommst:

    Ich habe den gleichen Rechner genommen, die Dynamik auf 2% gestellt und die Steuer aktiviert. Der Einwand mit dem Grundfreitbetrag etc. ist richtig und würde das Ergebnis um rund 200 € p.m. verbessern.


    Bei der Zinsbetrachtung bin ich nicht ganz Deiner Meinung. Der Garantiezins für Altersvorsorgeprodukte liegt bei 1,25%. Die Anlageempfehlung bei Finanztip http://www.finanztip.de/geldanlage/ kommt bei sicherheitsorientiert ohne Aktienanteil aus, bei ausgewogen 40%, Geht man in die Mitte mit 20% und 80% Festgeld komme ich auf so auf (20*6% + 80*1,5%)/100 = 2,4% . Ich sage nicht dass man nicht mehr holen kann, dazu muss man aber Risiken eingehen. Das würde ich dann eher als Extra-Rendite sehen.


    Bei der ganzen Rechnerei muss man noch die zu erwartenden Altersversorgungsleistungen in Betracht ziehen. Das Rentenniveau liegt je nach Betrachtungsweise um die 50%, d.h. von einem heutigen gedeckten Bedarf von 2.000 Euro muss bei vorzeitigem Arbeitsende bis zum Renteneintritt 100%, danach nur 50% getragen werden. Prämisse ist natürlich "die Rente ist sicher". [den habe ich neulich im Flugzeug nach Berlin getroffen, hab mir die Frage danach aber verkniffen ;-)]

  • Hallo@chris2702,
    Sie haben das genau richtig erkannt. Ich habe einen sehr großen Garten, da macht mir das Arbeiten zusammen mit meiner Frau immer noch Freude.
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, die materiellen Erträge aus meinen Garten habe ich bei meinen NV-Antrag natürlich mit angegeben.
    Grüße aus Sachsen


    Altsachse

  • Guten Morgen,


    das war ja reichlich Feedback. Bei einer Sache bin ich gestolpert. Ihr geht immer von 25% Kapitalertragssteuer aus. Das wundert mich. Wenn das zu versteuernde Einkommen bei einem geringen Betrag liegt (und da liegen wir bei all den Berechnungen ja, wenn man Versorgungsaufwendungen etc. abzieht), dann richtet sich die Kapitalertragssteuer nach dem dann festgesetzten Steuersatz, der vielleicht bei 4 oder 5%.


    Ich mache es letztlich gerade wie der Ökonom und arbeite als Beraterin und Autorin, sowie abends als Yogalehrerin. Das macht mir alles Spaß und ich kann es freiberuflich dosieren. Aber ich merke eben auch, dass ich nicht aufhören könnte mit der Arbeit. Trotz ausreichendem Vermögen ist da eine gewisse Angst, dass es nicht reichen könnte.


    Gerne würde ich mich mit jemanden austauschen, der diese Angst überwunden hat. Einfach um zu wissen, wie er oder sie es gemacht hat. Aber wahrscheinlich ist es dann sowieso so individuell, dass es sich schwer kopieren lässt.


    Einen schönen Freitag wünsche ich
    Monika

  • Ihr geht immer von 25% Kapitalertragssteuer aus.

    da hast du natürlich vollkommen Recht. Wenn wir also mal (Zins-)Einkünfte von jährlich 25.000 Euro unterstellen und abzügl. aller Aufwendungen auf ein steuerpflichtiges Einkommen von 15.000 Euro kommen, dann liegt die Steuerbelastung bei rund 1.400 Euro.


    Gerne würde ich mich mit jemanden austauschen, der diese Angst überwunden hat.

    Solange du es noch nicht ganz "sicher" geschafft hast, wird die Angst immer ein bisschen mitschwingen. Ich hatte auch ein Jahr, da lief erst gesundheitlich besch... und dann beruflich über Monate suboptimal. Da ging mir dann zwischenzeitlich der Arsch auch etwas auf Grundeis bei dem Gedanken, wenn es gesundheitlich und beruflich eng wird, dann kann die Kohle doch noch knapp werden.


    Leider bin ich noch nicht im dem Stadium wie die beiden Herren aus folgender Anekdote:


    Sitzen zwei Herren entspannt an der Bar, da fragt der eine den anderen: "Was würdest du tun, wenn du eine Million im Jahr verdienen würdest?". Der andere überlegt kurz, schmunzelt und sagt:" Naja, dann würde ich mich halt ein bisschen einschränken" :)

  • Hi,


    und was ist daran schlimm, wenn man sich mit Menschen austauscht? Ich habe bewusst keine Werbung für mein Buch gemacht, weil man das hier nicht soll. Trotzdem bin ich ein Mensch und weil es so wenige finanziell freie Menschen gibt und noch weniger, die darüber reden, suche ich immer wieder Austauschmöglichkeiten im Netz. Das war übrigens auch die einzige Motivation ein Buch zu schreiben. Um einfach mal das (typisch deutsche) Schweigen zu brechen und darüber zu berichten, wie ich es zur finanziellen Freiheit geschafft habe. Übrigens ohne marktschreierische Ratschläge, so schaffst Du das auch. Ich bin keine Expertin, ich würde sogar sagen, es ist einfach so passiert. Erst im Rückblick konnte ich eine gewisse Linie erkennen. Daraus ergeben sich einige Finanztipps, das ist auch schon alles.


    Wenn sich hier Menschen über Aktien austauschen, fordert man doch auch nicht die Schließung des Threads, weil sie damit Geld verdienen wollen? Zumal das gar nicht meine Absicht war.


    Ich bin irritiert
    Monika