ETF - synthetisch oder replizierend

  • Hallo,


    ich bin neu hier im Forum. Ich lese aber schon eine Weile mit und habe durch das Forum schon eine Menge nützlicher Informationen erhalten. Vielen Dank erstmal dafür.
    Nun wird ja in Sachen Geldanlage oft auf das Wertpapier-Forum verwiesen. Aber da die Finanztip ja auch ETFs zur Geldanlage empfiehlt, stelle ich meine Frage bewusst in diesem Forum.
    Generell werden swap-basierte ETFs ja viel in der Community (und auch von Kommer) kritisiert. Wie erklärt sich, dass die Finanztip ohne weiteres swap-basierte ETFs generell empfielt (z.B. Comstage). Liegt das daran, das vermutet wird, dass bei einem Crash die Swap-Besicherung hält, was sie verspricht, und ggfs. der Staat die Swap-Kontrahenten (wie z.B. die Commerzbank) schon retten wird?


    Ich danke euch schon im Voraus für eure Meinungen. WebWom

  • Im Bankensprech gibt es hier eine Übersicht:
    https://www.justetf.com/de/new…ich-ist-ein-swap-etf.html


    Meinem Verständnis nach (bitte korrigiert mich):


    1) Deine Depotbank geht pleite: Die ETFs sind Sondervermögen, du hast keine Verluste.
    2) Das Ausgabeinstitut (zB Comstage) geht pleite: Die ETFs sind Sondervermögen, du hast keine Verlust.
    3) Der Kontrahent (zB Commerzbank) geht pleite: Du erhältst die Swap Aktien. Auch hier sollte es keine Verluste geben. Frage ist, ob du die Swap Aktien halten möchtest. Ich hatte für den Comstage MSCI World (ETF110) versucht, die Swap Aktien zu ermitteln, ist mir aber nicht gelungen.


    Sofern ich obiges korrekt verstanden habe, ist das Risiko also stark begrenzt, denn egal welcher Marktteilnehmer pleite geht, du selbst verlierst dein Vermögen nicht.

  • Es gibt noch eine kleine Unterscheidung zu Punkt 3) von chris2702, die sich aus dem oben genannten Link sehr gut herauslesen lässt - und zwar, ob es sich um "Unfunded oder Funded Swap-Kontrakt" handelt:


    "Die Art des Swap-Kontraktes (Unfunded oder Funded) bestimmt, ob die Sicherheiten innerhalb oder außerhalb des Fondsvermögens gehalten werden. Das beeinflusst im Insolvenzfall die Liquidationszeit der Sicherheiten.


    Bei einem Unfunded Swap kauft der ETF ein vom Swap-Kontrahenten definierten Wertpapierkorb ("Substitute Basket") als Bestandteil des Fondsvermögens des ETFs. Die beiden Parteien tauschen anschließend durch einen Swap die Wertentwicklung des Referenz-Index gegen die Wertentwicklung des Substitute-Baskets. Der Substitute-Basket fungiert
    als Sicherheit und kann problemlos und ohne Zeitverzögerungen im Falle der Insolvenz des Swap-Kontrahenten liquidiert werden.


    Bei einem Funded Swap tauscht der ETF mit dem Swap-Kontrahenten Liquidität gegen die Index-Wertentwicklung. Hierbei werden die Gelder der Investoren an den Kontrahenten für die Zeit des Tauschgeschäftes übertragen. Der Swap-Kontrahent hinterlegt für diese Zeit Sicherheiten bei einem Treuhänder. Deshalb gestaltet sich bei dieser Konstruktion die Liquidation der Sicherheiten schwieriger. Maßgeblich ist hier, ob der Sicherheitskorb vertraglich dem ETF zugesprochen wurde, er also
    rechtlicher Eigentümer ist, oder ob lediglich ein Pfandrecht vorliegt.


    Im ersten Fall wird die Liquidation in der Regel ohne Verzögerungen vollzogen. Bei einem Pfandrecht muss der Besitzanspruch auf die Sicherheiten eingefordert werden, bevor es zu einer Liquidation der entsprechenden Vermögenswerte kommen kann."


    Hier noch die dazugehörige sehr anschauliche Graphik von justetf.com:
    [Blockierte Grafik: https://www.justetf.com/images/news/swap_schaubild-ausfallrisiko.jpg]

  • Herzlichen Dank schon mal für eure Ausführungen, chris2702 und Oekonom.


    Ich habe mir auf der Seite von Comstage mal das Trägerportfolio und die Sicherheiten zum ETF110 angesehen (comstage.de->Transparenz). Es handelt sich da nur um deutsche Aktien und Bundesanleihen. Ist das nicht im Falle eines Chrash's wenig diversifiziert? Im Falle der Insolvenz der Commerzbank würde doch der ETF geschlossen. Gleichzeitig wären gerade die deutschen Aktien insgesamt sehr belastet. Bekommt man dann wirklich die deutschen Aktien oder wird man ausgezahlt?


    Was meint denn Finanztip dazu?