Anlagesumme für Honorarberater

  • Angenommen, ich habe ein gewisses Portfolio an Anlagen und Versicherungen selbst aufgebaut, nun erbe ich noch weitere Anlagen hinzu. Ich würde nun gerne ein internes Rebalancing vornehmen, sprich professionell überlegen, wie mein Anlageportfolio für meine persönliche Situation anzupassen ist. Ab welcher Anlagesumme würdet Ihr zum Honorarberater gehen? Ich habe keine Ahnung, welchen Aufwand er betreiben muss, um mich zu unterstützen. Ich bin in der Lage, meine Anlagen in einer Excel Tabelle zusammen zu stellen, alle vorhanden Infos kann ich also mitbringen.


    Frage 1) Ich gehe von 150 Euro + Steuer pro Stunde für den Berater aus. Wieviele Stunden braucht ein Honorarberater?
    Frage 2) Wieviel Prozent der Anlagesumme wäre Euch solch ein Berater wert?

  • Die Quirin-Bank wirbt stark für Honorarberatung. Die nehmen 150 Euro pro Stunde. In den AGB werden verschiedene Dinge bepreist, das geht dann umgerechnet von 2 Stunden (Depotcheck, den kann man auch kostenlos bekommen, habe ich gemacht) über Altersvorsorge 3 Stunden bis Finanzplanung (10 Stunden). Für kontinuierliche Mandate o,8 bis 1,65% p.a.


    Quelle http://www.quirinbank.de/syste…iergeschaeft_20160728.pdf , dort Seite 9 bzw. 7 und 8.


    Ausgehend von dem Depotcheck halte ich nicht so richtig was davon. Es lief daraus hinaus die Sektorallokation zu verändern (z.B. mehr small cap und weniger high yields). Speziell die kontinuierlichen Mandate halte ich zu teuer. Ich würde hinsichtlich Altersvorsorgeversicherungen, die gehen ja in der Regel so ab 50T aufwärts einige 100 Euro springen lassen. Für normale Geldanlage würde ich über frei zugängliche Anlagesysteme mir selbst was zusammenstellen, im Notfall 1-3 Roboadvisor mit kleineren Summen und dann selbst hochskalieren. Oder halt einige vermögensverwaltende Fonds nehmen.

  • Den kostenlosen Depotcheck der Quirin Bank habe ich auch machen lassen. Das war eine Werbeaktion, die sie in Focus Money groß angekündigt hatten. Jeder Teilnehmer sollte eine individuelle Analyse seines Depots im Wert von ca. 500 € bekommen.


    Das war vielleicht eine Enttäuschung!
    95 % des 23-seitigen „Gutachtens“ waren vorgestanzte Texte... Nur allgemeines Blabla.


    Obwohl ich Ihnen von meinen beiden Depots detaillierte Auswertungen zur Verfügung gestellt habe, haben sie meine Assetallocation nicht einmal verstanden. Ich habe gut die Hälfte meines Wertpapiervermögens in US-amerikanischen Aktien angelegt. Im „Gutachten“ findet sich die Aussage: "Sie haben das Segment amerikanischer bzw. kanadischer Aktien in Ihrem Depot relativ untergewichtet".


    Da muss man sich schon fragen, ob derjenige, der das "Gutachten" erstellt hat, überhaupt die übermittelten Unterlagen ausgewertet hat.


    Mein Fazit: quirin bank hat hier grottenschlechte Leistungen erbracht. Das "Gutachten“ im Wert von angeblich 500 € war aus meiner Sicht überhaupt nichts wert.


    Ich war dann einige Zeit später auf Einladung der quirin bank auf einer Kundenveranstaltung. Dort wurde der grundlegende Ansatz der quirin bank noch einmal vorgestellt. Es wurde deutlich, dass sie von einzelnen Aktien keine Ahnung haben. Sie empfehlen ausschließlich Fonds. Der Schwerpunkt liegt bei ETFs.


    Meiner Meinung nach braucht man für ein solches Produktangebot keinen Berater.
    Hinzu kommt, dass die Honorarberatung nach "quirin-Art" auch eine Publikumsverarschung ist.
    Sie wollen nämlich einen Vertrag vereinbaren, der ihnen ein Honorar in einem bestimmten Prozentsatz vom Gesamtvermögen des Kunden sichert. Von einem Stundensatz war dann gar keine Rede mehr.


    Da ist aus meiner Sicht kein Unterschied mehr zu der prozentualen Provision eines herkömmlichen Vermögensberaters. Man nennt die Vergütung einfach Honorar und lässt sie sich anstatt von der Fondsgesellschaft direkt vom Kunden bezahlen.


    Das so etwas von einschlägigen Medien als „fairste Honorarberatung" auch noch ausgezeichnet wird, zeigt nur wie stark die Begriffsverwirrung bereits fortgeschritten ist.

  • Ich habe nun entschieden, es erstmal mit der Geldanlageberatung der Verbraucherzentrale zu probieren. Preis: 25 Euro für 15 min, reserviert habe ich 1 Stunde, wobei ich weniger zahle, wenn ich früher gehe.


    Die Verbraucherzentrale hatte mir schon mal bei Rentenversicherungsthemen kompetent geholfen. Ich bin gespannt, was ich diesmal erlebe und werde berichten.


    P.S. Das Setting ist übrigens anders also oben beschrieben. Daher bitte keine Beileidsbekundungen. :P

  • ch habe nun entschieden, es erstmal mit der Geldanlageberatung der Verbraucherzentrale zu probieren. Preis: 25 Euro für 15 min, reserviert habe ich 1 Stunde, wobei ich weniger zahle, wenn ich früher gehe.

    An die Verbraucherzentrale habe ich bisher für einen Anlageberatung noch nicht gedacht.
    Schreib mal nach Deinen Gespräch darüber.

  • Verbraucherzentrale war ich schon mal. War ganz okay, hat mich aber nicht überzeugt. Wäre cool wenn du deine gemachten Erfahrungen hier kurz Revue passieren lassen könntest.


    Im Januar dann :)


    Quirin Bank war mir damals auch zu teuer. Die wollten mich auch erst gar nicht nehmen, da ich nicht die 150.000 Euro an liquiden Mitteln hatte.


    zur Frage 1 von ganz oben: Ja 150 Euro plus Steuer sind realistisch. Ich zahle aktuell für meinen 180 Euro für eine vor Ort Beratung und 90 Euro für eine reine Telefonberatung.


    zur Frage 2 von ganz oben: Ich würde nicht mehr als 1 % bezahlen. Ich bezahle für meinen 0,83 %.


    Da die Kosten für H. Berater eher untransparent sind wäre es schön, wenn noch andere hier Erfahrungen und Beträge liefern könnten. Danke schon mal.

  • Grundsätzlich finde ich den Weg zum Honorarberater ja ganz gut, aber Du scheinst mir schon ein gewisses Interesse mitzubringen, mit ein bisschen eigen Initiative bekommst du es doch bestimmt auch allen hin. Wir neigen dazu uns un fremden eine Bestätigung unseres Handeln einholen zu wollen und dann machen wir doch meist das was wir eh schon geplant haben.


    Also was möchtest Du, was der Berater dir an Mehrwert liefert?!?
    Soll er "nur" Beraten oder auch Entscheidungen treffen?
    Soll er vielleicht sogar das ganze Portfolio managen?


    Vielleicht ergibt sich eine Antwort draus und du kannst von der Kohle schön essen gehen :) Ich Teste immer erst gern selbst und wenn es dann funktioniert, investiere ich in diese Anlage. Ähnlich wie Du, trage ich meine Entscheidung öffentlich aus und wehe ich mache eine falsche Einschätzung, dann gibt es sofort contra und eine hilfreiche Diskussion für alle beteiligten beginnt.

  • Verbraucherzentrale war ich schon mal. War ganz okay, hat mich aber nicht überzeugt. Wäre cool wenn du deine gemachten Erfahrungen hier kurz Revue passieren lassen könntest.

    Was hat Dich nicht überzeugt bei der Verbraucherzentrale? Ich kann mir auch vorstellen, daß dieses von Verbraucherzentrale zu Verbraucherzentrale, da verschiedene MItarbeiter, unterschiedlich ist.

  • @DividendenFiete eigentlich kannst du nur mich gemeint haben. ;) Also hier die Story:


    Ja du hast Recht. Eigentlich geht es nur um die Bestätigung meines Plans. Dennoch ist das Ganze etwas komplexer.


    Mein Vater ist ein topfitter 70+jähriger, geht 2 Std joggen, 3x pro Woche ins Fitnessstudio. Er hat 200.000 Euro übrig, die er nach seinem Dafürhalten für 10 Jahre nicht braucht. Angelegt sind sie in Tagesgeld und Festgeld (90k), ETF MSCI World (10k), und einen Fonds (100k, WKN: A0MZK6).


    Die Kurve des Fonds verläuft nahezu parallel zum MSCI World, allerdings in 5 Jahren mit 30% weniger Performance. Meiner Ansicht nach hat mein Vater keine Chance auf MSCI World Renditen, ob er auch weniger Risiko trägt, vermag ich nicht zu sagen.


    Meine Empfehlung: Ich würde alles in Sparplanform in den MSCI World stecken. Mein Vater hat mehrfach alles auf eine Karte gesetzt und viel Geld verloren, also würde ich das Geld auf 3-4 MSCI World verteilen. Nicht weil ich glaube, dadurch was zu gewinnen, aber weil es meinen Vater beruhigt. Ruhiger Schlaf ist uns sehr wichtig!


    Hinzu kommt, dass mein Vater keine Lust mehr hat, sich mit Geldanlage zu beschäftigen. Er kommt mit Kontoeröffnungen und Onlinebanken etc. nicht zurecht. Ich mache das für ihn, lege das Geld im eigenen Namen an und garantiere ihm, dass er es jederzeit zurück bekommen kann. Ehrlich gesagt, ich bezweifle, dass er überhaupt was zurück haben wollen wird. Aber das Konstrukt beruhigt ihn und ich hab Spaß mich für ihn einzusetzen. Oberste Prio hat, dass er ein sorgenfreies Alter verlebt. Nicht zuletzt, rechne ich bei ihm mit 10 weiteren Lebensjahren, damit wäre das Geld steuerfrei vererbt. Und wenn es sich in der Zeit gut entwickelt, ist das wieder zu beiderseitigem Vorteil.


    Sicher könnte man bei dieser Summe auch in Einzeltitel gehen. Ich habe aber Sorge, den ganzen Tag Aktienkurse zu verfolgen und mir bei Unebenheiten einen riesen Kopf zu machen. MSCI World empfinde ich hingegen als wesentlich sorgenfreier. Und mein Bedarf, den Markt zu schlagen, ist nach eingehender Beratung durch MLP gedeckt. ;)


    Zuletzt, der Ausflug zur Verbraucherzentrale ist einfach eine Vater-Sohn-Aktion, an der wir Spaß haben. Die Bestätigung gibt meinem Vater das Gefühl, etwas sinnvolles mit seinem Geld getan zu haben und Risiken zu minimieren. Anschließend gehen wir essen, quatschen, planen. Ich glaube, uns tut diese Bestätigung gut, vielleicht gibt's ne schlaue Anmerkung, und wenn nicht, haben wir einfach was zusammen unternommen. Und die Kosten von 100 Euro max. stehen denke ich in vertretbarem Verhältnis zur Anlagesumme.

  • Was hat Dich nicht überzeugt bei der Verbraucherzentrale? Ich kann mir auch vorstellen, daß dieses von Verbraucherzentrale zu Verbraucherzentrale, da verschiedene MItarbeiter, unterschiedlich ist.

    Hallo @winter,


    klar kann die Qualität von den MA abweichen. Das sollte auch nicht als pauschale Aussage oder Wertung verstanden werden, sondern lediglich meine subjektive Erfahrung wiederspiegeln.


    Zum Hintergrund: Ich habe dort ein 120 Minuten Gespräch gebucht. Es ging im Wesentlichen um eine mittel-bis-langfristige Geldanlage. Es wurde viel über eine Absicherung im Bereich Versicherungen gesprochen. Für mich persönlich vergeudete Zeit - Ich halte nichts von Versicherungen und habe das dem Berater zu Beginn mitgeteilt. Mir wurde wie bei der Quirin Bank viel über breite Streuung usw erzählt. Das wusste ich bereits davor. Ich war auf der Suche nach einem ausgewogenen Depot und bekam mehr oder weniger nur einen Einblick in die moderne Portfoliotheorie. Weiter wollte ich eine Prüfung von einzelnen Anlageprodukten und die Einschätzung der VZ. Diese erfolgte nicht zufriedenstellend.

  • @chris2702


    habe ich es jetzt richtig verstanden Du möchtest 100% in MSCI World Diese aber auf 3-4 ETF verteilt anlegen?


    Wenn, dann, finde ich den Plan finde nicht gut. Ich würde mehr diversifizieren. Ich würde ein bisschen für die Sicherheit weglegen (Festgeld im Ausland) und eine weiteren Teil aggressiver anlegen. Das ganze dann auf 3-5 ETF verteilt und das ganze sollte auch rocken. Ich bin sogar der Meinung, auch wenn sich jetzt ein groß Teil der Truppe aufbäumt, mit einem Aktiendepot aus 10-20 Dividenden Aristokraten ist man hervorragend aufgestellt und braucht sich nicht im großem ausmaß drum zum kümmern.


    Ansonsten ist es halt sehr persönlich um auf das Thema Berater zurück zukommen. Ich glaube allein die Gesetzgebung würde es schon verbieten einen 70+x jährigen auch nur den Hauch einer spekulativen Anlage zu empfehlen! Was meiner Meinung nach, für absolut unwissende ok, für Dich aber nicht die Beste Lösung sein wird :)

  • @DividendenFiete


    Welche ETFs würdest du ansehen?
    Ich hatte am Anfang meiner ETF Interessen gleichzeitig neben MSCI World auch USA, Dax, Euro Stoxx 600 und einen Fonds eines Mannheimer Profs ARERO gekauft. Nach zwei Jahren hat USA die Welt outperformed, Dax, Stoxx, Arero haben schlechter performt. Seitdem kaufe ich nur noch World und USA.

  • Ich bin nicht nur der 70+, sondern 70++.Ob ich ein absolut Unwissender bin, müssen Andere entscheiden. Sicher sind meine Anlagen nicht die" Beste Lösung", aber wichtiger ist mir, ich fühle mich gut damit. Auch wenn ich hin und wieder etwas Arbeit mit der Geldanlage habe, ist das ok. Übrigens USA und Welt sind auch mein Favoriten.
    So unterschiedlich sind halt die Meinungen.
    Gruß


    Altsachse

  • @DividendenFiete. Zu deinen Posts. Aktuell sind 90k in Fest- u Tagesgeld. Da mein Vater vor hat, das Geld 10 Jahre nicht zu nutzen, würde ich diesen 45% Anteil auflösen oder drastisch reduzieren. Ausgaben bis hin zum Autokauf sind bereits aus anderen Mitteln geplant.


    Msci World besteht zu 60% aus Usa. Ich als Jüngerer toppe dies durch Zusatzkäufe von Msci USA. Für meinen alten Vater würde ich bewusst nur auf World setzen.


    Any comments? :)

  • @chris2702
    ich sag mal so, damit verlässt du zwar die Kaimauer fährst aber immer noch im Hafen aus meiner Sicht. Selbst bei uns in Hamburg wütet des Meer hin und wieder. Also da dein Dad die Schäffchen im trockenen hat muss er das ok geben.
    Auch ein MSCI World kann mal 20%-30%Federn lassen und ob er das dann noch aussitzen kann/möchte muss er selbst entscheiden.


    Ich vermute du bist in etwa in meinem Alter, da ist es absolut ok. Ich denke den nächsten Sturm steckt das Depot dann locker weg. Eine Frage stellt sich bei der ganzen Geschichte noch - wie leidensfähig Schätz Du dich oder auch dein Vater ein! WorstCase in Live erleben ist nochmal etwas anderes als nur darüber zu schreiben.
    Ich habe 2000 eine komplettes Depot versenkt und 2008 wieder zu gesehen wie es um 50% gefallen ist, also ich bin bis zum letzten Stress erprobt, was meinst Du wie es euch ergehen würde? Allerdings sehe ich auch kein 100% Risiko in deinem Depot. Aber so 50% kann schon passieren..Simuliere es doch mal. Nimm ne Musterdepot streiche alle Kurs auf 50% und zeige deinen Dad den aktuellen Stand ;) Wenn er dich erschießt, solltest Du es sein lassen.:-)