Riester - Einzahlungen jährlich anpassen?

  • Liebe Community,


    meine Frau hat vor ca. 2 Jahren eine Riestervertrag bei Fairr.de abgeschlossen und zahlt seitdem rd. 4% des damligen Vorjahres-Einkommens in den Riestervertrag ein. Bei 4% Einzahlung erhält man die maximale Förderung des Staates.


    Mein Frage ist nun, ob man jedes Jahr die Höhe der Riester-Einzahlungen anpassen muss um die maximale Förderung zu erhalten?


    Sie hat dieses Jahr beispielsweise aufgrund von Elternzeit nicht gearbeitet und entsprechend kein Einkommen vom Arbeitgeber erhalten. Sollten wir dann für nächstes Jahr die Riesterzahlungen auf das Minimum (60€) reduzieren? Müssen die Anpassungen dann wirklich jedes Jahr erfolgen?


    Für konstruktive Antworten bedanke ich mich schonmal.


    Christian_1983

  • Hallo @Christian_1983,


    die Einzahlungen müssen 4% des Letztjahresbruttos abzüglich der Förderung betragen, um die volle Förderung zu bekommen. Zahlst du dauerhaft mehr ein, steigt aber natürlich auch dein Rentenanspruch.


    Bei uns ist es so, dass meine Frau auch stark schwankende Einkommen hatte in den letzten Jahren. Studentin ohne Einkommen. Vollzeitbeschäftigung. Elternzeit. Teilzeitbeschäftigung. Das Jahresbrutto entsprach aber nie einem Vollzeitjahresbrutto, da sie nie von Jan-Dez Vollzeit gearbeitet hatte.


    Wir haben letztlich entschieden, es bei 70 Euro Monatsbeitrag zu belassen und diesen nicht jährlich anzupassen. Sie erhält somit die volle Förderung, so lange sie weniger als 32350 Euro brutto verdient. (70*12+154+300)/0,04.


    Die 70 Euro können wir uns leisten, ich beteilige mich gerne ein wenig daran, dass meine Frau eine Zusatzrente hat. Und letztlich ist mir der Aufwand zu groß, jährlich wieder neu anzupassen.


    Riester macht sicher am meisten Sinn, wenn die Förderung voll erreicht wird und Kind/er geplant sind. Daher solltet Ihr auf jeden Fall auf 4% Beitragshöhe achten. Ob Ihr reduziert, wenn deine Frau weniger verdient, ist Euch überlassen.

  • Riestern stehe ich ziemlich skeptisch gegenüber, denn man bekommt suggeriert, das man etwas geschenk bekommt ... wo bitte gibt´s heute noch etwas geschenkt ?


    Klar, viele Kinder und kleines Einkommen gibt tolle Förderungen, aber am Ende fallen Abgaben an, die man beim Abschluss gerne verheimlicht.


    Relativ hohe Kosten, gepaart mit relativ kleiner Rendite, Regulierung, Abgaben auf die Rente am Ende, keine Vererbung in die nächste Generation u.s.w. lassen mich Abstand nehmen von diesem tollen AV-Produkt.
    Ich bin wohl auch eher ein Schicht-3-Typ (ungefördert aus dem Netto sparen), weil ich als Überschrift habe:
    ICH MÖCHTE DIE MACHT ÜBER MEIN VERMÖGEN BEHALTEN!
    ... immer wenn der Statt die Finger drin hat, ist nichts mehr mit Macht über´s eigene Vermögen ...


    Man muss und sollte ohnehin immer extrem skeptisch und vorsichtig werden, wenn man etwas als Geschenk verpackt angeboten bekommt.
    Wo ist der Haken, sollte die Frage sein, die es zu beantworten gilt, bevor man sich etwas schenken lässt.
    Ob beim Riester, Rürup oder Autohändler (2000 € geschenkt, wer den neuen XY bei uns kauft) - alle nutzen das Grundbedürfnis des Schnäppchenjägers aus und verdienen gut damit.


    Noch ein letzter Tipp: Vielleicht kann der Steuerberater sagen, ob es wirklich lohnt oder nicht, denn der verdient nichts, wenn die Unterschrift auf den Antrag kommt. Bankenberater und Versicherungsvertreter haben hingegen immer ein wirtschaftliches Interesse, einige Fakten zu verschweigen.


    TIPP: Je besser sich etwas anhört, umso vorsichtiger sollte man werden!


    Sportlicher Gruß
    Thomas

  • am Ende, keine Vererbung in die nächste Generation

    Hallo Thomas,
    also Kritik zu äussern ist ja nicht verboten, aber (auf gut bayerisch) SCHMARREN zu erzählen geht eigentlich GARNICHT! Ich bin ja selbst weg von der Sparkasse, aber die hatte mir vor ca. 10 Jahren von der Versicherung eine klassische Riester-Rente verkauft, in welcher ein WESENTLICHER Vertragsbestandteil die Kapitalrückgewehr ist ! Wenn Sie nicht wissen was dieses Wort bedeutet, dann bietet das Internet ausreichend seriöse Nachlesequellen. Die Kapitalrückgewehr ist zwar etwas teuer, aber selbst ohne gibt es standartmässig eine Rentengarantiezeit (ich denke 10 Jahre), und selbst dann dürfen sich die Versicherungskonzerne nur einen geringen Teil selbst (~10%) einverleiben und müssen den Rest der Solidargemeinschaft "opfern". Ihre Euphorie in Ehren ("Macht über MEIN Vermögen ...") aber sicher ist nur eines ... (sie wissen schon). Die Versicherungen verdienen eben mit der Angst des Menschen. Ich habe eine Zeit lang meinen Riestervertrag und den zugehörigen Verkäufer verhasst, weil die mir damals nicht gesagt haben, dass die tausende Euro zum füttern ihrer eigenen Kinder von meinen (und denen vom Staat!) Beiträgen abzwacken. Heute habe ich mit dieser Symbiose meinen Frieden gefunden, die Versicherungen tun mir schon gar leid, mir 2,75 Prozent Zinsen zahlen zu müssen. Und am Ende zählt das Kapital in diesem Vertrag! Ich könnte es auch für eine Eigentumswohung verwenden. Und Streuung bei der Anlage ist doch das A und O. Wer bietet mir denn sonst eine Leibrente ausser einer Versicherung, und warum sollte ich die staatliche Förderung dafür nicht in Anspruch nehmen. Traurig an der ganzen Sache ist eigentlich nur, dass ich mir die ganze Förderung doch selbst bezahle, nämlich durch Steuerabgaben. Denn woher soll denn der Staat das Geld nehmen, auf den Bäumen wachst es bekanntlich nicht.

  • Naja, Schmarren würde ich nicht sagen ... ich bin halt ein Fan von Beweisen.
    Ich habe seit 25 Jahren mit Themen rund ums Altersvermögen zu tun und wenn ich Leute frage, ob sie einen älteren Vertrag mit guter Entwicklung auf den Tisch legen können, dann happert es ganz gewaltig.


    Von den Versprechen der Produktanbiert bleibt am Ende des Tages leider nichts übrig.
    Teilwahrheiten helfen beim Verkauf und täuschen den Sparer.
    Die Gesellschaft mit 4% Garantie macht auch viele Jahre Miese, wenn z.B. nur 70% des Geldes Im Topf ankommen - ein gerne kleingeredeter Effekt. 100 € bezahlt - davon kommen 70 € im Spartopf an und mit 4% Garantiezins sind das am Ende des Jahres schon satte 72,80 € ... Wahnsinn.


    Und die Kapitalrückvergütung beim Riester gibt´s möglicherweise auch nur für den eigenen eingesetzten Beitrag.
    100 € Eigenanteil + 200 € Förderungen = 300 € auf dem Kontoauszug ... Rückvergütung an die nächste Generation 100 von 300 € ... super Geschäft. Ich kann mir vorstellen, dass die 100 € sogar noch voll versteuert werden müssen.
    Klar, mit einer separaten Risiko-LV kann ich das Problem beheben ... kostet aber zusätzlich und schmälert die ohnehin magere Rendite.


    Mein Tochter ist übrigens erwachsen ... förderunschädlich geht der Riester dann höchstens an meine Frau, wenn sie noch lebt einen eigenen Vertrag hat. An meine Tochter geht der Rest höchstens "förderschädlich" ... wenn überhaupt.


    Ihre konstruktive Kritik genügt leider noch nicht, um mich für einen Riestervertrag zu begeistern.
    Nebenbei funktioniert bei mir die "Macht-über´s-eigene-Vermögen-Strategie" sehr gut ... bin ohne Förderungen über 20 Jahre mit über 8% Nettorendite (bedeutet Rendite NACH Kosten) super im Rennen.

  • Die Diskussion von @aartemis und @mpollers ist ganz und gar kein Schmarren. Hier sind auf beiden Seiten richtige Aspekte, aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Per se zu sagen, Riester ist super oder Unsinn greift zu kurz. Es kommt eben darauf an. Allerdings gehört diese Diskussion in einen Thread "Systemkritik Riester - Vor und Nachteile" oder "Riester - In welchen Fällen es sich lohnt oder auch nicht".


    Zur Eingangsfrage von @Christian_1983.


    Prinzipiell müssen Kinderlose 4% des Vorjahresbruttoeinkommens, max. 2100 EUR abzgl. der persönlicher Zulage von 154 EUR, also 1946 EUR jährlich bzw. 162,17 EUR monatlich, einzahlen. Kindergeldberechtige Kinder reduzieren den Eigenbeitrag weiter. Bei Eheleuten spielt die Förderberechtigung noch eine Rolle. Ist z.B. die Ehefrau nicht berufstätig und mittelbar förderberechtigt, muss der Ehemann als unmittelbar Förderberechtigter in seinen Vertrag 4% seines Vorjahresbruttoeinkommens einzahlen, damit auch die Frau die volle Zulage erhält (60 EUR Mindestbeitrag von ihr vorausgesetzt).


    Müssen jedes Jahr Anpassung erfolgen, wenn sich das EInkommen (Elternzeit, Teilzeit, etc.) ändert? Nun, es muss gar nichts, aber es ist sinnvoll, wenn man die Förderung im Sinne "Verhältnis angelegtes Geld zu Nettoeigenbeitrag" optimieren will. Entscheidend für die Optimierung ist auch, ob ein Sonderausgabenabzug in Frage kommt und wie hoch (bei Eheleuten der gemeinsame) Grenzsteuersatz ist.


    In @Christian_1983 Fall hat die Ehefrau im Jahr der Elternzeit kein Einkommen, so dass kein Sonderausgabenabzug möglich ist. Sie würde also für dieses Jahr mit 60 EUR Mindestbeitrag 154 EUR + 300 EUR Zulagen bekommen. Höhere Einzahlungen mindern die Förderquote. Das Problem bei dieser Betrachtung ist der zeitliche Versatz. Erst im Jahr nach der Elternzeit müsste sie 60 EUR leisten, hat aber dann ggf. schon wieder Einkommen, so dass sich immer die Frage nach dem Grenzsteuersatz (bei Eheleuten und gemeinsamer Veranlagung Splittingtabelle beachten) stellt. Erst wenn die Steuerersparnis aufgrund des Sonderausgabenabzugs die Zulagen übersteigt, macht eine Mehreinzahlung bis 2100 minus Zulagen Sinn. Dazwischen senkt man künstlich die Förderquote.


    Der Hinweis von @chris2702, man erhalte bei dauerhafter Überzahlung auch einen höheren Rentenanspruch, ist so logisch wie richtig. Den erhalte ich aber auch, wenn ich den Überzahlbetrag in eine alternative private Lösung einzahle. Der Unterschied liegt in der Besteuerung. Riesterrenten sind voll steuerplichtig, Privatrenten nur mit dem Ertragsteil. Heißt: Wenn ich dauerhaft über 4% einzahle und der Sonderausgabenabzug nicht zu einer Steuerersparnis führt, trage ich in der Auszahlungsphase einen Steuernachteil, obwohl ich in der Einzahlungsphase nicht von den Vorteilen profitiere.

  • @Andreas interessanter Aspekt, das mit dem fehlenden Steuervorteil in der Einzahlungsphase und Steuernachteil in der Auszahlungsphase.


    Fraglich ist, ob sich bei Jahreseinzahlungen im zwei- bis dreistelligen Bereich eine zusätzliche Privatrente lohnen würde. Hier entstehen meist erneut Abschlusskosten und Provisionen, die den Steuervorteil wohl direkt wieder aufwiegen.


    Ich persönlich würde mich auch in Zukunft für eine Beitragshöhe entscheiden, die langfristig zur Höchstförderung führt und die ich mir leisten kann. Wer glaubt mit 60 Euro pro Jahr plus Zulagen ernsthaft eine Zusatzrente aufzubauen, die im Alter zu einem signifikanten Beitrag zum Lebensunterhalt beiträgt, hat glaube ich beim Rentensystem etwas nicht verstanden. Die Zulagen decken beim Riester meist nur die Kosten. Und wer ansonsten 60 Euro im Jahr einzahlt, wird später nicht 100 Euro im Monat rausbekommen.

  • Meines Erachtens wird in dieser Diskussion - und darüberhinaus in vielen anderen Beiträgen in den Medien - ein zentraler Punkt übersehen: die lebenslangen Renten der deutschen Versicherungswirtschaft sind aufgrund der geänderten Kalkulationsgrundlagen heute ein extrem schlechtes Geschäft für jeden Kunden.


    Ich selbst bin 61 Jahre alt und habe jetzt zwei Leibrenten in der Auszahlungsphase bei zwei verschiedenen Versicherern (HDI Leben und DWS/Zürich), die ich in diesem Jahr abgerufen habe. Es handelt sich jeweils um Basisrenten (Rürup-Produkte).


    Einem Kapitalwert von rund 86.000 € steht eine Rente von knapp 300 € monatlich gegenüber! Das ernüchtert doch sehr.
    Ich kann mir ausrechnen, wie alt ich mindestens werden muss, um bei diesem tollen Geschäft überhaupt eine Rendite erzielt zu haben.


    Die Rechnung geht so: 300 € × 12 = 3.600 € das ist die jährliche Auszahlung. 86.000 € : 3.600 € = 23,88 das sind die Jahre, in denen ich ausschließlich mein eigenes eingezahltes Kapital zurückbekomme - ohne jeden Zinsertrag. Daraus folgt, dass ich mich schon ab dem 85. Lebensjahr im „grünen Bereich“ bewege. Vorher habe ich nur „Geld gewechselt".


    3.600 € sind 4,18 % von 86.000 €. Da ich mit meinen privaten Kapitalanlagen in Aktien im Durchschnitt der letzten zehn Jahre regelmäßig zwischen 13 % und 15 % erwirtschaftet habe, waren die beiden Rentenversicherungen für mich rückblickend kein gutes Geschäft. Ich hätte aus heutiger Sicht damals lieber meine Steuern bezahlt oder freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung geleistet.


    Ich brauche keine Versicherungsgesellschaft, um eine Rente in Höhe von 4,18 % zu erwirtschaften. Das kriege ich mit meinen Vermögenserträgen auch noch so hin. Und meine Erben freuen sich, wenn das Kapital erhalten bleibt und nicht im großen Topf der Versicherung verschwindet.


    Unter diesem Gesichtspunkt ist die gesamte Förderung durch den Staat mit Zulagen und Steuervorteilen ein grosse Volksverdummung. Die Politiker wie Riester und auch die Experten wie Rürup haben überhaupt nicht durchblickt, dass die Versicherungswirtschaft die Freiheit hat, die Renten auch nach unten anzupassen, wenn die Zinsen derart niedrig sind wie gegenwärtig. Ob wir jemals wieder Zinsen im Bereich von 7 % bei langfristigen Staatsanleihen sehen werden - wer weiß...


    Mir fehlt dazu die Phantasie...


    Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich im Jahre 1989 für meinen damals 69 Jahre alten Vater bei der Schweizerischen Rentenanstalt eine Leibrente gegen Einmalzahlung von 100.000 DM abgeschlossen habe. Er erhielt eine Leibrente von knapp 900 DM monatlich. Das waren 10,8 % - und diese waren nur mit dem Ertragsanteil zu versteuern.
    Die Rente hatte gleichzeitig einen "Witwenrenten-Übergang" in voller Höhe mitversichert. Als mein Vater 1994 verstarb, wurde an meine Mutter die Rente weitergezahlt bis zu deren Tod im Jahre 2011.


    Die Schweizerische Rentenanstalt hat sich dann in "Swiss Life" umbenannt und später auch die Gewinnanteile der Rente wegen des Zinsrückgangs in den Jahren nach 2000 gekürzt. Trotzdem war diese Rentenversicherung für meine Eltern ein sehr gutes Geschäft. Das sage ich auch aus der Perspektive des Erben! Damals haben private Rentenversicherungen Sinn gemacht.


    Heute kann ich diesen Sinn nicht mehr sehen. Die Versicherer berufen sich auf den Verfall der Zinsen und die Verlängerung der Lebenserwartung und prügeln ihre Rentenzahlungen derart nach unten, dass solche Verträge aus Kundensicht einfach nur schlecht sind.


    Ich bin eigentlich kein Freund von Pauschalurteilen. Aber so wie sich die Lage heute darstellt, sind die Produkte der Versicherungswirtschaft schlicht Schrott.


    Meine Empfehlung: Verzichten Sie auf die Verlockungen von Staatsprämien und Steuerersparnis und befassen Sie sich mit den Möglichkeiten der privaten Kapitalanlage.


    Und politisch: Fordern wir eine Erhöhung des Sparerfreibetrages auf 20.000 € pro Kopf! Die 801 € sind lächerlich für jeden, der seine Altersvorsorge mit seinem privaten Kapital finanzieren will.


    Und eine Spekulationsfrist sollte auch wieder eingeführt werden! Meinetwegen von fünf Jahren: Wer fünf Jahre oder länger eine Aktie oder ein anderes Wertpapier gehalten hat, sollte den Gewinn steuerfrei kassieren dürfen. Warum gibt es eine Spekulationsfrist nur bei Immobilieneigentum? Das ist nicht zu rechtfertigen!


    Eine solche Regelung würde für den einzelnen Steuerpflichtigen zehnmal mehr bringen, als der ganze Quatsch mit zertifizierten Riester- und Rürup-Verträgen und dem bürokratischen Aufwand der Zulagenverwaltung.