Bei aller Systemkritik sollte nicht übersehen werden, dass die PKV einen substanziellen Beitrag zur Finanzierung des Gesundheitssystems als solches leistet.
Es ist nachweisbar, dass der Anteil der Zahlungen der PKV ingesamt den Anteil der Privatversicherten nach Köpfen deutlich übersteigt. Und das ist bei weitem nicht nur auf den "Luxus für die Gesundheit" zurückzuführen. Dieser Umstand hängt schlicht damit zusammen, dass Privatpatienten für die gleiche Leistung deutlich mehr zahlen müssen, als der Leistungserbringer (Krankenhaus oder Arzt) für diese Leistung von der GKV erhalten würde.
Viele Ärzte sagen allerdings auch, dass sie ohne die PKV-Patienten ihre Praxis schließen müssten. D.h. von den PKV-Patienten kommt der Gewinn der Arztpraxis. Und insoweit profitieren auch die Kassenpatienten von der Existenz der PKV, denn ohne diese zweite Säule des Systems würde entweder ärztliche Versorgung schlechter oder die Kassen müssten ihre Beiträge nachhaltig steigern.
Deswegen glaube ich auch nicht, dass die "Bürgerversicherung" das Problem lösen würde. Abgesehen von der ungelösten Frage, was mit den Kapitalanlagen der PKV für die Alterungsreserven geschehen sollte, würde die Bürgerversicherung neben ca. 8 Millionen Beitragszahlern auch 8 Millionen Leistungsempfänger in das GKV-System integrieren.
Und bei weitem nicht alle PKV-Versicherten würden automatisch den Höchstbeitrag zahlen. Ich denke hier vor allem an die ca. 4 Millionen beihilfeberechtigten Beamten und Pensionäre, die bis zur Besoldungsgruppe A 12 bezahlt werden bzw. das Ruhegeld bis A 12 erhalten. Das sind eher Mittelverdiener, die aber alle PKV-versichert sind, weil sie als Beamte bzw. Versorgungsempfänger der Versicherungspflicht nicht unterliegen.
Würden die alle in die "Bürgerversicherung" einbezogen, könnte sich das sogar als zusätzliche Kostenbelastung herausstellen, da Pensionäre die Eigenschaft haben ziemlich alt zu werden. Die statistische Kostenerwartung ist bei einem ehemaligen Beamten deutlich höher als bei einem Industriearbeiter.
Meines Erachtens müsste die dringend erforderliche Reform des Gesundheitssystems ganz woanders ansetzen. So wie die GKV heute funktioniert, ist sie ein klassischer Vertrag zu Lasten Dritter. Die GKV hat im ambulanten Bereich null Transparenz hinsichtlich der Berechtigung der erbrachten Leistungen. Alles wird über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) abgewickelt und da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus.
Es liegt mir nicht, alle Ärzte unter Generalverdacht der Manipulation und des Betruges zu stellen. Allerdings glaube ich, dass die wenigen Fälle, die gelegentlich aufpoppen (wie z.B. der Laborärzte-Skandal in Bayern / Stichwort: Bernd Schottdorf), nur die Spitze des Eisbergs sind.
Ich bin davon überzeugt, dass in vielen Bereichen bei der GKV-Abrechnung "geschummelt" wird. Dies ließe sich schon einmal dadurch eingrenzen, wenn der Arzt die Rechnung an den Kassenpatienten stellen müsste. Dann könnte der kontrollieren - wie der Privatpatient - was der Doktor da berechnet und prüfen, ob er diese Leistung auch wirklich erhalten hat. Damit würden auch die Kosten, die gegenwärtig für die KVs anfallen eingespart.
Zum zweiten halte ich eine maßvolle Selbstbeteiligung der GKV-Patienten für unabdingbar. Die Leute müssen wissen, dass es Geld kostet, das Gesundheitssystem in Anspruch zu nehmen. Und daran werden sie am ehesten erinnert, wenn sie einen gewissen Prozentbetrag (10 % oder so) selbst zahlen müssen.
Dabei könnte man in Fällen von chronischer Krankheit bzw. in Fällen absoluter finanzieller Bedürftigkeit aus sozialen Gründen Ausnahmen zulassen. Aber der Mittel- und Gutverdiener müsste diese Selbstbeteiligung tragen.
Ich bin davon überzeugt, dass sich allein aufgrund der beiden vorstehenden Maßnahmen vieles im System zum Positiven ändern würde. Aber eine Änderung wird sehr schwer. Denn es gibt viel zu viele, die von dem maroden GKV-System gegenwärtig profitieren.
Deshalb bleibe ich lieber in der PKV - trotz meines fortgeschrittenen Alters.