Was sind Verbraucher bereit für eine Stunde Altersvorsorgeberatung zu bezahlen?

  • Hallo Altsachse,


    ja, die Finanzbildung (vielleicht schon im Schulalter) ist sicherlich wichtig und sollte vom Staat gefördert werden. Aber die Finanzbildung von Menschen ist nicht die Lösung für alle Fragestellungen rund um Versicherungen und Anlageprodukte.


    Wer berät beispielsweise Tarifwechsel in der PKV / Pflegezusatzversicherung in rechtlicher und finanzmathematischer Hinsicht? Wer berät Menschen im Versicherungsfall bei der Krankenversicherung und setzt deren Ansprüche gegenüber den Versicherern durch? Wer erstellt Renditevergleiche und prüft Prognoseberechnungen im Zusammenhang mit privaten Rentenversicherungen?


    Noch ein Beispiel:
    Wer unterstützt chris2702 bei seinen Fragen zum "beitragsfreien" Riester, auf die niemand hier in der Community eine Antwort hat? Natürlich chris2702 kann sich drei Fachbücher kaufen und fünf Stunden Zeit damit verbringen, sich die Fragen selber zu beantworten (ich bezweifle jedoch, dass er damit an das Know-hoh eines Experten herankommt) . Wirtschaftlich sinnvoll ist das aber nicht. Ein spezialisierter Berater klärt die Fragen in einer Stunde (mit Stellungnahme) und rechnet vielleicht 80,-- € gegenüber chris2702 ab. Dann spart sich chris2702 die 120,-- € für die Fachbücher und kann vier von den fünf Stunden Zeit Freizeitaktivitäten nachgehen.


    Mit besten Grüßen

  • Hallo Herr Gamper,


    es stimmt, ich könnte mich von einem Honorarberater unterstützen lassen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich inzwischen einen großen Ehrgeiz entwickelt habe, mich über Internet/Finanztip/Presse und eigene Analysen soweit aufzuschlauen, dass ich eine klare Vorstellung meines Vorgehens habe. Und dann verzichte ich lieber darauf lediglich eine kostenpflichtige Bestätigung meines Plans zu erfragen, zumal das Kapitel Riester bei mir ja inzwischen schon genug Verluste eingefahren hat, da will ich eigentlich nicht mehr investieren. Hier auf Finanztip hatte ich Bestätigung gesucht, wenn keine kommt, werde ich dadurch nicht handlungsunfähig.


    Ich berichte demnächst im anderen Thread, was aus meinem beitragsfreien Riester geworden ist, d.h. welchen Zinssatz ich über 33 Jahre erzielen muss, um mich dank der Kündigung besser zu stellen, als wenn ich mich auf die Beitragsgarantie gefreut hätte.


    Beste Grüße
    Chris2702

  • Hallo @Vers.BeraterGamper,
    Alles Wissen der "Experten" kann durch politische Entscheidungen überflüssig werden. Der Kunde hat dann aber eventuell einen Ansprechpartner, den er verantwortlich machen kann. Doch der wird dann sicherlich schon auf einen anderen Feld tätig sein.
    Hat man eine Entscheidung selbst zu verantworten, ohne fremde Beratung, hat man zu dieser Entscheidung einen anderen Bezug. Ich finde damit kann man besser leben.
    Gruß


    Altsachse

  • Hallo Chris2702,


    Eigeninitiative ist immer eine gute Sache. Auch Beratern sollte man nicht "blind vertrauen". Ich schaue mir den Thread zum beitragsfreien Riester gerne an und bin schon ganz gespannt. Wenn mir was Kluges dazu einfällt, kommentiere ich.


    Bekomme ich die beiden Flaschen Rotwein auf dem Bild, wenn mir eine bessere/sinnvollere/wirtschaftlichere Handlungsoption als die von Ihnen gewählte Option einfällt?


    Mit besten Grüßen

  • Lieber Herr Gamper,


    ich wohne hinter den Bergen bei den sieben Zwergen und habe einen gut bestückten Weinkeller. Wenn Sie sich 2 Std von Fulda aus ins Auto setzen möchten, können wir gerne das ein oder andere Fläschchen genießen und über beitragsfreie Riester philosophieren. Die Flaschen auf meinem Profilbild wurden ca. 2014 geleert, ich kann Sie Ihnen daher leider nicht zukommen lassen.


    In meinem Fall habe ich auch schon die Entscheidung getroffen und den Riester gekündigt. Dabei habe ich folgende Rechnung aufgemacht.
    Einzahlungen ca. 10700 Euro
    Riesterzulage ca. 1000 Euro = 11700 Euro Vermögensstand
    Rückkaufswert, von dem die Riesterzulage und die Steuervorteile noch von mir zu erstatten sind: 9700 Euro
    Unklar ist, welche Steuervorteile ich erstatten muss, sagen wir, es sind 2000 Euro.


    Also habe ich 6700 Euro (9700-1000-2000) demnächst auf meinem Konto.


    Wenn ich aus 6700 Euro in 33 Jahren 10700 Euro machen möchte, um mein eingesetztes Kapital wieder in Händen zu halten, braucht es einen Zinssatz von 1,43%. Das sollte ich locker toppen. Und bis dahin kann ich mit dem Geld machen was ich will, das ist schon auch ein großer Faktor.


    Hinzu kommt meine Annahme, dass ich vom Riester in 33 Jahren nur die Beitragsgarantie und keine nennenswerte Rendite erhalten werde. Das mag falsch sein, aber ich denke, die Allianz kriegt das hin, mich klein zu halten, und über MSCI World Renditen brauche ich bei diesem Produkt ohnehin nicht nachdenken, insbesondere weil ja nur 4000 Euro meiner 10700 Euro überhaupt in Fonds investiert sind, der Rest sichert die Beitragsgarantie.


    Hinzu kommt, dass mich die Aussicht auf 33 Jahre Post von einem toten Pferd nerven. So ist das Thema erledigt, ich lecke meine Wunden und blicke nach vorne. Und wer weiß, vielleicht mach ich ja auch irgendwann einfach einen netten Urlaub mit den 6700 + Zinsen und genieße mein sorgenfreies Leben, sofern es dann noch sorgenfrei ist.


    Insofern freue ich mich, wenn Sie mir Ihre Einschätzung schreiben, aber die Kündigung ist raus. Ich kann es jetzt auch nicht mehr ändern.


    Herzliche Grüße aus dem Süden Hessens

  • Wenn ich aus 6700 Euro in 33 Jahren 10700 Euro machen möchte, um mein eingesetztes Kapital wieder in Händen zu halten, braucht es einen Zinssatz von 1,43%. Das sollte ich locker toppen. Und bis dahin kann ich mit dem Geld machen was ich will, das ist schon auch ein großer Faktor.

    Genau so ist es!


    Gute Entscheidung, @chris2702!
    Die Beitragsgarantie der Riester-Produkte ist eine riesige Augenwischerei!

  • Auch wenn es zu diesem Thema langsam Offtop ist - Riesterrente
    Sehr Ihr keinen Vorteil, daß die Erträge aus dieser erst in der Rente versteuert werden und nicht wie sonstige Fondsanlagen (kurz gefaßt: ab 2018 bei thesaurienden) jährlich?

  • @winter
    Ein Teil ist für mich Steuerstundung, denn heute zahle ich keine Steuern, aber in 33 Jahren versteuere ich die Rente. Ein Teil ist Steuererlass. Dabei hoffe ich, dass heute meine Steuerlast größer ist als in 33 Jahren und ich somit in Summe einen Vorteil habe.


    Die Frage ist nur, wie groß dieser Vorteil letztlich ist? Wann mein Riester beginnt ist klar. Aber bin ich dann in Rente oder verdiene ich noch? Wie sieht die Steuerkurve aus? Dank Ehegattensplitting ist meine Steuerlast heute schon nicht so hoch. Entsprechend kann auch die Ersparnis in 33 Jahren nicht gewaltig werden.


    Mein MLP Berater hat mir damals erklärt: "Sie zahlen ruckzuck 42% und im Alter höchstens 15%“. Wers glaubt.....

  • Sehr Ihr keinen Vorteil, daß die Erträge aus dieser erst in der Rente versteuert werden und nicht wie sonstige Fondsanlagen (kurz gefaßt: ab 2018 bei thesaurienden) jährlich?


    Zusätzlich zu dem, was @chris2702 vorstehend geschrieben hat, muss man sich noch vor Augen führen, um welche Beträge es geht, die hier unversteuert gutgeschrieben werden.


    Dabei ist dieser Aspekt primär mal für alle irrelevant, deren Kapitaleinkünfte unter 801,00 € (Singles) bzw. unter 1602,00 € (Verheiratete) liegen. Damit fällt schon einmal die große Mehrheit der Riestersparer weg. Beim Blick auf die Vermögensverteilung in Deutschland wird klar, dass die allermeisten Bundesbürger weniger als den Freibetrag an Kapitaleinkünften haben.


    Doch selbst bei denjenigen, die die Freibeträge bereits anderweitig ausgeschöpft haben, ist der relative Vorteil gering, weil die Erträge in einem Riestervertrag systembedingt sehr bescheiden sind.


    Kaum vorstellbar, dass diese geringe "Steuerersparnis" bei den Betroffenen die strategischen Nachteile der Riesterrente aufwiegt. Dabei ist insbesondere der Gesichtspunkt zu beachten, dass die Riester-Rente in Relation zum angesparten Kapital lächerlich niedrig ist.


    @chris2702 hat die richtige Entscheidung getroffen, Riester zu kündigen.
    So lange die Riester-Bestimmungen nicht gründlich reformiert werden, sind sie nur ein gigantisches Förderprogramm für die Finanzdienstleistungsindustrie.

  • Um zurück zur Umfrage zu kommen: Mir wäre eine Pauschalberechnung lieber. Ich bin auch jemand, der sich gerne selbst informiert, aber ich habe bei manchen Dingen Verständnisprobleme. Diese will ich aus dem Weg geräumt haben. Alles andere interessiert mich nicht großartig; ich möchte für mich in meiner Lage das Beste herausholen und gut.


    Ich hatte schon mal den einen oder anderen (Provisions-) Berater im Haus. Es wurde ewig lang um den heißen Brei geredet, und drei Stunden später saß ich immer noch mit Fragezeichen da. Wenn ich mir überlege, dafür bezahlt zu haben, würde ich mich ärgern... Dann lieber im Vornherein ein Ziel definieren, Fragen notieren, und einen Preis genau dafür festlegen.


    Wer nach Zeit bezahlt wird, nimmt sich diese...

  • Dann lieber im Vornherein ein Ziel definieren, Fragen notieren, und einen Preis genau dafür festlegen.

    Tja Ziele vor den Gespräche definierten sollte man natürlich. Aber kommen während des Gespräches andere Aspekte dazu, die man vielleicht vorher nicht bedacht hat und dann dauert das Gespräch länger....

  • Wenn ich mir vorher Gedanken gemacht habe und diese meinem Berater mitteile, so dass er sich auf das Gespräch vorbereiten kann, dann gehören die "anderen Aspekte" für mich zum Lösungsweg dazu, d.h. der Berater sollte das absehen und damit auch einschätzen können.
    Wenn natürlich mittendrin ein komplett anderes Thema angeschnitten wird, müsste ich wiederum damit rechnen, dass dies Mehrkosten verursacht und/oder auf einen anderen Termin verschoben wird.


    Ich gebe aber zu, dass das nicht wirklich einfach umzusetzen ist und auch nicht bei jedem beliebt sein wird. Es gibt schließlich einen Grund, weswegen sich das Stundenmodell durchgesetzt hat... ;)

  • Interessante Diskussion hier :)


    Die Frage war ja: Was sind Verbraucher bereit für eine Stunde Altersvorsorgeberatung zu bezahlen und da fällt mir doch gleich was auf.


    Altersvorsorge ist für mich persönlich nicht gleichzusetzen mit Versicherungsberatung, die ein Versicherungsberater anbietet, denn es gibt viele Möglichkeiten, die besser sind als Versicherungen. Jetzt steht doch der Verbraucher vor dem Problem, dass er sich von einem Versicherungsberater zum Thema Altersvorsorge zwar beraten lassen kann, dieser aber in seiner Beratungsmöglichkeit eingeschränkt ist.


    Eine solche Beratung macht für mich dann überhaupt keinen Sinn. ?(




  • Hallo Herr Hubert,


    da liegen Sie richtig. Ich biete (wie wohl alle anderen Versicherungsberater) keine Altersvorsorgeberatung an und habe es auch zukünftig nicht vor.


    Die Umfrage hätte demnach jeder andere Mensch starten können.


    Maklernahe Institute haben im Zusammenhang mit dem IDD-Referentenentwurf aus meiner Sicht gezielte Fehlinformationen verbreitet und behauptet, Verbraucher wären nur bereit für "jede Form der Honorarberatung" (d.h. egal ob Leistungen von Altersvorsorgeberatern oder Versicherungsberatern oder sonstigen Honorarberatern erbracht werden) 50,50 € brutto pro Stunde zu zahlen. Für die Mitglieder dieser Community gilt das offensichtlich nicht (siehe Umfrageergebnisse - natürlich nicht repräsentativ).


    Mit besten Grüßen

  • Mir geht es wie @chris2702: als wir angefangen haben, uns mit Altersvorsorge zu beschäftigen sind wir in einen MLP-Makler ertappt. Letztes Jahr habe ich mir ausgeben lassen können, wie viel wir an Provision bei den Zig-Verträgen gezahlt haben und nach hinein stellte ich fest, wir hätten uns Wochenlang von einem Top Provisionberater beraten lassen und hätten wir inzwischen viel sinnvoller Verträge. Die Information, dass der Berater auch noch dazu verdient wenn wir eine Dynamik annehmen war für mich die Krönung...
    Ich bin noch dabei, den Haufen auszumisten, da bei einigen Sachen kann ich nicht allein klären, ob ich die Zahlungen einstellen soll oder nicht. Deshalb habe ich vor, die bestehenden Verträge prüfen zu lassen... (Riester, Rürup, Fondsgebundene LV etc pp...)
    Kann mir übrigens jemand sagen, von wie viele Stunden pro Vertrag ich Pi mal Daum ausgehen soll?
    Liebe Grüße,


    Laura

  • Hallo Laura,
    Ich denke eine pauschale Zeit kann man dir nicht sagen. Mein Vertrag wurde nach perfekter Vorbereitung meinerseits in 30 min analysiert.Welche Berechnungen dabei grob gemacht wurden habe ich hier beschrieben:
    Rentenversicherung beurteilen - Ratgeber gewünscht - Versicherung & Vorsorge - Finanztip-Community



    Ich kann die Verbraucherzentrale empfehlen, mein Berater war kompetent, Abrechnung im 15 min Takt, in Hessen 100 Euro pro Stunde. Günstiger geht es nicht. Vielleicht fängst du dort an, wenn dann noch Fragen offen sind, gehst du zum nächsten Berater. Wobei die Vertragsanalyse erstmal kein Rocket Science ist, nur für Spezialfragen geht Zeit drauf, aber wenn du die Grunddaten aus meinem Post besorgst, gehen die Grundlagen ganz fix.

  • Mit perfekter Vorbereitung meine ich, dass du sämtliche Daten aus Vertrag und allen Jahresabrechnungen auf einer Seite zusammen schreibst. Einzahlungen, Vermögensstand, prognostizierte Endleistung bei x,y,z Prozent. Wenn dein Berater sich erst alles zusammen suchen muss, dauert es natürlich länger.