Fragen zu beitragsfreiem Riester

  • Ich habe letztes Jahr meinen Riester beitragsfrei gestellt. Er wäre bis 2050 gelaufen. Vermögensstand incl Zulagen 11720 Euro. Ich habe nun angefragt, was mir die Versicherung bei Kündigung auszahlt. In den nächsten Tagen kommt der Brief. Folgende Fragen habe ich:

    • Der Riester ist fondsgebunden. Er hat Kosten von ca. 1,8% p.a. In den Fonds sind aktuell 4000 Euro. Der Rest ist Sicherung. Wenn sich die Fonds also um 3% entwickeln, steigt das Fondsvermögen um 1,2%. Kann ich davon ausgehen, dass sich das Sicherungsvermögen beim aktuellen Zinsniveau nicht nennenswert verändert?
    • Ich frage mich, ab wieviel Rückzahlung sich die Kündigung lohnt. Am Telefon schätzte die Dame, dass ich 8500 Euro ausgezahlt bekäme und dann die Steuerförderung zurückzahlen müsste. Wo finde ich die im Steuerbescheid?
    • Sagen wir, am Ende habe ich 6000 Euro und erreiche über 33 Jahre eine Aktienrendite von 3 %, dann hätte ich 16.000 Euro Vermögen. Ich denke, damit fahre ich besser als den Riester bis 2050 beitragsfrei stehen zu lassen.
    • Abgesehen davon nervt mich die Aussicht, 33 Jahre lang Post zu erhalten. Dieser Riester ist ein totes Pferd, und ich reite keine toten Pferde.

    Was denkt Ihr dazu?

  • Die Kosten wurden mir nie schwarz auf weiß kundgetan. Allerdings führt eine Entwicklung von 3% am Aktienmarkt zu einer Vermögenssteigerung von 1,2%. Einer der Hauptgründe für die Beitragsfreistellung.


    Nehme ich richtig an, dass auch das Sicherungsvermögen den Kosten unterliegt? Ich also mit meinen 4000 Euro Fondsvermögen auch die 7720 Euro Sicherungsvermögen renditeseitig bezuschusse? Denn unter der Annahme, dass Sicherungsvermögen im Niedrigzinsumfeld keine Rendite erwirtschaftet, aber Kosten abgezogen werden, müsste ja das Fondsvermögen allein schon mal so rentierlich sein, dass die Gesamtkosten kompensiert werden.

  • Die Differenz zwischen gezahlten Beiträgen und Rückgewährtem Betrag nach Kündigung könnte ich ausgleichen, wenn ich über 33 Jahre den rückgewährten Betrag zu 0,66% anlege.


    Wieviel Rendite ein beitragsfreier fondsbasierter Riester bringt, kann vorab niemand sagen. Dennoch bin ich aktuell zufrieden und optimistisch, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

  • Darüber hinaus lag die Steuerersparnis für 10600 Euro Einzahlung gerade mal bei 1600 euro. 15%. Bei Bruttojahreseinkomnen >50.000 Euro in 6 von 8 Beitragsjahren. Meine Steuerlast im Rentenalter wird garantiert größer null sein. Da schmilzt dann auch der Netto-Steuereffekt des Riesters schnell dahin.

  • @chris2702, hast du die Versicherung schon mal schriftlich um Stellungnahme zu den Kosten gebeten?
    Ich habe bei meinem Debeka-Vertrag mal eine schrifliche Anfrage gestellt und nach ein paar Wochen auch eine Aussage erhalten (es ging bei meinem klassichen Riestervertrag darum, dass ich negative Garantiezinsen "gutgeschrieben" bekommen habe ...)

  • Hallo @Nordlicht1337,
    das klingt interessant. Nein, ich habe nicht nachgefragt, sondern mich mit der Rechnung der Allianz zufrieden gegeben. Ich werde mir nochmal ansehen, was man mir dargeboten hat und dann überlegen, ob ich noch weitere Schritte unternehme. Aber prinzipiell erschien mir die Aufstellung aus Einzahlungen, Wertsteigerungen, Riesterzulagen, Steuerermäßigungen und dem Rückkaufswert nicht so verkehrt.


    Ich bin jedenfalls froh, ein paar Euro in der Tasche zu haben und das Thema abschließen zu können.

  • Das kann ich durchaus nachvollziehen "damit abschließen zu können". Mich hat die Antwort der Debeka nicht sonderlich begeistert und ich überlege noch, was ich damit anfangen soll. Die Begründung war im Wesentlichen, dass ich erst dann die Garantiezinsen bekommen kann, wenn ich mindestens 3 Beitragsjahre voll habe.
    Mir ist diese Rechnung genau dann aufgefallen, als ich mit Excel versucht habe, die Einzahlungen / Zulagen, die Kosten und die Rendite nachzurechnen und dabei aufgefallen ist, dass ich im ersten Jahr -5 Euro Garantiezinsen bekam. Da wurde ich dann doch stutzig.

  • @chris2702:
    Mir kommt gerade noch ein Impuls, warum ein Riestervertrag nicht zwangsweise schlecht sein muss, auch wenn er nach Kosten eine geringere Rendite aufweist als eine herkömmliche Anlage bzw im Vergleich mit einer betrieblichen Altersvorsorge.


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    Ich denke, uns beiden ist die Situation bekannt. Interessant wird für mich Riester vor allem für zwei Fälle:

    • Hohes Einkommen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze zur Rentenversicherung, dieses Jahr etwa 6300 Euro brutto. -> Riesterbeiträge werden dann aus einem Einkommensbereich entnommen, auf dem keine KV+PV Beiträge bezahlt werden, die bei Verrentung auch nicht nachbezahlt werden. Der Zuschuss wird dann über die Steuererstattung erlangt, was sich dann für Steuerklasse I Zahler deutlich bemerkbar macht (Förderquoten wohl >30-40%)
    • Mittelbar förderfähige Personen, die bei vielen Kindern den Zuschuss über die Kinderförderung erhalten.

    Für den "Durchschnittsverdiener" kann man hier sicherlich auch andere Varianten fahren, da die Förderung bei hohen Kosten nur mäßig ist.

  • @Nordlicht1337 Riester ist nicht per se schlecht. Es gibt aber viele suboptimale Produkte. Insofern gibt es viele Fälle in denen er sich lohnt (zb bei meiner Frau), aber auch Fälle die schlecht sind (so wie meiner).