Riester wird immer weniger

  • Sehr geehrte Damen und Herren,


    ich beziehe seit Januar 2014 Riester-Rente. Der Auszahlungsbetrag wurde aber in den vergangenen Jahren immer geringer und liegt heute bei ca. 88% des Ursprungsbetrages.Ist eine permanente Reduzierung (wg. Zinsniveau?!) überhaupt zulässig?


    Mit freundlichen Grüßen
    jumo52

  • Hallo @jumo52 und Willkommen im Forum


    ich hatte bis vor wenigen Tagen einen Riester auf Fondsbasis. Ich hatte länger überlegt ihn zu kündigen. Kurz vor der Kündigung kam ein Brief, dass die Verrentung nicht länger auf Basis von 2.25% Zinsen erfolgen wird, sondern dass ein unabhängiger Aktuar zugestimmt hat, dass die Verrentung zukünftig mit 1,75% erfolgen wird. Ich bin sicher, auch Ihre Renteneinbußen stehen in Zusammenhang mit solchen Entscheidungen.


    Meine Entscheidung, den Riester zu kündigen stand mit diesem Brief in keinem Zusammenhang. Sie war wegen anderer Gründe bereits gefallen. Ich finde es aber erschreckend und skandalös, mit wievielen Unsicherheiten und Variablen der Kunde solch eine Versicherung abschließt. Sie haben binnen drei Jahren 12% weniger Rente erhalten!!!!!! Sofern Ihr Nickname Ihren Geburtsjahrgang verrät, werden Sie dieses Jahr gerade mal 65 Jahre alt. Wieviel Riesterrente wird man Ihnen kürzen, bis Sie 70,80,90 sind????


    Ich persönlich bin zutiefst verunsichert, ob ich mich auf die Versicherungsbranche überhaupt jemals wieder verlassen kann. Ich bezweifle nicht, dass bei Ihrem Riester alles mit rechten Dingen zugeht. Recht und Gesetz werden auf Seiten der Versicherung sein. Aber wenn man kurz vor Renteneintritt seine Aktiva summiert und dann Jahr für Jahr feststellt, dass ihr Wert "warum auch immer" sinkt, ist das für mich nicht einsichtig und ausgesprochen bedrückend.


    Ich hoffe, Sie haben genügend andere Einkünfte neben Ihrem Riester, um einen sorgenfreien dritten Lebensabschnitt zu verbringen. Wenn der Riester eine Säule darstellt, sollten Sie umgehend auf die Kostenseite blicken. Denn die wird in den nächsten Jahrzehnten ebenfalls kleiner werden müssen.

  • Ist eine permanente Reduzierung (wg. Zinsniveau?!) überhaupt zulässig?


    Wie @chris2702 schon schreibt, werden Recht und Gesetz auf Seiten der Versicherung sein.


    Ich vermute, dass der Zahlbetrag Ihrer Rente sich aus einem "garantierten Teil" und einer "Gewinnbeteiligung" zusammensetzt. Das finden Sie heraus, wenn Sie das Schreiben, mit dem man Ihnen die Rentenhöhe mitgeteilt hat, noch einmal lesen.


    Falls Sie es nicht abgelegt haben, fordern Sie es noch einmal beim Versicherer an.


    Der "Gewinnanteil" kann jederzeit gekürzt werden, wenn sich die Gewinnlage der Versicherung verschlechtert.
    Im Extremfall auf null. Dann bleibt es nur bei dem "garantierten Teil" der Rente. Schauen Sie also nach, dann wissen Sie wie weit es nach unten gehen kann.


    Für mich ist Ihr Fall ein weiteres Beispiel dafür, was für eine Volksverdummung die Riester-Rente ist.
    Solche Beispiele sollten in die Öffentlichkeit gebracht werden!


    Ich bin davon überzeugt, dass weder der Bundeskanzlerin noch Frau Nahles diese Realitäten der Riester-Vorsorge bewußt sind.


    Das Riester-Experiment sollte abgeschafft und alle Fördermittel und Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung überführt werden!

  • Für mich ist Ihr Fall ein weiteres Beispiel dafür, was für eine Volksverdummung die Riester-Rente ist.

    Warum, steht doch beim Abschluss des Vertrages in den Unterlagen (Garantieverzinsung und sonstige Kosten, sowie ggf. Gewinnbeteiligung.

    Das Riester-Experiment sollte abgeschafft und alle Fördermittel und Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung überführt werden!

    Ich denke, daß damit das Problem nicht gelöst wird. Denkst Du wirklich, daß dann die gesetzliche Rente erhöht wird?

  • Würden die Beiträge und Fördermittel aus dem Riestersystem in die gesetzliche Rentenversicherung umgeleitet werden, dann würden nicht (direkt) die Renten steigen, sondern der Beitragssatz zur Rentenversicherung würde sinken.


    Indirekt sorgen sinkende Beitragssätze dann auch für steigende Renten. Der Effekt ist aber weitaus weniger ausgeprägt als man es sich wünschen würde.

  • Warum, steht doch beim Abschluss des Vertrages in den Unterlagen (Garantieverzinsung und sonstige Kosten, sowie ggf. Gewinnbeteiligung.

    Nach dieser Maxime hätte sich der Gesetzgeber die gesamte verbraucherschützende Gesetzgebung im Kapitalanlagegesetzbuch (Aufklärungspflichten der Banken und Finanzvermittler) sparen können!


    Es steht und stand immer schon alles in den Unterlagen!


    Das Kernproblem besteht darin, dass der normale Verbraucher die Unterlagen eben nicht versteht - wenn er sie denn überhaupt liest. Er wäre auf eine verantwortungsbewusste Beratung angewiesen - wenn er sie denn bekäme.
    Würden jedoch die Berater über alle Feinheiten der "Finanzprodukte" aufklären, würden sie nichts mehr verkaufen.
    Insoweit ist die systematische Täuschung des Kunden ein notwendiger Bestandteil des Systems.



    Würden die Beiträge und Fördermittel aus dem Riestersystem in die gesetzliche Rentenversicherung umgeleitet werden, dann würden nicht (direkt) die Renten steigen, sondern der Beitragssatz zur Rentenversicherung würde sinken.

    Das ist eine starke Behauptung - ohne Beweis.


    Wie es sich auswirken würde, wenn anstatt der Riester-Förderung beispielsweise der Bundeszuschuss aus Steuermitteln zur Rentenversicherung erhöht würde, hängt von der konkreten Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen ab.


    Wenn man den Rentenwert pro Entgeltpunkt um 15 % erhöhen würde, würden alle Renten sofort um 15 % steigen.
    Das hätte der Gesetzgeber durch entsprechende Eingriffe an der Rentenformel bewirken können.


    Stattdessen hat sich die SPD damals von einschlägigen Einflüsterern wie Rürup und anderen Experten verunsichern lassen. Die Rente sei wegen des Umlagesystems durch die demographische Entwicklung dabei, unfinanzierbar zu werden. Jetzt müsse der Einstieg in die kapitalgedeckte Zusatzversorgung geschafft werden und der Staat müsse mit Milliarden an Fördergeldern diesen Systemwandel zu unterstützen.


    Heute hat die gesetzliche Rentenversicherung ein Beitragsaufkommen wie noch nie. Man kann ihr sogar politisch gewollte Reformen wie die Verbesserung der Mütter-Rente aufs Auge drücken und die Beitragszahler dafür bezahlen lassen.


    Hingegen krebst die gesamte private Versicherungsindustrie vor sich hin und muss ständig den Garantiezins absenken, weil mit Staatsanleihen kein Geld mehr zu verdienen ist. Niemand weiß, wie lange diese verückte Zinsphase noch bleibt.
    Aber der Beweis ist eindrucksvoll: die zinsorientiere Kapitalanlage ist weit riskanter als gedacht - und das Umlagesystem ist weit stabiler als angenommen.


    Deshalb: Riester-Rente stoppen! Gesetzliche Rente fördern!

  • Meine Aussage bezieht sich auf den derzeitigen Gesetzesstand.


    Grob gesagt:
    Mehr Geld in der Rentenkasse - Nachhaltigkeitsrücklage erreicht den Schwellenwert - Beitragssatz sinkt (Quelle Paragraph 158 SGB VI)


    Sinkender Beitragssatz - die nächste Rentenanpassung fällt höher aus
    ( Quelle Paragraph 68 SGB VI)


    Natürlich ist anzunehmen (zumindest zu hoffen), dass wenn der Gesetzgeber die große Kurbel dreht und das Riestersystem abwickelt, dass dann die Gesetzgebung hinsichtlich der gesetzlichen Rentenversicherung auch Nachjustierungen erfährt (zugunsten der Versicherten).