"Reich in Rente" von Helma Sick und Renate Fritz

  • Ich hatte das Buch von Helma Sick "ein Mann ist keine Altersvorsorge" gelesen und fand es sehr gut, weshalb ich mir dann auch das andere Buch bestellt habe. Und war bitter enttäuscht!
    Das Buch ist überhaupt nicht zu empfehlen und die Anlagestrategien, die die Autorinnen geben, sind nicht nachvollziehbar: ETF werden verteufelt als hoch riskant am Beispiel von DAX Verlust im Jahr der Lehman-Krise. Dass es auch andere, risikoarmere Index gibt wird so nicht gesagt. Stattdessen wird gesagt, dass man sich um ein ETF Depot ständig kümmern muss, wobei die Idee eigentlich wäre, dass man längerfristig investiert. Aktiv gemananged Fonds gelten für die Autorinnen als viel bessere Strategie. Das Thema Kosten wird kleingeredet.
    Das A &O sind laut Autorinnen Riester und Rürup Renten. Dass Riester nicht gleich Riester ist und dass es grottenschlechte Riester Verträge gibt wird mit keinem Wort erwähnt.
    Auch klassiche Kapitallebensversicherung werden eher empfohlen. Selbst die Bausparverträge werden gut bewertet und auch da kein Wort über die Kosten... ich bin fassungslos... Das Buch ist nicht so alt: 2014! Aber die Strategien die propagiert werden sind von Vorgestern.
    Totaler Flop!

  • Ich hatte das Buch von Helma Sick "ein Mann ist keine Altersvorsorge" gelesen und fand es sehr gut, weshalb ich mir dann auch das andere Buch bestellt habe. Und war bitter enttäuscht!


    Was haben Sie erwartet?


    Helma Sick lebt nicht vom Bücher schreiben, sondern ist in München als Versicherungs- und Finanzanlagenvermittlerin tätig.
    Wie können Sie von einer Frau, die von Vermittlungsprovisionen lebt, erwarten, dass sie ihr eigenes Geschäft schlecht redet!


    Logisch, dass Sick & Co die Rürup-, Riester- und aktiv gemanagte Fondsverträge loben.
    Von ETFs oder gar dem Kauf einzelner Aktien haben sie nichts.


    Wieder mal ein schönes Beispiel für absolut einseitige "Beratung"!


    Wie @Altsachse richtig schreibt: man muss sich selbst kümmern und dann braucht man weder einen Bank- noch einen Versicherungsverkäufer. Man kauft einfach die Produkte, die zu einem selbst am besten passen. Ganz ohne Provision.

  • Das Vorgängerbuch "Ein Mann ist keine Altersvorsorge" hat mir auch gut gefallen. Aber es geht dort eher darum Denkanstöße zu geben und zu sensibilisieren.


    Die Punkte, an denen Vorschläge zur Altersvorsorge zart anklingen, deuten auch eher in die Richtung Berater und Vermittler zu beauftragen bzw. sich an Versicherungen zu halten.


    Insofern sind die von laura_cb geschilderten Empfehlungen nur konsequent. Auch wenn wirkliche finanzielle Selbstermächtigung sinnvoller wäre.

  • Ihr habe natürlich Recht, dass die Autorinnen schliesslich ihr Geschäft hoch preisen.
    Es ärgert mich aber besonders, weil das Buch regt hier auch da auch zu Recht an, man könne auch mit wenig Geld irgendetwas für die eigene Altersvorsorge tun. Umso mehr Schade, wenn von dem hart ersparten Geld ein nicht unwesentlicher Teil als Provision in die Taschen des Beraters verschwindet.


    Habt Ihr eine alternative Lektüre für mich? Ich suche vor allem etwas, womit ich die Steuerimplikationen von unserem Depot und denen unserer Kinder besser verstehen kann...
    Hier findet man viel aber der Einstiegnieveau der Diskussion ist mir schon zu technisch...
    Danke & Liebe Grüße,


    Laura

  • Hallo @laura_cb,


    ich habe früher in Riester und Rürup investiert - auch wegen der "Steuerimplikationen". Und war zutiefst davon überzeugt. Beim Riester bekam ich über 8 Jahre eine Steuerstundung von 15%. Bei einem Gehalt >50.000 in 6 von 8 Jahren. Wie wenig Steuern müßt ich im Alter zahlen, damit hier eine signifikante Differenz entsteht? Denn nur die Differenz zwischen aktuell hoher Steuer und zukünftig niedriger Steuer ist die Ersparnis.


    Persönlich bin ich inzwischen auf dem Trip:Wer Gewinne macht, muss Steuern akzeptieren. Steuern sind geradezu ein Signal, dass die Anlage gut läuft. Eine Anlage wegen Steuerersparnis zu wählen, wird oft über maue Renditen erkauft. Ich meine @muc hat da auch klare Ansichten.

  • Volle Zustimmung!


    Wer seine Anlageprodukte nach steuerlichen Gesichtspunkten wählt, erlebt in den allermeisten Fällen Enttäuschungen.


    Das heißt nicht, dass man die Steuer völlig ausser acht lassen sollte. Aber sie darf nicht das hauptsächliche Entscheidungskriterium sein. Und die Vorsorgeprodukte, die unter der Bezeichnung Riester und Rürup verkauft werden, sind zum allergrößten Teil nicht zu empfehlen.

  • Noch ein paar ganz allgemeine Überlegungen zu den steuerlichen Implikationen:


    Wenn du deine Geld(Fonds-)anlagen so strukturieren willst, dass du möglichst wenig steuerlichen Aufwand hast, sind folgende Punkte hilfreich:


    1) Dem Sinn und Zweck der Abgeltungsteuer entspricht der jährlich ausschüttende, nicht der thesaurierende Fonds. Zweiterer bringt zwar einen gewissen Steuerstundungseffekt, aber eben auch einen gewissen Beobachtungs- und Nachsorgeaufwand (spätestens im Jahr der Veräußerung). Außerdem läufst du bei jährlicher Ausschüttung nicht in Gefahr, die jährlichen Freibeträge (gerade bei Kindern) zu verschenken, wenn der gesamte Ertrag erst im Jahr des Verkaufs anfällt.


    2) Im Zweifel lieber einen Fonds mit deutscher ISIN (genauer gesamt mit Domizilland Deutschland) als einen ausländischen Fonds. Hintergrund ist einfach, dass deutsche Anbieter das deutsche Steuerrecht besser kennen und auch bei der Erstellung von Bescheinigungen beachten. Bei ausländischen Anbietern liegt der Fokus oft in erster Linie auf ihrem Heimatland. Bestes Beispiel ist der Carmignac Patrimoine (ISIN mit FR….). Hier kommuniziert Carmignac ganz offen, dass der Fonds für Franzosen aufgelegt wurde und daher deutsche (steuerliche) Interessen keine Priorität haben.


    3) Wenn du einen ausländischen Fonds kaufst, dann nimm einen, dessen Geschäftsjahr nicht am 31.12. endet, sondern unterjährig. Hintergrund ist folgender: Wenn das Geschäftsjahr zum 31.12. endet und der Fonds z.B. im April des Folgejahres ausschüttet, dann liegen bei Versand der Steuerbescheinigung (oft schon im Februar oder März) die finalen Daten noch nicht vor. Auf der Steuerbescheinigung steht dann (sinngemäß) „für folgende ausländische Wertpapiere liegen noch keine Werte vor….“. Dann musst du über die (manchmal kostenpflichtige) Erträgnisaufstellung einen Abgleich / Ergänzung vornehmen (Stichwort „Nachsorgeaufwand“). Wenn du einen Fonds nimmst, dessen Geschäftsjahr am 30.09. endet, schüttet der Fonds in der Regel noch im laufenden Kalenderjahr aus. Dann liegen Ende des Jahres alle Daten vor und die Steuerbescheinigung ist (in der Regel) vollständig.


    4) Vermeide Depots im Ausland. Das kann im Einzelfall sinnvoll und günstiger sein, ist aber meist wieder aufwändiger. Nicht zuletzt, weil viele ausländische Banken keine den deutschen Vorschriften entsprechende Steuerbescheinigung Zustandebringen (können oder wollen). Ganz kritisch wird das, wenn du viele Käufe und Verkäufe tätigst. Ich hatte mal einen Mandanten, der jährlich Mitarbeiteraktien eines US-Unternehmen kaufen konnte und die in den USA verwaltet wurden. Wenn es dann auch noch zu Gratisaktien, Aktiensplitts und immer wieder zu Aktienverkäufen kommt, ist es unheimlich schwer und aufwändig, die richtigen steuerlichen Werte (=Anschaffungskosten) im Fall der Veräußerung zu ermitteln – wenn die Bank keine entsprechende Bescheinigung liefern kann.

  • @chris2702, die Steuerimplikationen die mich interessieren beziehen sich auf Fonds, nicht Riester/Rürup und co.
    (die haben wir auch zwar, aber das ist eine andere Geschichte).
    Es sind eher die Dinge, die @Oekonom erwähnt: worauf muss ich bei der Steuererklärung achten, was mache ich bei den Kindern (NV), was ändert sich ab 2018 bei den thesaurierenden Fonds...
    Apropos: Danke für die Infos!


    Hat jemand das Buch von Finanzewesir gelesen? @Altsachse?


    Liebe Grüße,
    Laura

  • Hallo @laura_cb
    Das Buch habe ich nicht gelesen. Ich finde aber die vielen Beiträge hier im Netz sehr gut und ausreichend. Ich vermute das Buch ist im Wesentlichen eine Auflistung der Beiträge.
    Was bei der Steuererklärung zu beachten ist kann ich leider nicht erklären, da ich selbst eine NVB habe, und daher keine SE machen muß. Zu beachten ist bei den NVB der Kinder, dass die jährlichen Einkünfte nicht so hoch werden, dass die Steuerpflicht greifen würde, sonst müßte die NVB zurückgegeben werden. Aber erst wenn Sie das selbst erkennen oder das Finanzamt die NVB zurückfordert.
    Ab 2018 ändert sich bei deutschen thesaurierenden Fonds, das jeweils am Jahresanfang eine Vorabpauschale auf die zu erwartenden Erträge zu zahlen sind. Liegt der Bank eine NVB vor, ist die Vorabpauschale wohl nicht zu zahlen.
    Gruß


    Altsachse