Versicherungsberater (Gamper)

  • Liebe Community,


    als gelegentlicher Passivleser und evtl. zukünftig mäßig aktiver Poster möchte ich hier meine Erfahrung mit Herrn Gamper mitteilen, sowie vielleicht noch ein paar allgemeine Worte zum Thema Versicherungsberater aussprechen.


    Da sich bei mir und meiner Frau die Option zum Wechsel in die PKV bot, und meine liebe Frau schon arg ungeduldig wurde, da sie als Beamte den vollen GKV Beitrag selbst zahlen mußte, wurde mir das Vergnügen zu teil, mich in diesen Komplex einzuarbeiten. Beim Lesen auf -test und -tip bin ich über einige Beiträge von Herrn Gamper gestolpert. Bei mir bestand als langjähriger Finanztestleser schon mal grundsätzlich eine erhöhte Bereitschaft, einen Versicherungsberater zu beauftragen, und anstatt zufällig einen auszuwählen oder mich von der kürzesten Distanz zwischen Haustür und Haustür leiten zu lassen, habe ich mich an jemanden gewand, der bei mir durch seine Beiträge schon einen positiven Eindruck hinterlassen hat.


    Es gab vor ca 6 Wochen dann ein Erstgespräch, indem wir die grundsätzlichen Fragestellungen festgemacht haben, das "Hauptgespräch" erfolgte auf unseren Wunsch hin erst in der letzten Woche. In der dazwischenliegenden Zeit wurden dann die Fragenstellungen, die isoliert betrachtet werden konnten, stückchenweise per Email abgearbeitet. Diese Vorgehensweise kam mir schon entgegen, da ich mir einbilde, Dinge zwar generell zügig zu verstehen, aber ebenfalls zügig wieder zu vergessen ?( . So bestand und besteht weiterhin Nachschlagemöglichkeit.


    Im "Hauptgespräch" haben wir uns dann auf die Tarifwahl konzentriert, insbesondere, wie das Angebot des von uns bevorzugten Anbieters zu bewerten ist, sowie anschließendes Querbeetfragen.


    In der Summe hat Herr Gamper 6,5h Arbeitszeit berechnet, dafür gab es eine erhebliche Menge an Informationen, insbesondere auch über meine Alternativen als mitversichertes "schlechtes Risiko" (meine Worte) in GKV und PKV, sowie über die Zusatzversicherungen, die uns der Anbieter mit ins "Packet" gepackt hat.
    Denn auch 3 Euro pro Monat für eine weniger gute Versicherung summieren sich über hoffentlich 45 Jahre bei 2 Personen.



    Ich denke, das ich persönlich sehr gut mit Herrn Gamper zurechtgekommen bin, und auch mit seiner Arbeitsweise. Für mich kann ich sagen, das ich vermutlich auch aus einer rein schriftlichen Beratung einen ähnlich großen Nutzen hätte ziehen können, wie im persönlichen Gespräch, das dürfte allerdings Typsache sein.




    An sonsten hier noch einige Gedanken von mir zum Thema Versicherungsberatung im allgemeinen:


    Grundsätzlich ist das optimale (im Sinne der finanziellen Anreizkompatibilität) Vergütungsmodell einer Beratung das, in dem sich die Vergütung an dem Erfolg der Beratungsleistung orientiert.
    Bei einer kurzfristigen Geldanlage wäre das einfach: Sie handeln mit einem Berater eine Erfolgs/verlustbeteiligung aus, und fertig (ob dieser sich darauf einläßt, ist eine andere Frage).
    Bei einer langfristigen Geldanlage wird es schon schwieriger, denn zusätzlich dürften viele Berater nicht bereit sein, neben einer Verlustbeteiligung auch noch jahrelang auf die Bezahlung ihrer Arbeit warten zu wollen, insbesondere, wenn sie laufende Kosten haben.


    Bei einer Versicherungsberatung wird es nochmal schwieriger: Denn der "Erfolg einer Beratung" besteht ja hier nicht nur aus evtl. Beitragsersparnis, sondern auch aus dem Erhalt von Versicherungsleistungen. Noch dazu kommt, das z.b. bei Kranken oder Rentenversicherung erhebliche Teile der Versicherungsleistung erst gegen Lebensende anfallen, also unter Umständen nochmals längere Zeiträume als bei der Finanzanlage zu betrachten sind.



    D.h. also grundsätzlich ist es nicht möglich, in der Versicherungsberatung ein vollständig anreizkompatibles Vergütungsmodell durchzusetzen.
    Bei einem Versicherungsberater dürfte nun in der Regel entweder Pauschalbezahlung oder Stundenabrechnung angeboten.


    Und auch hier gibt es natürlich Fehlanreize:


    Wer pauschal abrechnet, hat immer den Anreiz, möglichst wenig für seine Bezahlung zu tun.
    Wer pro Stunde bezahlt wird, hat einen Anreiz, seine Arbeitsleistung über das sinnvolle Maß hinaus zu erweitern.


    Dennoch sollte man sich natürlich klarmachen, das die Fehlanreize für Versicherungsvertreter und Versicherungsmakler die des Beraters weit übersteigen:


    Wenn mich ein Versicherung dafür bezahlt, deren Produkte zu vertreiben, gibt es keinerlei Anreiz, Konkurrenzprodukte zu empfelen. Und selbstverständlich muss die Grundvergütung "hereingearbeitet" werden, denn in der Regel wird niemand langfristig beschäftigt, der nicht mindestens seine Lohnkosten hereinarbeitet. D.h. es gibt keinen Anreiz zum Nichtverkauf nichtbenötigter Produkte.
    Und der Provisionsberater hat natürlich den Anreiz, die Provisionsstärkeren Produkte zu empfelen.



    Meine persönliche Meinung ist also entschieden die, das man sich spätestens dann, wenn es sich um 5-stellige Beitragssummen handelt, auf keinen Fall nur auf die Aussagen eines Versicherungsmaklers/vertreters verlassen sollte, sondern hier unbedingt die kurzfristige Mehrausgabe wagen sollte, jemanden zu beauftragen, der nicht in erste Linie von einem Versicherungsunternehmen abhängig ist.


    Ich hoffe, das dieser Betrag eine Bereicherung des Forums darstellt.


    M.G.