Kapitallebensversicherung - auch mit höchstmöglichem Garantiezins von 4% nicht lohnend?

  • Liebes Forum,


    ich habe eine Frage. Ich lese viele Berichte über Kapitallebensversicherungen, natürlich auch auf einer großartigen Seite wie Finanztip.de - und nahezu überall steht, dass es sich lohnt, alte LV-Verträge mit hohem Garantiezins (z.B. 4%) zu behalten.


    Ich habe mal bei meiner Versicherung nachgefragt.
    Meine Situation ist wie folgt: Ich zahle seit Jahren im Monat rund 120 Euro für meine Kapitallebens-Versicherung, die Versicherung läuft bis Ende 2034.


    Laut Versicherung habe ich bei einem sofortigen Stopp meiner monatlichen Beträge am Ende des Jahres 2034 - inklusive Überschussbeteiligungen - aktuell ein "erreichtes garantiertes Kapital" von gut 41.000 Euro angespart. Steht dort schwarz auf weiß. Ich habe auch nachgefragt, sie sagen: Das ist sicher, ggf. kommt noch etwas obendrauf, aber das glaube ich natürlich nicht.


    Wenn ich dagegen die Beiträge bis zu meiner Rente im Jahr 2034 weiter einbezahle, zahle ich über ca. 210 Monate (oder 17 Jahre und 6 Monate) je 120 Euro, also müssten doch auf den aktuell berechneten Endbetrag meiner Rechnung nach mindestens gut 25.000 Euro dazu kommen (eben 210X120) - allein durch die zusätzlichen Zahlungen. Macht nach meiner persönlichen Rechnung Ende des Jahres 2034 mindestens 66.000 Euro anstelle der 41.000 Euro, die ich bekommen würde, wenn ich heute aufhören würde zu zahlen. Überschussbeteiligungen müssten den Betrag ja eher noch höher werden lassen.


    Die Versicherung schreibt mir jedoch in einem anderen Brief, dass ich bei Weiterbezahlung der 120 Euro Monat für Monat Ende 2034 dann gut 63.000 Euro "erreichte garantierte Leistung" zu erwarten habe.


    Das bedeutet doch, dass ich mich - aus heutiger Sicht - schlechter stelle, wenn ich weiterbezahle. Klar, ich bekomme weniger in absoluten Zahlen bei einem Stop, aber eigentlich würde ich bei einem Weiterlaufen der Zahlungen doch mehr zahlen, als dass ich hinterher bekommen würde.


    Ich komme zurück zum Start meiner Ausführungen - und zu dem Punkt, den ich nicht verstehe: Ich habe noch einen alten Vertrag mit einer hohen Garantieverzinsung (4% sogar), und in allen Ratgebern steht: Es lohnt sich, diese Verträge weiter zu besparen. Meiner Ansicht nach lohnt es sich eben nicht - aus aktueller Sicht mit den aktuell niedrigen Zinsen und unter der Voraussetzung, dass die Zinsen so niedrig bleiben, das ist mir klar.


    Meine Frage in die Runde: Ist da ein Denkfehler? Und wenn es ihn nicht gibt: Das ist doch sicher nicht nur bei mir so - wäre das nicht mal eine Analyse wert :D ? So in die Richtung: Auf wie viel Prozent müssen die Zinsen wieder steigen, damit sich das Einzahlen wieder lohnt? Würde mich über eine Einschätzung sehr freuen. Vor allem und gerade über die Korrektur eines etwaigen Denkfehlers, wenn es denn nicht stimmt... :)


    Danke vorab!



    Arthur

  • Ich lese viele Berichte über Kapitallebensversicherungen, natürlich auch auf einer großartigen Seite wie Finanztip.de - und nahezu überall steht, dass es sich lohnt, alte LV-Verträge mit hohem Garantiezins (z.B. 4%) zu behalten.


    Auch wenn so etwas häufig behauptet wird, muss es nicht richtig sein.


    Ich teile Ihre Auffassung, dass diese Theorie zumindest nicht für alle Fallkonstellationen zutrifft.
    Dies hängt vor allem damit zusammen, dass mit jeder Kapitallebensversicherung erhebliche Verwaltungskosten verbunden sind.


    Die oft zitierten 4 % Garantiezins gibt es nur auf jene Teile der Prämie, die nicht für Verwaltungskosten oder Risikoanteile verbraucht werden. Insoweit ergeben sich bezogen auf den tatsächlich eingezahlten Beitrag erheblich geringere Renditen als 4 %.


    Daher spricht sehr viel für die Kündigung solcher Kapitallebensversicherungen zu Gunsten einer vernünftig strukturierten "privaten" Kapitalanlage.