Rückvergütungen (Kickbacks) in der Versicherungswirtschaft

  • Rückvergütungen (Kickbacks) in der Versicherungswirtschaft



    Die europäische Aufsichtsbehörde der Versicherer, die EIOPA, hatte am 26.04.2017 einen Evaluierungsbericht zum Vorhandensein, Umfang und der Struktur von Rückvergütungen (Kickbacks) in der Versicherungswirtschaft gesprochen. Gemeint sind Versicherer, die u.a. fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen



    Den vollständigen Evaluierungsbericht habe ich als Anhang eingefügt (leider nur in englischer Sprache erhältlich).



    Die wichtigsten Ergebnisse:


    1.) Vorhandensein, Umfang und Struktur dieser Rückvergütungen


    • 81% der Versicherer erhalten Rückvergütungen von Fonds- und Asset-Managern.
    • Die untersuchten Versicherer erhielten 2015 Rückvergütungen im Umfang von 3,7 Milliarden Euro. Es wird geschätzt, dass in 2015 insgesamt 5,2 Mrd. € an die Versicherer „geflossen sind“.
    • Diese Rückvergütungen machen rund 50% der laufenden Kosten für die Anleger/Versicherten aus (die Auswirkungen im Sinne des Reduction in Yield wurde leider nicht ausgewiesen).



    „A. Existence, magnitude and structuring of monetary practices


    Monetary practices are widespread in the industry: 81% of participating insurance undertakings received monetary incentives and remuneration from asset managers;


    Monetary incentives and remuneration received by participating insurance undertakings totalled EUR 3.7bn in 2015. The estimate for the entire market is EUR 5.2bn in 2015;


    For those undertakings that engage in these monetary practices, monetary incentives and remuneration received represent a median value of 0.56% of assets under management and 46% of fund management charges;


    Monetary incentives are predominantly recurring in nature.”



    2.) Transparenz und Interessenskonflikte


    • In 69% der Fälle werden Rückvergütungen gegenüber dem Anleger / Versicherten nicht offengelegt.
    • In 61% der Fälle werden die Rückvergütungen von den Versicherern vereinnahmt.
    • Nur in 25% der Fälle werden die Rückvergütungen an den Anleger / Versicherten durchgeleitet.
    • Die Auswahl von Fonds- bzw. Asset-Manager erfolgt nicht immer im „besten Interesse“ des Anlegers bzw. Versicherten. 25 % der Versicherer verfolgen keinen strukturierten Auswahlprozess bei der Auswahl des Fonds- bzw. Asset-Managers.



    “C. Addressing conflicts of interest & acting in the best interests of customers


    Insuranceundertakingsgenerally haveformalpoliciestoensurethat theyactinthebestinterestsofcustomers ,withspecificreferenceto conflictsofinterestthatmightariseinthecourseofunit - linkedbusiness. However, actualpracticesundertheseformalpoliciesvary significantly;


    69%ofundertakingsdonotdisclose monetaryincentivesand remuneration received to policyholders;


    61%ofundertakingsretain monetaryincentivesandremuneration received;


    25%ofundertakingspasson,infull,tothepolicyholder monetary incentives and remuneration received; this represents 30% of total monetary incentives received;


    The selection of asset managers and investment vehicles does not always follow a comprehensive process.


    The selection is, in some cases, constrained by existing business relationships with asset managers;


    25%ofinsuranceundertakingsdonothaveaformalprocessfor selectinginvestmentvehicles while 32%donothavemonitoring processes. In these cases they tend to delegate these responsibilities to asset managers.”



    Die Entscheidung bzw. Meinungsbildung, ob unter diesen Voraussetzungen der Abschluss von fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen überhaupt empfohlen werden kann, überlasse ich den Lesern dieses Beitrags.



    "Der Kommentar ist frei, die Fakten sind heilig" (C. P. Scott, britischer Journalist und Guardian-Herausgeber)