Wie lange Einmalbetrag über Sparplan strecken

  • Ich möchte einen größeren Geldbetrag für meinen Vater in ETF anlegen. Sagen wir 100.000 Euro. Ich bin von buy&hold überzeugt, glaube nicht an market timing. Das Geld wird über 10 Jahre nicht gebraucht. Ich will den klassischen Split zwischen World und Emerging Markets. Das Geld ist aktuell verfügbar. Tages-/Festgeld in Osteuropa kommt nicht in Frage, das heißt was nicht in den ETFs steckt, wirft keine Rendite ab.


    Ratgeber wie Finanzwesir oder Brandmeier sagen "immer dann anlegen wenn man Geld hat".


    Ich zweifle aktuell, dass ein Sparplan über 5,7,10 Jahre Sinn macht, die Verbraucherzentrale im persönlichen Gespräch empfahl 7 Jahre.


    Über welchen Zeitraum würdet Ihr den Sparplan laufen lassen? Ganz aus dem Bauch heraus gefragt.....

  • Ratgeber wie Finanzwesir oder Brandmeier sagen "immer dann anlegen wenn man Geld hat".

    Dem würde ich klar widersprechen, will aber nicht wieder mit deren Fans einen Streit vom Zaun brechen.


    by the way:
    In Kanada brechen gerade die Kurse der Hypothekenbanken drastisch ein, die Subprime-Krise in den USA lässt grüßen.


    Kleiner Ausschnitt aus einem diesbezüglichen Kommentar vom heutigen Tag:
    "Man kann sehen, wie schnell sich eine veränderte Wahrnehmung auf eben noch stabile Kurse auswirken kann. Innerhalb von nur drei Monaten verpuffte eine Rendite von 11,59% pro Jahr und die Kurse erreichten das Niveau von vor 14 Jahren. Zum Glück kratzt so etwas den entspannten passiven buy & hold-Anhänger nicht. Einfach nochmal 20 Jahre warten."


    Und noch etwas konstruktiver:
    Ich würde 50 Prozent über drei Jahre investieren und 50 Prozent Cash halten, bis der Rückschlag kommt.

  • Hallo chris2702,


    ich habe mich damals als Fondsmanager mit Buy&Hold-Strategien versus Einzahlungsplänen (Sparpläne) theoretisch und praktisch auseinandergesetzt. Die Wissenschaft und viele Praktiker tendieren zur Buy&Hold-Strategie, die - unter Berücksichtigung von Risikokennziffern - Einzahlungspläne in den meisten Marktsituationen (und damit Cost-Averaging) schlagen. Insofern mag ich Deine grundsätzliche Tendenz zur Buy&Hold-Strategie.


    Einige (leider zum Teil relativ technische) Researchpapiere zum Thema habe ich angehangen.


    Natürlich sollte man, wenn Börsen eine Hausse erleben wie derzeit, nicht die volle Summe anlegen. Folgt man der Wissenschaft, so spricht aber nicht viel für Sparpläne, außer vielleicht psychologische Gründe.


    Mit besten Grüßen

  • Hallo Oekonom,


    wenn man diese Marktmeinung einer deutlichen Marktkorrektur (nach unten) einnimmt, sollte man m.E. auch (ggf. gehebelte) Short-ETFs einsetzen. Cash-Positionen sind m.E. erst einmal schlichtweg nicht investiertes Kapital. Cash als Anleger sollte man m.E. nur dann halten, wenn keine Anlagemöglichkeiten bestehen (sehr unwahrscheinlich) oder Cash-Reserven für die Anlagestrategie benötigt werden (z.B. Margin Calls usw.).


    Aber da gibt es viele Denkmodelle und persönliche Präferenzen. Hier gibt es kein richtig oder falsch.


    Mit besten Grüßen

  • sollte man m.E. auch (ggf. gehebelte) Short-ETFs einsetzen.

    Ja, eine sehr interessante und in fallenden Märkten hilfreiche Produktgattung. Und obwohl ich meine, die Funktionsweise verstanden zu haben, hakt es irgendwo noch. Konkret: Ich habe in einem Musterdepot im April 2015 einmal einen DAX-ETF und ein Short-Dax-ETF mit gleichen Anschaffungskosten "gekauft". In einem zweiten Musterdepot habe ich einen DAX-ETF und einen mit Faktor 2 gehebelten Short-Dax-ETF (50% der AK) gekauft (DAX-Stand seinerzeit 12.300). "Heute" (bzw. als der Dax wieder bei 12.300 war) sind beide Depot deutlich im Minus. Hier mal zur Ansicht:
    https://www.comdirect.de/inf/i…true&toDate=30.04.2017&e&


    Cash-Positionen sind m.E. erst einmal schlichtweg nicht investiertes Kapital.

    Das stimmt natürlich, ist aber - wenn die Kurse wirklich nachhaltig fallen, trotzdem gut angelegtes Geld :) . Weil ich dann quasi den Cost-Average-Effekt in fallenden Märkten nutzen kann. Der CAE funktioniert eben (vereinfacht gesagt) nur dann, wenn die Kurse am Ende hoch sind - das sieht man wunderbar in der VZ-Studie, die du angehängt hast. Das ist der perfekte Verlauf, damit der CAE funktioniert. Wenn wir aber über Jahre eine Börse hätten wie zwischen 2015 und 2017 und dann mal ein oder zwei Jahre eine echte Baisse, dann ist nichts mit CAE.

  • Ich möchte einen größeren Geldbetrag für meinen Vater in ETF anlegen. Sagen wir 100.000 Euro. Ich bin von buy&hold überzeugt, glaube nicht an market timing.

    Wenn Du nicht an Market-Timing glaubst, dann ist Deine Ausgangsfrage nach der zeitlichen Streckung widersinnig, denn das wäre ja eine Form von Market-Timing. Und wer dazu rät, nur einen Teil zu investieren, um dann mit dem Rest des Geldes auf einen Kursrückgang zu warten, betreibt auch Market-Timing.


    Zitat von Oekonom


    Und noch etwas konstruktiver:
    Ich würde 50 Prozent über drei Jahre investieren und 50 Prozent Cash halten, bis der Rückschlag kommt.

    Woran erkenne ich einen "Rückschlag"? Das müsste ich schon wissen, wenn ich das umsetzen soll.
    Warum überhaupt anfangen mit dem investieren? Warum wartet man nicht mit dem gesamten Kapital ab, bis der "Rückschlag" kommt?


    ...Das Geld wird über 10 Jahre nicht gebraucht. Ich will den klassischen Split zwischen World und Emerging Markets. Das Geld ist aktuell verfügbar. Tages-/Festgeld in Osteuropa kommt nicht in Frage, das heißt was nicht in den ETFs steckt, wirft keine Rendite ab.
    ...

    Warum heißt es das?
    Aus meiner Sicht ist das bei dem Anlagehorizont ganz klar ein Fall für Anleihen. Dann könnte das Geld nach 10 Jahren punktgenau zur Verfügung stehen.
    Und nun möchte ich bitte nicht hören, dass es da Risiken gibt, während gleichzeitig eine Aktienanlage befürwortet wird.


    10 Jahre Anlagehorizont bei jetzigem Sachstand mit Aktien halte ich für sehr gewagt. Und was soll die zeitliche Streckung bringen? Dann zahlst Du möglicherweise 9,5 Jahre ein, und dann kommt der "Rückschlag". Und was machst Du dann?


    Ganz allgemein möchte ich noch hinzufügen: Hände weg von dem Geld anderer Leute!

  • Hallo @chris2702,
    ich frage mich ob es Sinn macht, wenn man bereits das Geld, hat einen Sparplan einzurichten. Für mich ist ein Sparplan für den Sparer sinnvoll, der das Geld noch nicht, und eventuell Schwierigkeiten bein Haushalten hat.
    Eine so große Summe würde ich in der derzeitigen Marksituation über mehrere Teilsummen investieren.
    Das ist nicht das Gleiche, wie ein Sparplan. Man kann sich bei der Investition jeder Teilsumme überlegen ob die Investition zu dem Zeitpunkt sinnvoll ist. Das klingt zwar nach Markttiming, man muß es ja nicht machen. Man hat halt immer noch einen Joker im Ärmel.
    Gruß


    Altsachse

  • Ganz allgemein möchte ich noch hinzufügen: Hände weg von dem Geld anderer Leute!

    Keine Sorge. Mein Vater will ETFs kaufen, ist aber zu ungeschickt für Onlinebanking. Daher mache ich das für ihn. Im Innenverhältnis bleibt es sein Eigentum. Gewinne/Verluste realisiert er. Risiken hat er verstanden. Im Erbfall nach 10 Jahren ist das Geld steuerfrei übertragen.


    Insofern eher ein Modell für Einzelkinder (da zu kompliziert für mehrere Geschwister), denen die Eltern komplett vertrauen.

  • Zitat von chris2702

    Keine Sorge. Mein Vater will ETFs kaufen, ist aber zu ungeschickt für Onlinebanking. Daher mache ich das für ihn. Im Innenverhältnis bleibt es sein Eigentum. Gewinne/Verluste realisiert er. Risiken hat er verstanden.

    Eine eigene Strategie hat Dein Vater aber auch nicht? Sonst würdest Du hier wohl nicht fragen?



    Zitat von Altachse

    Man kann sich bei der Investition jeder Teilsumme überlegen ob die Investition zu dem Zeitpunkt sinnvoll ist. Das klingt zwar nach Markttiming, man muß es ja nicht machen. Man hat halt immer noch einen Joker im Ärmel.

    Das klingt nicht nur nach Market-Timing, sondern es ist ein solches. Du sagst ja selbst, dass Du Dir vorbehältst, die Geldsumme eventuell nicht oder zu einem (vermuteten) günstigeren Zeitpunkt zu investieren.
    Das kann man natürlich so machen. Mir erschließt sich aber weder der Sinn noch die Illusionen, die sich die Leute zu diesem Thema immer wieder machen.


    Wenn ich glaube, dass die Kurse steigen, investiere ich sofort alles.
    Wenn ich glaube, dass die Kurse fallen, investiere ich gar nichts, sondern warte ab, bis sie gefallen sind.
    Da nun keiner weiß, was passieren wird, soll ein zeitlich gestaffelter Einstieg helfen. Ich begreife aber nicht, wie der helfen soll?
    Die Kurse können auch dann fallen, wenn ich gerade meinen mehrere Jahre andauernden Einstieg abgeschlossen habe. Das wäre in diesem Fall eigentlich das unangenehmste, weil dann schon viel Zeit verstrichen ist, und nun bleibt möglicherweise nicht mehr genug Zeit, um das wieder aufzuholen. Dies wäre anders, wenn man sofort alles investiert, und dann kommt es sofort zu Beginn zu einem Kurseinbruch.


    Für mich klingt das immer so, als wollten Leute mit großen Augen in den Aktienmarkt investieren, von dem sie wissen, dass er hohe Ertragschancen bietet. Und nun versuchen sie verzweifelt die Risiken zu minimieren. Damit minimieren sie aber auch ihre Ertragschancen.
    Was soll das?
    Warum soll ich mir einen Porsche kaufen, um mir dann einen Motor mit 50 PS einzubauen?


    Wer Risiken (und Chancen) minimieren möchte, der kann das ganz einfach machen, indem er eben nur einen Teil des Geldes in Aktien anlegt und den Rest in Tagesgeld lässt. Die prozentuale Aufteilung erfolgt so, wie es der persönlichen Risikotragfähigkeit entspricht. Einmal im Jahr wird draufgeschaut, ob sich das prozentuale Verhältnis geändert hat und ggf. entsprechend angepasst. Das prozentuale Verhältnis wird jedoch nicht geändert, weil der Anleger irgendetwas glaubt oder irgendwelche Gefühle zu zukünftigen Kursentwicklungen hat.

  • Eine eigene Strategie hat Dein Vater aber auch nicht? Sonst würdest Du hier wohl nicht fragen?

    Die Strategie würde ich beschreiben als: Mein Vater hat >10 Jahre Lebenserwartung. Er möchte das Barvermögen mit dem er keine Pläne hat in Etfs global streuen. Die Frage ob es einmalig angelegt wird, über x oder y Jahre ist für uns Feintuning, bei dem man erst ex post weiß ob es richtig war.

  • Hier mal meine Sicht:


    Ich würde jetzt einen Teil (z.B. 50% der Summe) sofort investieren und aus psychologischen Gründen den anderen Teil bei einem Einbruch größer 25% nachinvestieren. So kommst du wenigstens zeitnah in den Markt.


    Keiner weiß, ob und wann die Märkte nachhaltig fallen werden. Genauso wenig kann jemand gerade wissen, ob die Märkte nicht noch ein paar Jahre steigen.


    Wenn du auf den Einbruch wartest, dann stehst du ggfs. sehr lange an der Außenlinie.


    Du bzw. dein Vater sollte überlegen, wie sehr ein Einbruch emotional schmerzt. Denn grundsätzlich ist der Anlagehorizont da, um ein Tal durchstehen zu können.


    50/50 finde ich sinnvoll, weil die emotionale Hürde leichter zu nehmen ist. Kurzum: Steigt der Markt weiter freut man sich, fällt er kann man günstig nachkaufen. Das Verhältnis sollte man sich überlegen und für das Nachinvestieren feste Regeln setzen.


    Und wie schon gesagt. Welche Strategie die bessere ist, weiß man erst hinterher.