Vergleichportale - wie schätzen Verbraucher diese ein?

  • Meinungen zu Internet-Vergleichsportalen (forsa Umfrage)



    Die Verbraucherzentrale (Bundesverband) hat zu diesem Thema eine Umfrage auf Basis einer repräsentativen Zufallsstichprobe beauftragt. Die Umfrage wurde in der Zeit vom 13. bis 15.02.2017 durchgeführt und ist somit relativ aktuell.


    Zu den wichtigen Erkenntnissen:



    1.) 53% der befragten Internet-Nutzer geben an, schon einmal solche Vergleichsportale genutzt zu haben.


    2.) Nur etwa ein Drittel der Befragten hält die Suchergebnisse von Internet-Vergleichsportalen für sehr (3%) bzw. eher vertrauenswürdig (28%). Dem stehen 53% der Befragten gegenüber, die die Ergebnisse dieser Portale für weniger (39%) bzw. gar nicht vertrauenswürdig (14%) halten.


    3.) Andererseits glaubt fast die Hälfte der Nutzer solcher Portale, dass die Angebote standardmäßig nach aufsteigendem Preis sortiert sind (48%). Immerhin 22 % glauben jedoch, dass die Betreiber solcher Portale eine eigene (subjektive?) Bewertung der Angebote vornehmen.



    Eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit den entsprechenden Grafiken finden Sie im Anhang.



    Ein Hinweis in eigener Sache: Ich bin Versicherungsberater, der per Gesetz Dritte bei der Vereinbarung, Änderung oder Prüfung von Versicherungsverträgen oder bei der Wahrnehmung von Ansprüchen aus dem Versicherungsvertrag im Versicherungsfall rechtlich beraten und gegenüber dem Versicherungsunternehmen außergerichtlich vertreten darf (https://dejure.org/gesetze/GewO/34e.html).



    Mit besten Grüßen

  • Hallo Herr Gamper,


    danke für die Umfrage.
    Ich frage mich, wie man ohne ein Vergleichsportal überhaupt zu einem sinnvollen Wechsel kommen will. Im ersten Schritt geht es mir ja darum, meine aktuelle Leistung für weniger Geld zu bekommen, meine Leistung zu verbessern, oder zu einer Kombi aus Preis und Leistung hin zu optimieren.


    Wenn es um Rentenversicherungen, PKV etc geht, macht es Sinn, einen Honorarberater einzuschalten. Was aber mache ich bei einer Hausratversicherung oder eine Haftpflichtversicherung? --> Ich konsultiere ein Vergleichsportal. Wenn das Ergebnis meinen Status Quo verbessert, bin ich zufrieden. Dass es irgenwo irgendein Angebot gegeben hätte, das besser für mich ist, ist klar. Da ich es nicht kenne, bringt mir diese Gewissheit nichts.


    Ich habe gerade so einen Fall. Wir brauchen eine neue Hausratversicherung, im Ergeschoss ist ein Gewerbe, Wohnbereich und Gewerbe sind räumlich nur durch eine einfache Tür getrennt. Ich musste lange googeln, bis ich eine Versicherung fand die "ungehindertes Eindringen über nicht versicherte Räume" einschließt. Sowas deckt kein Portal ab, da musste ich halt googeln, suchen und Versicherungsbedingungen lesen... Aber bei 150 Euro Jahresbeitrag lohnt sich auch hier der Honorarberater nicht.

  • Hallo chris2702,


    ja, es gibt standardisierte Versicherungsprodukte, wo der Recherche über Vergleichsportale aus Sicht des Verbrauchers sinnvoll ist. Aber oftmals sind die Bedürfnisse (bzw. der Bedarf oder die Nachfrage nach Versicherungslösungen) von Menschen selbst bei Produkten wie Privathaftpflichtversicherungen, Hausratversicherungen eben nicht "standardisiert".


    Ferner gibt es bei den Online-Vergleichsportalen m.E. keine Nettotarife. Die Vergleichsportale sind formal gesehen in aller Regel Makler. Diese Nettotarife gibt es nur bei Honorarberatern.


    Aber auch hinsichtlich der Frage zur Angemessenheit zwischen Honorar (Kosten) und Nutzen (Beschaffung eines bedarfsgerechten Versicherungsschutzes) möchte ich mich nicht drücken. Drei Beobachtungen vorab:
    1.) Leider "fakturieren" wenige Verbraucher das Thema Suchaufwand mit ein. Damit meine ich, dass manche Menschen etliche Stunden in ihrer Freizeit recherchieren, um den aus ihrer Sicht bedarfsgerechten Versicherungsschutz zu beschaffen.
    2.) Das Risiko bei der eigenen Recherche Fehler zu machen ist nunmal leider höher, als wenn der Verbraucher zu einem Berater geht. Dieser haftet zudem für Beratungsfehler. Dieses Risiko wird ebenfalls nicht berücksichtigt.
    3.) Es gibt von Versicherungsberatern und Maklern seit vielen Jahren (leider viel zu wenig beachtete) Leistungsangebote, wo diese Honorarberater den kompletten Versicherungsbestand von Brutto- auf Nettotarife gegen Honorare von 1,0 bis 2,0% p.a. (bemessen am Einkommen der Kunden) umstellen und diesen Bestand dann mittel- und langfristig betreuen. Meistens sind dann auch Beratungsleistungen in dem Honorar inkludiert. Der VorteiL: Der Honorarberater ist wirklich unabhängig und berät auch zu Fragen der Privathaftpflichtversicherung oder Hausratversicherung so wie Sie es in dem Beispiel erwartet hätten.


    Zurück zur Frage: Eine "losgelöste" Honorarberatung lohnt sich nur in seltenen Fällen beim Thema Hausratversicherung. Wenn Sie einen Honorarberater jedoch mit der Umstellung auf Nettotarife beauftragen und er Ihren Versicherungsbestand umfassend betreut (siehe 3.), dann erhalten Sie auch eine ordentliche Beratung bei einer Hausratversicherung. Zudem beschafft er Ihnen einen passenden Nettotarif. Auch umfassende Beratungen sind dann mit im Honorar inkludiert. Bei einem Portal finden Menschen zwar manchmal einen passenden Bruttotarif, zahlen aber vermutlich bis zu 20% des Jahresbeitrags als Anfangsprovision und bis zu 20% als Bestandsprovision (bleiben wir beim Beispiel einer Hausratversicherung) an das Vergleichsportal.


    Eine Gegenfrage: Warum sollten Menschen die oben genannten Provisionen an das Vergleichsportal zahlen, wenn sie dort keine Beratung erwarten können? Das leuchtet mir einfach nicht ein.


    Mit besten Grüßen