Vermögenswirksame Leistungen Überblick?

  • Hallo zusammen,
    ich versuche gerade für meine Nichte eine kleine Übersicht zu erarbeiten.
    Sie ist jetzt mit ihrer Ausbildung fertig geworden und fängt jetzt auch bald an in einer Firma zu arbeiten. Wir wollen uns dann bald mal zusammen setzen und ihre ganzen Versicherungen etc auseinander klamüsern.


    Was ist denn am besten geeignet für eine junge, 21 Jährige Frau oder besser gesagt womit fängt sie am besten an?


    Vielen Dank schon mal für die Tipps!

    "Never for money, always for love"
    - Talking Heads

  • Geht es nur um VWL (Überschrift) oder allgemein um Do's und Don'ts für junge Arbeitnehmer?

  • Wäre gut, an der Stelle anzusetzen, an der das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist.


    Auch wenn Vieles Ansichtssache ist, gewisse Grundlagen wird man als allgemein gültig anerkennen können.

  • Prinzipiell gibt es im Netz jede Menge Ratschläge zu Do's and Don'ts zum Berufsstart. Meine persönlichen sind:


    1. Lass dich niemals von Finanzvertrieben beraten. MLP, DVAG etc. bieten zwar Bequemlichkeit, die Wahrscheinlichkeit für sich die optimale Lösung zu finden ist jedoch gering. Gerade die MLP-Masche, Studenten an der Uni zu ködern ist hochgefährlich.
    2. Entscheide dich für eine Sparrate,die zu deinem Einkommen und deinem Leben passt, die du langfristig einhalten willst und halte dich eisern daran. "Die Deutschen" sparen im Schnitt 10% vom Netto, das ist eine Orientierung aber mehr ist natürlich besser.
    3. In jungen Jahren kann man ruhige intensiv sparen. Aber man sollte das Ersparte voll flexibel anlegen, bzw Halteempfehlungen von ETF (10-15 Jahre) berücksichtigen und den Schwerpunkt auf Flexibilität legen. Hochzeit, Kinder, Hauskauf, für all das braucht es Liquidität. Reisen kann man auch besser in jungen Jahren. Es ist wichtig hier die richtige Balance zu finden. Heute ETF ins Depot legen und das Depot in 5 Jahren zwecks o.g. auflösen, kann voll daneben gehen.
    4. Ich selbst habe ein Vier-Konten-Modell. 1) Giro für den Alltag, 2) Ein Tagesgeld für Schwankungen, Reparaturen, Urlaub, 3) Ein Tagesgeld für Anschaffungen wie zB Auto, die großen Brocken. 4) Depot, das eigentlich "nie mehr" veräußert werden soll, aber letztlich Geld enthält, das über Jahrzehnte nicht eingeplant ist.
    5. Ich kann die Verbraucherzentrale sehr empfehlen, war schon zweimal da und Preis/Leistung ist top. Hätte ich das vor der MLP Beratung gemacht, wäre ich heut 15.000 Euro reicher. Alternativ kann ein Honorarberater natürlich helfen, wobei dessen Kosten höher liegen und von Berufseinsteigern gescheut werden. Aber vlt sponsort ja die Patentante?

  • Hallo zusammen,


    die Tipps von Chris2702 sind wirklich gut, insbesondere die Nummer eins.
    Wie oft ich schon gehört habe von so armen "Selbstständigen Versicherungsberatern", die vor der Uni stehen und da auf Neukundenhasche gehen müssen. Tatasächlich wird nur der gewinnbringendste Vertrag angeboten. Welches Leistungsspektrum sich dahinter verbirgt ist zweitrangig. Mal ganz davon abgesehen dass die Angebote nie flexibel angelegt werden können.


    Nur würde ich hierbei noch anmerken, ein "Vier-Konten-Modell" würde ich persönlich für einen Berufseinsteiger nicht empfehlen. Einfach weil das Grundkapital noch nicht vorhanden ist.


    Bei den VWLs wird auch immer noch viel geraten, was langfristig nicht sehr viel Sinn macht.
    Laut http://www.anbieter-vergleichen.de/vl.html soll immer noch die Lebensversicherung in Frage kommen.


    Ich denke auch, sie macht erstmal einen Termin bei der Verbraucherzentrale in ihrer Nähe. Du kannst ja später immer noch drüber schauen!

  • Nur würde ich hierbei noch anmerken, ein "Vier-Konten-Modell" würde ich persönlich für einen Berufseinsteiger nicht empfehlen. Einfach weil das Grundkapital noch nicht vorhanden ist.

    Völlig richtig. Im ersten Schritt würde ich mich auf Giro und Tagesgeld beschränken. Theoretisch könnte man es dabei belassen, bis die Themen Hochzeit, Kinder, Eigenheim entschieden sind (nicht begonnen oder in Durchführung) denn erst dann sollte man langfristig über Jahrzehnte Geld festlegen.


    Es macht keinen Sinn, einen ETF Sparplan zu füttern, wenn man nächstes Jahr Bauen will. Da geht Tilgung vor.

  • @Shifty


    Geld, auf das du 10-15 Jahre verzichten kannst, gehört am Aktienmarkt investiert. Viele in meinem Freundeskreis bauen in den 30ern. Je näher du diesem Zeitraum rückst und je weiter du dich dann den 40ern näherst, desto größer wird dein Risiko, dass der Aktienmarkt einbricht und du keine Zeit mehr hast dies auszugleichen.


    Diese Risiko muss dir bewusst sein, natürlich kannst du entscheiden es zu tragen. Im Zweifel wird dein Eigenheim eben x Quadratmeter kleiner oder du sparst an der Ausstattung.


    Selbes Problem haben Aktienbesitzer, die auf die Rente zugehen. Theoretisch sagt man, Rentner sollen Aktienvermögen in sicherere Anlageformen umschichten. Aber wenn jemand eigentlich seine lfd Kosten schon über eine gute Rente abgedeckt, kann er natürlich eine hohe Aktienquote bestehen lassen. Selbst bei einem Einbruch hat er wenig zu befürchten.


    Prinzip verstanden?

  • Um das ganze vielleicht in Perspektive zu setzen:
    Familienauto 15-30.000
    Hochzeit 15-30.000
    Hochzeitsreise 5-10.000
    Neue Küche 5-20.000
    Wohnungseinreichtung 10.000 - x


    Sind 50-100.000


    Jetzt orientierst du dich unten, 50.000, mit diesen Sonderausgaben kannst du rechnen, falls du dich für Hochzeit und Familie entscheidest. Und dann hast du dir sonst gar nichts geleistet.


    Jetzt orientierst du dich oben und gehst an den Aktienmarkt sobald dein Kontostand 100.000 übersteigt und du nicht bauen willst.


    Klar, man kann tausend andere Rechnungen aufmachen, aber da du nicht weißt was in 10 Jahren sein wird, musst du eben eigene Annahmen treffen. Viel Spaß. :thumbup:

  • Hallo @chris2702,
    ich habe verstanden was du mir mitteilen möchtest :) Danke für das Beispiel. Ich werde so wie momentan weitermachen, ein bisschen Aktienmarkt - ein bisschen Tagesgeld. Ich glaube mit dieser Kombination werde ich auf lange sicht ganz gut fahren. Einerseits die Zeit, die mit meinem Geld im Aktienmarkt arbeitet andererseits die sicherheit mit Tagesgeld.

  • Die Systematik von @chris2702 im Beitrag 5 ist toll, allerdings irritieren mich die Beträge in Beitrag 10. Ich würde bei verschiedenen Postionen weniger ausgeben zugunsten einer höheren Sparquote. Letztlich muss klar sein, dass dies alles Konsumausgaben sind und das Geld dann weg ist, noch schlimmer wenn es auf Kredit war. Ich gebe allerdings zu, dass was man in jungen Jahren versäumt, im Alter nicht unbedingt nachholen kann.


    @FinanzBarsch


    Das Thema Überblick über Einnahmen und Ausgaben behalten, speziell auch was nur quartärlich oder jährlich kommt, gehört m.E. auch in den Finanzunterricht, verbunden mit dem unbedingten Vermeiden von Schulden, Ratenkäufen etc.

  • Die Systematik von @chris2702 im Beitrag 5 ist toll, allerdings irritieren mich die Beträge in Beitrag 10. Ich würde bei verschiedenen Postionen weniger ausgeben zugunsten einer höheren Sparquote. Letztlich muss klar sein, dass dies alles Konsumausgaben sind und das Geld dann weg ist, noch schlimmer wenn es auf Kredit war.

    Wie gesagt, es geht um eine Systematik, nicht um nackte Eurobeträge, an die sich irgendwer halten müsste. Ich kann nur empfehlen, sich in jungen Jahren klar zu machen, das man ein "normales" Arbeitnehmerleben nicht mit dem Baföghöchstsatz bestreiten kann. Ob man für zukünftige Sonderausgaben einen vier-, fünf- oder sechsstelligen Betrag einplanen will, kann jeder für sich entscheiden.

  • Ich habe mir vor einigen Wochen das Hörbuch "Der Millionär gleich nebenan" von Stanley / Danko angehört. War komplett was anderes als erwartet, vieles ist mMn auch nicht auf D übertragbar, tut aber nichts zur Sache. Ist auf jeden Fall voll von statistischen Aussagen und dazu gehörigen Klassifizierungen.


    Eine ist die Klassifizierung in überdurchschnittliche / unterdurchschnittliche Akkumulatoren von Vermögen.Es wird dabei gezeigt, dass ein hohes Einkommen nicht automatisch dazu führt, dass auch Vermögen gebildet wird. Letztlich also dass eben Reichtum nur entsteht wenn die Ausgaben beschränkt bleiben. Budgetplanung und -einhaltung war übrigens eine mit Reichtum korrelierende Eigenschaft.

  • @Kater.Ka


    In meinem BWL Studium in den 2000ern haben wir wirklich viel Unsinn gelernt, aber ein Statement, an das ich mich gern erinnere, war die Empfehlung, seine Lebensausgaben antizyklisch zu nivellieren. Soll heißen, im Studium von der Hand in den Mund leben und gar nicht erst versuchen von den paar Euro auch noch was zu sparen. Das erste Gehalt stellt eh alles vorher gewesene in den Schatten und dann wiederum macht es Sinn, keinen Sprung im Lebenstandard hinzulegen, sondern sich ein paar kleine Dinge zu leisten und den gewaltigen Zuwachs an Einkommen erstmal zu sparen.
    Weiterhin kann man hoffen, sein Einkommen über die Zeit signifikant zu steigern. Warum also mit wenig Einkommen super sparsam sein, wenn man über die Zeit eh immer wieder ein Polster aufbaut.
    Ich habe gewisse Einblicke in meine eigenen Einkommensmöglichkeiten, sofern ich mich in meiner Firma weiterentwickle und konservativ plane. Das Endgehalt meiner Frau kann man in ner Tabelle im Netz ablesen. Dann kommt noch Erbe meiner Eltern hinzu. Im Groben weiß ich also, was mich erwartet.


    Oberste Maxime ist bei mir "kein Kredit". Aber warum sollte ich versuchen, mit 60 Jahren Millionär zu sein? Jetzt will ich gut leben. Wenn was dazwischen kommt (Krankheit), wird eben umgeplant. Aber ich finde diese Leute, die Sparquoten von 70-90% propagieren, um mit 32 von ihren Dividenden zu leben, haben nen Sockenschuss.

  • Ich nehme VL in Anspruch. Meine Frau hat ihren Riester Vertrag abgeschlossen, ohne an die Einbeziehung von VL zu denken. Nun bekäme sie als Teilzeitbeschäftigte im öffentlichen Dienst 50% von 6,65 Euro im Monat und müsste eine Differenz (vom Betrag her mir unbekannt) aus eigenen Mitteln bestreiten, um einen Vertrag abschließen zu können. Das erscheint uns nicht sinnvoll, da sie den Riester ja schon hat und so verfällt der Anspruch.

  • Ich habe abgespeichert (ganz dunkel) dass man 40 Euro Mindestbeitrag erreichen muss. "Nur 6,65" einzahlen ginge nicht wurde mir gesagt.

  • Für die Zuschüsse (Arbeitnehmersparzulage; Wohnungsbauprämie) mag das so sein. (Die Hirnkrypta ist da etwas unübersichtlich.)


    Ansonsten habe ich bei verschiedenen Anbietern unterschiedliche Mindestbeträge gesehen.


    Vielleicht lohnt sich die Recherche.