MSCI Guter Zeitpunkt zu starten?

  • Hallo Rayguy und willkommen im Forum.


    Es gibt hier wie immer verschiedene Ansichten.


    Hier bei Finanztip bist du in einem Forum unterwegs, in dem viele der Meinung sind, passives investieren in ETFs ist besser als aktives, da die Mehrkosten des aktiven Investierens nicht durch eine Mehrrendite überkompensiert wirst, sprich, gewinnen wird der Fondsverwalter, dir selbst bringt die aktive Steuerung des Fonds nichts. Ich sage bewusst, "viele" sind hier der Meinung, denn einige halten durchaus aktive Aktienfonds und sind damit sehr zufrieden. Aber ETFs werden ja seit Jahren als das Volksinvestmentinstrument bejubelt, mir gefallen sie auch sehr gut. Insofern wärst du mit deinem Investment sozusagen Mainstream.


    Was passives Investieren in ETFs angeht, besagt eine Ansicht, dass du jedes Markettiming vermeiden solltest, also den Versuch bei niedrigen Kursen zu kaufen und bei hohen zu verkaufen, und einfach immer weiter in den Aktienmarkt investieren solltest, mit einem jahrzehntelangen Horizont. Hier waren dann in der Vergangenheit Verluste nie eingetreten ab einem Horizont von 15 Jahren. Der Einstiegszeitpunkt wäre egal gewesen. Ein interessanter Blog, der in diese Richtung geht ist www.finanzwesir.com. Wärmstens zu empfehlen, auch seine Wochenübersicht über andere Blogs. Hier lägst du also mit einem sofortigen Start auch nicht verkehrt.


    Letztlich würde ich dir empfehlen, dich im Netz umzusehen und ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Ansichten du teilen möchtest und welche dir weniger gefallen. Klingt am Anfang schwer umzusetzen, man wünscht sich den klugen Berater, der einem die heißen Tipps gibt, das beste aus seinem Geld zu machen. Aber auch hier im Forum werden darauf die meisten sagen, dass man selbst informiert sein soll und Verantwortung für sein Geld übernehmen soll, was in hiesigen Augen meist ein marktbreites passives Investment über Jahrzehnte bedeutet.


    Von mir kann ich dir sagen, dass ich market timing zu vermeiden versuche und tatsächlich versuche, breit investiert zu sein und kontinuierlich weiter ETFs zu kaufen, egal wie die Märkte stehen. Dazu nutze ich aber immer Geld, bei dem ich wirklich denke, es über Jahrzehnte nicht ausgeben zu wollen.


    Der Trend weg von USA hin nach Europa läuft jetzt schon ein paar Monate, bei der politischen Lage kein Wunder. Hinzu kommt die Währungsschwankung. Auch wenn der US Börsenmarkt gestiegen ist, wurde diese Steigerung bei einem Euroinvestment nivelliert durch die Dollarschwäche. Auch hier musst du letztlich für dich entscheiden, ob du glaubst, dass die USA in den nächsten Jahrzehnten die börsendominierende Macht bleibenwird, oder ob Europa dazu wird. Der Spiegel, so gern ich ihn lesen, hat keine Glaskugel in der Redaktion stehen, die dir sagt, dass du mit USA der Loser und mit Europa der Winner sein wirst.


    Ich würde aktuell bei diesen Höchstständen sicher nicht meine gesamten Ersparnisse heute in den MSCI World investieren, ich würde aber auch nicht hoffen, den optimalen Einstiegszeitpunkt abzupassen und erstmal gar nichts machen. Insofern passt denke ich ein Sparplan gut, um erstmal starten. Angefangen habe ich vor drei Jahren mit einem klaren Schwerpunkt auf MSCI World, inzwischen versuche ich ein größeres Gleichgewicht mit Europa und Emerging Markets zu erreichen. Dahinter stehen aber keine politischen Überlegungen und in die Glaskugel habe ich auch nicht geschaut. Ich möchte einfach nicht mehr 60% meines Aktienvermögens in USA investieren, sondern diesen Anteil kontinuierlich senken. Ohne zu wissen, ob ich mit einem anderen Vorgehen langfristig besser fahre.


    Zu all den Ansichten, die ich oben nenne, gibt es auch Gegenansichten. Sicher werden die Mitforisten dazu einiges schreiben. Ich kann dir nur raten, dich zu informieren und deinen Sparplan zu starten, egal ob du dich für MSCI World oder Europa entscheidest.


    Viel Glück.

  • @chris2702 hat umfassend geantwortet. Ich bin übrigens einer von denen, die mehrheitlich in aktive Fonds und nicht in ETF investieren, Unabhängig davon würde ich dazu raten mit einem Sparplan sofort zu beginnen und die Investition nicht auf Europa zu beschränken.


    Zu den momentanen Börsenschwankungen: Man sollte sich darüber klar sein, dass Indizes wie der MSCI World (und auch der DAX) in gewissen Abständen deutlich an Wert verloren haben. Das kann auch mal 30. 40. 50 % sein. In der Vergangenheit wurde dies aber schnell aufgeholt. Was heißt das für den Sparplan: In solchen Korrekturen sind dann die Aktien im Sonderangebot, d.h. durch die niedrigen Kurse bekommt man mehr Stücke für das gleiche Geld. Insofern ist eine Korrektur zusammen mit der Dollarschwäche (vielleicht) ein besonders guter Zeitpunkt anzufangen.


    Wenn das Vermögen mal größer wird bietet sich weitere Diversifizierung an.Bei justetf dazu mal die Weltportfolios und die Kommer-Strategie anschauen.


    Viel Erfolg und Durchaltevermögen beim Investieren.

  • Habe alles eingerichtet, um ab September langfristig per Sparplan in den MSCI World zu investieren. Da lese ich diese Woche im Spiegel, dass sich Investoren von großen Paketen US Aktien trennen und lieber in europäische Aktien investieren:


    http://www.spiegel.de/wirtscha…rash-droht-a-1162550.html


    also doch lieber in einen europäischen Fond? Was meint Ihr.
    Sorry. bin blutiger Neuling.

    1.) Die Information, dass Anleger verstärkt in Europa umgeschichtet haben, nützt Dir nichts, denn das sind allgemein zugängliche Informationen aus der Vergangenheit, die jedem anderen Anleger auch bekannt sind oder bekannt sein könnten.


    2.) Der Spiegel - und auch sonst kein Experte- weiß nicht, wohin die Anleger nächste Woche umschichten.


    3.) Der MSCI World ist nach Markkapitalisierung gewichtet. D.h. diese Gewichtung wurde von den Anlegern bestimmt. Jedwede Abweichung davon bedeutet, dass man glaubt, es besser zu wissen.

  • Aus meiner Sicht ist es entscheidend, ob man sich mit seinen Entscheidungen wohlfühlt. D. h. wenn man jetzt beginnt über einen Sparplan zu investieren, der Markt aber plötzlich eine andere Entwicklung nimmt, als man geplant hat, bereitet das einem schlaflose Nächte oder verhagelt es einem nur kurzzeitig die Stimmung und man interessiert sich 5 Minuten später wieder für die Bundesliga oder ähnliches.


    Bei Variante 2 ist doch alles in bester Ordnung.

  • Da lese ich diese Woche im Spiegel, dass sich Investoren von großen Paketen US Aktien trennen und lieber in europäische Aktien investieren:

    Ich habe noch nie die Meldungen verstanden, die da immer aus den Redaktionshäusern kommen. Für jeden Käufer in Europa muss es auch einen Verkäufer geben! Einzig der Preis bestimmt die Erwartungen des einen und des anderen Investors an die Zukunft. Dieser Preis enthält aber schon alle Meinungen und verfügbaren Informationen, d.h. sollte Europa besser laufen, ist das schon eingepreist und gibt keinen sicher vorhersagbaren Renditegewinn, den du vereinahmen könntest.


    Entscheidend sind aus meiner Sicht eigentlich nur 5 Dinge:

    • Sparen.
    • Anfangen zu Investieren. Wer nicht startet wird nicht ins Ziel kommen. Optimieren kann man immer noch. Für den Anfang reicht es, die gröbsten Fehler zu vermeiden.
    • Vergiss die ganzen Meldungen, die aus Redaktion X, Y und Z kommen. Mach das Internet und den Fernseher aus und lass dich nicht ins Boxhorn jagen. Die Jungs wissen nicht mehr als Du!
    • Diversifiziere immer global! Dein Ansatz mit dem MSCI World geht daher in die richtige Richtung. Sollte das der erste Sparplan überhaupt sein, wäre ein ETF auf den MSCI ACWI IMI Index noch besser, weil dieser auch die Emerging Markets und Small Caps einschließt. Hier kaufst du mit einem ETF 99% des globalen Marktes. Wenn dann erstmal 20-30 kEUR da sind, kann man immer noch granularer werden, falls gewünscht.
    • Mach es nicht zu kompliziert. Denk nicht so viel darüber nach und dann lass auch gut sein. :)

    Viel Erfolg beim Investieren!

  • WoW. Ich bin begeistert von der Zeit die Ihr Euch genommen habt, allen zusammen vielen, vielen Dank, insbesondere Chris und Andreas! Ich denke ich weiß, was zu tun ist.

  • Wenn du dich für passive Investments entscheidest, solltest du dich von Begriffen wie "aufregend, schnell reagiert, den perfekten Moment gefunden" verabschieden. Ein ETF ist das Leitungswasser unter den Investments. Stinklangweilig, aber Preis/Leistung ist unübertroffen.

  • Hallo @Rayguy,
    Das Wichtigste ist ja bereits geschrieben.
    Dennoch möchte ich daran erinnern, dass in meinem Depot der MSCI-Word ETF, derzeit der Fonds mit der schlechtesten Rendite ist.
    Das kann man sehen wie man will. Ich würde es für Dich als günstigen Zeitpunkt für den Start sehen.
    Ich bin persönlich derzeit in USA übergewichtet. Aber ich lasse mich von keiner Seite gern beeinflussen. Ich bin da etwas beratungsresistent. Meine Fehler mache ich lieber selbst, als das ich mich anderen Meinungen anschließen werde.
    Ich wünsche Dir gute Anlageerfolge und ein gutes Durchhaltevermögen.
    Gruß


    Altsachse

  • 22% in USA sind übergewichtet?

    Hier gibt es doch kein absolut richtig oder falsch. Gemessen am MSCI World ist es wenig, für jemanden, der aus welchen Gründen auch immer, rein in Euro denkt und US-Dollar Investments "nicht so mag", vielleicht schon viel. Das ist halt sehr subjektiv. Wichtig ist eine breite Streuung und wer sich dann in Europa besser fühlt, macht langfristig auch nichts falsch.


    Schau dir mal den Chart an. Ein bewährter Europa-Fonds im Vergleich zum MSCI-World, der letztlich auch bestätigt, dass - zumindest in diesem Vergleich - das US-Dollar Exposure langfristig nicht groß ins Gewicht fällt, was eigentlich meiner persönlichen Einschätzung widerspricht: https://www.comdirect.de/inf/f…ue&fromDate=01.01.1999&e&

  • Dennoch möchte ich daran erinnern, dass in meinem Depot der MSCI-Word ETF, derzeit der Fonds mit der schlechtesten Rendite ist.

    Nun, es ist relativ einleuchtend, dass man ex post kurz- und mittelfristige Zeiträume finden wird, in denen irgendwelche Strategien temporär besser abschneiden als der MSCI World. Die Aussage von @Altsachse hängt daher leider etwas im luftleeren Raum. Was hat bei Ihnen wann und über welchen Zeitraum besser abgeschnitten? Und unter welchen Risiken haben Sie mit den Alternativen mehr Rendite erwirtschaftet?


    Für die Gewichtung von Ländern bzw. Unternehmen aus diesen Ländern haben sich zwei Methoden etabliert. Die eine, dazu zählt der MSCI World, gewichtet nach Marktkapitalisierung, d.h. Größe der Kapitalmärkte und damit die Größe der Unternehmen spielt dabei die entscheidende Rolle und führt zu einer stärkeren Gewichtung von "alten" Industrieländern. Konkret ist die USA mit 60%, Japan mit 9% und UK mit 7% enthalten. Die zweite Variante gewichtet nach BIP und erfasst den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft. Hier haben die Schwellenländer ein größeren Anteil, die zwar nicht viele der großen multinationalen Konzerne "beheimaten", aber deren Volkswirtschaften zum Welt-BIP doch einiges beitragen. Die USA sind bei der BIP Gewichtung mit 25% dabei.


    In beiden Fällen wären Sie, @Altsachse, nicht US-übergewichtet, sondern eher unter- bis deutlich untergewichtet. @winter staunt zu Recht.

  • @winter


    Die Gewichtung nach BIP kann man sich von der Weltbank holen (GDP ranking). Demnach ergeben sich 25% USA, 15% China, 7% Japan, 5% Deutschland, 3% UK, 3% Frankreich, 3% Indien usw...


    Hier eine Kurzanalyse des relativen Anteils nach Ländern und nach Regionen:




    Wer es genauer haben will, möge sich die Daten per xls downloaden und Zahlenspielchen machen.


    Die Zusammensetzung des MSCI World gibt es bei finanztip:
    http://www.finanztip.de/indexfonds-etf/msci-world/


    Alternativ kann man auch bei MSCI direkt die Zusammensetzungen studieren:
    Methodik MSCI World


    MSCI Wold Factsheet


    MSCI ACWI Factsheet

  • Nun, es ist relativ einleuchtend, dass man ex post kurz- und mittelfristige Zeiträume finden wird, in denen irgendwelche Strategien temporär besser abschneiden als der MSCI World.

    Es ist auch leicht, solche pauschalen Behauptungen in den Raum zu stellen. Abgesehen davon, dass es bei den gängigen Fonds nicht um "irgendwelche" Strategien geht. Solche Argumente sind eher unsachlich und damit unbrauchbar. Bei durchschnittlicher Betrachtung über viele Fonds / konkrete Segmente mag das tatsächlich der Fall sein, im Einzelfall sicher nicht. Neben dem o.g. Beispiel hier ein noch viel eindrücklicheres Expemplar, das mir immer noch sehr viel Freude bereitet, ganz ohne US-Dollar-Risiko, oder um es neutral zu formulieren, ohne Währungsallokation jenseits des Atlantiks:
    https://www.comdirect.de/inf/f…SE&fromDate=06.01.2007&e&


    Ich hoffe, der Zeitraum ist lange genug gewählt ;) . Ansonsten hier noch ein anderer Vergleich: http://www.ennismorefunds.com/…0EUR%20Track%20Record.pdf

  • Sorry, auf die speziellen Fragen kann und will ich nicht antworten. Hinter meinen Geldanlagen steckt keine spezielle Strategie. Da wird gekauft was mir gerade gefällt. Wenn der Fonds sich positiv entwickelt, bleibt er im Depot, andernfalls wird er bei Gelegenheit getauscht.
    Ehrlich gesagt, war ich selbst erstaunt, das mein US-Anteil nur bei 22% ist. Hatte ich doch bei meinen letzten Zukäufen überwiegend USA gekauft.
    Da ich aber keine Strategie verfolge, spielt das Alles keine Rolle.
    Danke an Alle, die versucht haben meine Argumente in irgendeine Form zu bringen.
    Gruß


    Altsachse