Lebenslange Rente oder Einmalbetrag?

  • Jüngste Lektüre hat mich auf folgendes Thema gebracht.


    Die wenigsten Menschen wollen eine lebenslange Rente, sondern nehmen lieber eine Einmalzahlung in Anspruch.


    Dabei ist neben der zugrundeliegenden Versicherungsmathematik auch die Frage von Steuern und Abgaben zu betrachten.


    Aber mir geht es eher um die psychologische Komponente der Entschlussfindung, ob jetzt Variante A oder B genehm ist.


    Sobald das Risiko der Langlebigkeit abgedeckt ist, schaltet das Gehirn um und fokussiert den entgangenen Gewinn bei Kurzlebigkeit.
    (Das ist nicht meine Wortwahl! Aber so wurde es dargestellt.)


    Für mich habe ich es so übersetzt: Die Psyche findet (hinterher) immer etwas zu nörgeln.


    Gibt es da andere Meinungen oder frische Gedanken zu? ?(

  • Ich verstehe den Post nicht so ganz. Allerdings ist das bei mir auch so. Ich werde noch was aus Altersvorsorge bekommen, das wahlweise als Rente oder EInmalbetrag ausgeschüttet werden kann. Unsere Tendenz geht dahin den Einmalbetrag zu nehmen, i.S.v. was man hat das hat man. Auch wenn dies steuerlich die schlechtere Variante ist. Gleiches gilt für meinen Riester, den hätte ich auch gerne als Einmalbetrag, weil ich der Rente nicht traue.

  • Sollte ich mit 60 das Langlebigkeitsrisiko abgedeckt sehen durch genügend gesetzliche Rente, Betriebsrente, Mieteinnahmen, Kapital, würde ich auch den Einmalbetrag wählen. Mir erscheint das der "ehrlichere" Weg mir selbst gegenüber. Da weiß ich was ich habe, wenn ich mit 70 umkippe freuen sich meine Erben, wenn ich mir was leisten will, ist Kapital dafür da. Aber: Das funktioniert nur wenn ich meine Lebenskosten bereits gedeckt habe und auch für Pflege etc gesorgt wäre. Wenn ich grad so über die Runden komme, würde ich eher die lebenslange Rente wählen.


    Rechenbeispiel: Ich kann entweder 25.000 Euro Kapital erhalten, oder 100 Euro Rente. Im Wohlstandsfall nehme ich das Kapital. Im Verknappungsfall nehme ich die Rente. (Kommt dem Beispiel meiner vermögenswirksamen Leistungen nahe).

  • Rechenbeispiel: Ich kann entweder 25.000 Euro Kapital erhalten, oder 100 Euro Rente. Im Wohlstandsfall nehme ich das Kapital. Im Verknappungsfall nehme ich die Rente. (Kommt dem Beispiel meiner vermögenswirksamen Leistungen nahe).

    1.200 € Jahresrente wäre eine "ewige Verzinsung" von 4,8 % bei 25.000 €. Natürlich dauert die "Ewigkeit" nur so lang wie der Rentenberechtigte lebt...


    Grundsätzlich wäre das ja noch einigermaßen erträglich.


    Die Realität der tatsächlich geleisteten Renten sieht heute jedoch ganz anders aus. Ich bin jetzt 62 und beziehe bereits die ersten Rentenzahlungen aus zwei verschiedenen "Rürup-Renten". Da steht einem Kapitalwert von 58.000 € bei einem Vertrag eine doch recht magere Rente von knapp 200 € monatlich gegenüber. Und diese Zahlung ist bereits inklusive nicht garantierter Gewinne. Die garantierte Rente ist sogar nur 136 €. Bei dem zweiten Vertrag erbringt ein Kapital von 28.500 € eine monatliche (garantierte) Rente von 85,93 €. Das ist auch die gezahlte Rente, da die Gewinne die Rente (hoffentlich) in den nächsten Jahren steigern sollen.


    Vorbehaltlich der Rentenentwicklung in den kommenden Jahren sehe ich daher derzeit eine monatliche Rentenzahlung von ca. 285 € aus einem Kapitalvermögen von rund 83.000 € fließen. Das sind 4 % Zufluss bei Kapitalverzehr!!!.


    Aus meiner Sicht ist das sehr mager. Mit meinem langjährigen Investments in Aktien erwirtschafte ich seit über 15 Jahren Renditen zwischen 12 % und 15 % p.a. - und das Kapital ist noch da!


    Leider gibt es bei Rürup-Verträgen keine Möglichkeite der Kapialabfindung. Die Rentenzahlung ist festgezurrt.
    Und sicherlich liegt die niedrige Rente unter anderem auch daran, dass ich bereits mit 60 bzw. 61 Jahren die Verträge abgerufen habe. Da meine Lebenserwartung noch ca. 22 bis 24 Jahre beträgt, ist die Rente natürlich geringer, als wenn ich die Verträge erst mit 70 in Anspruch genommen hätte.


    Allerdings habe ich mir das durchgerechnet: ich habe mir die Rentenansprüche mit 65 bzw. 70 Jahren ausrechnen lassen.
    Und dann habe ich erkannt, dass es trotz niedriger Rente sinnvoll ist, die Rente so früh wie möglich abzurufen. Denn die spätere höhere Rente kann die Beträge, die ich jetzt bereits erhalten habe und die Beitragsersparnisse die ich jetzt realisiere nur dann kompensieren, wenn ich wirklich deutlich über 95 Jahre alt werden würde.


    Fazit: sollte ich so alt werden, wie statistisch zu erwarten - also mit ca. 84 bis 86 Jahren versterben - dann hat mir die Rürup-Rente gerade einmal mein eigenes Geld zurückgegeben. Von Verzinsung kann man da nicht sprechen.


    Mir ist natürlich klar, dass das systemisch bedingt ist. Die Abschaffung der Zinsen bei gleichzeitiger gesetzlicher Verpflichtung der Versicherer den Kapitalstock überwiegend in (Staats-)Anleihen anzulegen, führt dazu, dass die privaten Renten brutal gekürzt werden.


    Ihr seid ja nun viel jünger als ich. Bildet euch selbst ein Urteil, wenn ihr in 30 Jahren in mein Alter kommt und berücksichtigt dann den Kapitalmarktzins.


    Sollten wir dann immer noch eine solche Zinslage wie heute haben, dann kann ich nur jedem empfehlen, den Einmalbetrag zu wählen und sich die Mühe zu machen, sich mit der Anlage des eigenen Geldes zu befassen.


    Im Übrigen ist dies auch der Grund, weshalb ich in diesem Forum schon öfter von Riester-Verträgen abgeraten habe. Auch bei diesen Produkten ist die Rente weitgehend vorgeschrieben und nur ein kleiner Teil des Kapitals darf einmalig ausgezahlt werden. Das ist bei heutiger Zinssituation ein staatlich organisierter Beschiss der kleinen Leute, die glauben, sie würden mit einem Riester-Vertrag staatlich gefördert etwas zur Verbesserung ihrer Situation im Alter tun.


    Dabei ist das keine Verschwörungstheorie sondern schlichtes Unwissen unserer führenden Politiker. Immer wieder wird betont, wie stolz man sei, dass man die Versicherungswirtschaft gezwungen habe, Kapitalgarantien für Riester-Produkte einzuräumen. Dass der Kunde diese Garantien jedoch damit bezahlt, dass sein Geld nur in "sichere" Anleihen investiert wird, haben unsere Spitzenpolitiker entweder nicht verstanden oder sie nehmen es als systemisch unabänderbar hin. Das Ergebnis ist eine grottenschlechte Rendite - trotz aller staatlichen Förderung.

  • Das funktioniert nur wenn ich meine Lebenskosten bereits gedeckt habe und auch für Pflege etc gesorgt wäre. Wenn ich grad so über die Runden komme, würde ich eher die lebenslange Rente wählen.


    Rechenbeispiel: Ich kann entweder 25.000 Euro Kapital erhalten, oder 100 Euro Rente. Im Wohlstandsfall nehme ich das Kapital. Im Verknappungsfall nehme ich die Rente.

    So werden das wohl viele sehen.


    Vielleicht kommt da auch die Idee des anrechnungsfreien Betrages bei der Grundsicherung im Alter her.

  • Ich verstehe den Post nicht so ganz. Allerdings ist das bei mir auch so. Ich werde noch was aus Altersvorsorge bekommen, das wahlweise als Rente oder EInmalbetrag ausgeschüttet werden kann. Unsere Tendenz geht dahin den Einmalbetrag zu nehmen, i.S.v. was man hat das hat man. Auch wenn dies steuerlich die schlechtere Variante ist. Gleiches gilt für meinen Riester, den hätte ich auch gerne als Einmalbetrag, weil ich der Rente nicht traue.

    Der Ansatz "was man hat, das hat man" ist ja auch nur zu verständlich. Das aufzugeben, um sich Sicherheit zu erkaufen, fällt schwer.