Riester für ganz Frühe

  • Zu Riester-Produkten gibt es ja mannigfaltige Ansichten.


    Wie würdet Ihr folgenden Sachverhalt sehen?


    Ein Schüler trägt Zeitungen aus. Das ganze läuft als Minijob mit Pflichtbeiträgen. Somit wäre unser junger Freund unmittelbar förderberechtigt.


    Das sozialversicherungspflichtige Entgelt würde bei 2100€ liegen, demnach wären grundsätzlich 84€ zu zahlen, abzüglich Zulage landet man beim Sockelbetrag von 60€.


    2018 wäre die Zulage bei 175€.


    Das würde bedeuten, dass für jeden eingezahlten Euro 2,91€ an Zulage fließen.


    Soweit richtig?

  • Wir spinnen das Ganze weiter:


    Unser junger Freund wird hoffentlich nicht sein gesamtes Erwerbsleben mit dem Verteilen von Zeitungen bestreiten.


    Der Plan wäre, dass er Abitur macht und danach studiert.


    Während des Studiums ist nicht gesagt, dass immer ein versicherungspflichtiger Minijob besteht. Der Zeitungsjob definitiv nicht mehr. Damit entfiele die Förderungsberechtigung zumindest zeitweise. Nach dem Abschluss des Studiums ist davon auszugehen, dass sich dann eine Beschäftigung anschließen und somit wieder Förderberechtigung bestehen wird.


    Jetzt die eigentliche Frage:


    Wäre fairriester bei dieser Konstellation (kurze Einzahldauer mit geringen Beträgen und anschließender Einzahlpause für ein paar Jahre) eine gute Idee?


    Wenn quasi nix in den Vertrag reingeht, dann ist die Kostenstruktur etwas abschreckend. Wenn mehr Geld im Vertrag drinsteckt und mehr laufend reinkommt, dann entspannt sich das ja.
    Aber am Anfang sieht das nicht so schön aus.

  • Ich habe ja schon wiederholt meine Rechnung im Vergleich mit einer Kapitalanlage aufgemacht und wurde auch schon kritisiert, ich würde Äpfel mit Birnen vergleichen. Dennoch würde ich die Rechnung immer wieder aufmachen weil letztlich gilt: Ich habe x Euro, die ich in Altersvorsorge stecken kann. Was ist für mich die sinnvollste Anlageform? Das eine Riesterversicherung nicht dieselbe Kostenstruktur wie ein ETF hat, ist sonnenklar. Die Frage ist: Welche Kosten bin ich bereit zu tragen?


    Was die Idee eines frühen Riestersparbeginns angeht, würde ich die Rechnung ebenfalls aufmachen. Prinzipiell würde ich dem Riester gestatten, max. 1 % Kosten zu verschlingen. Vielleicht bist du toleranten, vielleicht auch strenger, das ist deine Entscheidung. Der Riester hat handfeste Vorteile, die Riesterzulagen, die Beitragsgarantie, die lebenslange Rente, das gibt es nicht umsonst und das darf auch was kosten. Das heißt, wenn ich zB 100.000 Euro reinstecke und der Markt um 5% gestiegen ist, dann müsste die Riesterrendite bei 4% p.a. gelegen haben. Bei meinem Riester hätte sie bei 3% gelegen, daher habe ich meinen Riester beendet.


    Ich persönlich weiß nicht, ob ich einen 50 Jahre währenden Vertrag mit einem Startup wie Fairriester abschließen würde. Hier würde ich mich mit einer Allianz und Co wohler fühlen. Zumindestens würde ich klar erwarten, das mein eingezahltes Kapital samt Rendite nicht durch eine Insolvenz von Fairriester geschädigt werden kann.

  • Wenn ich im Riester in einen MSCI World artigen Fonds investiere (oder eben direkt in solch einen ETF) muss ich damit rechnen, dass die Performance der Riesterrente unter der einer Kapitalanlage liegt. Somit wäre die Rechnung: MSCI World Index steigt um 5%, dann steigt ein ETF auf dem MSCI World um 5% minus TER, dann steigt ein Riester um 5% minus TER minus Kosten. Diese Kosten sind wie oben beschrieben auch völlig ok, man bekommt diverse Leistungen, die Frage ist nur, welche Kosten man tragen möchte. Ich hatte damals festgestellt, dass mein Riester 2% Kosten beinhaltet. Daher habe ich ihn gestoppt und gehe nun einen anderen Weg. Meine Frau bekommt die beiden Kinderzulagen, bei ihr rechnet sich das Konstrukt ganz anders.


    Man kann das Ganze beliebig kompliziert machen: 50% MSCI World, 20 % Euro Stoxx 600, 20% Emerging Markets, 5% Rohstoffe, 5% Geldmarkt. Mir hat die Allianz damals eine Rechnung aufgemacht, dass sich bei 5% Bruttorendite eine 3% Nettorendite ergibt. Bei Fairriester dürfte das wesentlich besser sein. Trotzdem sollte man sich die Rechnung vorher aufmachen.

  • Alternativangebot:


    Banksparplan Sparkasse Holstein:


    10€ p.a. Kontoführungsgebühren, aber Mindesteinzahlung 25€ mtl.


    Gebührenstruktur angenehmer (Renditeerwartung deutlich gedämpfter), aber bei 300€ Einzahlung im Jahr und 175€ Förderung im Jahr sieht die Förderquote wieder ganz anders aus.


    Ob unser Beispielssparer damit glücklicher wird, ist zu hinterfragen.

  • Man kann das Ganze beliebig kompliziert machen: 50% MSCI World, 20 % Euro Stoxx 600, 20% Emerging Markets, 5% Rohstoffe, 5% Geldmarkt.

    Warum kompliziert, Apfel und Apfel würde schon reichen. In dem Fall also ein "einfacher" Abgleich von dem, in was der Riestervertrag akuell investiert ist (und das dürfte zu kaum einem Zeitpunkt die hier beschriebene Allokation sein) und einem normalen Sparplan, der genauso bestückt ist.

  • Ja genau, die Differenz sind die realen Kosten des Riestervertrags.