Rendite Riester

  • Hallo in die Runde, ich habe folgende Frage: laut den Ratgebern hier bei Finanztip oder anderen Seite lese ich immer wieder dass ich für meine Verhältnisse Riestern sollte. Nun komme ich bei meinen Berechnungen immer wieder auf den Punkt, das ich erst, wenn ich älter als ca. 85 Jahre werde überhaupt meine Einzahlungen wieder zurückbekommen habe. Danach würde ich erst meine Rendite bekommen. Wenn ich aber als Alternative Geld diversifiziert Anlege habe ich zwar den Steuervorteil in der Ansparphase nicht, habe aber dann die Rendite sofort und diese werden nur mit der Kapitalertragssteuer besteuert. Plus nach meinem Ableben kann wenn noch was vom Ersparten übrig ist dies an meine Verwandten vererbt werden was bei Riester ja nur sehr eingeschränkt der Fall ist.


    Übersehe ich da denn irgendwas entscheidendes oder warum wird das hier noch nicht thematisiert?


    Viele Grüße,
    Stefan899

  • Hallo @stefan899


    Willkommen im Forum!
    Das Thema Riester wurde hier schon oft diskutiert und Kritik daran geübt, auch und gerade mit deinen Argumenten. Siehe hier:


    Rentenversicherung beurteilen - Ratgeber gewünscht - Versicherung & Vorsorge - Finanztip-Community


    Geht die Zulage der Riester-Rente nicht im Steuervorteil unter? - Versicherung & Vorsorge - Finanztip-Community


    Ich denke, es gibt gute Riesterversicherungen die es Wert sind betrachtet zu werden und es gibt schlechte, bei denen man sein Geld verfeuert.

  • Nun komme ich bei meinen Berechnungen immer wieder auf den Punkt, das ich erst, wenn ich älter als ca. 85 Jahre werde überhaupt meine Einzahlungen wieder zurückbekommen habe.

    So sehe ich es auch!


    Nach meiner Meinung ist die Riester-Förderung eine riesige Volksverdummung.
    Allerdings ist die Lobby der Versicherungswirtschaft in unserem Lande extrem gut vernetzt.
    Viele Politiker haben keine Ahnung von Geldanlage - und wenn dann die Experten der einschlägigen Branchen (Versicherungen und Banken) Vorträge halten, klingt alles ganz toll.


    Dass Finanztip sich auch für Riester ausspricht, ist meines Erachtens nicht mit objektiven Gründen nachvollziehbar.
    Vermutlich liegt es daran, dass sich der Webauftritt von Finanztip mit affiliate-Werbung finanzieren muss.
    Wenn sich die Macher hier zu sehr ausserhalb des "Mainstream" positionieren, könnte das Geschäftsmodell gefährdet sein.
    Also blasen sie ins gleiche Horn und beschränken sich darauf, "gute" Riester-Verträge zu promoten.


    Zu einer Fundamental-Kritik gehört halt auch Mut.

  • Ein (nicht über Kritik erhabenes) Argument für ein Riester-Produkt ist natürlich die Zulage. Diese sollte nicht dazu führen, sich nicht mehr mit der Güte des konkreten Produktes auseinander zu setzen.


    In der Regel ist die zu erwartende Rendite eines Riester-Produktes eher niedriger als die eines ungeförderten Produktes. Ggf. wird das durch die Zulage kompensiert.


    Wenn Vater Staat einem etwas Gutes zu tun scheint, dann gibt es meist eine Kehrseite, sprich die Besteuerung im Alter.


    Bei der Abwägung dieser Punkte kann herauskommen, dass die eigene Vorsorge sinniger ist als ein Riester-Produkt.


    Wenn das eigene Portfolio gut aufgestellt ist, dann kann man sich unter Umständen den Riester sparen.


    Die Riester-Rente ist ja vom Grundgedanken her etwas für die nicht ganz so finanzmarkt-affinen Teile der Bevölkerung. Wer es sich zutraut, der kann auch Alternativen finden.

  • Man könnte natürlich hinterfragen, ob das Geld, das staatlicherseits in die Riester-Förderung fließt, nicht anderweitig hätte ausgegeben werden können.


    Das offiziell ausgegebene Ziel, mit der Riester-Rente die zu erwartenden Senkungen des Rentenniveaus auszugleichen, kann man getrost als gescheitert ansehen.

  • Man könnte natürlich hinterfragen, ob das Geld, das staatlicherseits in die Riester-Förderung fließt, nicht anderweitig hätte ausgegeben werden können.


    Das offiziell ausgegebene Ziel, mit der Riester-Rente die zu erwartenden Senkungen des Rentenniveaus auszugleichen, kann man getrost als gescheitert ansehen.

    Absolut richtig!


    Es wäre schon sehr viel gewonnen, wenn der Staat bei der Besteuerung der Aktienkursgewinne für Privatanleger wieder eine Spekulationsfrist einführen würde. Immobilien kann man nach 10 Jahren Haltedauer steuerfrei veräußern - auch wenn sie nur der Kapitalanlage gedient haben.


    Warum gilt dies nicht auch für Aktien?


    Außerdem könnte man mit den Milliarden der Riester-Förderung auch eine unabhängige Finanzberatung gegen Bezahlung fördern. Wer jedes Jahr in Höhe der Riesterzulage einen Beratungsgutschein für einen - von mir aus auch staatlich geprüften - Finanzberater erwirbt, kann sich alle paar Jahre eine exzellente Beratung und Analyse seiner Finanzanlagen leisten.


    Und schließlich gehört auch die Besteuerung von Kapitalerträgen, die der Altersvorsorge dienen sollen, ganz ausgesetzt.
    Denkbar wären besondere "Altersvorsorgedepots", die völlig von der Kapitalertragssteuer freigestellt sind, so lange nichts entnommen wird. Besteuerung könnte dann bei Entnahme stattfinden.


    Es gäbe also schon ein paar Alternativen, die private, kapitalgedeckte Altersvorsorge zu fördern.
    Meines Erachtens wäre das alles zielführender als der Riester-Schrott.

  • Eigentlich fängt die Riester-Kiste erst ab 01.01.2018 an Sinn zu machen, jedenfalls für den Kleinsparer, der im Alter nicht viel haben wird.


    Mit kleiner Rente und eigener Vorsorge stellt er sich zumindest ein bisschen besser, selbst wenn aufstockend noch Grundsicherung bezogen werden muss.


    Aber das sind auch Effekte, die erst nachträglich im Gesetz verankert wurden und die man auch an eine andere Gesetzgebung hätte andocken können.


    Man könnte auch sagen, dass die Riester-Kiste entweder schlecht gemacht ist, oder dass sie gut gemacht ist, wobei Variante 2 die deutlich bösere ist.


    Ein Riester-Vertrag rechnet sich immer, die Frage ist nur für wen. :evil:

  • Eigentlich fängt die Riester-Kiste erst ab 01.01.2018 an Sinn zu machen, jedenfalls für den Kleinsparer, der im Alter nicht viel haben wird.

    Was ändert sich denn ab 2018, außer die Höhe der Grundzulage und die Nicht-Anrechnung auf die Grundsicherung?

  • Die beiden Punkte ändern sich und der Betriebsriester ist nicht mehr KV-pflichtig.


    Aber der "Freibetrag" in der Grundsicherung bedeutet ja, dass man mit privater Vorsorge in jedem Fall mehr hat als ohne.


    Ob man auf anderen Wegen eventuell effizienter vorgesorgt hätte als über Riester, das steht auf einem anderen Blatt.

  • Hallo,


    ich stimme mit meinen Vor- Schreibern überein, dass die Riester- Rente grundsätzlich eine gesellschaftliche Fehlentwicklung ist. Neben allen schon aufgeführten Nachteilen muss man die „Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen – ZfA“ als eine der feinsten Erfindungen deutscher Bürokratie bezeichnen.


    Allerdings würde ich Arbeitnehmern (meistens Frauen) mit mäßigem Einkommen, d.h. auch nur mäßiger gesetzlicher Rente und mindestens 2 Kindern eine Riesterrente immer noch empfehlen. Die in dieser Konstellation durch die Zulagen erreichte persönliche Rendite ist unschlagbar.


    Da Rente ja eine Langfristfrage ist, möchte ich daran erinnern, dass seit den Bismarckschen Sozialreformen die privaten Kapitalanlagen zweimal verloren gegangen sind (für die Bewohner des Anschlussgebiets dreimal). Die gesetzliche Rente hat in ihren Grundzügen alle Systemwechsel überstanden. Da die Riesterrente eine Zwischenstellung hat, hoffe(!) ich, dass auch sie den nächsten Systemwechsel mit übersteht.


    Resümee für mich: kein Ausschütten des Kindes mit dem Bade sondern individuelle Betrachtung.


    Gruß Pumphut

  • Überspitzt gesagt, konnte der Kleinsparer bisher pauschal sagen: "Lohnt sich nicht!" Damit hatte er wahrscheinlich auch Recht.


    Ab demnächst muss er sich die Produkte ansehen und kann dann sagen: "Die 250 Produkte lohnen sich nicht! Bei den 12 Produkten dort muss man mal genauer hinsehen!"


    Die Probleme bleiben im Kern bestehen, stellen sich jetzt nur geringfügig anders dar.


    Wir warten also weiter auf die große Reform.

  • Wobei meines Wissens Riester gerade nicht die Geringverdiener erreicht. Somit stellt auch die Nicht-Anrechnung auf die Grundsicherung nur eine Verbesserung für eine Minderheit dar.


    Und ich würde "Hauptsache man betreibt Vorsorge, egal was hinten raus kommt" nicht unterschreiben. Riester hat jahrelang suggeriert, das Optimum für die Unter- und Mittelschicht zu sein. Ich behaupte min. 50% der Verträge sind miserabel. Wer über 40 Jahre auf ein Rentenniveau <50% zuläuft ist aber auf gute Verträge angewiesen. Sonst wird es im Alter eng. Wer auf gesetzliche Rente und einen suboptimalen Riestervertrag vertraut hat verloren. Wer mehr Eisen im Feuer hat, braucht den suboptimalen Riester nicht on top. Bleibt die Gruppe derer mit gutem Riester. Die haben einen sinnvollen Baustein. Wie klein diese Gruppe ist, kann ich nicht sagen.