Abgeltungssteuer: Einladung zum Zocken, wenn Gewinne realisiert worden sind?

  • Hallo zusammen,


    ich möchte mein "Finanz-Halbwissen" hier noch einmal absichern mit folgender Frage:


    Angenommen man hat im Depot nur (noch) Wertpapiere, die einen deutlichen Gewinn beinhalten (sagen wir: Kaufwert +50%).
    Dann fällt beim Verkauf, sprich bei der Realisierung dieser Wertpapiere bekanntlich die Abgeltungssteuer (nicht zu knapp) an, sobald man über den Freibetrag hinaus ist.


    --> führt das nicht dazu, dass man geradezu dazu verleitet wird, in diesem Fall mehr zu "zocken", sprich wieder Wertpapiere einzukaufen?



    Schließlich bleiben dann nur die folgenden zwei Möglichkeiten:

    • auch diese Wertpapiere machen Gewinn - umso besser! :)
    • diese Wertpapiere machen Verlust - den ich nun aber im Rahmen der Abgeltungssteuer verrechnen kann; der Verlust wird also abgedämpft.


    (Mir ist bewusst, dass Gewinne und Verluste aus dem gleichen "Verrechnungstopf" sein müssen, sprich dass Aktiengewinne nur mit Aktienverlusten verrechnet werden können.)

  • --> führt das nicht dazu, dass man geradezu dazu verleitet wird, in diesem Fall mehr zu "zocken", sprich wieder Wertpapiere einzukaufen?

    Ja und Nein.


    Die Mechanik der Verrechnung von Verlusten ist richtig dargestellt. Nur mache ich ja freiwillig keine Verluste nur um die Steuerlast zu drücken. Wie schon mal dargestellt ist es keine Schande AgSt zu zahlen, da über 70% des Ertrags beim Steuerzahler verbleiben.


    Also Nein: keine Wertpapiere kaufen um Verluste zu machen
    Aber ja: Mit dem üblichen Hinweis auf lange Haltedauer mit möglichem zwischenzeitlichen Buchverlust war die Aktienanlage langfristig sinnvoll.
    Persönlicher Kommentar: Kurzfristig gegenüber einer Zinsanlage zumindest in D / EU alternativlos, in USA könnte das gerade aufgrund der Zinserhöhung kippen.

  • Kleiner Tipp von mir : jedes Jahr nur soviel verkaufen, dass der Freibetrag nicht überschritten wird.
    Das macht man sinnvollerweise im Dezember, wenn alle Erträge, auch die, die man nicht beeinflussen kann, bekannt sind.
    Der Rest ist dann ein Polster im nächsten Jahr.
    Gruß


    Altsachse

  • Da habe ich mir noch gar keine Gedanken drüber gemacht, das heisst wenn ich 10000Euro Kursgewinn realisiere (=2500Euro Abgeltungssteuer) kann ich für 2500 Euro eine hochspekulative Aktie kaufen ohne jedes Risiko (außer 10 euro transaktionskosten?) Wenn es zum total Verlust kommt kann ich es einfach mit der Steuer (komplett??) verrechnen? Is ja irre, oder versteh ich das falsch?

  • @Meiermueller


    Das ist wohl nicht der Gedankengang von @Kater.Ka.


    Einfaches Beispiel. Man macht jedes Jahr 801 Euro Gewinne mit Aktien. Wenn man diese nach 10 Jahren realisiert, zahlt man Steuern auf 8010 Euro, gut 25% also über 2000 Euro. Der Nettogewinn beträgt somit 6000 Euro.


    Hätte man jedes Jahr die Gewinne realisiert, wäre man innerhalb des Freibetrags von 801 Euro geblieben und hätte im Laufe von 10 Jahren 8010 Euro steuerfreien Gewinn gemacht.


    Was man mit diesem Gewinn macht, ist dann natürlich jedem überlassen. Zockeraktien kaufen. Lotto spielen. Etc. Etc.

  • @Chris ich bezog mich auf den ursprünglichen Gedanken von Geldvergelter bzw auf die Überschrift des gesamt Themas, aber danke trotzdem



    @kater Ka, ok ja so macht es mehr Sinn, danke dir, also wird nur 25% des Risikos mit weiteren Aktien durch potentielle Verrechnung abgepuffert, und nicht 100% wie von mir angenommen (weis nicht ob man das so schreiben kann, aber in etwa ist es ja das dann)

  • Ich stelle fest, dass meine Antwort hier noch fehlt - und weil das Thema nach wie vor relevant und m. E. spannend ist, will ich sie nicht schuldig bleiben:


    Das man nicht kauft mit der Absicht (!), Verluste zu machen, ist schon klar. Aber darum geht es auch nicht, sondern:
    Man kauft, in der Hoffnung, bei den (riskanten) Titeln Gewinne zu machen - aber wenn das schief geht, wird der Verlust abgemildert (nämlich zu rd. 25%).


    :)