Wertentwicklung ETFs: Dist vs. Acc = Kurs vs. Performance Index?

  • Guten Tag,


    ich habe eine Frage an die ETF Experten in dieser Community. Und zwar geht es um die Wertentwicklung von ETFs welche thesaurieren im Vergleich zu solchen die ausschütten.


    Es gibt thesaurierende und ausschüttende ETFs auf die scheinbar gleichen Indizes. Sagen wir z.B. auf den DAX oder auf den MSCI World. Jedoch muss doch die Wertentwicklung eines thesaurierenden Fonds zwingend höher/besser sein als die eines ausschüttenden Fonds, da die Dividenden in das Fondsvermögen fließen und dessen Wert somit steigern. Ist das soweit korrekt?


    ETFs müssen aber einem Index folgen, also kann es auf lange Sicht doch nicht sein, dass thesaurierende und ausschüttende Fonds auf EXAKT den gleichen Index setzten, oder? Muss ein thesaurierender Fonds nicht immer den Performance Index abbilden (also Kurs + Dividende) und ein ausschüttender Fonds immer den reinen Kursindex?


    Warum ich auf diese Frage stoße: In dem Moment wo ein thesaurierender Fonds die Dividenden wieder anlegt, wird sein Wert den des Grundindizes übersteigen (wenn dieser ein Kursindex wäre) - was ja nicht sein darf und daher nach unten korrigiert werden müsste. Als Anleger würde ich dann von einer Thesaurierung Null profitieren. Andersherum würde ein ausschüttender ETF auf einen Performance-Index den Wertzuwachs inklusive Dividende abbilden und dementsprechend steigen, jedoch zusätzlich noch Dividenden ausschütten. Das wäre für den Anleger traumhaft, ist aber doch nicht möglich da der ETF ohne neu investiertes Geld nicht mit der Steigerung des Performance Index mithalten könnte.


    Kurz gesagt: Laufen ausschüttende ETFs IMMER auf den Kursindex und thesaurierende ETFs IMMER auf den Performance Index? Oder wird eine entsprechende geringfügige dauerhafte Abweichung in Kauf genommen?


    In den Infoblättern der Fonds kann ich eine solche Information nicht finden. Dort steht meist nur z.B. "MSCI World", aber auch diesen gibt es eigentlich in Kurs und Performance Variante. Ich habe mal gelesen, dass der DAX eigentlich immer ein Performance-Index ist. Das kann doch eigentlich nicht sein?

  • Hallo @derfuchs, willkommen in der Community.


    MMn machst Du es Dir ein wenig zu schwer. Die ETF bilden einen Index ab, dabei fließen die Dividenden dem Anleger zu. Wenn man den den Performance-Chart der ETF anschaut sind die Wertentwicklungen beider Fonds-Arten (theoretisch !) gleich. Hintergrund ist, dass diese Performance-Berechnung nach BVI erfolgt und dort werden die Ausschüttungen sofort wieder angelegt.


    Praktisch gibt es einen Unterschied namens Tracking Error, der von Fonds zu Fonds unterschiedlich ist. Negativ wirken die Kosten des Fonds, positiv zusätzliche Erträge z.B. für Wertpapierleihe oder Swap-Erträge. Die Ausschüttung bedeutet Kosten, daher sind tendenziell ausschüttende ETF etwas schlechter in der Performance als thesaurierende. Man kann sich dazu auf justeff oder anderswo z.B. die Dreijahres-Performance im Vergleich ansehen. Beim MSCI World habe ich das gemacht, dabei erkennt man, dass es eben auch gute Ausschütter und schlechte Thesaurierer gibt.


    Zur konkreten Frage: Bei einem ETF auf einen Kursindex sollte der Ausschütter dem Kursverlauf am ehesten folgen, auf einen Performance-Index der Thesaurierer. Die Kursveläufe des Thesaurierers sollte im ersten Fall höher sein, im zweiten Fall der des Ausschütters niedriger. Aber eben nicht die Performance.


    Gegen den Ausschütter spricht noch, dass die Wiederanlage i.d.R. mit Transaktionskosten verbunden ist. Die Thesaurierer haben darüber hinaus einen Steuerstundungs- und damit höheren Zinseszinseffekt. Das kann sich ins Gegenteil verkehren wenn man im Jahr die Freibeträge nicht ausnutzt.

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich habe zwar meine Entscheidung vor kurzer Zeit ohnehin zugunsten der Thesaurierer getroffen, jedoch hat mich eine kürzliche Durchführung einer solchen Thesaurierung innerhalb des Fonds nochmal zum Grübeln gebracht wie das Ganze tatsächlich abläuft und welche Auswirkungen es auf den Kursverlauf hat.


    Also war mein Interesse eher theoretischer Natur um die ganze Funktionsweise von ETFs besser zu verstehen. Auf den zweiten Blick ist dann vieles doch nicht ganz so einfach wie man im ersten Moment denkt. Auch in Bezug auf Preisfestsetzung & Entwicklung des Fondsvolumen. Das ist zwar in der Praxis nicht zwingend wichtig für den Privatanleger, aber mich interessiert es.


    Die meisten Informationen dazu im Netz sind eher oberflächlich oder widersprüchlich. Auch auf Finanztip.de werden ja glaube ich die Kurse der Ausschütter mit einer wiederangelegten Dividende hochgerechnet um sie 1:1 mit Thesaurierern zu vergleichen, was in meinen Augen etwas irreführend ist. Eine strikte Unterscheidung fände ich sinnvoller, aber vielleicht führt das wieder bei anderen Nutzern zu Verwirrung, da relativ abstrakt.


    Und wenn dann in der Praxis noch der Tracking bzw. Performance Error dazwischenfunkt wird gleich alles noch mal schwieriger zu durchschauen, da manche Effekte nur kurzfristig auftreten.



    Zur konkreten Frage: Bei einem ETF auf einen Kursindex sollte der Ausschütter dem Kursverlauf am ehesten folgen, auf einen Performance-Index der Thesaurierer. Die Kursveläufe des Thesaurierers sollte im ersten Fall höher sein, im zweiten Fall der des Ausschütters niedriger. Aber eben nicht die Performance.

    Aha - möglicherweise habe ich hier den Denkfehler gemacht zwar beim Index zwischen Kurs und Performance zu unterscheiden, aber nicht beim ETF. Also gibt es im Endeffekt gar nicht DEN Wert eines ETFs, sondern auch hier gilt es immer zu unterscheiden zwischen ETF-Kurs und ETF-Performance? Macht irgendwie Sinn.

  • Eigentlich sind mir thesaurierende Fonds lieber, da ich eine langfristige Anlage anstrebe und den "Zinseszinseffekt" nutzen möchte. Leider wurde einer meiner Lieblingsfonds aufgrund der Investmentsteuerreform auf ausschüttend umgestellt. Da ich aber nach wie vor vom Konzept des Fonds überzeugt bin, werde ich ihn nicht verkaufen. Ich habe mir vorgenommen, die künftig anfallenden Ausschüttungen zeitnah in den gleichen Fonds zu reinvestieren. Auf der anderen Seite könnte die mit der Ausschüttung verbundene Reinvestitionsentscheidung dazu genutzt werden, die neu zu investierende Summe durch einen Betrag vom Girokonto aufzustocken, d.h. sogar mehr zu investieren als die eigentliche Ausschüttung. Vielleicht ist die Ausschüttung bei diesem Ansatz somit auch eine Motivationshilfe zum langfristigen Sparen....


    Zur Frage der Performanceberechnung von ausschüttenden Fonds im Vergleich zu thesaurierenden Fonds:


    Ich nutze regelmäßig das Finanzportal onvista.de. Die Charts dort lassen sich mit den Kursen verschiedener Handsplätze, d.h. diverser Börsen oder der KAG, "füttern". Da es sich um Charts handelt, die allein die Anteilspreise wiedergeben und hieraus jeweils die Performanceangaben im unteren Teil der Wertpapierübersicht errechnet werden, wird bei ausschüttenden Fonds die Wertentwicklung bereinigt um die Dividenden angezeigt, d.h. es wird allein auf den Kurs des Wertpapiers abgestellt. Dadurch hat man ein realistisches Bild von der Wertsteigerung des Fonds, auch wenn man die Ausschüttung nicht reinvestiert.