Hilfe der Crash kommt... (bald?)

  • Wobei ich die Inflation nicht überwiegend durch die Geldpolitik begründet sehe.

    Kommt darauf an worauf Du hin argumentieren möchtest. Wenn nicht entsprechend Geld im System wäre wäre die Nachfrage nicht so hoch. Das war schon vor Corona an den Vermögenspreisen zu sehen. Die Inflation ist auch schon vor dem Krieg angestiegen. Lieferketten und Energiepreise haben jetzt natürlich einen zusätzlichen Schub gegeben. Letztere haben sich aufgrund der Euro-Schwäche, die auch was mit der EZB zu tun hat, zusätzlich ausgewirkt.

  • Kommt darauf an worauf Du hin argumentieren möchtest. Wenn nicht entsprechend Geld im System wäre wäre die Nachfrage nicht so hoch. Das war schon vor Corona an den Vermögenspreisen zu sehen. Die Inflation ist auch schon vor dem Krieg angestiegen. Lieferketten und Energiepreise haben jetzt natürlich einen zusätzlichen Schub gegeben. Letztere haben sich aufgrund der Euro-Schwäche, die auch was mit der EZB zu tun hat, zusätzlich ausgewirkt.

    Nunja, die Immobilie haben wir schon gekauft, daher sind Immobilienpreise bzw. Miete nicht so in der Betrachtung. Da sehe ich schon eine Verbindung zur Geldpolitik. Beim Preis einer Tüte Milch (als Beispiel) halte ich den Einfluss für eher begrenzt.

  • Wer meint, der Krieg in der Ukraine wäre der Hauptfaktor von mehreren für die Inflation, liegt meiner Meinung nicht richtig.


    Der Haupttreiber der Inflation ist meiner Meinung nach zu viel Geld, das aufgrund der COVID-19-Pandemie, in die Wirtschaft gepumpt wurde.


    Das haben schon einige im 2020 geahnt.

  • Ich denke auch, dass der geldpolitische Instrumentenkasten der EZB für Inflationen gemacht ist, deren Hauptursache(n) andere sind als bei der aktuellen Inflation. Insofern halte ich die faktische Wirkung der Zinserhöhungen eher für beschränkt … allerdings ist die psychologische Wirkung immens, und vieles in der Wirtschaft ist nunmal Psychologie. Von daher: gut, dass sie handelt. Und auch: gut, dass sie besonnen handelt. Bedingt durch die historische Erfahrung der Hyperinflation in den 1920er Jahren hat sich in Deutschland ein sehr großer Fokus auf die Währungsstabilität entwickelt. Das ist aber nicht das einzig legitime Ziel der Geldpolitik … und von daher ist mir besonnenes Handeln lieber, das zuweilen ex post zu zögerlich wirkt, als eines, das eine größere Gefahr für die (ohnehin herausgeforderte) Konjunktur oder die Stabilität des gesamten Euroraums darstellt.

  • Das Inflationsziel der EZB ist 2%. Dieses überschreiten wir nicht erstmals in diesem Monat.

    Daher finde ich das "Nachher ist man schlauer" nicht als angemessen.

  • Das Inflationsziel der EZB ist 2%. Dieses überschreiten wir nicht erstmals in diesem Monat.

    Daher finde ich das "Nachher ist man schlauer" nicht als angemessen.

    Irgendwo habe ich vor einiger Zeit die Aussage aufgeschnappt, die Zielmarke wäre der langfristige Durchschnitt der Inflationsrate, nicht der aktuelle Wert.


    Kann aber auch von der Fed gekommen sein. (Da bin ich mir überhaupt nicht sicher.) ?(

  • Irgendwo habe ich vor einiger Zeit die Aussage aufgeschnappt, die Zielmarke wäre der langfristige Durchschnitt der Inflationsrate, nicht der aktuelle Wert.

    Das ist richtig, die EZB hatte sich ihr Ziel erst selbst gegeben (2 statt 0%) und dann sich selbst geändert hin auf den Durchschnitt. Wir können also jetzt viele Jahre 10% haben wenn wir irgendwann fünfmal so viele Jahre mit 0% haben werden.

  • Das ist richtig, die EZB hatte sich ihr Ziel erst selbst gegeben (2 statt 0%) und dann sich selbst geändert hin auf den Durchschnitt. Wir können also jetzt viele Jahre 10% haben wenn wir irgendwann fünfmal so viele Jahre mit 0% haben werden.

    Okay, dann hat mir mein Gedächtnis doch keinen Streich gespielt. :)

    Dass ich mit längerer höherer Inflation einverstanden bin, glaube ich eher nicht. ?(

  • Das ist richtig, die EZB hatte sich ihr Ziel erst selbst gegeben (2 statt 0%) und dann sich selbst geändert hin auf den Durchschnitt. Wir können also jetzt viele Jahre 10% haben wenn wir irgendwann fünfmal so viele Jahre mit 0% haben werden.

    Kater.Ka

    Knackig zusammengefasst :thumbup:


    Was Preisniveaustabilität ist, darf sich die ECB selbst definieren. Dies hat die ECB auch getan und das mehrfach (!) nach oben definiert (Gewicht, Bedeutung und Auswirkungen dieser semantischen Umdeutungen dürften den meisten Otto Normalverbrauchern kaum bewußt geworden sein ...).


    Für meinen Teil habe ich mir aber angewöhnt, bei solchen Protagonisten genau zuzuhören. So wurde beispielsweise schon vor geraumer Zeit mittels semantischer Umdeutung aus dem "stabilem Geld" in den EU-Verträgen als Hauptmandat der ECB - der Erhalt der "Stabilität der Eurozone" (zwei völlig unterschiedliches Stabilitäten: Die Stabilität in den EU-Verträgen und die neue semantisch umgedeutete Stabilität). Damit wurden und werden seitens der ECB (aber auch der EU-Kommission) inzwischen sämtliche Maßnahmen begründet. Übersetzt: Systemstabilität hat Vorrang vor Kaufkraftstabilität. Was zudem etwas völlig Anderes meint und auch ist und leicht in einem Konkurrenzverhältnis stehen kann zur Kaufkraftstabilität (siehe die letzte Notfallsitzung der ECB zur Schuldentragfähigkeit überschuldeter Länder jetzt als TPI (Transmission Protection Instrument) bezeichnet). Man kann der ECB (und uns allen) nur wünschen, daß dieses Instrument nicht auch noch zum Einsatz kommt. Dies würde den abschüssigen Weg zu einer vollständig politisierten (statt unabhängigen) unter fiskalischer Dominanz stehenden Notenbank weiter beschleunigen.


    Zum geänderten Ziel der ECB: War das (Preisniveaustabilität) zunächst alles zwischen "Null und zwei Prozent", wurde dies von der ECB zunächst mit "unter aber nahe zwei Prozent" (damit kann nur eine Range von 1,6 - 1,9% gemeint sein) deutlich nach oben verschoben. Dann mit "zwei Prozent" als fixes Ziel noch weiter nach oben definiert. Schließlich wurde dieses Ziel als "symmetrisches" definiert. Im Klartext: Lag die (offizielle) Inflationsrate länger unterhalb dieses Ziels - kann diese danach auch länger oberhalb dieses Ziels liegen.


    Die Frage ist: Wie lange ? Eine diesbezügliche Recherche meinerseits führte zu keinem Ergebnis. Auch eine Anfrage an die ECB, ob damit Tage, Wochen, Monate, Quartale, Jahre oder Jahrzehnte gemeint sind, blieb ohne Antwort ...


    Gestern Abend in der S-Bahn aufgeschnappt. "Endlich gibt es wieder Zinsen auf mein mühsam Erspartes". 0% Zins bei zwei Prozent (offizieller) Inflation oder z. B. 1,0 Prozent Zins (vor Steuer) bei 8% Inflation - was da wohl besser (präziser noch schlimmer) für Bürger, Sparer, für das Alter Vorsorgende etc. sein mag ? Da muß ich als interessierter Laie wohl mal einen Mathematiker beauftragen, dies herauszufinden ... Das Stichwort könnte "Realzins" lauten.