Dividenden ETF als "Zusatzeinkommen" im Rentenalter ?

  • Hallo Foristen


    ich lese hier schon mehrere Jahre mit und habe mich jetzt endlich einmal angemeldet.
    Bisher habe ich hier viele Infos gefunden, und finde Finanztip und dieses Forum genial !


    Zur Zeit habe ich ETF's ( MSCI-Weltweit physisch / ausschüttend ) in meinem Depot. Da ich jetzt noch ca. 6 Jahre bis zur Rente habe, überlege ich, mein Depot mit einem Dividendenstarken, ausschüttenden ETF zu ergänzen. Einfach um im Alter ein kleines "Zusatzeinkommen" zu haben. Dividenden gelten ja zur Zeit als "die neuen Zinsen". An den Bestand im Depot müsste ich auch in den ersten Rentenjahren nicht ran ( never say never ) .


    Was haltet ihr grundsätslich von meiner Idee ?
    Oder gäbe es da bessere Möglichkeiten ?


    Und welche ETF wären da empfehlenswert ? Wie gesagt, bisher sind nur ETF MSCI weltweit in meinem Bestand
    Den Neukauf würde ich auf ca. 3x gestückelt, je nach Kursentwickling "strecken"


    Grüße aus dem Odenwald
    Jürgen

  • Das ist ein hochemotionales Thema.


    Dividenden sind keine Zinsen! Dividenden sind auch kein Zubrot, dass es bei einer Aktienanlage "on Top" gibt, sondern sie sind einfach ein Teil des Ertrages.


    Anstatt Dividenden zu verkonsumieren kann man genauso gut Anteile verkaufen. Abgesehen von steuerlichen Effekten kommt beides auf das gleiche hinaus.


    Ferner gilt es zu bedenken, dass eine Fokussierung auf dividendenstarke Aktien nicht mehr marktbreit ist und sich daher völlig anders entwickeln kann als der Gesamtmarkt.

  • Es ist schon sinnvoll, sich entsprechende Gedanken zu machen.


    Ich habe auch den Eindruck, dass die Begrifflichkeit "Entsparen" in den letzten 3 Jahren häufiger fällt als früher.


    @Schwachzocker sagt schon richtig, dass das Thema emotional stark aufgeladen ist.


    Anderer Gedanke: Das Krankenversicherungsverhältnis während des Rentenbezuges ist geklärt? Nicht dass, da wegen freiwilliger Mitgliedschaft in der gKV ungewollte Probleme entstehen.

  • Hallo,
    und danke für eure Antworten.


    Ich bin zwar jetzt immer noch nicht klüger, ob eine Anlage in "ETF Dividende" gut oder schlecht wäre. Klar gibt es die Dividende nicht als Zugabe. Und eine Lösung über Anteile verkaufen ist natürlich auch machbar. Aber igendwie fände ich es bequemer, regelmäßig ein kleines Zubrot auf dem Konto zu haben.




    Anderer Gedanke: Das Krankenversicherungsverhältnis während des Rentenbezuges ist geklärt? Nicht dass, da wegen freiwilliger Mitgliedschaft in der gKV ungewollte Probleme entstehen.

    Ähm... hier hast Du mich auf dem falschen Fuß erwischt.
    Ja, ich bin freiwilliges Mitglied in einer gesetzlichen Krankenversicherung. Was müsste da geklärt werden... bzw. wo könnte es da Probleme geben ??

  • Als Auch-Odenwälder gebe ich mal meine 50 ct dazu.


    Prinzipiell kann ich den Wunsch verstehen, regelmäßig einen gewissen Zufluss auf dem Konto zu sehen und auf diesem Weg eine Zusatzrente zu genießen. Wie Schwachzocker aber richtig sagt, bewegt man sich damit von einem marktbreiten Investment weg. Auch sagt eine Dividende, insbesondere eine Dividendenrenditekennzahl in Prozentform nicht automatisch aus, ob das Gesamtinvestment rentabel ist. Angenommen meine Aktie ist heute 100 Euro wert und ich bekomme 3 Euro Dividende. Morgen ist sie noch 60 Euro Wert und ich bekomme 2 Euro Dividende. Dann könnte ich glauben, mich von 3% auf 3,33% Dividendenrendite verbessert zu haben, eigentlich habe ich aber Geld verloren. Insofern sollte ich auf die Gesamtrendite meiner Anlage schauen und nicht auf die Dividendenrendite.


    Ich denke, "kann man machen, das mit den Dividendenstarken Aktien". Gerade aber auch im gehobenen Alter würde ich überlegen, einfach marktbreit investiert zu bleiben und mit Blick in den Rückspiegel zu entsparen. Soll heißen, ich bleibe bei einem MSCI World ETF und leiste mir Goodies entsprechend der Performance des letzten Jahres. In Jahren mit zweistelliger Rendite kann ich dann natürlich im Folgejahr anders agieren, als wenn der Markt eingebrochen ist. Das entspricht aber auch viel mehr meiner finanziellen Leistungsfähigkeit als wenn ich sage "ich gebe jeden Monat x Euro aus, denn die fließen mir ja im Jahresdurchschnitt als Dividende zu".


    Hieße als Zahlenbeispiel: Ich habe 100.000 Euro Anlagevermögen, dank top MSCI World Entwicklung stehe ich Ende 2018 bei 120.000 Euro. Dann kann in 2019 geurlaubt werden, ein Batzen für das nächste Auto verplant werden etc. Alternativ, wenn der Kurseinbruch da war, kann ich immer noch entscheiden weiter zu entsparen oder vorerst von meiner Rente oder anderen Einnahmen zu leben und das Anlagevermögen erstmal nicht anzutasten.

  • Ich bin zwar jetzt immer noch nicht klüger, ob eine Anlage in "ETF Dividende" gut oder schlecht wäre.

    Wir sezieren mal das Thema in "ausschüttend" und "Dividenden". Zum ersten Punkt meine ich Indizien zu haben, dass sich thesaurierende Fonds etwas besser entwickeln als ausschüttende. Das könnte damit zu tun haben, dass für dei Ausschüttung schon vor dem Ex-Tag Wertpapiere verkauft werden und in bar bzw. auf Geldmarktprodukten gesammelt werden. Das kann man auf den Seiten der Fondsanbieter sehen sofern die tagesaktuelle Zusammensetzung angezeigt wird (z.B. ishares).


    Zum zweiten Punkt bin ich ein wenig negativ vorgespannt. Ich habe in mehrere Dividendenfonds investiert und kann die vermutete Überrendite derzeit nicht feststellen, eher das Gegenteil. Das kann u.a. daran liegen, dass die Wertzuwächse in den Indizes derzeit eher aus den Growth- und nicht aus den Value-Aktien kommen. Daher würde ich raten den Verlauf der ins Auge gefassten Dividendenprodukte mit marktbreiten Produkten zu vergleichen. Es könnte sich dabei zeigen, dass die Schwankungsbreite bei Dividendenfonds geringer ist als bei den marktbreiten Produkten. Ob das dann attraktiv ist - geringeres Risiko und geringere Chance - bleibt jedem selbst überlassen. Ich baue meine Dividendenpositionen derzeit nicht aus.


    Wenn eine Stunde Zeit übrig ist die Aufzeichnung der Sendung vom 25.01. auf echtgeld.tv ansehen, könnte zur Ernüchterung über Dividendenprodukte führen.

  • Wenn später über die Rente pflichtversichert (Krankenversicherung), dann spielen die Dividenden keine Rolle mehr in Sachen KV-Beitrag. Ansonsten schon.


    Immer gesetzlich krankenversichert gewesen (nie privat, nie gar nicht)?


    Dann sollte es später auch mit der Pflichtversicherung klappen.


    Ggf. einfach zur DRV surfen und den R0815 anschauen. (Ist bei den Formularen versteckt.) Alternativ noch einmal zur Rentenberatung und explizit nach "Krankenversicherung der Rentner" fragen.

  • Ich habe auch einen Dividentenfonds(kein ETF). Leider muß ich bei dem Fonds Quellensteuer zahlen. Diese bekomme ich zwar in meinen Quellensteuertopf gutgeschrieben. Diese verfallen aber jedes Jahr, da ich keine Steuererklärung abgebe. Das sind einige Hundert Euro. Ein weiterer Nachteil kommt bei meinem Fonds dazu. Da mein Fonds eine Kaufsperre verhängt hat, entfällt die sonst übliche automatische Wiederanlage. Da mein Fonds trotzdem noch recht rentabel performt, behalte ich ihn trotz der beschriebenen Nachteile derzeitig noch.
    Auch ich sehe keinen besonderen Mehrwert gegenüber landläufigen Aktienfonds.
    Gruß


    Altsachse

  • Danke nochmal für all die Tips


    Den Beitrag von echtgelt.tv über Dividenden schau ich mir nacher noch an. Aber insgesamt scheint die Empfehlung hier zu lauten, auf "normale" ETF's zu setzten und diese dann je nach Entwcklung und Bedarf zu entsparen.


    Immer gesetzlich krankenversichert gewesen (nie privat, nie gar nicht)?
    Dann sollte es später auch mit der Pflichtversicherung klappen.


    Ggf. einfach zur DRV surfen und den R0815 anschauen. (Ist bei den Formularen versteckt.) Alternativ noch einmal zur Rentenberatung und explizit nach "Krankenversicherung der Rentner" fragen.

    Jep Immer. Die ersten Jahre gesetzlich Pflichtversichert und dann freiwillig bei der gesetzlichen Krankenkasse. So wie ich das Merkblatt lese, sollte meine Krankenverischerung im Rentenalter ohne Probleme klappen.

  • ... Da ich jetzt noch ca. 6 Jahre bis zur Rente habe, überlege ich, mein Depot mit einem Dividendenstarken, ausschüttenden ETF zu ergänzen....

    Wenn man es macht, kommt es auch darauf an, wie man es macht.


    1. Möglichkeit, Dividenden-ETF
    Über einen ETF würde ich keine Dividendenstrategie abbilden wollen. Da solch ein ETF regelbasiert anlegt, passiert es regelmäßig, dass Aktien aufgenommen werden, die zuvor stark im Kurs gesunken sind (eventuell aus guten Gründen), die Dividende ist dann prozentual zum Kurs sehr hoch, so dass es im Sinne der angestrebten Strategie als attraktiv erscheint. Umgekehrt fallen gute Dividendenaktien, die stark im Kurs gestiegen sind, aus dem Index, weil die Dividende prozentual zum Kurs sehr klein geworden ist.
    So kann es schnell passieren, dass sich nur noch Luschen im Index befinden. Auf jeden Fall solltest Du Dir solch einen Index einmal anschauen und Dir überlegen, ob Du in diese Firmen investieren würdest.


    2.) Möglichkeit, aktive Dividenden-Fonds
    Hiermit hat man eigentlich die gleichen Probleme wie mit allen aktiven Fonds:
    Wer wird in Zukunft gut sein? Was kostet der Spaß?


    3.) Möglichkeit, Einzelinvestments
    Das sollte m.E. bei dieser Strategie das Mittel der Wahl sein. Das müsste man dann eben wagen.


    Aber mal ganz unter uns Klosterschwestern :saint: :
    Was Du eigentlich suchst, ist doch eine ertragreiche Zinsanlage, oder?
    Das ist auch heute möglich, nur eben mit dem entsprechenden Risiko: Hochzinsanleihen, Langläufer, Fremdwährungsanleihen...
    Um das Zinserhöhungsrisiko zu minimieren, kann man ja nach Laufzeit staffeln.


    Einarbeitung ist angesagt. Einfach wird es in keinem Fall.

  • Aber insgesamt scheint die Empfehlung hier zu lauten, auf "normale" ETF's zu setzten und diese dann je nach Entwcklung und Bedarf zu entsparen.

    Denke auch, dass du besser aufgehoben bist, einen gut laufenden Fonds / ETF zu nehmen und dann bei Zeiten einen Entnahmeplan zu starten.


    Parallel kannst du dir natürlich ein paar "renditestarke" Aktien ins Depot legen, aber da bleibt dir dann die Einarbeitung tatsächlich nicht erspart. Mir gefällt z.B. unter dem Gesichtspunkt "Ausschüttungsrendite" die Deutsche Euroshop ganz gut (ca. 5%). Über die Aktie bist du an einer Vielzahl von Einkaufscentern beteiligt, die sind alle nahezu voll vermietet. Hier kann man aktuell schön antizyklisch investieren, weil der Kurs deutlich zurückgekommen ist. Dahinter steht das "eingepreiste" Risiko, dass das Onlinegeschäft den Präsenzgeschäften immer mehr den Rang abläuft. Unklar ist aber noch, wo das enden wird. Denkt man an RWE oder e.on, dann war ein Kursrücksetzer von rund 30 Prozent noch viel zu früh für einen Einstieg.....

  • Mir gefällt z.B. unter dem Gesichtspunkt "Ausschüttungsrendite" die Deutsche Euroshop ganz gut (ca. 5%)

    Wie siehst Du bei denen die Zinssensivität? Ein Viertel des Umsatzes geht für Zinsen drauf (EK ca. 50%), wobei sie von einem gesunkenen Durchschnittszinssatz von 2,9% sprechen. Es scheint eine sehr hohe Ausschüttungsquote vorzuliegen. Wenn es dann zu Zinserhöhungen kommt sollte dies rasch auf die Dividende durchschlagen. Ferner sehe ich zumindest im 3-Jahres-Chart einen Wertverlust, der höher ist als die Dividendenrendite.