Asoziales Geldmanagement bei intransparenten Versicherungen

  • Nicht dass ich abwiegeln wollte, doch ist es nicht etwas utopisch anzunehmen oder zu wünschen, dass wir alle jetzt auf den Schlag vernünftig werden? Wobei man eher "vernünftig" sagen müsste, denn da wird man sich kaum auf eine allgemein anerkannte Definition einigen können.


    In Sachen CO2-Fußabdruck wäre es wohl gut auf Fleischkonsum zu verzichten, dann kommt der nächste und sagt, der Mensch sei eine Omnivore und daher sei Fleischverzicht alles andere als vernünftig.


    Oder anders: Ich lese das hier auf meinem Smartphone. Das ist auch nicht auf dem Apfelbaum in meinem Vorgarten gewachsen.


    Vielleicht arbeiten wir daran, dass sich die Vernunft auf lange Sicht durchsetzt. (Losgelöst von den Definitionsfragen.)

  • Ich hoffe mal dass der Threadersteller zur Rechenschaft gezogen wird. Zwar gilt für Finanztip nicht das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, nach dem Hasskommentare innerhalb 24 Stunden zu löschen sind. Die pauschale Verunglimpfung von Unternehmen ist mMn ein Straftatbestand.


    Der verlinkte Artikel der SZ ist tendenziös und schlecht recherchiert. In den Holdings des norwegischen Staatsfonds finden sich beispielsweise die Triebwerkshersteller GE und RR oder die deutsche Rüstungsschmiede Rheinmetall; auch die angefeindeten Banken und Vermögensverwalter von Commerzbank bis Blackrock sind vertreten.


    Das zeigt auch mMn das Dilemma des bewussten Investierens: Bildverarbeitungstechnolgien kommen ursprünglich aus dem Militärbereich, Logikchips werden in Waffen verbaut, das Internet hieß mal Arpanet nach der militärischen Forschungsbehörde, Schiffsdiesel kann man in Kriegsschiffe, Rettungsboote und Notstromanlagen einbauen, ...


    Insofern finde ich im Gegensatz zum Threadersteller die Aktivitäten zum ethischen Anlegen und Handeln auch bei Geldinstituten lobenswert.

  • Danke, der Thread wurde schon zensiert, nebenbei fast zur Unkenntlichkeit hastig zurecht bearbeitet.


    Es gibt renommierte Banken und Versicherungen, die sich nachhaltigen Prinzipien verpflichtet haben, alternative ETFs, aber wohl nur im Sinne des geringeren Übels, scheint es auch zu geben.
    Man kann ein Zeichen gegen verwerfliche Finanzgeschäfte setzen und die Welt ein kleines Stückchen besser machen.


    Grüße



    Nachtrag
    Weitere Infos hier:
    https://utopia.de/ratgeber/alternative-gruene-bank/

  • Wir können uns sicher darauf einigen, dass fossile Brennstoffe, Agrargifte, Kohlekraftwerke, Rüstung sowie Streubomben, Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen und Korruption nicht ,,vernünftig'' sind.
    Selbstverständlich wird nicht jeder seinen Lebensstil nachhaltig optimieren, das habe ich nie behauptet und die ernsthafte Erwartung wäre definitiv realitätsfern.
    Einfach so ,,dahinzuleben'', in der Hoffnung die Vernunft wird irgendwann kommen, ist wohl keine effektive Methode.
    ,,Be the change you want to see in the world''
    Sollen nachhaltige Finanzgeschäfte an Fahrt gewinnen? Ja? -> Ethikbank, GLS-Bank
    Soll nachhaltige Produktion von Elektronik und sparsame Ressourcen-Umgang Standard werden? Ja? -> nur die nötigsten Geräte gebraucht kaufen, Repairing praktizieren, Verantwortung übernehmende Firmen wie Fairphone unterstützen
    Sollen Tiere für Genusssucht leiden und sterben, während ausgewogene vegetarische Ernährung den Nährstoffbedarf deckt? Nein? -> Vegetarismus

  • @zweifler:


    Ich fürchte, so einfach wird das nicht. Es werden sich Situationen finden lassen, in denen etwas vernünftig erscheint, das in der Auflistung auftaucht. Es kommt immer auf den Standpunkt an.


    Ich tippe mal, dass die Reinigungskräfte bei KMW besser verdienen als bei Attac. Unter dem Aspekt, wäre es schon vernünftig den Arbeitsplatz dementsprechend zu wählen, insbesondere wenn es eine Familie zu versorgen gilt.


    Aber ich denke, ich habe den Gedanken schon verstanden.


    Es ist halt die Frage, wie sehr man Ansprüche an sich selbst stellt und wie gut man diesen gerecht wird. Da wird es effektiv wohl 7 Mrd. Meinungen geben - Tendenz steigend. :S

  • Die Frage, was als vernünftig gilt, ist sicherlich vom Wertekanon einer Gesellschaft abhängig.
    Der Wertekanon des Grundgesetz, der UN-Menschenrechtskonvention und des Humanismus würde man als anvisierte Richtwerte der westlichen Gesellschaften bezeichnen, dem widersprechen zahlreiche Mainstream-Finanzprodukte und das Durchschnitts-Konsumverhalten, was man als unerhört bezeichnen kann, wenn man der Definition (dieses regionalen Wertekanons) von asozial nicht entsprechen will.
    Haben Sie einen anderen Vorschlag für einen Wertekanon, vllt. etwas mit Einbezug der Scharia? ;)



    ,,Ich tippe mal, dass die Reinigungskräfte bei KMW besser verdienen als
    bei Attac. Unter dem Aspekt, wäre es schon vernünftig den Arbeitsplatz
    dementsprechend zu wählen, insbesondere wenn es eine Familie zu
    versorgen gilt.''
    Der Job bei attac wäre sicherlich angenehmer für Menschen, die vom militärischen Komplex angewidert sind.
    So ein Extrembeispiel ist allerdings als Ausrede, die Unterstützung von nachhaltigem Wirtschaften zu verweigern, nicht besonders geeignet, finden Sie nicht auch?

  • Natürlich hängt es vom Wertekanon ab, aber auch da gibt es unterschiedliche Ausprägungen.


    Der Eine ist angewidert vom militärischen Komplex, der Andere bewundert die deutsche Wehrtechnik als höchstklassige Ingenieurskunst.


    Gibt auch Leute, für die fällt eine Windenergieanlage in diese Kategorie, während andere Angst davor haben.


    Daher sehe ich das so, dass wir uns wohl kaum auf ein "vernünftig" werden einigen können.


    Noch in den 80igern hielt ein Teil der Menschheit den Sozialismus für vernünftig, der andere Teil den Kapitalismus. Beide Seiten wussten jeweils, dass sie Recht haben. Und weil man im Recht war, und der andere im Unrecht, war die Rüstung auch jeweils vernünftig.


    Die Zeiten ändern sich, dem Einen oder Anderen nicht schnell genug, aber sie ändern sich.

  • Klar ist der Waffenbau auch mit bemerkenswerter Ingenieurskunst verbunden, die zu stellende Frage aber ist, ob Produktion und Verkauf dann mit unserem angestrebten Wertekanon, das was wir gemeinsam als 'vernünftig' definiert haben, vereinbar ist und ob am Ende auch eine Bank, die solche Geschäfte nicht ausschließt, vertretbar ist.
    Ja, vorausgesetzt der kaufende Staat ist (vereinfacht ausgedrückt) demokratisch, stabil und hält sich an die Regeln der internationalen Gemeinschaft. Bei Verkauf an z.B. die Türkei, China, USA und Israel ist und war das leider nicht der Fall.
    Und natürlich würden da Einnahmen wegfallen und Arbeitsplätze verloren gehen, aber in einem Staat, in dem der der Durchschnitts-Bürger seinen ökologischen Fußabdruck dritteln müsste, um einen nachhaltigen Lebensstil zu erreichen, muss man sich damit abfinden, dass Verzicht und ,,Negativwachstum'' des Öfteren nötig sind. Ein Sozial- und Wirtschaftssystem, das dem nicht gerecht wird, ist letztlch nicht geeignet.


    Und klar ist auch, dass Sozialismus, Kaptialismus je als vernünftig eingestuft wurde und wird, da stellt sich dann eben die Frage, ob das mit dem og. Wertekanon vereinbar ist oder gewesen ist, der ,,real existierende Sozialismus'' war es sicher nicht, ob irgendeine andere Form des Sozialismus damit vereinbar wäre, kann sein. Ob ,,der'' Kapitalismus das ist, ist eine andere Frage, in ein oder anderer Form vielleicht.


    Man muss das immer differenziert sehen. Meine Kernaussage ist jetzt letztlich:
    Beachten Sie die angestrebten Werte beim Konsum. Möchten Sie die Waffenindustrie, konventionelle LW und Ernergien zusätzlich durch eine Nicht-Öko-Bank unterstützen? Ja? Dann seien Sie sich bewusst, dass es in den meisten Fällen mit dem Streben nach nachhaltigerem Wirtschaften nicht vereinbar ist und Sie darauf verzichten, ein Zeichen zu setzen.


    Damit würde ich vorschlagen, beenden wir die Diskussion so langsam.
    Grüße