Brexit: Vorabinformationen zu Problemen mit britischen (Unitised) With-Profit-Produkten (Standard Life Freelax, Best Basic, Freelax Junior, Clerical Medical With-Profit-Produkte u.a.)
ich möchte Sie auf folgende Problemstellungen im Zusammenhang mit britischen (Unitised) With-Profit-Produkten hinweisen:
1.) Bestandsverwaltung / Vertragskontinuitätsproblematik ab 29.03.2019 (betritt alle Verträge)
Bereits am 21.12.2017 hatte die eiopa (European Insurance and Occupational Pensions Authority als die europäische Regulierungsbehörde) in einer „Opinion“ auf die Problematik der sogenannten Vertragskontinuität und Bestandsverwaltung von Versicherungsverträgen hingewiesen.
In dieser „Opinion on service continuity in insurance in light of the withdrawal of the United Kingdom
from the European Union “ heißt es, ich zitiere: “ 2.6. Without taking mitigating actions before the withdrawal, insurance undertakings will usually not be able to ensure the continuity of their services with regard to such cross-borderinsurancecontracts, whichmaypreventthemfrom fulfilling these contracts. (…) 2.7. The policyholders and beneficiaries of these cross-border insurance contracts will be exposed to significant uncertainty, for a prolonged period as cases relating to the continuation of the insurance service may be considered by national courts.”
Mit dem Ausstieg aus der EU (am 29.03.2018) verlieren die Versicherer aus dem Vereinigten Königreich die Möglichkeit des sogenannten Passporting. Damit dürfen diese Versicherer das Bestandsgeschäft nicht mehr weiterführen. Gravierender ist jedoch, dass über den Brexit-Ausstiegs-Termin hinauslaufende Versicherungsverträge in rechtlicher Hinsicht nichtig werden und nicht länger bedient werden können (z.B. keine Renten- oder Kapitalauszahlungen, keine Einzahlungen).
Das Problem ist den Verantwortlichen im Vereinigten Königreich natürlich schon länger bekannt. Im Dezember 2017 hatte die Bank of England das Thema bereits aufgegriffen. Auch die nationale Aufsichtsbehörde der Versicherer hat sich mit dem Thema beschäftigt.
Nur: eine politische Lösung gibt es bis heute nicht.
Dazu aus einer Rede von Frau Nausicaa Delfas, Executive Director of International bei der FCA, Financial Conduit Authority: Sie sagte folgendes zu dem gleichen Thema: „There are ‘cliff edge’ risks we face in relation to contract continuity. Our analysis suggests that these primarily relate to insurance contracts and derivatives. The FPC has estimated that 10 million UK policyholders and 38 million EEA policyholders could be affected; and that around a quarter of derivatives contracts – £26 trillion worth – could be affected. (…) Our view is that where any of these contracts extend beyond March 2019, the UK and the EU must, together, create contractual certainty, either through an implementation period or by some other means. If this is not achieved, there is a risk that some of these contracts could not be appropriately serviced – in concrete terms, insurers may not be permitted to pay out claims on policies, and derivatives users may not be able to manage the risks of their positions. This would not enhance the integrity of markets, nor serve the interests of consumers, either in the UK or in the EU.”
Die eiopa hatte bereits im Dezember 2017 entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen und eingefordert (siehe Punkt 3. - Ensuring service continuity oder oben genannten Opinion).
2.) Beabsichtigter Verkauf des Europa-Geschäfts für Altersvorsorge- und Sparanlageprodukte von der Standard Life Aberdeen an Phoenix (betrifft nur Standard Life-Versicherungsnehmer)
Welche Teile des Geschäfts sollen verkauft werden? Die Elemente des Versicherungsgeschäfts, die an die Phoenix Group
übertragen werden, sind:
ØDer Spread/Risk-Bestand – Produkte, die den Kunden als Investitionsrendite eine garantierte Verzinsung bieten, zum Beispiel Rentenversicherungen
ØDie geschlossenen Bestände des britischen Privatkundengeschäfts – Geschäft, das vorwiegend vor der Demutualisierung gezeichnet wurde
ØDas britische Privatkundengeschäft, ohne die Privatkunden-Plattformen und 1825
ØDas britische Geschäft für betriebliche Altersvorsorge – Entwicklung und Verwaltung, Policenverwaltung und operative Unterstützung von Renten-, Spar- und Betriebsrentenprodukten für britische Arbeitgeber und ihre Beschäftigten
ØEuropa – Geschäft für Altersvorsorge- und Sparanlageprodukte in Irland, Deutschland und Österreich ´
Damit sind alle Versicherungsnehmer von With-Profit-Policen in Deutschland direkt und unmittelbar betroffen.
Was ist zu tun?
Es sollten potentielle Probleme im Zusammenhang mit der „Vertragskontinuität“ und dem Verkauf des Europa-Geschäfts für Altersvorsorge- und Sparanlageprodukte von der Standard Life Aberdeen an Phoenix analysiert werden. Mögliche Fragen und Analysepunkte sind:
1.) Potentielle Probleme auflisten
2.) Zukünftige unerwünschte Abweichungen erkennen.
3.) Wissen und Erfahrung verwenden
4.) An welchem potentiellen Problem sollten wir zuerst arbeiten?
5.) Welches potentielle Problem wird voraussichtlich den größten Schaden verursachen?
6.) Die Größe des Risikos bestimmen.
7.) Wahrscheinlichkeit und Tragweite jedes potentiellen Problems notieren. Wie wahrscheinlich ist dieses potentielle Problem? (Wahrscheinlichkeit)
8.) Welchen Schaden kann es voraussichtlich anrichten? (Tragweite). Mit Hoch, Mittel, Niedrig (±) markieren.
Parallel sind entsprechende Auskünfte über bereits erfolgte Maßnahmen bei den Versicherern einzuholen und zu bewerten. Erst danach (Analyse und Auskünfte) sollten Entscheidungen zu bzw. über die bestehenden Policen getroffen werden.
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