Anschlussfinazierung - hohe Tilgung oder Geld anlegen (Bausparvertrag)?

  • Hallo,


    ich hoffe ihr könnt mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Unser Immobilienkredit läuft im Frühjahr nächstes Jahr aus und wir benötigen eine Anschlussfinanzierung über ca 120000 €. Nun ist die Frage bei dem aktuellen niedrigen Zinsen (Angebot aktuell 1,1%), macht es überhaupt Sinn eine möglichst hohe Tilgung einzuplanen oder ist es nicht geschickter eine geringere Rate mit niedriger Tilgung zu nehmen (z.b. 500€), eventuell auch eine kürzere Laufzeit (5 Jahre), damit man einen möglichst niedrigen Zinssatz bekommt und parallel das übrige Geld monatlich in einen alten Bausparvertrag aus dem Jahr 2000 zu stecken oder alternativ in ETF-Fonds anzulegen? Damit bekäme man doch einen höheren Zinssatz von ungefähr 2,5 bis 3% pro Jahr und könnte dann nach Ablauf des Kredits das angesparte Geld auf einmal zurückzahlen.... und statt Sondertilgung ebenfalls das überschüssige Geld eher in den Bausparvertrag oder den Fonds zu investiere.... wäre das nicht insgesamt günstiger? Oder habe ich da etwas übersehen? Danke für eine Meinung!


    Viele Grüße Andy

  • Hallo @andy3112, willkommen im Forum.


    Grundsätzlich steht Schuldentilgung im Vordergrund. Die Anlage in ETF würde ich nicht gutheißen, da hier immer ein Verlustrisiko droht. Dies wurde in der Vergangenheit immer in einigen Jahren wieder ausgeglichen, das muss in Zukunft nicht so sein.


    Beim Bausparvertrag wäre zu beachten, dass nach Ausschöpfen des Pauschbetrags Steuern anfallen, die nicht gegen die Zinsen steuerlich verrechnet werden können.


    Im Moment steigen in USA die Zinsen schon stark, die EZB will die Niedrigzinspoliik graduell zurückfahren. Insofern wäre mir bei einer kurzen Laufzeit das Risiko einer Zinssteigerung nach 5 Jahren zu hoch.


    Ich habe mal mit einem Forward-Darlehen-Rechner rumgespielt und komme auf jeweils rund 0,3% Zinsdifferenz zwischen 5 und 10 sowie 10 und 15 Jahre https://forward.fmh.de/rechner/fmh2/default.aspx . Je nach Euren finanziellen Möglichkeiten inkl. Arbeitsplatzsicherheit würde ich 10 oder 15 Jahre mit der Möglichkeit von Sondertilgungen nehmen.

  • Wenn der Zinssatz niedrig ist, dann ist bei gleicher Annuität die Tilgung doch entsprechend höher, sprich man wäre eher schuldenfrei.


    Das wäre für mich prioritär. (Kann sich für andere ganz anders darstellen.)

  • Beim Bausparvertrag wäre zu beachten, dass nach Ausschöpfen des Pauschbetrags Steuern anfallen, die nicht gegen die Zinsen steuerlich verrechnet werden können.


    --> das hab ich ehrlich gesagt nicht verstanden....könntest du mir das bitte nochmal erklären?


    Ich habe jetzt gerade noch mal genau nachgeschaut in meinen Bausparverträgen, der eine Bausparvertrag gibt 2% Guthabenzins (Bausparsumme 20.000€) der andere 1,5% Guthabenzins (25.000€).
    Bisher sind die nur überhaupt nicht angespart bzw nur eine kleine Summe über die VL... lohnt sich das die zu besparen oder was mache ich mit denen am besten?



    ETF ist halt momentan in aller Munde, und da dachte ich , es wäre eine relativ sichere Angelegenheit, zumindest über einen längeren Zeitraum. Vielleicht sind dafür tatsächlich 5 Jahre zu kurz, aber die 10 Jahren müsste man da doch eine ordentliche Rendite erwarten können oder nicht? ich war mir tatsächlich nicht sicher, inwiefern man das komplett gegenrechnen kann mit Zinseszins und so. Also ob ich jetzt alles am Ende auf einen Schlag zurückzahle und vorher weniger tilge und das Geld dann in der Zwischenzeit irgendwo anders anlege und hoffentlich vermehre ... das ist doch vom Zinseszinseffekt in beide Richtungen gleich oder? Also wenn ich mehr tilge und Sondertilgungen mache habe ich den Zinseszinseffekt im Sinne von dass ich dann weniger Zinsen zahle und mehr tilge und wenn ich das Geld anderweitig anlege und die Zinsen dafür wieder anlege, habe ich ja ebenfalls in Zinseszinseffekt. Also kann ich das doch eigentlich genau Platt gegenrechnen oder nicht? Also kriege ich 3 % plus Zinsen für eine Geldanlage gegenüber 1,5 % Kredit Zinsen, dann mache ich entsprechend 1,5 % plus oder übersehe ich da was?


    vielen Dank auf jedenfall schonmal für eure vielen Dank auf jeden Fall schon mal für eure Rückmeldungen, das hilft mir auf jeden Fall weiter!


    Gruss Andy

  • das hab ich ehrlich gesagt nicht verstanden....könntest du mir das bitte nochmal erklären?

    Wenn Du Kapitalerträge/Zinsen erhältst musst Du Steuern darauf zahlen. Für den angelegten Betrag, für den Du diese Kapitalerträge erhältst hast Du auf der anderen Seite den Aufwand für Zinsen für den höheren / längerlaufenden Kredit. Diesen Aufwand kannst Du bei Eigennutzung nicht dagegen rechnen.


    Vielleicht sind dafür tatsächlich 5 Jahre zu kurz, aber die 10 Jahren müsste man da doch eine ordentliche Rendite erwarten können oder nicht?

    Das kann so sein muss aber nicht. Ein -zugegeben konstruiertes - Beispiel: Der DAX Stand Anfang 2000 bei rund 8.000 Punkten, nach fünf Jahren bei etwa 4.500 und nach 10 Jahren bei etwa 6.000 Punkten. Hättest Du damals einen DAX-ETF gekauft - was Dir hier niemand empfiehlt - hättest Du je nachdem einen deutlichen Verlust gemacht. Wohlgemerkt, das ist konstruiert, es hätte auch viel bessere Zeiträume gegeben, aber das weiß man erst hinterher.


    Also kann ich das doch eigentlich genau Platt gegenrechnen oder nicht? Also kriege ich 3 % plus Zinsen für eine Geldanlage gegenüber 1,5 % Kredit Zinsen, dann mache ich entsprechend 1,5 % plus oder übersehe ich da was?

    Sofern Du unter dem Pauschbetrag bist ist das im ersten Schritt richtig. Für 1.000 Euro, die Du nicht tilgst, zahlst Du bei 1,5% Darlehenszins 15 Euro p.a., hast Du eine sichere Geldanlage von 3%, erhältst Du für diese 1.000 Euro 30 Euro (bzw. 22,09 wenn der Freibetrag ausgeschöpft ist). Bei der Geldanlage musst Du darauf achten, dass dieser Zinseszins tatsächlich wirkt, also die Zinsen sofort wiederangelegt werden.


    Am Ende ist das ein sehr persönliches Thema. Ich habe ungern Schulden und würde daher eher mehr tilgen sowie kein Risiko bei der Geldanlage eingehen solange Schulden da sind. Mein Satz ober mit der Sondertilgung war im Langtext so gemeint: Ich würde mich hinsichtlich der Tilgungsrate so aufstellen, dass Ihr nach kritischer Betrachtung diese auf jeden Fall leisten könnt, auch wenn mal was dazwischen kommen sollte. Darüber hinaus noch zusätzlich zu sparen und zusammen mit den Gehaltserhöhungen auf einem Tages- /Festgeld sammeln und dann sondertilgen.

  • Hallo,


    den folgenden Beitrag habe ich bereits gepostet, aber er passt auch hier.


    Um ehrlich zu sein, ich kann die Ratschläge, man solle IMMER zuerst sondertilgen, dann erst investieren, nicht mehr hören. Was spricht für sondertilgen?

    1. Das gute "Gefühl", keine oder weniger Schulden zu haben,

    2. Man weiß nicht, wo man das Geld anlegen soll, um (nach Steuern) mehr Ertrag zu erreichen als 0,99% Zinssatz,

    3. Es kann ja sein, dass bei Ablauf der Zinsbindung (10, 15... Jahre) der Zinssatz auf 6-7% steigt.


    Meine Meinung:

    1. Wer sich bei Geldanlagen (selbstgenutzte Immobilien sind auch eine Art Anlage fürs Alter) auf "Gefühle" verlässt, trifft häufiger falsche als richtige Entscheidungen und soll nicht mehr weiterlesen. Hier ist mehr "Kopf" vonnöten.

    2. (Selbst konservative und vorsichtige Instanzen wie) Finanztip und Finanztest empfehlen ständig breitgestreute ETFs, bei den man bei einem Horizont von ab 10 Jahren selbst bei Crashes nie etwas falsch machen kann. Im Schnitt sind immer ab 5% p.a. drin, nach Abzug der Steuern immer wesentlich mehr Ertrag als 0,99%, die man bei Sondertilgungen "gespart" hätte.

    3. Wenn man 1-2 Jahre vor dem Ende der Zinsbindung absehen kann, dass die Zinsen sich auf 5% oder mehr zubewegen, dann kann man immer noch mit den Erträgen aus den ETFs sondertilgen und sogar nach 10 Jahren, falls man genug angespart hat, von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und den Rest auf einmal zurückzahlen.

  • 2. (Selbst konservative und vorsichtige Instanzen wie) Finanztip und Finanztest empfehlen ständig breitgestreute ETFs, bei den man bei einem Horizont von ab 10 Jahren selbst bei Crashes nie etwas falsch machen kann. Im Schnitt sind immer ab 5% p.a. drin, nach Abzug der Steuern immer wesentlich mehr Ertrag als 0,99%, die man bei Sondertilgungen "gespart" hätte.

    Würfel und Aktien haben kein Gedächtnis! In der Vergangenheit mag es so gewesen sein, dass man ab einer Haltedauer von 10 Jahren niemals Verlust gemacht hat (Weltindex). Ob das auch in Zukunft so sein wird, können wir dann in 10 oder 15 Jahren sagen. Niemand wird ggf. für unsere Verluste aufkommen, wenn sich die Vorhersagen aus der Vergangenheit in der Zukunft nicht erfüllen.

    Kater.Ka hat das ja oben anhand des DAX-Beispiels veranschaulicht, dass es eben auch mal länger als 10 Jahre dauern kann, bis man mit seinem Invest überhaupt wieder ins Plus kommt.

    Man sollt nur mit Geld spekulieren, auf das man zur Not auch verzichten könnte bzw. für einen langen Zeitraum nicht benötigt.

  • Um ehrlich zu sein, ich kann die Ratschläge, man solle IMMER zuerst sondertilgen, dann erst investieren, nicht mehr hören.

    Es geht nicht um "immer", sondern um "grundsätzlich". Und wo es einen Grundsatz gibt, da musd es auch eine Ausnahme geben.

    Ob die Ausnahme im eigenen Fall vorliegt, dass ist immer die spannende Frage.

  • Lena Fischer

    Hat den Titel des Themas von „Anschlussfinazierung - hohe Tilgung oder Geld anlegen (Bausparvertrag)“ zu „Anschlussfinazierung - hohe Tilgung oder Geld anlegen (Bausparvertrag)?“ geändert.