Erfahrungen mit Finanz"dienstleistern" / Vertretern

  • Hallo liebe Mitglieder,


    vor kurzem hörte ich von einem Bekannten, dass ihm eine Investitionsmöglichkeit angeboten worden war. Bei dieser Art von Investition drehte sich alles darum, dass viele jeweils wenig Geld geben und so neue Wohnhäuser gebaut werden können. Eigentlich eine tolle Idee und ganz im Sinne des Crowdfunding-Gedankens. Meinem Bekannten wurden jedoch Renditen von 10% - 12% versprochen. Das ist weitab von realistisch! Wenn das wirklich wahr wäre, müssten die künftigen Mieter stark geschröpft werden. Auch nicht wirklich ein schöner Gedanke!


    Mein Bekannter ist finanziell gut vorgebildet, zwar kein Experte, aber er kennt sich gut genug aus. Was ist mit Menschen, die solchen Zusagen Glauben schenken? Vielleicht weil sie keine gute finanzielle Grundbildung haben oder das Angebot mithilfe unlauterer Mittel schmackhaft gemacht wird? Leider ist es mit Skrupeln nicht besonders weit her in der Finanzbranche...


    Haben Sie Erfahrungen mit Finanz"dienstleistern" gemacht? Was wurde Ihnen versprochen?

  • Moin,


    es ist leider keine Frage der Vorbildung eines Interessenten, ob er den Versprechungen eines Verkäufers glaubt oder nicht. Die vielen Skandale in der Finanzbranche haben sicherlich mit skrupellosen Verkäufern zu tun, aber leider auch mit unkritischen Käufern. Getreu dem Motto "Gier frißt Hirn" werden dann die Aussagen gerne geglaubt, die man hören möchte. Ich bekomme regelmäßig solche Angebote und habe bisher mit zwei, drei gezielten Rückfragen jeden Verkäufer zum Stottern gebracht. Die Informationsflut in diesem Bereich ist so groß, dass sich jeder Anleger ein Bild machen kann, was an Renditen möglich ist und was nicht.


    Dass es den Verkäufern vielfach an Berufethos fehlt, ist gar keine Frage. Aber das fängt schon bei der Filialbank um die Ecke an.


    Gruß


    Nordlicht

  • Absolut richtig! Ich bin auch immer wieder erstaunt darüber, was ich so alles höre... Da werden z. B. Bankberater instruiert, genau dieses eine Produkt zu verkaufen und haben aber effektiv gar keine Ahnung davon.


    Gier ist sicherlich EIN Faktor. Gerade bei den "kleinen" Sparern geht es darüber hinaus um die Grundabsicherung. Viele vertrauen sog. "Experten", weil sie selbst wenig wissen. Experten sind aber oft mehr Verkäufer als irgendetwas anderes. Und ich habe so oft erlebt, dass sich gerade diese Menschen sich gar nicht zutrauen, Informationen einzuholen und deshalb blind den "Beratern" glauben.


    Können Sie uns ein Beispiel Ihrer Rückfragen nennen? Das hört sich wirklich spannend an!

  • Ich stimme Nordlicht uneingeschränkt zu: Wir sind denkende Wesen und in der Lage, die Informationen, die wir von Produktanbietern und Vermittlern bekommen, zu filtern. Deshalb gelten für Finanzentscheidungen die gleichen Regeln wie für alle anderen Entscheidungen auch: Beschäftige dich gründlich mit dem Produkt und kaufe erst, wenn du die Eigenschaften kennst und verstanden hast, was du da kaufst. Wenn du es nicht verstehst, lass die Finger davon.


    Wesentliche Fragen im Zusammenhang mit der Entscheidung für oder gegen ein Produkt sind: "Besteht das Risiko, meine investiertes Geld zu verlieren?", "Wie hoch sind die Kosten des Produkts?", d.h. "Welcher Teil meines Geldes wird tatsächlich in die Anlage investiert?" und was hat der "Berater" davon, wenn ich mich dafür entscheide? Wie steht er zum Produkt: Ist er Angestellter einer Bank und muss in deren Auftrag verkaufen, bekommt er vom Produktanbieter eine Provision oder berät er unabhängig und in meinem Auftrag, wofür er von mir ein Honorar bekommt?

    Auf dieser Grundlage kann jeder für sich entscheiden, ob das Verhältnis von Rendite und Risiko passt und ob er bereit ist, für eine gute, faire Beratungsleistung zu zahlen.


    Jeder ist für seine Entscheidungen selbst verantwortlich, und das gilt auch und gerade im Finanzbereich.


    Wenn wir alle unseren kritischen Sachverstand einsetzen, gibt es keinen Markt mehr für unseriöse Berater.

  • Zitat

    Wenn wir alle unseren kritischen Sachverstand einsetzen, gibt es keinen Markt mehr für unseriöse Berater.


    Wahre Worte und gut zusammengefasst, Finnie! Ich hoffe wirklich, dass es einen Ruck durch die Gesellschaft gibt und damit solche Machenschaften kaum mehr Chancen haben. Einfach wird das aber sicherlich nicht.

  • Wesentliche Fragen im Zusammenhang mit der Entscheidung für oder gegen ein Produkt sind: "Besteht das Risiko, meine investiertes Geld zu verlieren?", "Wie hoch sind die Kosten des Produkts?", d.h. "Welcher Teil meines Geldes wird tatsächlich in die Anlage investiert?" und was hat der "Berater" davon, wenn ich mich dafür entscheide? Wie steht er zum Produkt: Ist er Angestellter einer Bank und muss in deren Auftrag verkaufen, bekommt er vom Produktanbieter eine Provision oder berät er unabhängig und in meinem Auftrag, wofür er von mir ein Honorar bekommt?


    Das ist der essentielle Fragenkatalog, Finnie! Ich habe ein paar Berater gehabt, die diese Fragen mit rhetorischen Mitteln seeehr gut umgehen konnten. Besonders alsich noch jünger war, habe ich mich davon schnell beeindrucken bzw. umschwenken lassen.


    Heute würde ich das nicht mehr mitmachen. Viele Leute müssen an eine solche Denke erst herangeführt werden, weil sie es nichtz von zu Hause mitbekommen haben. Das ist sehr schade, wa?

  • Ich kenne da so einige Vertriebler-Kollegen, die es nicht so gut mit den Leuten meinen, die sie betreuen. Das sind alles feine Menschen, aber die müssen eben auch ihr Geld verdienen. Die Versuchung, sich durch Auslassung von Informationen und der ein oder anderen übertriebenen Zusage zu bereichern, ist da hoch.


    Wir sollten, finde ich, weniger diese Leute kritisieren als vielmehr etwas am System zu ändern. Im Zuge des LVRG sollen jetzt auch Provisionen offengeleght werden. Viele, inkl. Gewerkschaften, protestieren dagegen, weil es Arbeitsplätze kosten könnte. Schön und gut, aber Transparenz hat noch nie geschadet. Der Arbeitnehmer muss sich vom Arbeitgeber kontrollieren lassen, der Schüler vom Lehrer, der Handel vom TÜV - warum dann nicht auch die Versicherungsbranche??? Kasnn doch nur gut sein, wenn die Leute wissen, was andere an ihnen verdienen. Dass sich da Änderungen ergeben, ist selbstverständlich, aber unvermeidbar. Wichtig ist halt dann, auf diese Veränderungen angemessen zu reagieren (d. h. ggf. mehr Honorarberater zu haben).