"Finanzberatung" im Bekanntenkreis

  • Hallo zusammen,


    mal eine Frage:


    Ein Bekannter von mir (Ü70, Geld ist nicht das Problem) hat wohl schon immer einen reinen "Notgroschen" von etwa 20.000 Euro auf dem Girokonto.


    Irgendwie kamen wir letztens auf das Thema und ich sagte ihm, dass es zu dieser Art der Liquiditätshaltung auch andere Ansätze gibt. (Nicht ganz wortgetreu wiedergegeben.)


    Nun zu der Frage:
    Soll man ihn gewähren lassen? Ist ja schließlich sein Geld. Oder sollte man noch Ehrgeiz in Beratungsversuche legen? Irgendwelche Hebel hätte man ohnehin nicht, ihn zu überzeugen und außer emotionaler Selbstaufwertung liegt ja auch kein Vorteil für mich darin.
    ?(

  • Ich sehe zwei Varianten:


    Zu 99% riskierst du die Freundschaft zu diesem Menschen. Der Mensch ist 70, er hat Geld, er kümmert sich nicht drum, er wird sein Lebensende auch ohne Beratung glücklich erreichen. Wozu willst du ihm raten? Zu ETFs? Vielleicht hat er nach einem Jahr nur noch 19999 Euro auf seinem Konto und kündigt dir die Freundschaft. Das bringt doch niemandem was.


    Zu 1% ist es ein Erbverwandter von dir, der aus purer Nächstenliebe das Geld schon jetzt so anlegen will, wie es für dich, seinen Erben, zum jetzigen Zeitpunkt optimal ist. Dann macht Beratung mit offenen Karten Sinn, sprich du erklärst ihm, was für dich gut ist, und dann macht er das.

  • Was ich hin und wieder schon gemacht habe, ist, Finanztip.de an Freunde zu schicken, sprich konkrete Websites mit Informationen. Ich habe aber noch nicht mitbekommen, dass diese Menschen daraufhin irgendwas unternommen hätten.

  • Bei meiner Tochter und dem Schwiegerson bin ich auf Verständnis gestoßen. Und ich denke mir, sie haben den Vorteil durch meine Ratschläge erkannt.
    Aber, bereits bei meinen Enkelkindern habe ich Befürchtungen, ob meine Ratschläge gewünscht sind. Man merkt doch schnell, ob ein Gespräch in Richtung Finanzen gewünscht wird.
    Bei mir war es so, dass ich durch meine geringen Einkünfte gezwungen war, etwas mehr aus dem Geld zu machen.
    Wenn man beim Gespräch mit dem Verwanten merkt, das Lernwille vorhanden ist, so kann man etsprechend vorsichtig aufklären. Sich aber als Oberlehrer aufzuspielen ist auf jedenfall falsch.
    Und ein 70 jähriger ist für mich ein junger Spund, der noch einiges aus seinen Geld machen könnte.
    Auch wenn ich hier nicht mit Finanztip konform gehe.
    Gruß


    Altsachse

  • @Altsachse Was Deine Sicht der Dinge angeht bist Du da auch für Dein Alter eine absolut erfreuliche Ausnahme :)
    Denn Du beweist in Reinform, dass der Kapitalmarkt eben nicht nur etwas für "Junge" und "Reiche" ist.


    Aber zurück zum Topic:


    Ich finde wenn das Gespräch darauf kommt, kann man gerne sagen wie man es sieht und auch diskutieren. Ich habe mir ein paar Charts und andere Sachen auf dem Smartphone parat gelegt um meine "Thesen" zu untermauern und empfehle dann auch gerne Bücher oder Musterdepots.


    Das Echo ist zweigeteilt. Ich habe schon Leute Feuer und Flamme werden sehen und andere bezeichnen mich mit meinem echt langweiligen Depot (P&G, Stryker, McDonalds, EcoLab, Danaher, Nestle ua.) noch immer als "Zocker", obwohl ich bis auf seeeehr wenige Ausnahmen noch nie verkauft habe.

  • Danke für die Rückmeldungen.


    In dem Fall ist es keine Verwandtschaft, so dass ich kein Gehör einfordern kann. Außerdem trennen uns mehrere Jahrzehnte an Alter, somit wäre eine Abwehrreaktion schon plausibel.


    Also mache ich mich locker und lasse ihn machen. :thumbup: