Vermutlich trifft das hier im Forum auf einen ganz anderen Personenkreis.
Der will keine 10% im Jahr sondern 10% im Monat am besten in der Woche oder gar jeden Tag.
Nach meinen langjährigen Erfahrungen in diesem Forum trifft das nicht zu. Hier sind viele aktiv, die Bausparen für eine tolle Anlageform halten und dann furchtbar jammern, wenn ihnen ihre Bausparkasse den längst zuteilungsreifen Bausparvertrag kündigt, weil sie dann 3 % Zinsen verlieren...
Von Zockern und "Daytradern" habe ich hier noch nichts bemerkt.
Die Ausrichtung von finanztip ist sehr in Richtung ETFs geprägt. Primär ist das ja auch nicht schlecht, um die Leute wenigstens mal etwas an den Aktienmarkt heranzuführen.
Inhaltlich bin ich sehr bei Ihnen. Jedes Wort Ihres obigen Posts könnte ich unterschreiben. Insbesondere auch der Wahnsinn, dass Immobilien als vermeintlich "sichere" Anlage bis zur Dachkante finanziert werden, aber jeder die Hände überm Kopf zusammenschlägt, wenn Aktien auf Kredit gekauft werden. Diese Unterschiedlichkeit der Betrachtung leuchtet keinem vernünftigen Menschen ein. Es ist genau so, wie Sie schreiben: eine Immobilie ist so lange toll, wie der Mieter, der darin wohnt, einen Job hat und die Miete bezahlt.
Am krassesten finde ich, dass bei Aktien die Schwankungen der Vergangenheit als Maß für das Risiko verwendet werden und dann mit allerlei finanzmathematischen Hokuspokus ausgefeilte Anlagestrategien promotet werden, die natürlich nur der betreffende Fondsmanager oder jetzt neu: der Robo-Advisor beherrscht.
Die ganze Branche hat überhaupt nicht verstanden, wie man ein Risiko berechnet und dass das bei Wertpapieren einfach nicht geht.
Hier sollten wir mal auf die Versicherungswirtschaft schauen, die davon leben, Risiken beherrschbar zu machen. Wenn die genügend viele Elemente ähnlicher Struktur (z.B. Autos eines bestimmten Typs) in einer Gesamtheit haben, dann können sie die Wahrscheinlichkeit (=Risiko) ausrechnen, dass es im Verlauf eines Jahres zu einer bestimmten Anzahl von Unfällen mit einem durchschnittlichen Kostenaufwand von soundsoviel kommt. Und damit lässt sich die Kfz-Versicherungsprämie kalkulieren. Das klappt auch schon vielen Jahrzehnten.
Bei einer einzelnen Aktie kann ich jedoch das Risiko eines Kursrückgangs nicht damit berechnen, wie sehr der Kurs in der Vergangenheit geschwankt hat. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun!
Bestes Beispiel der jüngsten Zeit ist BAYER. Die haben sich mit der Fusion mit Monsanto ein Mega-Risiko eingekauft. Kein Mensch weiß, wie die zigtausend Schadenersatzprozesse in den USA noch ausgehen werden. Und die Börse hat reagiert. Die Bayer-Aktie ist steil nach unten gegangen.
Hat dieser Absturz aber etwas mit den Kursschwankungen der Vergangenheit zu tun? Nicht die Spur!
Der Privatanleger tut gut daran, sich von dem Blabla der Finanzbranche nicht blenden zu lassen. Mit Aktien kann jeder reich werden, der Geduld hat, nicht alles auf eine Karte setzt (siehe BAYER!) und sich auf Werte konzentriert, die bereits langjährig steigende Dividenden zahlen und schon viele Wirtschaftskrisen überlebt haben.
Sie haben oben bereits einige genannt. Nestlé und Unilever finden sich auch in meinem Depot. Beiersdorf hatte ich lange und habe es vor einiger Zeit im Zuge einer Umstruktierung meines Porftolios mit sehr schönem Gewinn verkauft. Von Daimler halte ich mich fern, weil mir Autokonzerne generell zu riskant sind. Aber Johnson & Johnson, McDonalds oder SAP kann man jederzeit kaufen.
Mit Kursrisiken muss man an der Börse einfach leben. Wer das kapiert hat, investiert ganz entspannt und amüsiert sich über die Wichtigtuer der Banken und Vermögensverwalter.