Börsenpsychologie am Beispiel Wirecard, Einstiegsgelegenheit oder Fallbeileffekt?

  • Vermutlich trifft das hier im Forum auf einen ganz anderen Personenkreis.
    Der will keine 10% im Jahr sondern 10% im Monat am besten in der Woche oder gar jeden Tag.

    Nach meinen langjährigen Erfahrungen in diesem Forum trifft das nicht zu. Hier sind viele aktiv, die Bausparen für eine tolle Anlageform halten und dann furchtbar jammern, wenn ihnen ihre Bausparkasse den längst zuteilungsreifen Bausparvertrag kündigt, weil sie dann 3 % Zinsen verlieren...


    Von Zockern und "Daytradern" habe ich hier noch nichts bemerkt.


    Die Ausrichtung von finanztip ist sehr in Richtung ETFs geprägt. Primär ist das ja auch nicht schlecht, um die Leute wenigstens mal etwas an den Aktienmarkt heranzuführen.


    Inhaltlich bin ich sehr bei Ihnen. Jedes Wort Ihres obigen Posts könnte ich unterschreiben. Insbesondere auch der Wahnsinn, dass Immobilien als vermeintlich "sichere" Anlage bis zur Dachkante finanziert werden, aber jeder die Hände überm Kopf zusammenschlägt, wenn Aktien auf Kredit gekauft werden. Diese Unterschiedlichkeit der Betrachtung leuchtet keinem vernünftigen Menschen ein. Es ist genau so, wie Sie schreiben: eine Immobilie ist so lange toll, wie der Mieter, der darin wohnt, einen Job hat und die Miete bezahlt.


    Am krassesten finde ich, dass bei Aktien die Schwankungen der Vergangenheit als Maß für das Risiko verwendet werden und dann mit allerlei finanzmathematischen Hokuspokus ausgefeilte Anlagestrategien promotet werden, die natürlich nur der betreffende Fondsmanager oder jetzt neu: der Robo-Advisor beherrscht.


    Die ganze Branche hat überhaupt nicht verstanden, wie man ein Risiko berechnet und dass das bei Wertpapieren einfach nicht geht.


    Hier sollten wir mal auf die Versicherungswirtschaft schauen, die davon leben, Risiken beherrschbar zu machen. Wenn die genügend viele Elemente ähnlicher Struktur (z.B. Autos eines bestimmten Typs) in einer Gesamtheit haben, dann können sie die Wahrscheinlichkeit (=Risiko) ausrechnen, dass es im Verlauf eines Jahres zu einer bestimmten Anzahl von Unfällen mit einem durchschnittlichen Kostenaufwand von soundsoviel kommt. Und damit lässt sich die Kfz-Versicherungsprämie kalkulieren. Das klappt auch schon vielen Jahrzehnten.


    Bei einer einzelnen Aktie kann ich jedoch das Risiko eines Kursrückgangs nicht damit berechnen, wie sehr der Kurs in der Vergangenheit geschwankt hat. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun!


    Bestes Beispiel der jüngsten Zeit ist BAYER. Die haben sich mit der Fusion mit Monsanto ein Mega-Risiko eingekauft. Kein Mensch weiß, wie die zigtausend Schadenersatzprozesse in den USA noch ausgehen werden. Und die Börse hat reagiert. Die Bayer-Aktie ist steil nach unten gegangen.


    Hat dieser Absturz aber etwas mit den Kursschwankungen der Vergangenheit zu tun? Nicht die Spur!


    Der Privatanleger tut gut daran, sich von dem Blabla der Finanzbranche nicht blenden zu lassen. Mit Aktien kann jeder reich werden, der Geduld hat, nicht alles auf eine Karte setzt (siehe BAYER!) und sich auf Werte konzentriert, die bereits langjährig steigende Dividenden zahlen und schon viele Wirtschaftskrisen überlebt haben.


    Sie haben oben bereits einige genannt. Nestlé und Unilever finden sich auch in meinem Depot. Beiersdorf hatte ich lange und habe es vor einiger Zeit im Zuge einer Umstruktierung meines Porftolios mit sehr schönem Gewinn verkauft. Von Daimler halte ich mich fern, weil mir Autokonzerne generell zu riskant sind. Aber Johnson & Johnson, McDonalds oder SAP kann man jederzeit kaufen.


    Mit Kursrisiken muss man an der Börse einfach leben. Wer das kapiert hat, investiert ganz entspannt und amüsiert sich über die Wichtigtuer der Banken und Vermögensverwalter.

  • Also ich hebe meine Hand auch klar für langfristiges buy & hold mit gewisser Auswahl an Einzeltiteln und ETFs als Beimischung. Natürlich kein stures hold. Deutsche Bank, EON, GE etc sind gute Beispiele bei denen man halt auch mal raus hätte müssen/können, aber wie schon gesagt da wird man nie den perfekten Zeitpunkt erwischen sondern man wird das akzeptieren müssen und sich lieber freuen, dass das der Rest überkompensiert.


    Der wichtigste Faktor für mich ist da das Entspanntsein und der so selten aufkommende Handlungsbedarf. Mich beeidrucken Forenmitglieder wie @Kater.Ka , die immer analysieren und rebalancen, einfach weil sie das Wissen haben und es können, vermutlich auch weil sie Spaß daran haben.
    Für mich ist das nichts, ich habe die Muße und vor Allem das Wissen nicht. Was ich aber kann ist Wirtschaftsnachrichten lesen und mir meine eigene Meinung dazu bilden. Ich wäre z.b. beim ersten Monsanto Urteil zähneknirschend bei Bayer raus, wenn ich welche hätte. Das ist m.E. ein Fass ohne Boden. Könnte aber auch ne tolle Einstiegsgelegenheit sein. Keine Ahnung, aber wenn es für mich nicht mehr entspannt ist trenne ich mich lieber.


    Das hatte ich bei 16 Titel, die ich im Depot habe aber erst 3 mal. Deutsche Bank, da bin ich Gott sei dank vor 3 Jahren raus. General Mills (wieder erholt) und Swedish Match (teilweise erholt, immer noch im Minus). Die Letztgenannten habe ich noch, weil es da für mich nichts substanzielles gibt, was gegen die Unternehmen und ihre Produkte spricht, ich habe seinerzeit schlicht zu teuer gekauft, aber ich kann halt kein Markttiming :S


    Und die Dividenden haben mich bisher die Rücksetzer ertragen lassen :rolleyes:

  • Bin überrascht über die anspruchsvollen Antworten
    Hallo zusammen,
    ich bin ein seltener Gast hier im Forum.
    Man muss aufpassen dass solche Foren nicht zu einem "Zeitfresser" werden.
    Andererseits ist es hochinteressant die unterschiedlichen persönlichen Ansichten anderer Anleger kennen zu lernen. Mich interessieren Einschätzungen von PRAKTIKERN viel mehr
    als die von Journalisten oder Referenten bei Bankvorträgen die in der Regel gar keine Aktien privat besitzen.
    Eines ist mit beim Lesen aufgefallen:
    Bei fast jedem der Forumsteilnehmer gibt es oder gab es "Leichen" also Verlustbringer im Depot.
    Mancher schreibt er hätte gerade noch rechtzeitig die Notbremse gezogen und verkauft
    und damit weiteren Verlust vermieden, andere wiederum halten an solchen Aktien fest
    und wieder andere steigen bei drohenden Gefahren wie aktuell bei "Bayer" rechtzeitig aus.
    Ich selbst kann altersbedingt aus jahrzehntelanger Erfahrung berichten.
    Obwohl ich nur sogenannte BlueChips kaufe, vorwiegend mit regelmäßiger Dividendenzahlung,
    habe auch ich logischerweise erhebliche Schieflagen im Depot.
    Wohlgemerkt ohne Spekulation, ich rede nur von sogenannten Weltmarktführern.
    Was ist meine Erfahrung in Jahrzehnten und wie gehe ich vor?
    Es gibt keine ideale Empfehlung.
    Fast jedes größere Unternehmen hat im Laufe der Jahrzehnte mal Probleme.
    Aber: Leider weiß von vorher nie ob sich aus einem kleinen Schneeball eine Lawine entwickelt
    oder sich auflöst.
    Das Schlimmste ist die Presse.
    Wenn in den Schlagzeilen steht, dass McDonalds wegen BSE oder Rinderwahn riesige Umsatzrückgänge hat,
    oder die Kunden gesundheitsbewusster werden wollen und McDonalds keine Zukunft hat und vieles mehr,
    dann ist das ja nicht von der Hand zu weisen und wenn da einer verkauft habe ich Verständnis.
    Aber: Leider oder zum Glück ist es so, dass viele solcher Schlagzeilen wie durch ein Wunder
    oft nach ein paar Wochen oder Monaten verschwunden sind und die Läden sind voller als zuvor
    und die Aktie klettert von einem Hoch zum Anderen.
    Ich habe erlebt, dass man erst hinterher weiß ob ein einem Lüftchen ein Sturm wird oder nicht.
    Wer bei negativen Schlagzeilen verkauft liegt oft richtig, aber oft auch falsch.
    Ich habe oft überlegt, ob ich wegen solchen Einschätzungen meiner Bank, von Volkswirte oder Analysten
    über die Zukunft meine McDonalds Aktien oder auch meine NIKE-Sportschuh-Aktien verkaufen soll.
    Zum Glück habe ich es nicht gemacht.
    Ausgerechnet diese beiden Aktien haben sich in meinem Depot seit Anfang 2000 bis heute verzehnfacht.
    McDonalds von damals rund 16 Euro auf heute 160 und Nike von 7 Euro auf 70 Euro.
    Da ich auf Grund von IMMOBILIEN-VERKÄUFEN immer relativ hohe Beträge in die einzelnen Aktien investiere,
    haben sich da erhebliche Vermögenswerte im Laufe der Jahre und Jahrzehnte gebildet.
    Davon konnte ich als langjähriger Immobilienanleger nur träumen.
    Obwohl mein Freundeskreis der wie ich im Schwabenland lebt und traditionell Immobilienlastig ist
    zur Zeit mit seinen Immobilien ebenfalls sehr zufrieden ist,
    stellt die Wertentwicklung meiner Aktien trotz Schieflagen
    die Wertentwicklung von Immobilien bei weitem in den Schatten.
    Das kann ich - außer hier - niemand erzählen, weil Aktien gerade in meinem Umfeld
    immer noch als Teufelszeug Spekulation betrachtet werden und nicht als Unternehmensbeteiligung.
    Aber zurück zum Thema:
    Ich habe aber genauso noch in meinem Depot:
    General Electric bei mir über 50% im Minus, Telefónica 70% im Minus, ING Bank 50% im Minus war schon 80%,.
    Je länger man so ein Depot hat stellt man aber fest,
    dass selbst ein Totalverlust bei einer Aktie am Erfolg nichts mehr ändert.
    Da ich immer mit demselben Grundbetrag in eine Aktie investiere ist es so,
    dass ich bei Aktien die sich irgendwann mal verdoppelt, verfünffacht oder wie McDonalds oder Nike verzehnfacht haben, zahlreiche Totalverluste ausbuchen könnte - ohne einen einzigen Euro Verlust zu machen.
    Bei meinem extremen Beispiel McDonalds:
    Wenn ich bei McDonalds aus 100.000 Euro in 19 Jahren 1 Million Depotwert habe
    dann könnte ich damit 9 Totalverluste zu je 100.000 Anfangsinvestition kompensieren.
    Wenn also alle meine Sorgenkinder Telefónica, ING, Gen. Electric, Gen. Miles, und einige weitere Pleite gingen
    und alle Aktien wertlos würden, dann würde das allein durch diesen einen Gewinn komplett ausgeglichen.
    Achtung: Ich habe bewusst ein drastisches Beispiel genommen um die Kraft der Langzeitanlage zu demonstrieren.
    Logischerweise sind Aktien die sich verzehnfachen nicht alltäglich
    andererseits sind Weltkonzerne nach Krisen auch selten komplett pleite.
    Fazit:
    Was will ich mit meiner endlosen Schreiberei hier sagen?
    Ich habe kein Patentrezept. Viele Krisen lösen sich nach kurzer Zeit auf und man ärgert sich über den Verkauf.
    Andere werden größer und man ärgert sich dass man seinem Bauchgefühl nicht gefolgt ist.
    Letztlich gleicht es sich aus.
    Bei mit ist es so, solange Dividende kommt (siehe Telefónica usw.) lasse ich die Aktie im Depot, oft jahrelang.
    Wenn Sie sehr lange an der Börse sind, glauben sie gar nicht, wie viele Aktien es sind,
    die klammheimlich steigen und steigen und wo sich die Werte tatsächlich verdoppelt oder verfünffachen.
    Oft gibt es nicht nur Dividende sondern Splits, Gratisaktien, Bezugsrechte.
    Ein Außenstehender merkt das gar nicht. Aber der Depotauszug ist der Beweis.
    Selbst meine langweilige NESTE hat sich in den letzten Jahren verdoppelt,
    L'Oreal verdreifacht, Procter und Gamble ist eine mein ältesten Aktien die habe ich schon in den 80Jahren gekauft,
    da haben viele Schreiber hier noch gar nicht gelebt.
    Mein Broker von Merryl Lynch (gibt es nicht mehr) hat mich beim Börsencrash im Oktober 1987 als hoffnungslosen Narren bezeichnet weil ich aufgestockt habe. Der Kurs damals 5 Dollar, heute rund 100 Dollar.
    Vielen Dank an Alle die solange meinen Text gelesen haben.
    Bis bald mal wieder. Eurer McProfit aus dem Schwabenland.

  • Du wolltest uns noch sagen, wie hoch Deine Gesamtrendite ist und diese mit dem MSCI World vergleichen. :rolleyes:

    Ich glaube das ist bei einem Horizont von 10+ Jahren nur möglich, wenn immer dasselbe Depot genutzt wurde und nie irgendwas verkauft wurde. Sonst müsste man anfangen Belege zu wälzen, welche Aktien mit welchem Gewinn/Verlust verkauft worden sind und welche schlicht pleite gegangen sind. Und bei Depotwechsel mit Übertrag wären die Buchgewinne und Buchverluste ebenfalls im Nirvana verschwunden.


    Habe ich das richtig verstanden?

  • Ich mache einen Jahresabschluss und benchmarke mich mit einem Pantoffel mit 70% MSCI-Welt. Muss man mMn tun um sich nicht selbst in Sicherheit zu wiegen bzw. sich selbst zu belügen.

  • Ich mache einen Jahresabschluss und benchmarke mich mit einem Pantoffel mit 70% MSCI-Welt. Muss man mMn tun um sich nicht selbst in Sicherheit zu wiegen bzw. sich selbst zu belügen.

    Ich habe 2014 angefangen mit 50 Euro ETF Sparplan, der ist inzwischen bei 500 Euro im Monat. Nach 4 Jahren ist mein Depot aktuell 14% im Plus (seit Ende 2014). Das klingt erstmal sehr wenig finde ich, wenn man bedenkt, dass der MSCI World 37% gestiegen ist in 3 Jahren. Aber ich war eben im ersten Monat mit 50 Euro drin und erst nach einer Weile war das Depot fünfstellig, die großen Zuwächse habe ich kaum gespürt, da war das Depot noch klein, auch ein paar Einmalanlagen sind erst spät reingegangen.


    Da spielt aber zB auch rein, dass ich aus einer Laune heraus bei 12 Euro mit 1000 Euro in Deutsche Bank eingestiegen bin. Oder meinen Riester gekündigt habe, weil er ne Leiche war, und das Geld in Aktien meines Arbeitgebers gesteckt habe, die nach einem Jahr mit 10% im Plus sind. Am Anfang habe noch gespielt, jetzt verkaufe ich schon seit Jahren nichts mehr.


    Würdest du mir empfehlen, immer am 01. Januar eine Zwischensumme und den Zwischengewinn/-verlust zu notieren, um den Überblick zu behalten? Bei einem Depot ohne Auszahlungen und Einzahlungen ist die Sache ja übersichtlich, aber mit diversen Bewegungen kann ein Vergleich mit dem MSCI World auch einfach hinken, bzw, man muss Sondereffekte berücksichtigen.


    Wie siehst du das?

  • Ich habe 2014 angefangen mit 50 Euro ETF Sparplan, der ist inzwischen bei 500 Euro im Monat. Nach 4 Jahren ist mein Depot aktuell 14% im Plus (seit Ende 2014). Das klingt erstmal sehr wenig finde ich, wenn man bedenkt, dass der MSCI World 37% gestiegen ist in 3 Jahren. Aber ich war eben im ersten Monat mit 50 Euro drin und erst nach einer Weile war das Depot fünfstellig, die großen Zuwächse habe ich kaum gespürt, da war das Depot noch klein, auch ein paar Einmalanlagen sind erst spät reingegangen....

    Natürlich spielt der Zeitpunkt von Einlagen bzw. Entnahmen und deren Höhe eine Rolle. Das kann man alles per internen Zinsfuß berechnen. Wenn man das nicht gemacht hat, muss man wohl Belege wälzen.
    Einfach immer dann, wenn man eine reale Investition tätigt, zeitgleich auch eine virtuelle Investition in die Benchmark (z.B. MSCI World) tätigen.
    Dann hat man auch einen Vergleich. Ansonsten kann ein Stockpicker die Sinnhaftigkeit seines Handels nicht beurteilen und erzählt ellenlang tolle Geschichten ohne Substanz. Man weiß dann noch immer nicht: Hat sich das alles jetzt gelohnt oder wäre er mit einem einfachen MSCI World besser gefahren.

  • @Schwachzocker


    Ich vermute zu 99%, dass sich mein Stock Picking nicht auszahlt. Aber ein paar Aktien meines Arbeitgebers zu besitzen hat für mich einen emotionalen Wert, fast so als würde ich ein Gemälde meiner Kinder in Aquarell malen lassen. Das hat dann materiell keinen Wert und ist unverkäuflich, trotzdem möchte ich es vielleicht besitzen und freue mich daran. Und die Deutsche Bank, da hätt ich auch nen Lottoschein kaufen können. Solange ich nicht zum Spieler werde und meine Familie ins Unglück stürze, finde ich das harmlos, vielleicht auch sinnlos, aber definitiv harmlos.

  • Würdest du mir empfehlen, immer am 01. Januar eine Zwischensumme und den Zwischengewinn/-verlust zu notieren, um den Überblick zu behalten?

    Ich tue mich schwer mit dem Wort "Empfehlung", da ich hier im Forum die Ansicht vertrete, dass man sich primär mit seiner Geldanlage wohlfühlen soll. Ich war zu lange Planer und Projekt-/Programmleiter als dass ich mich ohne Monitoring wohl fühlen würde. Ein wohlmeinender Kollege gab mir aber die Weisheit mit "Das Säule (= kleines Schwein) wird nicht dadurch fetter dass man es täglich wiegt".


    Als minimal würde ich in dem von Dir geschilderten Kontext (vorhandener Bestand wird über Sparplan weiter aufgestockt) einen Vergleich Jahr über Jahr der Depotpositionen machen, d.h. die unveränderte Stücke zum 01.01. und 31.12. bewerten und daraus eine ungefähre Rendite berechnen, Die Sparplan-Einzahlungen würde ich dann erst im Folgejahr berücksichtigen,

  • Einfach immer dann, wenn man eine reale Investition tätigt, zeitgleich auch eine virtuelle Investition in die Benchmark (z.B. MSCI World) tätigen.
    Dann hat man auch einen Vergleich. Ansonsten kann ein Stockpicker die Sinnhaftigkeit seines Handels nicht beurteilen und erzählt ellenlang tolle Geschichten ohne Substanz. Man weiß dann noch immer nicht: Hat sich das alles jetzt gelohnt oder wäre er mit einem einfachen MSCI World besser gefahren.

    Sehr gute Idee! Dank Musterdepots wäre das ja auch recht einfach zu bewerkstelligen.
    "Problematisch" ist nur, dass man Musterdepots ja in der Regel keine Aktienbruchstücke kaufen kann (was man ja in der Regel müsste, wenn man exakt den gleichen Betrag zum Vergleich in MSCI World virtuell investiert [es sei denn, die Rundungstendenzen wären minimal]).
    Aber gut, in diesem Fall muss man dann etwas mehr Arbeit in die Pflege einer Excel-Tabelle investieren.

  • Antwort von McProfit an CHRIS-2702 und Alle die es interessiert.
    Wie hoch ist die Rendite im Depot vom McProfit im Vergleich zum MSCI?
    Das ist eine Superfrage.
    Schließlich entscheidet das Ergebnis, ob es sich überhaupt lohnt in einzelne Aktien zu investieren,
    wenn man letztlich nicht besser ist als der MSCI Index. Dann kann man gleich einen Indexfond kaufen.
    Einer der Freunde hier hat aber richtigerweise festgestellt, dass man die Rendite NUR dann errechnen kann,
    wenn man parallel auch den Kontostand vom Girokonto mit einbezieht.
    Der Depotwert ändert sich viel zu oft durch Käufe, Verkäufe, Dividenden, Splits, frischem Geld, Entnahmen usw. usw.
    Ich habe daher für mein Aktiendepot eine EXTRA Verrechnungskonto
    Auf dieses Konto werden NUR Käufe und Verkäufe sowie Dividenden gebucht,
    Daher brauche ich NUR den Depotwert mit dem aktuellen Kontostand zusammenzählen
    und diese Wertentwicklung vergleiche ich mit dem INDEX.
    Leider mache ich das auch erst seit ungefähr 10 Jahren,
    daher kann ich den Vergleich nicht über 20 oder 30 Jahre machen. So lange bin ich schon and der Börse.
    Mein Depotwert PLUS Kontostand hat sich in den 10 Jahren um 158 % erhöht, umgerechnet heißt das
    aus 100.000 Euro sind 258.000 Euro geworden. Das entspricht knapp10% pro Jahr.
    Es war aber auch eine Superbörsenphase in den letzten 10 Jahren!! Das ist nicht immer so.l
    Der MSCI hat sich in der gleichen Zeit um 118% entwickelt, aus 100.000 sind dort 218.000 Euro geworden.
    Aber Achtung: Ich bin nur deshalb besser weil ich viel Technologie drin habe, Apple, Microsoft, Amazon.
    Damit war mein privates Depot aber auch RISKANTER.
    Daher hinkt der direkte Vergleich leider trotzdem!! Meine bessere Rendite hat viel mit GLÜCK zu tun!!
    Gruss McProfit aus Stuttgart

  • @McProfit


    Glückwunsch, dass es bei dir so gut gelaufen ist. Ich sage bewusst, "mir und vielen anderen" wird das nicht gelingen. "Dass" es möglich ist, zeigen du und der Rest der Bevölkerung.


    Zur Gesamtperformance: Ich bin bei der Comdirect. Hat ne schöne Anzeige der Gesamtperformance. Aber was passiert mit der Performance von Pleitefirmen, deren Aktien wertlos ausgebucht werden? Was passiert wenn ich zwischendurch verkaufe, sei es mit Gewinn, sei es mit Verlust? Und dann wieder kaufe? Diese Bewegungen hält Comdirect nicht nach. Das kann man nur offline machen. Und das machen die wenigsten.


    Soll heißen, wenn mir ne Aktie vor 10 Jahren pleite gegangen ist, dann "merkt" sich das Comdirect nicht. Das ist neutral denn die Aktien sind weg und vergessen. Genauso wenn ich meinen Bestperformer verkaufe. Die Gewinnmitnahme merkt sich Comdirect nicht.


    Somit sieht man die Performance seines Depots, aber sämtliche Pleiten und Verkäufe müsste man hinzurechnen. Wer macht das schon?

  • Mein Depot bei ebase zeigt mir derzeit eine Rendite von 8,5% an. Das ist bei mir allerdings nur der risikobehaftete Teil. Ich habe ETFs und gute aktive Fonds.
    Der risikoarme Teil bei Festgeld rentiert mit 4,5%.
    Die Gesamtrendite liegt dann irgendwo dazwischen.
    Gruß


    Altsachse

  • Der Depotauszug der Bank hat keine Aussagekraft
    Hallo CHRIS 2702
    Im Depotauszug der Bank stehen immer nur die aktuell gehalten Aktien und die Wertentwicklung seit Kauf.
    Diese Zahl hat für das Gesamtdepot keinerlei Aussagekraft.
    Alle Käufe und Verkäufe also alle realisierten Gewinn und Verluste sind dort nicht enthalten.
    Wenn Du immer alle Aktien die gerade im MINUS liegen verkaufst, dann hast du ein Depot NUR MIT GEWINNERN.
    Das ist natürlich Blödsinn, damit wird Dein Ergebnis nicht besser.
    Eine echte RENDITE p.a. als Vergleichszahl bekommst Du nur dann, wenn Du parallel zu Deinem Aktiendepot
    ein EXTRA Girokonto hast auf das alle Verkäufe und Käufe gebucht werden und auch die Dividenden bezahlt werden
    Und selbst dann musst Du aufpassen. Alle neuen Einzahlungen auf dieses Konto weil Du neues Geld hast
    oder alle Entnahmen weil Du z.B. gerade ein neues Auto gekauft hast oder geheiratet hast, musst Du saldieren.
    Wenn Du mit diesem separaten Konto arbeitetest, dann ist die Wertentwicklung leicht festzustellen.
    ABER ACHTUNG: Mit was willst Du DEINE Wertentwicklung vergleichen? Mit dem DAX, dem MSCI oder was?
    Wenn Du BESSER sein solltest (so wie zufälligerweise ich) dann oft NUR deshalb weil Du privat mehr Risiken
    eingegangen bist und dann GLÜCK hattest. So wie ich mit dem hohen Anteil an Technologie-Aktien.
    Lieber CHRIS2702, das ist eine endlose Geschichte, ich bin seit über 30 Jahren an der Börse und ein Spruch
    vom Altmeister KOSTLONY trifft auf mich voll zu: "Ich habe in dieser Zeit KEINEN Fehler ausgelassen..."
    Es dauert leider viel zu lange bis man das erkennt und dann seine Strategie umstellt.
    Schönen Sonntag wünscht Dir (und Allen die das gelesen haben) McProfit aus dem Schwabenland.

  • Ich behaupte, 99,9% der an der Börse Aktiven können nach 10 Jahren ihre Performance nicht mehr nachvollziehen.