Bewertung Riestervertrag

  • Hallo zusammen,
    jedes Jahr kommt der Auszug zum Riestervertrag und ist dermaßen unverständlich, so dass ich jetzt hier Hilfe im Forum suche. Ich möchte verstehen, ob es aus finanzieller Sicht Sinn macht, diesen Vertrag weiter zu besparen oder ruhen zu lassen. Ich bedanke mich schon jetzt für Eure Hilfe!
    Hier die Eckdaten:
    Asstell, jetzt Gothaer
    Abschluß: 2002


    Eigene Beiträge Stand 1.2018: 10304 € Zulagen 4787 €
    Im Jahr 2017 eingezahlt: 1576 €, gesetzliche Zulagen 524
    Davon wurden 239,54 € in 3 Fonds eingezahlt.
    Und jetzt kommen die Kosten:
    31 € Abschluß und Vertrieb
    90 € Verwaltung
    17 € Zuführung zur Verwaltungskostenrückstellung
    21 € Verwaltungskostenrückstellung
    91 € Fondskosten (ein Wahnsinn, bei 239 € Einzahlung) 30% werden in Fonds eingezahlt.
    Total: 250 € Kosten pro Jahr


    Projizierte Montasrente ab 2028: 225 € (wird aber nicht eintreffen, da mit zu hohen Zinsen kalkuliert wurde).


    Könnt ihr Anhand dieser Daten eine Empfehlung aussprechen? Mir scheinen diese Kosten extrem hoch zu sein.


    Vielen Dank


    Marcus

  • Hallo Marcus und willkommen im Forum. Ich kann deine Fragen sehr gut verstehen. Hauptempfehlung von mir ist, dich an eine Verbraucherzentrale in deiner Nähe mit der Bitte um einen persönlichen Termin zu wenden. Viele Verbraucherzentralen bieten diesen Service für 100 Euro pro Stunde mit Abrechnung im 15 Minuten Takt - sehr fair.


    Ansonsten fällt mir ein:


    1) Ein 2002 abgeschlossener Vertrag sollte einen extrem hohen Garantiezins haben. Das macht den Vertrag prinzipiell attraktiv.
    2) 250 Euro Kosten bei ca. 10.000 Euro Volumen sind eine Menge.
    3) Die 91 Euro Fondskosten müssten sich auf dein Vermögen und nicht auf deine Einzahlung beziehen. Ob es das besser macht, kann ich nicht beurteilen.


    Gruß chris

  • Hallo.


    Wenn 10.000 Euro selbst eingezahlt wurden und bis 2028 noch knapp 16.000 Euro dazukommen (ggf. fallen bis dahin Kinderzulagen weg), dann ergeben sich 26.000 Euro an eigenen Beiträgen. Selbst wenn wir jetzt 30.000 Euro an eigenen Beiträgen und dies einer Rente von 200 Euro gegenüberstellen (man müsste schauen auf welcher Basis die 225 Euro ermittelt wurden), dann erscheint mir das Ergebnis ganz annehmbar. Kommt natürlich auch auf den Steuersatz im Ruhestand an.


    Ansonsten wäre der Gang zur Verbraucherzentrale (wie ihn @chris2702 anregt) vielleicht nicht kostenlos, aber sicher nicht umsonst.

  • Vorsicht mit den Hochrechnungen durch DWS!


    Meine Einzahlungen in die DWS TopRente Balance ab 2005 betragen 23.017 EUR zzgl. 2.382 EUR Zulagen.


    Mit staatl. Förderung würde ich ab Juli 2019 lt. Auszahlplan von Ende Januar eine Monatsrente in Höhe von 77,78 EUR erhalten. 20 Jahre lang bis zum 85. Geburtstag. Dann würde eine Leibrente gezahlt, für die mit Beginn der Auszahlphase 7.777 EUR entnommen wird.


    Unter der Voraussetzung, ich würde das alles erleben, müsste ich mindestens 93 Jahre und vier Monate alt werden, um keine Verluste zu haben. Wenn ich vor dem 85. Geburtstag sterben würde, bekommen meine Erben 7.777 EUR weniger ausgezahlt. Und Zulagen müssten auch noch zurückgezahlt werden.


    Und jetzt kommt's: Die Prognose in 2005 bei Abschluss des Vertrags sah eine monatliche Rente bis 85 Jahren in Höhe von 220 EUR vor. Das sind 142 EUR Differenz (in Prozent: 35 %). Ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Prognose von 26.510 EUR Einzahlungen und 2.890 EUR Zulagen ausging. Aber selbst unter dieser Vorausstzung und dass die Aktenmärkte schwächelten, halte ich die jetzigen Werte für erklärungsbedürftig.


    Dass ich nach Auszahlung meiner eigenen Einzahlungen über 20 Jahre monatlich 95,90 EUR zur Verfügung hätte, lässt mich mit dem Gedanken einer schädlichen Kündigung spielen. Selbst unter steuerlichen Gesichtspunkten.


    Die Meinung der Diskussionsteilnehmer würde mich interessieren.

  • Hallo @Hartmut54,
    erst einmal herzlich willkommen.
    Meine Meinung bei der Altersvorsorge ist die, mit etwas angelesenen Wissen bekommt man das auch selbst hin. Da braucht man keine Bank oder Versicherung, die sich davon auch noch eine Scheibe abschneidet. Ach wenn man keine staatlichen Zulagen bekommt.
    Ich investiere überwiegend in Aktienfonds. Dabei kann keiner die Rendite in der Zukunft vorhersagen, was ein gewisses Risiko darstellt.
    Ich vergleiche meine Fonds gern mit der Entwicklung des MSCI-World. Das ist natürlich nur für die Vergangenheit möglich. Wenn meine Fonds in etwa der Entwicklung des MSCI-World entsprechen ist alles ok.
    Gruß


    Altsachse

  • Hallo Harmut54,



    ja, das ist alles recht bitter – tut mir leid für Sie. Wenn Sie noch die Inflationseffekte (Geldentwertung) berücksichtigen würden, wird diese Anlageform spätestens dann eine Negativrendite aufweisen. Zu den Negativrenditen bei Riester-Renten habe ich hier



    https://www.finanztip.de/commu…ten-und-hintergrundwissen


    und hier



    https://www.finanztip.de/commu…f-drv-gar-nichts?pageNo=2 (Beitrag Nummer 46).



    schon etwas geschrieben.



    Bei mir lag auch noch nie ein Riester-Renten-Vertrag auf dem Tisch, wo die prognostizierte Rente erreicht worden wäre.



    Zu den möglichen Gründen möchte ich ausführen:


    1.) In 2005 wurde die Sterbetafeln geändert. Demnach ist die Lebenserwartung der Riester-Kunden gestiegen. Hatte ein 35jähriger Mann im Jahr 2005 nach alter Sterbetafel durchschnittlich noch bis zu einem Alter von 86,1 Jahren zu leben, so stieg der Wert nach neuer Tafel um sechs Jahre auf 92,2 Jahre. Eine längere Lebenserwartung verteuert die Rente, denn das angesparte Kapital muss dann für eine längere Auszahlungsphase reichen. Die Folge: Die Riester-Rente sinkt.


    2.) Kostenbelastung: Hohe interne Kosten wie Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen mit unterschiedlichen und zuweilen missverständlichen Berechnungsgrundlagen sowie externe Kosten, falls Teile in Investmentfonds angelegt werden. Studien zeigen, dass von durchschnittlichen Gesamtkosten von schätzungsweise 10 % bis 12 % der jährlichen Sparprämie ausgegangen werden kann. Dabei ist jedoch eine enorme Kostenspanne zu beobachten, die für Versicherungsverträge von 2,5 % bis 20 % reicht (Quelle: Gasche, Bucher-Koenen, Haupt, Angstmann; 2013)



    Meine Empfehlung: Bewerten Sie die vorliegenden Optionen (z.B. Übertragung auf anderen Anbieter, Umwandlung in prämienfrei Versicherung, Rückkauf, Umwandlung zu Wohn-Riester, Fortführung zu geänderten Bedingungen usw.) und entscheiden Sie sich für die beste aller Optionen.



    HAFTUNGSAUSSCHLUSS
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    Diese Veröffentlichung ersetzt insbesondere nicht die individuelle Beratung.
  • Erst einmal vielen Dank allen, die mir geantwortet haben.


    @Saidi, aus den Standmitteilungen konnte man nicht entnehmen, wie hoch der Betrag in der Auszahlphase sein wird. Meine vor einigen Jahren an DWS gerichtete Anfrage, wie hoch denn die Garantieleistung sein würde, konnte nicht beantwortet werden. Ich war eigentlich immer davon ausgegangen, dass es eine Garantierente geben müsste. Habe ich wohl die AGBs nicht richtig gelesen...


    Heißt das im Klartext, dass eine Fonds-basierte Riesterrente im Extremfall auch gar nichts zahlt?


    @Vers.BeraterGamper, Umschichtung, Wohnriester etc. kommt nicht infrage. Habe gerade Anfang d. J. unseren Kredit getilgt, die selbstgenutzte Eigentumswohnung ist die besteAlterssicherung. Gerade in Berlin, wie sich aktuell zeigt...
    Ich habe noch keine Antwort von DWS auf meine Bitte um Erklärung der Widersprüche erhalten. Habe auch keine große Hoffnung, da Anderes zu erfahren. Ebenso hat sich der Versicherungsmakler, der den Vertrag begleitet hat, gemeldet...
    Den Vertrag werde ich also vor der Auszahlungsphase kündigen, um die eingezahlten Beträge wenigstens zu retten.

  • @Saididi


    Zum Rentenbeginn werden die in meinem Beitrag oben (Nr. 5) genannten Werte garantiert:


    20 Jahre lang 77,78 EUR.


    Was dann folgt, ist Glückssache (Gesundheit).


    7.777 EUR vom eingezahlten Kapital (23.017 EUR zzgl. 2.382 EUR Zulagen) werden für die ab 85. Lebensjahr (sofern erreicht!) zu zahlende Leibrente "abgezweigt".


    Deshalb auch meine Tendenz, den Vertrag vor Beginn der im Juli beginnenden Auszahlphase zu kündigen. Denn mein Gesundheitszustand lässt 93+ nicht realistisch erscheinen.


    Also eigene Einzahlungen zuückzahlen lassen, bringt eine monatliche Rate von rund 83 EUR bei 240 Monaten. Zzgl. Fondsgewinne noch etwas mehr .


    Selbst unter steuerlichen Gesichtspunkten kann ich mir kaum vorstellen, dass ich jetzt über 7.000 EUR Verlust mache...

  • Nachtrag zum Thema:


    DWS hat bisher nicht auf meine vor einem Monat gestellten Fragen geantwortet...


    Da ich mit meinem Steuerprogramm eine Simulation vornehmen will, würde mich interessieren, unter welcher lfd. Nr. in welchem Formular die Einnahmen aus einer gekündigten Riesterrente einzutragen sind. Das wissen die Profis hier bestimmt.


    Und da ich über 62 bin, ist wohl auch nur die Hälfte steuerpflichtig, oder?


    Schlussendlich: Kann man eigentlich auf die Leibrente verzichten, die nach dem 85. Geburtstag gezahlt wird? Um die in meinem Fall 7.777 EUR zu retten, denn (wie oben gesagt) ich halte das Erreichen für nicht sehr realistisch...

  • Hallo @Hartmut54,
    dass da nur die Hälfte steuerpflichig sein soll, halte ich für nicht richtig. Wenn ich mich recht entsinne, trifft das nur für dijenigen zu, die vor 1940 gebohren sind. Und auch nur der Teil der Rente die bis 2004 gezahlt wurde. Alle Rentenerhöhungen nach 2004 sind voll steuerpflichtig. Einkünfte aus Kapitalvermögen sowiso.
    Später Geborene wird der steuerfreie Teil immer geringer.
    Gruß


    Altsachse

  • Hallo @Rapolo,
    ich lese die Zeitschrift Finanztest, dort stand ein guter Artikel in der Ausgabe 7/2018. Dort lese ich, dass ein Neurentner, der 2019 in Rente geht, für 78% seiner Rente steuerpflichtig ist. Also nix mehr mit 50%.
    Und zum Trost, ein Neurentner ist 2040 100% steuerpflichtig.
    Man kann sich auch seine Nettorente selbst ausrechnen -> test.de/rentenbesteuerung.
    Gruß


    Altsachse