ETF- und Indexfonds: Risikoperspektive des Privatanlegers

  • Hallo zusammen,



    gerne lesen Anleger (ob Anfänger oder semiprofessionelle Anleger) die guten Nachrichten zu Exchanged Traded Funds („ETFs“) und Indexfonds.



    Hierzu einige ausgewählte Zitate:


    „Wir sehen ETFs als eine große Bereicherung dank niedriger Kosten, breiter Diversifizierung, Transparenz und Liquidität (Sebastian Külps, Head of Business Development Deutschland bei Vanguard).



    oder


    „ETFs demokratisieren den Investmentmarkt für Anleger (Vanguard).“



    oder


    „ETF-Sparplan: Kostenvorteile erhöhen die Rendite (Biallo).“



    oder


    „Zweistellige Rendite : Das Wunder-Portfolio (FAZ).“



    oder


    „Der simple Grund, warum ETF-Anleger 7 % Rendite nicht nur erwarten, sondern in der Regel auch bekommen (Focus Money).“



    In manchen Publikationen finden sich dann am Ende einen Risikohinweis, der beispielsweise wie folgt lauten kann, jedoch häufig überlesen wird:



    „Risikohinweis: Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Der Wert der vermittelten ETF und Indexfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen und folgenden Risiken: 1. Allgemeine Risiken von Kapitalanlagen (wie Konjunkturrisiko, Zinsänderungsrisiko), 2. Wertpapierspezifische Risiken (wie Aktienkursrisiko, Bonitätsrisiko), 3. Spezielle Risiken von Anlagen in Investmentfondsanteile, 4. Spezielle Risiken von Anlagen in ETFs und Indexfonds, 5. Spezielle Risiken bei der Abwicklung von Wertpapieraufträgen. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Risiken finden Sie hier.“



    Klar, jeder weiß und versteht (hoffentlich), dass mit der Anlage in ETFs und Indexfonds Risiken einhergehen.



    Wie aber kann ein Privatanleger, egal ob Anfänger oder semiprofessionell, es schaffen - vernünftig und ausgewogen finanzielle Risiken einzugehen und/oder angemessene Risikostrategien einzusetzen? Dabei darf nicht die Perspektive der Vermittler und Berater von Interesse sein, sondern ausschließlich die eigene Risikoperspektive des Anlegers.



    HAFTUNGSAUSSCHLUSS
    Diese Veröffentlichung wurde von der Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR erstellt. Die darin enthaltenen Ansichten entsprechen denen der Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR zum Zeitpunkt der Erstellung und können sich ohne Vorankündigung ändern. Diese Veröffentlichung wurde ausschließlich zu Informationszwecken erstellt. Sämtliche darin enthaltenen Informationen stammen aus Quellen, die als verlässlich und glaubwürdig erachtet wurden. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR gibt weder eine ausdrückliche noch stillschweigende Zusicherung oder Garantien in Bezug auf die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen.
    Die vorliegende Veröffentlichung ist nicht als rechtlicher, versicherungstechnischer, rententechnischer, finanzieller, anlagetechnischer oder sonstiger professioneller Ratschlag auszulegen. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR lehnt jede Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung oder dem Verlass auf diese Veröffentlichung ab.




    Da diese Aussagen von Natur aus bekannten und unbekannten Risiken und Unwägbarkeiten unterliegen und durch zahlreiche unvorhersehbare Faktoren beeinträchtigt werden können, sollten sie nicht als absolut verlässlich angesehen werden.




    Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR haftet nicht für etwaige Verluste, die sich aus der Nutzung oder der Verteilung der vorliegenden Veröffentlichung ergeben.




    Diese Veröffentlichung ersetzt insbesondere nicht die individuelle Beratung.
  • Da ist es gut, wenn man sich etwas mit der Materie beschäftigt. Finanztest nutzt 12 Risikoklassen. Meine ETFs haben die Risikoklasse 7.
    Risikoklasse 1 entspricht Tagesgeld.
    Die meisten Fonds der Emerging Markets liegen in Risikoklasse 10.
    Fonds in Risikoklasse 12 sind mehr als doppelt so riskant wie der MSCI-World.


    Man sollte sich schon im klaren sein, welches Risiko man bereit ist, einzugehen.
    Gruß


    Altsachse

  • ...Wie aber kann ein Privatanleger, egal ob Anfänger oder semiprofessionell, es schaffen - vernünftig und ausgewogen finanzielle Risiken einzugehen und/oder angemessene Risikostrategien einzusetzen?

    So, wie sie es bisher auch machen: Durch Einholen von Informationen, eigene Bewertung der Information und Eigenverantwortung.

  • Hallo Altsachse,



    danke für das Feedback. Ja, Finanztest veröffentlicht sogenannte Musterportfolien. Ich habe das schon einige Mal gesehen. Aber wie bringt man die Musterportfolien in Einklang zur persönlichen Risikobereitschaft, dem erforderlichen Risiko, dem wahrgenommenen Risiko und der Risikokapazität (ich erkläre gerne die Begriffe)? Selbst wenn Sie raten und Glück haben und das für Sie geeignete Portfolio (richtige Vermögensaufteilung, d.h. Asset Allokation) richtig ausgewählt hätten, bleibt ein Problem: Einer der Eheleute / Partner legt das gemeinsame Vermögen der Ehepartner / Partner an. Nur wenige Ehepartner habe die gleiche Risikobereitschaft. Daher funktioniert eine Asset Allokation auf Basis der eigenen Risikobereitschaft regelmäßig nicht für den Ehepartner / Partner. Wie lösen Sie das? Investieren Sie in mehrere Portfolien?



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  • Hallo Schwachzocker,



    was Sie da sagen ist vernünftig und plausibel ("Anleger sollen informierte und eigenverantwortliche Entscheidungen treffen"). Da bin ich – ohne Abstriche – bei Ihnen.




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  • Hallo zusammen,



    welche Instrumente und Strategien setzen eigentlich semiprofessionelle und professionelle Anleger ein, um ihre Portfolios zu schützen bzw. defensiv auszurichten? Ich spreche hier vor allem von Stiftungen und institutionellen Anlegern wie Pensionskassen u.a.



    Grundsätzlich lassen sich drei Ansätze unterscheiden:


    1.) Diversifikation (diese Effekte haben die meisten Anlegern über die Vermögensklassenallokation im Fokus)


    2.) Asset-Allokation-Strategien


    3.) Einsatz von Derivativen



    Schauen wir uns konkrete Konzepte an:



    Risk Parity-Ansatz


    In der Finanzmarktkrise 2007/2008 konnten auch bei gut diversifizierten Portfolios zum Teil hohe Verluste und Wertschwankungen beobachtet und verzeichnet werden. Dieses Risiko, das unvorhersehbare Ereignisse mit sich bringt, nennt man Tail Risk. Infolgedessen wurden und werden Diversifikationseffekte in Fachkreisen zumindest in Krisenzeiten hinterfragt und diskutiert, da in Krisenzeiten die Korrelation zwischen den Vermögensklassen grundsätzlich (zum Teil stark) zunimmt. Ferner erscheint der Diversifikationseffekt bei zunehmenden Anzahl an Vermögensklassen in den Portfolien begrenzt, sofern diese zusätzlichen Vermögensklassen eine geringe Liquidität und Transparenz aufweisen. Hierdurch können zusätzliche, im Grunde unerwünschte Risiken in einem Portfolio entstehen. Vor diesem Hintergrund und aufgrund der zudem zu beobachtenden unzureichenden „Genauigkeit“ langfristiger Renditeprogosen wurden Risikokonzepte entwickelt, die nicht auf die Prognosen von Renditen, sondern nur auf Volatilitäts- und Korrelationsannahmen basieren. Die sogenannte Asset Allokation orientiert sich bei diesen Risikokonzepten daher grundsätzlich am Risiko. So kann beispielsweise eine Reduzierung des Gewichts einer Vermögensklasse in den Fällen vorgenommen werden, in denen ihre Volatilität bzw. ihre Korrelation zu einer anderen Vermögensklasse steigt.



    Es gibt einige Ansätze, die Anleger verwenden können, um ihr Vermögen gegen solche Tail-Risk-Ereignisse abzusichern. Bei vielen Strategien müssen Anleger jedoch im Vorfeld festlegen, wie viel Geld sie über einen bestimmten Zeitraum bereit sind zu verlieren. Außerdem sind einige dieser Ansätze mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden.



    Also es geht im Kern um die Frage, ob eine Diversifikation über das Risiko eher angebracht ist als über die Vermögensklassen.



    Zu den Stärken des Ansatzes:


    „Dieser sogenannte Risk-Parity-Ansatz zeigt seine Stärken insbesondere über mehrere Marktzyklen. Investoren sollten die Strategie jedoch genau verstehen, bevor sie implementiert wird. Die Outperformance von Risk-Parity-Strategien werden nicht durch Magie erzielt, vielmehr werden die Abwärtsbewegungen in Bärenmärkten nicht so stark mitgenommen, da die Aktienquote meist niedriger ist als bei einem 60/40 Portfolio.Dies hat aber zur Folge, dass die Strategie bei starken Aufwärtsbewegungen dem Markt hinterher hinkt. Im Endeffekt handelt es sich bei unserem Risk-Parity-Ansatz um eine Low-Beta-Strategie – bezogen auf ein 60/40 Portfolio – und ist daher als langfristige Investmentstrategie über mehrere Marktzyklen am besten geeignet (Morningstar, G. Rose, Risk-Parity: Was ist dran an der Risikokontrolle?).“



    Zu den Schwächen:


    # Strategie hinkt dem Markt bei starken Aufwärtsbewegungen hinterher


    # Hoher Verwaltungsaufwand = hohe Kosten


    # Relativ komplex, zumindest dann wenn man sich eingehend mit den Volatilitäts- und Korrelationsannahmen auseinandersetzt



    Übrigens gibt es seit einigen Jahren ETFs und Indexfonds, die Risik-Parity Ansätze „investierbar“ machen.



    Dazu ein Beispiel (entnommen aus: Dynamische Risk Parity – Risiken Clever Managen – Allianz Global Investors):


    „Zur Veranschaulichung ein vereinfachtes, aber durchaus realitätsnahes Beispiel mit Volatilität als Risikomaß. In einem von uns unterstellten moderaten Umfeld weisen Aktien hierbei eine Volatilität von 16 % und Anleihen eine von 4 % auf. Der Einfachheit halber sei eine Korrelation der Anlageklassen von Null angenommen. In diesem Fall ist die Volatilität des 50 / 50 Balanced Portfolios 8,25 %, wobei Aktien mehr als 94 % des Gesamtrisikos beitragen.


    Das gemischte Portfolio ist somit in Wirklichkeit hoch konzentriert und hängt hauptsächlich von der Entwicklung der Aktienmärkte ab. Das Risk Parity Portfolio ist dagegen zu 20 % in Aktien und 80 % in Anleihen investiert. Die Volatilität ist mit ca. 4,5 % deutlich geringer und die Risiken sind diversifiziert. Um die Ertragsseite fair bzw. vergleichbar analysieren zu können, werden die verschiedenen Portfolien auf das gleiche Risikoniveau gebracht. Betrachtet man einen Anleiheninvestor, der eine feste Volatilität (in unserem Beispiel 4 %) eingehen möchte, dann bieten sich ihm mehrere Alternativen: Anstatt 100 % Anleihen zu halten, kann er auch 48,5 % in das gemischte 50 / 50 Balanced Portfolio, 88,4 % in das Risk Parity Portfolio oder 25 % in Aktien investieren. Die übrigen Gelder werden dabei jeweils risikolos, also beispielsweise am Geldmarkt angelegt. Um einen Ausgangspunkt für die Ertragsseite zu bestimmen, wird die langfristig erwartete Rendite für Anleihen bei 1,5 % p. a. und für den Geldmarkt bei 0,1 % p. a. fixiert. Dies ist sowohl aufgrund der aktuellen Zinsstrukturkurve als auch aufgrund der historischen Überrenditen typischer Anleiheportfolios zum Geldmarkt ein eher konservativer Wert. Unter dieser Annahme weist das gemischte 50 / 50 Balanced Portfolio nur dann eine höhere erwartete Rendite als das Risk Parity-Portfolio auf, wenn die erwartete Rendite von Aktien mehr als 10 % beträgt. Dies bedeutet, dass die Risikoprämie für Aktien mindestens 8,5 % betragen muss, was im historischen Vergleich recht hoch ist. Für den Fall, dass Aktien eine erwartete Rendite von genau 10 % aufweisen, kann man für das 25%ige Aktieninvestment(und die übrigen 75 % im Geldmarkt) lediglich eine Rendite von 2,58 % p. a. erwarten. Trotz der extrem hohen Risikoprämie für Aktien ist die erwartete Rendite des diversifizierten Risk Parity Portfolios mit 2,84 % p. a. höher. Investoren sollten somit auch bei einem extrem positiven Ausblick für Aktien das diversifizierte Investment in Betracht ziehen. Denn falls sich die guten Aussichten für Aktien nicht realisieren, sollte ein diversifiziertes Investment klare Vorteile bieten. Für einige Investoren ist die 30-jährige Bondrally der einzige Grund für den Erfolg der


    Risk Parity-Strategie. Im obigen Beispiel sind die Ertragserwartungen für Aktien jedoch deutlich höher als für Renten. Trotzdem lässt die diversifizierte Risk Parity-Allokation eine höhere risikoadjustierte Rendite als die beste Anlageklasse (Aktien) erwarten. Nicht der Renditebeitrag, sondern der Diversifikationseffekt der Anleihen ist somit der wahre Grund für den Erfolg der Strategie. Das Potenzial dieses Diversifikationseffekts wird oftmals unterschätzt. Dies impliziert: Je mehr (unabhängige) Anlageklassen aufgenommen werden, desto größer ist das Potenzial des Ansatzes.“



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  • Hallo Herr Gamper,
    Ich schätze Ihren wohldurchdachten quasi-wissenschaftlichen Ansatz. Ich möchte meinen "naiven" Ansatz dagegen stellen.


    Ich sehe für mich nur 2 Anlageformen. Tagesgeld und marktbreite ETF. Das Tagesgeld reicht um ein (gebrauchtes) Familienauto zu kaufen, es ist gleichzeitig unser Puffer für die Monate, in denen Ausgaben>Einnahmen sind. Er schwankt um ein paar Tausend Euro, tendenziell steigt er. Für die langfristige Anlage kaufe ich den Msci World. Mir ist klar, dass er binnen kürzester Zeit um 50% einbrechen kann. Aber letztlich würde auch ein Totalverlust unser Leben nicht nachhaltig verändern (außer das, wenn ein msci world bei null steht, wir wohl alle möglichen Probleme hätten und Kartoffeln wieder selbst anbauen). Ich will einfach an dem auf und ab der Märkte partizipieren, vielleicht schichte ich mein Depot um wenn ich auf die Rente zugehe, aber das ist noch Jahrzehnte hin. Ich gehe fest davon aus, dass die Welt wachsen und die Aktienkurse steigen werden, nicht anhand einer geraden Linie sondern mit teils heftigen Schwankungen. Aber bislang schreckt mich das nicht. Gerade hat mein Arbeitgeber den Auschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2025 verlängert, ein Zeitraum in dem auch ein Konzern nur "hoffen" kann dass alles gut weitergeht. Aber es bestärkt mich, dass ich mit meiner Aufwärtserwartung zur Mehrheit auf der Welt gehöre.

  • Hallo @Risikoprofiler,
    Meine Frau und ich, wir sind 56 Jahre verheiratet. Bei der langen Zeit niveliert sich so manche Differenz aus. Und da gibt es bei meiner Frau nun auch vollstes Verttrauen, was meine Entscheidungen bei der Geldanlage angeht. Andererseits gibt es Bereiche, da kann ich mich voll und ganz auf die Entscheidungen meiner Frau verlassen.
    Musterportfolios sind bei mir nicht angesagt. Unser Depot hat sich mehr oder weniger spontan entwickelt. Das ist sicher nicht der Stein der Weisen, solange wir uns damit wohlfühlen, ist das für uns ok.

  • Hallo chris2702,



    danke für den Beitrag. Über den Erfolg bzw. die Probleme mit naiven Anlageportfolien gibt es umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten und Studien. Das wäre einen eigenen Thread wert, dieses Thema hier zu diskutieren. Was Sie schreiben (Verlust in Höhe von 50% akzeptabel, Möglichkeit des Totalverlusts hinnehmbar u.a.) deutet auf eine hohe persönliche Risikobereitschaft hin.



    Die finanzielle Risikobereitschaft ist ja bekanntermaßen das Ausmaß, in dem eine Person negative Konsequenzen (Verluste) in Kauf nimmt, um ein angenehmes Ergebnis (Gewinne) zu erreichen.


    Unterstellt, die hohe persönliche Risikobereitschaft würde bei Ihnen durch einen psychometrischen (statistischen) Test bestätigt, so wären Sie deutlich in der Minderheit. Statistisch gesehen, befinden sich nur 6% in der hohen Risikogruppe 6 und 1 % in der Risikogruppe 7 (im Vergleich zu einer repräsentativen Stichprobe der erwachsenden Bevölkerung; Daten von FinaMetrica). Ich selber gehöre zu der Risikogruppe 6. Meine Ehefrau liegt zwei Risikogruppen darunter.



    Die meisten Menschen unterschätzen ihre Punktzahl und damit die Risikobereitschaft (zu denen ich gehöre). Seltener überschätzen Menschen ihre persönliche Risikobereitschaft. Das kommt aber vor.



    Das führt zu suboptimalen Ereignissen: Anleger können durch Krisen und Marktschwankungen nachweislich krank werden (siehe beispielsweise Engelberg/Parsons: Worrying about stock market: Evidence from hospital admissions, 2014), verkaufen Anlagen zu falschen Zeitpunkten (und vernichten damit Vermögen) und handeln zu häufig, um nur einige zu nennen.



    Das alles schreibe ich abseits von der Anwendung von dynamischen und starren Portfoliostrategien (Buy-and-Hold, Constant-Mix, CPPI usw.) sondern nur in Bezug auf das Thema persönliche Risikobereitschaft.



    Was ich sehr positiv finde ist, dass Sie sich mit dem Ausmaß der negativen Konsequenzen auseinandergesetzt haben und ein hohes Maß an Eigenverantwortung zeigen.



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  • Hallo zusammen,



    schauen wir uns heute ein anderes Konzept an.



    Constant Proportion Portfolio Insurance („CPPI“)



    Heutzutage sind die meisten Portfolios in mindestens einer Vermögensanlageklasse, wie z.B. Aktien, investiert. Da Kursbewegungen den Wert dieser Vermögensanlageklasse beeinflussen, können sich Anleger die Frage stellen, wie sie mit derartigen Kursschwankungen umgehen wollen. Generell haben Anleger hierfür eine Auswahl an Strategien, die genau auf diese Kursbewegungen reagieren. Hierzu gehört die „Buy-and-Hold“-, die „Constant-Mix“-und die CPPI-Strategie. Zusätzlich gibt es noch die sogenannte „Option-based portfolio insurance“ – Strategie. Da hierfür aber der Einsatz von Optionen nötig ist und es eher für einen kürzeren Anlagezeitraum geeignet ist, kommt dieser Ansatz für die meisten Anleger nicht in Frage (vgl. Morningstar, G. Rose, Sind Sie ein Dynamiker?).



    Bei einer dynamischen Absicherungsstrategie wie der CPPI werden demnach keine Optionen (hier: Outs) gekauft. Die Absicherung wird vielmehr dadurch bewirkt, dass das Portfolio regelbasiert in Reaktion auf die Marktentwicklung umgeschichtet wird. Im Unterschied zu einer Absicherung mit Optionen (z.B. Indexputs) fallen damit bei einer dynamischen Absicherungsstrategie keine expliziten Absicherungskosten an (vgl. CPPI, Allianz Global Investors).



    Zu den Stärken des Ansatzes:


    # kein Einsatz von Optionen


    # keine expliziten Absicherungskosten


    # es können relativ hohe Absicherungsgrade erzielt werden


    # Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass der Renditeentgang durch den Einsatz dynamischer Absicherungsansätze günstiger ausfällt als die Kosten bei einer Absicherung mit Optionen



    Zu den Schwächen:


    # Dynamische Absicherungsstrategien können die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Finanzmärkte nicht aus den Angeln hebeln


    # Hohe Absicherungsgrade haben auch einen Preis: das Portfolio partizipiert unterproportional bei Kursanstiegen = reduziertes Gewinnpotential



    Dazu ein Beispiel (entnommen aus: Sind Sie ein Dynamiker? G. Rose, Morningstar):


    „Startpunkt bei dieser Strategie ist die Wahl eines Multiplikators und einer Portfoliountergrenze, unter den der Portfoliowert nicht fallen darf. Diese Untergrenze wächst im Laufe der Zeit parallel zum Geldmarkt und muss zu Beginn unter dem Portfoliowert liegen. Die Differenz zwischen der Untergrenze und dem Portfoliowert wird als Puffer bezeichnet.Die CPPI-Strategie verfolgt die Zielsetzung, eine konstante Aktienquote relativ zu einem Vielfachen (dem Multiplikator) des Puffers zu halten. Sprich, je höher der Multiplikator, desto höher die Aktienquote. Folgende Formel wird hierzu verwendet:


    Aktieninvestment = Multiplikator m * (Vermögen – Untergrenze)



    Investoren haben hierbei null Risikotoleranz unterhalb der eigens gewählten Untergrenze. Gleichzeitig wächst die Risikotoleranz über der Untergrenze schneller als bei einer Buy-and-Hold Strategie (…)


    Streng genommen ist eine Buy-and-Hold Strategie eine CPPI-Strategie mit einem Multiplikator von 1 und einer Untergrenze im Wert des Geldmarktanteils.


    Generell gilt: Die CPPI-Strategie verkauft Aktien, wenn diese fallen und kauft bei steigenden Kursen. Dabei performt die Strategie mindestens so gut wie die gewählte Untergrenze. Dies trifft auch in einem starken Bärenmarkt zu, da die Strategie in fallenden Märkten die Aktienquote kontinuierlich so lange reduziert, bis das Portfolio nur noch im Geldmarkt investiert ist. Nur wenn der Markt so schnell fällt, dass man keine Gelegenheit bekommt, das Portfolio umzuschichten, kann der Portfoliowert unter die Untergrenze fallen. Wie stark der Markt fallen kann/darf, hängt vom gewählten Multiplikator ab. Bei einem Multiplikator von m=2 kann der Markt jedoch 1/m=50% vor dem nächsten Rebalancing fallen, bevor die Untergrenze in Gefahr ist. Der größte Nachteil der CPPI-Strategie ist die Schwierigkeit, den richtigen Wiedereinstieg zu finden, sobald das Portfolio 100% im Geldmarkt investiert ist. Hier liegt es dann im Ermessen des Investors, die Aktienquote sukzessive wieder hochzuschrauben.



    In einem Bullenmarkt profitiert die Strategie im Vergleich zur Buy-and-Hold überproportional von steigenden Märkten, da der Aktienanteil sukzessive erhöht wird, indem Aktien kontinuierlich zugekauft werden. Die CPPI-Strategie funktioniert in Seitwärtsmärkten nicht sonderlich gut. Trendwenden schaden der CPPI-Strategie, da Aktien gekauft werden, wenn der Aktienmarkt steigt, nur um sie kurz später bei fallenden Kursen wieder abzustoßen.“



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    Die vorliegende Veröffentlichung ist nicht als rechtlicher, versicherungstechnischer, rententechnischer, finanzieller, anlagetechnischer oder sonstiger professioneller Ratschlag auszulegen. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR lehnt jede Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung oder dem Verlass auf diese Veröffentlichung ab.
    Da diese Aussagen von Natur aus bekannten und unbekannten Risiken und Unwägbarkeiten unterliegen und durch zahlreiche unvorhersehbare Faktoren beeinträchtigt werden können, sollten sie nicht als absolut verlässlich angesehen werden. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR haftet nicht für etwaige Verluste, die sich aus der Nutzung oder der Verteilung der vorliegenden Veröffentlichung ergeben.




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  • Hallo zusammen,



    mir ist vor wenigen Tagen nochmals der wissenschaftliche Aufsatz von Daniel Dorn und Martin Weber „Individual Investor’s Trading in Times of Crisis: Going It Alone or Giving Up?“ in die Hände gefallen.



    Die darunter liegende Studie ist insofern einmalig, da die Studie auf einer repräsentativen Stichprobe von 40.000 deutschen Anlegern einer deutschen Bank basiert, die als „Selbstentscheider“ Vermögenswerte in Finanzanlagenportfolien halten und verwalten.



    Wie verhielten sich also deutsche Anleger in Krisenzeiten, wie 2007 bis 2011?


    1.) Die Vermögensklasse „Aktien“ verhielt sich relativ stabil während der Krise, d.h. die Anpassung der Asset-Allokation in Bezug auf den Aktienanteil war nicht hoch (keine Ausverkaufstendenzen).


    2.) Sie (die Anleger) adjustierten die Asset-Allokation entsprechend ihrer Vorkrisenerfahrung.


    3.) Neueinsteiger beispielsweise verkauften wesentlich häufiger Vermögenswerte während Krisenzeiten als „krisenerfahrende Anleger“.


    4.) Anleger mit hohen Anteilen an aktiv gemanagten Aktienfonds im Portfolio verkaufen in Krisenzeiten viel eher die Anteile oder verlassen den Markt ganz.


    5.) Wenn es zu Ausverkaufstendenzen kommt, dann im Bereich der aktiv gemanagten Aktienfonds. Hier findet eine Umschichtung zu Einzeltiteln (häufiger) und ETFs (im geringeren Umfang) statt.


    6.) Dadurch (5.) erhöhend diese Anleger ihre Portfoliovolatilität um 30% (im Vergleich zu Vorkrisen-Vola).



    Soweit dazu.



    HAFTUNGSAUSSCHLUSS
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    Die vorliegende Veröffentlichung ist nicht als rechtlicher, versicherungstechnischer, rententechnischer, finanzieller, anlagetechnischer oder sonstiger professioneller Ratschlag auszulegen. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR lehnt jede Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung oder dem Verlass auf diese Veröffentlichung ab.




    Da diese Aussagen von Natur aus bekannten und unbekannten Risiken und Unwägbarkeiten unterliegen und durch zahlreiche unvorhersehbare Faktoren beeinträchtigt werden können, sollten sie nicht als absolut verlässlich angesehen werden. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR haftet nicht für etwaige Verluste, die sich aus der Nutzung oder der Verteilung der vorliegenden Veröffentlichung ergeben.




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  • Ich mag den wissenschaftlichen Ansatz ja wirklich, zwar nur theoretisch, aber für die Abende im bequemen Sessel ist das schon ein Thema mit dem man sich befassen kann.


    In der Praxis reicht mir der Streifen Tesa-Film auf der Enter-Taste als mein "Algorithmus". ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich möchte gerne zwei lebenspraktische Aspekte einbringen:


    a) Die Risikobereitschaft wird in allen mir bekannten Ansätzen als unabhängige Variable gesehen und meist auch als unveränderlich.
    Ausgehend davon, dass die Mehrheit der Deutschen nicht oder nur in sehr geringem Maße am Aktienmarkt investiert ist - wie soll diese Mehrheit die Frage nach Ihrer Risikobereitschaft beantworten, wenn sie bisher nur Zinsanlage gewohnt ist, wenn sie schlicht keine Erfahrungen mit Aktieninvestments hat?


    Ich will damit sagen: Das eingegangene Risiko wirkt auf die Risikobereitschaft zurück. Wenn Sie mal eine Krise durchgestanden haben (und nicht verkauft haben), sieht es mit der Risikobereitschaft hinterher ganz anders aus. Meine Meinung.


    Das Ziel muss m.E. sein, die Leute dorthin zu coachen, dass sie bereit sind, die (richtigen) Risiken bewusst einzugehen - ohne sie von vorneherein nach ihrer Bereitschaft zu fragen - denn unsere Disposition wird uns dann immer auf der vorsichtigen Seite votieren lassen - aus Unerfahrenheit.


    b) Paare:
    Ich bin immer dafür, das Gesamtvermögen zu betrachten. Es wäre doch Quatsch für bspw. 10% des Vermögens eine risikoadjustierte Asset Allocation aufzustellen, wenn die anderen 90% auf dem Tagesgeld liegen.
    Wenn ich dann das Gesamtvermögen anschaue, dann stelle ich die Aktienquote so ein, dass beide Partner damit leben können.
    Pragmatisch: Wenn er mit 50% Aktien leben könnte und sie nur mit 10%, dann trifft man sich vll. bei 25-30%?

  • Hallo Saidi,



    ich versuche mich mal mit einer strukturierten Antwort und verzichte auf Quellenangaben (die ich gerne nachreiche):



    #1: Wissenschaftlich belegbar ist, dass die Risikobereitschaft nicht größer schwankt bei Marktbewegungen, z.B. in den Aktien- und Anleihenmärkten.


    #2: Die Risikobereitschaft wird auch nicht durch die allgemeine ökonomische Stimmungslage beeinflusst.


    #3: Risikobereitschaft ist ein persönliches Charakteristikum, das teils auf Veranlagung und teils auf Lebenserfahrung zurückgeht. Sie bildet den „stabilen“ Teil unserer Persönlichkeit. Sie ist im Zeitverlauf relativ stabil, aber keineswegs statisch (unveränderlich). Im Gegenteil: Die Risikobereitschaft kann durch positive wie auch negative Ereignisse im Leben verändert werden.


    #4: Ein Risiko aus Sicht eines Anlegers beinhaltet vier Aspekte: 1.) das erforderliche Risiko, das der Anleger eingehen muss, um sein Ziel zu erreichen, 2.) das wahrgenommene Risiko, also das Risiko, das der Anleger im Verlauf der ins Auge gefassten Vorgehensweise wahrnimmt (wie riskant also die Aktionen des Anlegers erscheinen), 3.) die Risikokapazität, d.h. das Risiko, das sich der Anleger leisten kann und 4.) die Risikobereitschaft, eine Persönlichkeitseigenschaft wie ich sie hier beschrieben habe.


    #5: Ebenso wie die Risikobereitschaft, kann man beispielsweise die Risikokapazität nicht ignorieren. Angenommen, man ignoriert seine persönliche Risikokapazität und investiert an Terminbörsen oder meinetwegen in Devisen- und der CFD-Märkten. Dann geht die Wette schief und es kommen die Margin Calls herein und … Das wirkt dann nichts zurück auf die Risikobereitschaft. Man kann die Margin Calls erfüllen oder man kann sie nicht erfüllen. Letzteres wäre ausgesprochen negativ.


    #6: Ich vertrete die Meinung, dass bei Partnern und Paaren die Risikobereitschaft separat gemessen und analysiert werden sollte. Nur wenige Paare haben die gleiche Risikobereitschaft, und daher funktioniert ein gemeinsam durchgeführter Test einfach nicht. Ein Vergleich der individuellen Ergebnisse identifiziert Unterschiede zwischen den Partnern und stellt sicher, dass diese bei Finanzentscheidungen berücksichtigt werden.



    Es gibt im Übrigen gute Lösungen, um das Problem bei der Vermögensallokation gemeinsamen Vermögens von Partnern und Paaren zu „umschiffen“.



    Vielleicht kennen einige von uns die folgende Situation: Mann verwaltet das Vermögen und Frau lässt ihn machen. Dann korrigieren die Aktienmärkte um 40%. Das Finanzanlagenportfolio verliert 30% an Wert. Der Mann sagt seiner Frau was passiert ist. Die Frau ist enttäuscht und stinksauer, das „Er“ mal gerade 30% des Vermögens „vernichtet“ hat. Es kommt im schlimmsten Fall zum Ehestreit und im besten Fall ist die Frau nachtragend und hält ihm die nächsten 10 Jahre vor, was passiert ist. Das muss nicht so sein. Ein Weg führt über die Messung der jeweiligen persönlichen Risikobereitschaft.



    #7: Nach Zahlen des DIA halten 16,2% der Anleger in Deutschland direkt und indirekt Aktien. Das ist keine „sehr geringe“ Quote. Wenn man den Rahmen weiter spannt und über Wachstumswerte spricht (damit meine ich z.B. Rohstoffe, kapitalmarktnahe Rentenversicherungen in einigen Ausprägungen, Edelmetalle, Währungen, gewisse Anleiheformen, gehebelte Immobilieninvestitionen – z.B. Wohnhäuser mit hohen Fremdkapitalanteil usw.), so ist wahrscheinlich gut über die Hälfte der deutschen Bevölkerung in riskante Anlagen investiert. Das ist für mich der Maßstab.


    #8: Im Übrigen sage ich nicht, das die hier weiter oben thematisierten Risikostrategien von Anlegern umsetzbar sind oder sinnvoll eingesetzt werden können. Ich bin da eher skeptisch.



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    Da diese Aussagen von Natur aus bekannten und unbekannten Risiken und Unwägbarkeiten unterliegen und durch zahlreiche unvorhersehbare Faktoren beeinträchtigt werden können, sollten sie nicht als absolut verlässlich angesehen werden. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR haftet nicht für etwaige Verluste, die sich aus der Nutzung oder der Verteilung der vorliegenden Veröffentlichung ergeben.




    Diese Veröffentlichung ersetzt insbesondere nicht die individuelle Beratung.
  • Mal ein Beispiel aus dem Leben einer jungen Familie. Ich bin schon froh wenn meine Frau weiß bei welcher Bank ihr Gehalt eingeht. Wir haben länger geübt, bis sie die Kreditkarte zum Geld abheben von der Kreditkarte zum Bezahlen unterscheiden konnte (DKB vs. Rabattkarte). Glücklicherweise sind die PINs identisch, das hat das Change Management erleichtert. Fehler macht sie trotzdem. Sie kann nicht spontan unser Konto einsehen, müsste Ordner durchsuchen um den Login zu finden, hat sie seit 2011 nicht gemacht. Ab und zu guckt sie mir über die Schulter oder bittet mich ihr das Konto zu zeigen. Einmal alle zwei Jahre für 10 Sekunden. Meist bringe ich ihr Bargeld mit, ist ja unser Geld. Macht sie aber auch mal selbst. Sie hat seit Jahren keine Rechnung selbst überwiesen. Sie rechnet ihre Krankenversicherung nicht selbst ab. Sie hat sich noch nie um irgendwas in Finanzfragen ernsthaft gekümmert. Zwischen den Jahren hat bei uns die "Finanzviertelstunde" Tradition. Ich zeige ihr wie sich unser Vermögen verändert hat und welche Veränderungen es bei Verträgen gab. Das ist ihr einziger Berührungspunkt mit diesem Thema. Außerdem existiert eine Loginliste, damit sie im Fall meines Ablebens handlungsfähig bleibt.


    Für mich sind Finanzen ein Hobby. Eine Überweisung erledige ich in 30 Sekunden. Alle Verträge überprüfe ich jährlich. Aufs Konto schaue ich täglich. Sind Ausgaben>Einnahmen sorge ich dafür, dass wir keine Dispozinsen zahlen. Haben wir noch nie. Ich verwalte unser Depot, vier Depots für meine Söhne, zwei Depots für meinen Vater und eins für meine Mutter.


    Letztlich denke ich, unsere Rollenverteilung entspricht der Rollenverteilung der Mehrheit in Deutschland. Aber wenn ich jetzt anfangen würde, die Risikobereitschaft meiner Frau zu analysieren und eine Risikoanpassung für ihren Vermögensteil durchzuführen - dazu hätte ich schlicht keine Lust. Ich weiß, was für meine Familie gut ist und gehe die Risiken ein, die wir uns leisten können. Wir haben keine getrennten Konten, wir machen auch keine getrennte Geldanlage.

  • Hallo zusammen,



    schauen wir uns heute ein letztes Konzept an.



    Constant-Mix Strategie



    Wenn wir bei einer Buy-and-Hold-Strategie eine 60/40-Portfolio (60% Aktien / 40% Geldmarkt) annehmen wird die Risikotoleranz des Anlegers logischerweise Null, sobald das Gesamtvermögen um 60% gefallen ist, da in diesem Fall die Aktienquote 0% beträgt. Nehmen wir das als Ausgangspunkt.


    Der Startpunkt der Constant Mix Strategie ist ein vor Anlagebeginn festgelegtes und über den gesamten Anlagezeitraum konstant gehaltenes Verhältnis zwischen risikobehafteten und risikolosen Anlagen (vgl. Meyer-Bullerdieck, F., Schulz, M., Dynamische Portfolio Insurance Strategien 2004, S. 46.). Dementsprechend sind zur Aufrechterhaltung dieser Aufteilung kontinuierliche Umverteilungen zwischen Aktien und Festzinsanlagen erforderlich. Bei dieser Strategie wird das Portfolio regelmäßig dergestalt umgeschichtet, dass der Aktienanteil am Portfolio konstant bleibt, z.B. eine Aktienquote von 60%. Die Risikotoleranz bei dieser Strategie variiert proportional zum Vermögen, da unabhängig vom Aktienmarkt immer ein konstanter Anteil in Aktien gehalten wird. Es handelt sich also um eine dynamische Strategie, bei der der Investor regelmäßig aktiv werden muss. Anders ausgedrückt: Anleger müssen Aktien kaufen, wenn der Aktienmarkt fällt und verkaufen, wenn er steigt – es wird also antizyklisch gehandelt. (vgl. Rose, G. Morningstar, Sind Sie ein Dynamiker?).


    Unter Modellannahmen scheint die Buy-and-Hold-Strategie immer besser zu sein als die Constant-Mix-Strategie, ungeachtet davon, ob der Aktienmarkt steigt oder fällt. Es stellt sich also die Frage, warum jemand überhaupt die Constant-Mix-Strategie verfolgen sollte.



    In vielen Modellannahmen wird ein linearer Verlauf von Märten unterstellt. In der Realität bewegen sich Märkte aber nicht linear, sondern weisen Volatilität auf.



    Ein Beispiel (entnommen aus: vgl. Rose, G. Morningstar, Sind Sie ein Dynamiker?): „Angenommen, der Index steht bei 100 Punkten, fällt auf 90 und steigt dann wieder auf sein Ausgangsniveau. Ein Buy-and-Hold-Investor hat am Ende des Tages dasselbe Vermögen, mit dem er begonnen hat. Bei einem Constant-Mix-Investor schaut die Sache schon wieder anders aus. Fällt der Markt von 100 auf 90 Zähler, dann fällt das Portfolio auf 94 (unter unserer Annahme einer 60/40-Allokation). Um die ursprüngliche 60/40 Aufteilung wieder herzustellen, muss der Investor Aktien kaufen. Das neue Portfolio ist nun zu €56,40 in Aktien und zu €37,60 im Geldmarkt investiert. Steigt der Aktienmarkt nun wieder von 90 auf 100 Punkte, wächst das Portfolio auf 100,27.“



    Zu den Stärken des Ansatzes:


    # In volatilen Seitwärtsmärkten ist die Constant-Mix-Strategie vorteilhafter als Buy-and-Hold. Je größer die Marktschwankungen, desto stärker der Effekt


    # kein Einsatz von Optionen notwendig


    # keine expliziten Absicherungskosten (aber Handelskosten – siehe unten)



    Zu den Schwächen:


    # Durch das Umschichten entstehen Handelskosten


    # In starken Bullen- oder Bärenmärkten, die nur geringe und/oder seltene Trendwenden aufweisen, sind hingegen Buy-and-Hold-Strategien im Vorteil.



    Obwohl ich hier nur drei Ansätze genannt habe, gibt es natürlich deutlich mehr. Um nur einige zu nennen:


    1.) Buy and Hold Strategie


    2.) Stopp-Loss Strategie


    3.) Protective Put Strategie


    4.) Portfolio Insurance mit Calls


    5.) Modified Stop-Loss Strategie


    6.) Synthetic-Put Strategie


    7.) Time Invariant Portfolio Protection Strategie usw.



    Es würde den Rahmen deutlich sprengen, hier jede der Ansätze bzw. Strategien zu diskutieren. Wer das für sich selber vertiefen möchte, sollte sich das deutschsprachige Buch von Christoph Bruns / Frieder Meyer‑Bullerdiek, Professionelles Portfoliomanagement - Aufbau, Umsetzung und Erfolgskontrolle strukturierter Anlagestrategien anschaffen und es dort nachlesen.



    Im Folgebeitrag werde ich meine Meinung kundtun, welche der drei thematisierten Ansätze ich persönlich für Privatanleger für umsetzbar erachte.



    Dann plane ich einen „praktischen Teil“ rund um die für Anleger relevanten Risikoperspektiven. Dann einen Beitrag, wie die Finanzindustrie heutzutage Risikobefragungen und Risikoermittlungen durchführt und welche Konsequenzen das für Anleger und ihr Vermögen hat. Am Ende komme ich dazu, wie man es besser machen kann.



    HAFTUNGSAUSSCHLUSS
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    Die vorliegende Veröffentlichung ist nicht als rechtlicher, versicherungstechnischer, rententechnischer, finanzieller, anlagetechnischer oder sonstiger professioneller Ratschlag auszulegen. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR lehnt jede Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung oder dem Verlass auf diese Veröffentlichung ab.




    Da diese Aussagen von Natur aus bekannten und unbekannten Risiken und Unwägbarkeiten unterliegen und durch zahlreiche unvorhersehbare Faktoren beeinträchtigt werden können, sollten sie nicht als absolut verlässlich angesehen werden. Die Gamper & Gamper Honorar-Finanzanlagenberater GbR haftet nicht für etwaige Verluste, die sich aus der Nutzung oder der Verteilung der vorliegenden Veröffentlichung ergeben.




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    • Offizieller Beitrag

    kurz hierzu:
    - Finde dieses Konzept von Risiko ganz interessant. Was ist die Quelle, dass Risikobereitschaft Teil der Persönlichkeit = relativ stabil ist?
    - Es versteht sich von selbst, dass wir nicht von CFDs etc. als geeignetem Instrument für Privatanleger sprechen.
    - Selbstverständlich muss die Risikobereitschaft von Partnern getrennt gemessen werden. Ich bin nur dafür, dass Vermögen zusammen und insgesamt zu betrachten und entsprechend das Risiko zu adjustieren.


    - Wo ich widersprechen muss, ist dass die Deutschen so viel Risiko eingehen. Dazu muss man sich anschauen, welcher Anteil des Vermögens (und nicht welcher Anteil der Sparer/Haushalte) in Risikoanlagen liegt!


    Just zu diesem Thema bringen wir morgen ein Video! Schauts Euch an!

  • Hallo Saidi,


    zum Thema Risikoanlagen am Vermögen der Deutschen: Bevor ich Dir widerspreche und wir uns ob der vielen Widersprüchen im Kreis drehen, hier die Daten aus der EVS 2013 vom Statistischen Bundesamt (siehe Anhang - Extrakt). Siehe bitte Seite 41 (Geldvermögen nach der Haushaltsgröße) und Seite 45 (Geldvermögenverteilung in EUR). Dann die Verteilung nach Lebensversicherungen, Sparguthaben, Wertpapiere usw. Hinzu kommen die geleveragten Immobilienfinanzierungen, die man übrigens ebenfalls in der Fachserie 15 Heft 2 finden kann. Bitte die Rechenoperationen selber durchführen.


    Würde mich über einen Kommentar freuen!