Betriebliche Altersversorgung ohne Arbeitgeberzuschuss weiterführen?

  • Hallo liebe Finanztip Community,


    ich habe bei meinem ersten Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge in Form einer Pensionskasse bei der Allianz abgeschlossen und bekam damals von meinem AG einen Zuschuss in Höhe von 50€ sofern ich den Maximalbeitrag zahle. Nach dem Wechsel meines Arbeitgebers fiel dieser Zuschuss komplett weg, so dass ich nun seit über 5 Jahren den kompletten Beitrag in Höhe von 220 € selber leiste.


    Ich habe mir zuerst wenig dabei gedacht, da ich nicht so tief in dem Thema betriebliche Altersvorsorge stecke. Doch mittlerweile mache ich mir Sorgen, dass durch den hohen Eigenanteil meine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung geringer ausfallen und ich letztendlich sogar weniger Rente beziehen könnte als wenn ich gar keine bAV bespare.


    Leider habe ich gerade keine vertraglichen Details zur Hand, aber vllt. kann mir jemand hier weiterhelfen. Kann man ohne detaillierte Rechnung und Beratung zu meiner konkreten Situation ungefähr abschätzen, ob ich die bAV in dieser Form weiterführen sollte? Oder sollte ich mich direkt an eine Verbraucherzentrale wenden oder gar meinen Allianz Vertreter um eine Vergleichsrechnung anzustellen?


    Ich bin mir aktuell einfach unsicher wen ich dazu fragen kann, bin mir aber auch im Klaren, dass die Antwort vermutlich von vielen Faktoren abhängt (Bruttoeinkommen, persönl. Steuersituation, erwartete Rente gesetzlich / Erträge der Pensionskasse etc.).


    Vielen Dank für eure Hilfe und Einschätzung
    Henning

  • Hallo.


    Die Fragestellung ist natürlich komplex.


    Im ersten Schritt würde ich tatsächlich einmal die Versicherungsunterlagen bzw. Vertragsgrundlagen sichten.


    Die Frage ist ja im Kern, wie gut (wie schlecht) ist der Vertrag? (Leistungen, Garantiezins, etc.)


    Ggf. könnte man auch den aktuellen AG um einen Zuschuss ersuchen. Ab 2022 muss er ohnehin 15% an Zuschuss zahlen. Vielleicht macht er das auch schon vorher freiwillig.


    Durch eine Entgeltumwandlung sinkt das sozialversicherungspflichtige Brutto und es ergeben sich niedrigere Ansprüche.


    Für die Rente bedeutet das folgende Verluste: 220 Euro monatlich ergeben 2640 Euro im Jahr, die im Brutto fehlen. Mit 2019er Werten gerechnet, ergibt sich eine um 2,17 Euro im Monat geminderte Rente daraus (brutto).



    Vielleicht hilft das schon einmal weiter.

  • Hallo,


    vielen Dank für Ihre schnelle Antwort und die erste Einschätzung. Ich werde mir auf jeden Fall mal den Vertrag im Detail anschauen und vllt. kann man ja wirklich auch schon vor 2022 beim AG nachfragen, ob eine Bezuschussung möglich ist.


    Auf jeden Fall vielen Dank für die Rechnung. So habe ich wenigstens schon einmal ein Gefühl, wie viel Rente mir durch meine Eigenleistung verloren geht.

  • Gerne doch.


    Diese "Pi mal Daumen"-Formel gilt übrigens auch für die Frage, was an gesetzlicher Rente herauskommt.


    Man kann ungefähr 1% des monatlichen Bruttoverdienstes als Rentensteigerung für ein Jahr Arbeit rechnen. Die Aussage deprimiert die meisten Menschen, aber an den Tatsachen lässt sich nichts deuteln.

  • Was ich neben dem "Rentenabzug" noch problematischer finde ist


    der komplette Beitrag zur Krankenversicherung - niemand weiß wie hoch der Beitragssatz später sein wird -fast alle rechnen damit dass er massiv steigen wird.....

  • Stimmt, ich habe dann ja durch den geringeren Bruttobetrag auch weniger in die Krankenkasse eingezahlt.


    Ich finde es gerade schwer zu beurteilen oder selber zu errechnen, ab wann oder ob sich die bAV dann überhaupt noch für mich lohnt.


    Vermutlich könnte ich sie, bekäme ich einen Zuschuss vom AG, weiter laufen lassen, aber aktuell stellt sich mir die Frage ob ich dann nicht die Beiträge reduziere oder sie ganz auf Eis lege, sofern die Allianz da mitspielt.

  • Es stimmt schon, dass ein Abzug von ca. 18% einem die Rendite verhagelt, aber selbst mit 82% Betriebsrente wird es einem besser gehen, als ohne Betriebsrente.


    Langfristig wird mit langweiligem ETF-Sparen eh am meisten zu holen sein, aber trotzdem machen das nicht alle.


    Eine Betriebsrente kann Sinn machen, es kommt eben auf die konkreten Bedingungen an.