Erbschaft 5 Jahre vor der Rente - noch in ETF investieren?

  • Guten Abend zusammen,


    meine Mutter steht 5 Jahre vor der Rente und hat nun ein Haus geerbt, welches verkauft werden soll. Aus dem Verkauf wird sie ca. 100.000-200.000€ erhalten.
    Da ihre Rente im Alter nicht ausreichen wird, stellt sich die Frage, wie dieses Erbe möglichst sinnvoll angelegt werden kann.


    Sie würde das Geld gerne nachhaltig investieren und monatlich eine Summe "X" daraus erhalten. Meine Idee ist, die volle Summe in den thesaurierenden DJSI World Enlarged (ISIN IE00B57X3V84) zu investieren und einen entsprechenden Entnahmeplan dafür aufzustellen.


    Wie sind eure Meinungen dazu?


    Liebe Grüße,


    Max

  • Hallo.


    Entnahmeplan aus ETF ist grundsätzlich eine gute Option, wenn es denn zum Typus passt.
    Man kann sich dann noch über die Frage streiten, ob es denn genau dieser ETF sein muss, aber das wäre erst die Anschlussfrage.


    Die Schilderung der Situation besagt, dass die Rente nicht reichen wird und daher Zusatzeinkünfte generiert werden sollen. Daher wären ggf. Sonderzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung eine Möglichkeit. Dadurch würden sich die späteren Bezüge erhöhen, ohne an die Märkte gekoppelt zu sein. Unter Umständen ließe sich die Rente so um 100 Euro oder mehr erhöhen, dazu wären Zahlungen von Richtung 20.000 bis 22.000 Euro vonnöten. Genaueres wäre über die Rentenversicherung in Erfahrung zu bringen. Den Rest des Verkaufserlöses könnte man dann ETF-mäßig anlegen.

  • Wenn diese Mutter z.B. einen Sohn hat, nennen wir ihn Max, ist das Investment in ETF sicher besser als eine Sofortrente einer Versicherung o.ä.. Somit kann Max, wenn "noch später" etwas übrig ist, auch noch mal davon profitieren ;) .
    Warum aber nicht einen ausschütettenden ETF wählen? Dann hat man auch ohne Verkauf eine kleine "selbstgebastelte" Sofortrente und einen Wertzuwachs? bei 200.000€ könnte man schon eine schöne Ausschüttung z.B im Quartal realisieren, speziell wenn man noch Sparerfreibetrag übrig hat (oder als "armer" Rentner sogar eine Nichtveranlagungsbescheinigung bekommen kann).
    Zur Auszahlung (im Rentenalter) aus den ETF-Anlagen hat der Finanztip-Saidi auch gerade ein Video veröffentlicht, soviel Werbung muss sein :thumbup:

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  • Hallo und Vielen Dank euch beiden!


    @Referat Janders
    Meine Mutter ist großer Fan von Nachhaltigkeit, daher habe ich diesen ETF für sie ausgewählt, da er auch von Finanztip empfohlen wird. Thesaurierend deshalb, weil meine Mutter gerne noch ein bisschen Zeit auf dieser Erde verbringen möchte und auch bei guter Gesundheit ist, sodass sie möglichst lange von ihrem Geld zehren möchte. Der andere nachhaltige von finanztip empfohlene ETF ist soweit ich weiß nicht thesaurierend... korrekt? Bzgl. Rentenversicherung machen wir uns noch einmal schlau, danke für den Hinweis.


    @forenteilnehmer
    Der Gedanke, dass meine Mutter uns Kindern etwas hinterlässt, ist sicher nett. Primär geht es mir aber darum, eine für sie sinnvolle Investition zu finden :) Welchen ausschüttenden ETF würdest du denn empfehlen - den anderen, von finanztip empfohlenen, nachhaltigen ETF? Welche Vorteile hat ein ausschüttender ETF gegenüber einem thesaurierenden mit Entnahmeplan?


    Viele Grüße,


    Max (der eben jenes Video gesehen hat und sich daraufhin hier im Forum angemeldet hat ;) )

  • Ich würde eine konservative Rechnung vorschlagen. Beispiel. Deine Mutter bekommt 1000 Euro Rente und braucht 1500 Euro zum Leben. Dann würde ich 500 Euro * 12 Monate * 10 Jahre =60.000 Euro sicher anlegen und nur die Differenz zum Erbe in Etf anlegen. Diese 60.000 würde ich in einer Zinstreppe anlegen, also 6.000 in Tagesgeld für die nächste 12 Monate, 6.000 für 1 jahr, 6.000 für 2 jahre....6.000 für 4 Jahre und so weiter


    Wenn man von dem Erbe garantiert eine Entnahme tätigen muss, wäre mir ein 100% Investment für meine Mutter zu heikel.


    Etfs werden nur für Gelder empfohlen die 10-15 Jahre nicht benötigt werden.

  • Eine reine Aktienanlage (auch purer Aktien-ETF) ist m.E. nur sinnvoll, wenn die Anlage mindestens 10-15 Jahre laufen kann, d.h. während dieser Zeit nicht zwingend verkauft werden muss.


    Allerdings finde ich, ist es häufig eine falsche Annahme, dass für angehende Rentner diese Anlagedauer zum Renteneintritt endet.


    Vielmehr ist es doch so, dass Rentner (meist) eben nicht zum Zeitpunkt den Renteneintritts über das komplette Kapital verfügen müssen (außer sie haben dann z.B. einen Immobilienkauf oder eine Weltreise vor).


    Sondern sie haben doch ebenso noch einige Jahre vor sich. Also auch einige Jahre Zeit zum Aussitzen potentieller Aktienkursverluste. Demnach sind auch diese Anlegerprofile nicht vollkommen ausgeschlossen von den Aktienanlagen.


    Natürlich trifft auf sie das gleiche zu, wie auf jüngere Aktienanleger:
    Wenn sie größere zwischenzeitliche Verluste psychologisch nicht aushalten können, dann müssen sie eben eine entsprechend geringere Aktienquote wählen.

  • @Wantsum_Getsum
    Es ist immer etwas schwierig sich in das Gedankenumfeld und den" Wissensumfang" (und Vermögensstatus) eines anderen hereinzudenken. Für jeden sind andere Aspekte vorrangig...und auch ich bin kein ETF oder Altersvorsorgeprofi.


    Mit "hinterlassen" wollte ich andeuten, dass bei einer ETF-Anlage der noch vorhandene Teil an Nachkommen weitergegeben werden kann, bei einer Rentenversicherung "verfällt" die eingezahlte Summe meist. Auch der Begriff "nachhaltig" ist so ein "Modewort", und ein unbestimmter Rechtsbegriff: der eine findet Pfandflaschen nachhaltig der nächste Tetrapacks....wer will das bei einem passiven Investment wirklich (regelmäßig) überprüfen? Eigentlich unmöglich, oder? Zum ETF selbst: er ist relativ "klein" (180 Mio.) und hat relativ hohe Kosten (0,60%). Die Fondswährung USD ist nicht besichert. Er baut auf den Dow Jones auf (aber ohne: "Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms and Adult Entertainment"). Er kann so das Gewissen etwas beruhigen aber wahrscheinlich nicht so gut "performen" wie der gesamte DowJones-Index?


    Entnahmeplan? Das ist ja etwas "was man selbst machen muß", soweit ich weiß. Und regelmäßige Entnahme kostet jedes mal. Meine Theorie: Ausschütt-ETF, da bekommt man "immer mal etwas", in meine Fall etwa 2,5% Auschüttung/Jahr (quartalsweise) ohne Verkaufskosten und der "restliche" Wertzuwachs "thesauriert" ja trotzdem noch. Vor meiner Anlage hatte ich auch gedacht, man bekäme den gesamten Wertzuwach (~5-7%) ausgezahlt und das ETF-Volumen stagniert dann.....
    Also, wenn man "ab sofort" immer mal eine "kleine Belohnung" aus seinem Investment haben möchte: Ausschütten
    :) . Ansonsten ist das auch eher eine Frage der persönlichen Steueroptimierung.



    Mein Tipp: probiert es zum Einstieg mal mit einem normalen, von Finanztip empfohlenen, ETF auf den MSCI-World, um ein "Feeling" für diese Form der Anlage zu bekommen, damit kann man am wenigsten falsch machen. Und "wenn´s sein muß" auch mal in den angegebenen nachhaltigen ETF, als Vergleichsprobe. Dann nach einem Jahr vergleichen. Ernstgemeint.

  • Hallo,
    da passe ich mit meiner Ansicht sicherlich nicht so rein, aber ist ja auch nur "meine" Meinung. Investment-Fond´s sind sicherlich nicht schlecht, aber doch immer mit einem mehr oder minder hohem Risiko zu betrachten. Um etwas Sicherheit hinein zu bekommen, würde ich mir doch lieber irgendwo ein vermietetes Haus kaufen und hätte dann relativ sichere Mieteinnahmen. Besonders, wenn es nicht mehr sooo lange ist bis zur Rente. ;)

  • Vermietung ist doch auch mit Arbeit (Unterhaltung, Verwaltung) und Risiko (Leerstand) verbunden, oder nicht?


    Einen Acker an einen Landwirt oder einen Windparkbetreiber verpachten könnte eher in die Kategorie "sicheres Einkommen bei wenig Arbeit" fallen.

  • @Hayd
    Ich denke auch, dass das Risiko und der Aufwand beim Kauf eines Hauses immer größer ist, als der Erwerb eines MSCI-basierten-ETF. Die Immobilienpreise sind z.Z. hoch (zumindest da, wo man auch "gut" vermieten kann) und das Risiko einer "Schrottimmobilie" bzw. von "Mietnomaden" (oder auch gemäßigte Varianten davon) machen so eine "Alterssicherung" unkalkulierbar. Besonders wenn man vorher noch nie mit Immobilien zu tun hatte. Auch das "steuerliche Handling" ist sehr viel schwieriger als bei ETFs (speziell ab 2018).
    Also ETF vs. Immobilie ist für die meisten keine sinnvolle Alternativauswahl.....

  • Hallo,


    vielen Dank für die zahlreichen Antworten trotz meiner Abwesenheit. Mit Mietnomaden haben wir schon Erfahrung gemacht, den Stress möchten wir uns in Zukunft gerne sparen... Daher fällt das Thema Immobilie erstmal weg.


    die von @chris2702 vorgeschlagene Variante mit einer Kombination aus Zinstreppe und ETF Investment finde ich interessant, das werde ich mir mal genauer anschauen und mit meiner Mutter überlegen.


    @forenteilnehmer: korrekt, der nachhaltige ETF hinkt etwa 0,5% hinterher ;) Dass man die Entnahme monatlich selbst tätigen muss, ist mir neu - ich werde da noch einmal nachlesen müssen. Bisher dachte ich, man könnte das nach dem "Fire & Forget" Prinzip einmal einrichten und erhält dann monatlich Betrag "X" auf sein Konto. Ob ein Ausschütter in Frage kommt, werden wir ebenfalls mal prüfen. Gibt es ETFs mit verschieden hohen Ausschüttungen, oder sind die immer in etwa gleich?

  • @Wantsum_Getsum
    Man muss zwei Dinge unterscheiden: die regelmäßigen Erträge/Ausschüttungen (kommen von allein :D ) und die Entnahmen aus der "Anteilesubstanz".
    Die regelmäigen Erträge "kommen" monatlich, im Qurtal, halbjärlich oder einmal pro Jahr und fallen jedes mal "etwas unterschiedlich" aus. Als Beispiel führe ich hier mal einen von mir gehaltenen ETF an, die Ausschüttungen kann man bei justetf ansehen: https://www.justetf.com/de/etf…E000A1C9KL8&tab=dividends
    Die Ausschüttungen pro Jahr liegen bei ~30Ct, bei einem Anteilspreis von ~19€ nicht mal 2%/jahr! Das war für mich auch überraschend wenig. Das sind weniger als 2000€ bei 100.000€ Anlage. Vor diesen Ausschüttungen gehen wohl noch die jeweiligen Quellensteuern ab und die Verwaltungskosten (TER).
    Wenn man also in der "Rentnerphase" davon leben will, muß man wohl regelmäßig auch Anteile (mit Gewinn) verkaufen, denn die Mama will/soll/brauch ja in unserem Beispiel nix hinterlassen.... ;) . Bei mir war der Wertzuwachs in den 18 Monaten ab Kauf ~+20%, ich weiß, nur eine Momentaufnahme.


    Mein Fazit: Der "Gewinn" bei so einem MSCI-ETF liegt hauptsächlich im Wertzuwachs, die regelmäßigen Ausschüttungen sind nur bei hohen Anlagesummen aussreichend für den Lebensunterhalt.
    Immerhin: beim obigen ETF (und auch weiteren) werden die Ausschüttungen meistens "rechtzeitig" zur jeweilgen Quartalsmitte "wertgestellt". D.h. man kann damit bequem Kosten kompensieren die genau in der Qartalsmitte abgebucht werden: Grundbesitzabgaben, Grundsteuer, "GEZ", u.ä. Auch die Gesetzliche Krankenversicherung bucht bei mir immer zum 15. eines Monats ab und kann so mitkompensiert werden. So kann ein ETF-Investment wenigstens einige Schmerzen des Girokontos lindern :thumbup: .



    Anmerkungen:
    Bei einem "Thesaurierer" gibt es keine Ausschüttungen, "Geld" bekommt man nur durch Verkauf der (hoffentlich wertgesteigerten) Anteile, also nix automatisch.
    Worauf sich die -0,5% beim nachhaltigen ETF beziegen, kann ich nicht beurteilen: Wertzuwachs, Ausschüttung?
    Ich kann hier nur noch einmal dazu raten "mal einen ETF auszuprobieren", ETF sind in der Theorie nur schwer erklärbar. Persönlich habe ich Anfang 2018 den "Sprung ins Unbekannte" gewagt und während der "Gratiskaufphase" bei der ING-Diba mal 9 Verschiedene ETF gekauft um mal ein Feeling dafür zu bekommen, wie das in verschiedenen Kategorien so läuft. Bis auf einen sind alle "gut" im Plus, der mit dem "leichten Minus" hat dafür die höchsten Ausschüttungen....


    Tipp: auf justetf.com mal nachschauen, wie der Wunsch-ETF in der Vergangenheit "performt" hat (und wann wieviel Ausschüttet, wenn es ein "Ausschütter" ist).


    Also, probieren geht über studieren.