Flexible Geldanlage

  • Hallo Community,
    ich bin neu hier, informiere mich aber regelmäßig über den Finanztip Newsletter.
    Nachfolgend dargestellt mein Anliegen und meine Frage hierzu:


    Ich habe aktuell einen größeren Geldbetrag zur Verfügung, den ich gerne in verschiedene Anlageformen investieren möchte. Der anzulegende Gesamtbetrag beträgt ca. 70.000,00 €.
    Meine Risikobereitschaft wurde mit dem Faktor 2 bewertet. Bedingung bei der Anlage sollte sein, dass ich doch relativ kurzfristig (innerhalb eines Jahres) Zugriff (Verkauf) auf die n. g. Anlageformen habe.


    Mein Lebensalter ist 60 Jahre und ich werde voraussichtlich noch 4 Jahre arbeiten. Meine mtl. Sparrate beträgt zusätzlich ca. 1.000,00 €.


    Meine Bank hat mir auf Anfrage folgende Anlagen empfohlen:
    Green Bond von SEB mit 30.000,00 € / DivDax von Deka Bank 90 % Tresoranleihe mit Cap 12/2025 mit 30.000,00 € / 10.000,00 € in den bereits bestehenden MSCI World U. ETF.


    Der ETF läuft zur Zeit sehr gut, aber soll man hier einen größeren Betrag einzahlen oder besser mtl. Fondsanteile kaufen, weil sich damit Schwankungen über die Zeit besser ausgleichen lassen (Cost Evarage Effekt).


    Welche Empfehlung bzw. Alternativen haben die Finanzexperten hierzu(?)...passen die angebotenen Produkte meiner Bank? Die Depotgebühren belaufen sich, wenn das Angebot so umgesetzt wird, auf 3 x 28 € / Jährlich
    Vorab vielen Dank!

  • Hallo @pirol, willkommen in der Community.


    Ich würde mir dringend eine zweite Beratung holen, da das Angebot stark nach Provisionsoptimierung für den Verkäufer der Bank schmeckt.


    Zum Thema Green Bond wäre eine WKN / ISIN wichtig. Die Suchmaschine wirft mir einen gemanagten Rentenfonds LU0041441808 mit Ausgabeaufschlag von 1,5% und laufenden Kosten von 0,48% aus. Die Rendite p.a. war über drei Jahre nahe 0%. Da wäre ein gestaffeltes Festgeld sinnvoller gewesen. s.a. https://www.finanztip.de/investmentfonds/rentenfonds/


    Diese Tresoranleihe ist ein Derivat mit entsprechendem Emittentenrisiko. Es wird der DivDax Kursindex gegen Schwankungen von 10% angesichert. Der zugrundelegende DivDax Kursindex enthält die hohen Dividenden nicht, die den DivDax eigentlich auszeichnen. Er steht derzeit ungefähr auf dem Niveau von 2008, hatte scih zwischenzeitlich schon halbiert. Insofern besteht eben ein gewisses Risiko, dass die 10% Schwelle gerissen wird und Du den Verlust dann eben am Ende der Laufzeit aufgebrummt bekommst.
    Man kann so etwas machen, aber nicht mit 3/7 eines Anlagebetrags, sofern nicht im Hintergrund noch viel Vermögen vorhanden ist.


    Das einzige halbwegs solide scheint der ETF zu sein. Der hat übrigens über 5 Jahre 50% zugelegt, die Du auch bekommen hättest. Beim DivDax-Derivat streicht der Emittent ja alles über 29% ein.


    Quellen
    https://www.fondsweb.com/de/LU0041441808


    https://www.deka.de/lpadoc/ISIN/DE000DK0VR51/[de]%20Basisinformationsblatt%20(pdf)


    https://www.fondsweb.com/de/LU0392494562

  • Nachtrag:


    Ich war zu schnell beim Lesen des Basisinformationsblatts des Derivats, daher jetzt noch eine Präzisierung:


    Du erleidest immer dann einen Verlust sofern der DivDax-Kursindex gegenüber dem Stand am 18.12.19 gefallen ist. Genauer ist es noch etwas schlimmer, da das Zertifikat mit einem Aufgeld von 1% herausgegeben wird, d.h. der DivDax-Kursindex muss erst mal um 1% steigen, damit Du auf Null herauskommst.


    Deine Bank erhält laut Angebotsbedingungen übrigens 1,9-2% des Anlagebetrags als Provision. Kannst ja mal fragen wieviel Du davon bekommst - es ist ja Dein Geld. s. S 24 von https://www.deka.de/mms/DE000DK0VR51_FT.pdf


    Zu den Risiken speziell die Seite 2 des Basisinformationsblattes lesen und verstehen. Es gibt hier keine Einlagensicherung und im Abwicklungsfall haftest Du für die Verbindlichkeiten der Bank. s. https://www.bafin.de/SharedDoc…ade_bankenabwicklung.html. Das Produkt müsste zu Nr.6 gehören, ein Festgeld dagegen zu unteren Bereich, quasi also Nummer 8.
    Eine detailliertere Darstellung der Risiken findet sich in den Bedingungen unter D.6 auf Seite 41ff. Falls der Berater das nicht erläutert haben sollte würde ich nur so aus Spass noch mal hingehen und danach fragen.
    Auch kannst Du mal fragen warum das Biest Anleihe heißt aber keine Zinsen bringt. (Punkt C.8 S.36)


    Nur mal so: Würdest Du den DivDax direkt kaufen z.B. über einen Fonds, wäre die Anlage die ganze Zeit als Sondervermögen deins und nicht eine Einlage bei einem Geldinstitut.


    Das Derivat wird nicht an der Börse eingeführt (s.24 der Bedingungen), d.h. für einen vorzeitigen Verkauf bist Du auf Gedeih und Verderb auf die Deka angewiesen. Einen ETF bzw. Fonds kannst Du täglich über die Börse verkaufen ...


    Schlussbemerkung: Ich habe sehr spitz geschrieben, weil ich diese Angebot für den normalen Finanztip-Fragesteller nicht angemessen finde und ich mich deswegen über Deinen Berater ärgere. Selbst habe ich etliche Derivate im Depot, die allesamt risikoreicher sind. Ich weiß aber um die Risiken und habe auch schon relevantes Lehrgeld bezahlt.

  • Hallo Kater.Ka


    erstmal vielen Dank...und meine Skepsis hat sich nun leider auch noch bestätigt. Seit 42 Jahren (ich fass es nicht!) bin ich bei dieser Bank!


    Wobei ich - ehrlich gesagt mir jetzt die Frage stelle, von wem bzw. welcher Bank bekomme ich ein seriöses / ehrliches Angebot ?


    Das ganze ist schon anstrengend...und man hört zur Zeit immer wieder, dass ETFs aufgrund der Beliebtheit durchaus bei Finanzkrisen Probleme bereiten können, wenn man diese veräußern möchte.
    Wenn ich jetzt noch an meine Einlage DEKA Wachstum denke, wird mir ganz anders, weil ich hier keine Wachstumssteigerung sehe, sondern nur den Kapitalerhalt...wobei das in der heutigen Zeit ja auch schon was wert sein kann...


    Zum Thema Green Bond ist lt. Unterlagen die ISIN LU1116557585 angegeben.


    Nach jetziger Sachlage muss ich wohl mein Depot umschichten aber wie?


    Für pragmatische Vorschläge zu meinem Problem wäre ich sehr dankbar!

  • Mal von hinten her. Der Green Bonds Fond ist eine andere Anlageklasse des von mir gefundenen Fonds. Insofern bleibt der Link oben auf die Empfehlung von Finanzip zum Thema Rentenfonds gültig.


    Generell empfiehlt Finanztip die Anlage in einen Mix aus ETF und Fest-/Tagesgeld. Dazu vielleicht erst mal den Grundsatzbeitrag lesen und die eigene Risikoneigung überdenken. https://www.finanztip.de/geldanlage/

    Das ganze ist schon anstrengend...und man hört zur Zeit immer wieder, dass ETFs aufgrund der Beliebtheit durchaus bei Finanzkrisen Probleme bereiten können, wenn man diese veräußern möchte.

    Das ist zum Teil Propaganda, hat aber einen wahren Kern. Grob gesprochen geht es darum, dass bei extremen Marktbewegungen der Geldkurs eines ETF deutlich unter den Wert fallen kann. Das hatten wir schon mal, bei Bedarf in der Suchmaschine nach "Flash Crash" suchen. Für einen Kleinanleger ist das nur dann relevant, wenn er genau zu diesem Zeitpunkt verkaufen möchte. Da hier bei Finanztip "buy and hold" gepredigt wird ist das aber eigentlich nicht ein Zeitpunkt zum Verkauf.


    Wenn Du zu dem Zeitpunkt des Crashs den Deka verkaufen willst bekommst Du einen von Deka festgesetzten Kurs, je nach Orderzeitpunkt erst den vom Folgetag. Da würde ich nicht unbedingt annehmen, dass man damit besser fährt.



    Wenn ich jetzt noch an meine Einlage DEKA Wachstum denke, wird mir ganz anders, weil ich hier keine Wachstumssteigerung sehe, sondern nur den Kapitalerhalt...wobei das in der heutigen Zeit ja auch schon was wert sein kann...

    Auch hier wäre die WKN oder ISIN hilfreich. Was ich unter dem Namen gefunden habe sind rentenlastige Dachfonds. Mit Renten = verzinste Anlagen ist halt nicht viel zu holen und ein Dachfonds verursacht neben den eigenen Kosten noch die Kosten der gehaltenen Fonds. Das führt dann eben zu dem Ergebnis dass das Wachstum eher klein ist.
    s.a. https://www.finanztip.de/investmentfonds/

    Für pragmatische Vorschläge zu meinem Problem wäre ich sehr dankbar!

    Wichtig ist jetzt erst mal Ruhe bewahren und nichts überstürzen. Finanztip hat um das Thema genügend Ratgeberseiten veröffentlicht und ich würde raten die erst mal zu lesen und zu verstehen.


    Diese sind darauf orientiert die Geldanlage in die eigene Hand zu nehmen. Dann würde ich noch vorschlagen einen halben Tag Zeit zu nehmen und in der Stadtbibliothek einen Jahrgang Finanztest durchzublättern. Dort gibt es immer wieder sehr fundierte Darlegungen für Anlagekonzepte mit ETF, die letztlich die Empfehlungen von Finanztip stützen. Für den Einstieg Heft 09/19 und für uns Ältere Heft 09/18.


    Wenn es ein wenig komfortabler sein soll finde ich die von Finanztip empfohlenen Robos ganz interessant, quasi als ersten Schritt in Richtung selbst entscheiden ohne Berater. https://www.finanztip.de/robo-advisor/


    Bei Fragen einfach weiter fragen,

  • Hallo pirol,


    gut, dass Du hier ins Forum gefunden hast, denn ich würde auch die ganze Beratung der Hausbank in Frage stellen. Die Risikoeinstufung könnte auch anders ausfallen, je nachdem welcher Berater die Fragen stellt und ob er sie nur von einem Fragebogen abliest. Für eine solide Empfehlung wären noch weitere Infos zu Deiner finanziellen Situation erforderlich. Z.B. welche Einnahmen und Ausgaben Du für die Zeit nach dem Renteneintritt erwartest. Falls die regelmäßigen Bezüge die normalen Ausgaben schon abdecken, könntest Du die 70.000 € z.B. auch komplett in ETF stecken und Dir bei Bedarf immer eine Auszahlung gönnen.


    Wichtig wäre mir an Deiner Stelle, keine unnötigen Gebühren an Banken und Fondsverwalter zu zahlen, wenn Du dafür keinen Mehrwert bekommst, denn die gehen über die Jahre immer zu Lasten der Rendite. Deine Bank war in all den Jahren vermutlich immer gut erreichbar, das ist ja auch ein Mehrwert. Aber die Empfehlungen müssen dann für Dich passen, sonst bist Du mit der eigenverantwortlichen Anlage besser dran.


    Bei einem Robo-Advisor musst Du mit jährlichen Gebühren von 0,5 - 1,0% der Anlagesumme rechnen. Das ist ca. halb so viel wie bei einer persönlichen Vermögensverwaltung (die meist lieber größere Depotsummen betreut). Dafür bekommst Du beim Robo meist ein Depot aus günstigen großen Fonds mit geringen laufenden Kosten. Ob das Depot für Dich taugt, hängt aber wieder wesentlich davon ab, wie Du die Standard-Fragebögen ausfüllst. Ein paar Mal "zu vorsichtig" oder "zu übermütig" angeklickt, und schon ist der Aktienanteil im Depot zu hoch oder zu niedrig. Ähnliche Depot-Empfehlungen bekommst Du auch "gratis" z.B.
    hier: https://www.flatex.de/geldanlage/anlage/etf-anlagerechner/
    oder hier: https://www.justetf.com/de/portfolio-templates.html


    Lass uns wissen, wie es weitergeht. Du hast die richtigen Fragen gestellt und wirst am Ende bestimmt eine gute Lösung bekommen!


    Gruß, Tobias

  • Hallo,
    nun erstmal danke für Eure sehr hilfreichen Tipps/ Informationen und... ich bin froh, dass ich mich hier informieren kann!


    Jetzt muss ich erstmal eure Informationen umsetzen und mein Basiswissen erweitern ...aber anbei erstmal noch die Infos hinsichtlich der Anmerkungen in den Kommentaren


    Die ISIS zum DEKA-Vermögenskonzept Aktiv Wachstum lautet:


    Depot Wachstum: ISIN LU0571517225
    Depot Steuerungsdepot: ISIN LU1012129711


    ...und meine finanzielle Situation ist nach dem Renteneintritt schon ausreichend (Einfamilienhaus ohne Belastungen) und die Rente deckt alle Ausgaben, sodass ich mit meiner Frau vor allem reisen möchte und das am liebsten im Wohnmobil (deswegen ja die Überlegung zu einer flexiblen Geldanlage mit einer maximalen Bindung von 3 Jahren)


    Gruß, Pirol

  • Die Dekafonds überzeugen mich nicht: Zwar geringe Schwankungen, aber hohe Verwaltungskosten und langfristig niedrige Rendite. Die Kernfrage ist für mich: Wie hoch ist Deine Risikoklasse wirklich? Denn der Wohnwagen ist ja ein Luxus und kein zwingender Lebensunterhalt.


    Ich persönlich lebe seit über 20 Jahren mit den Schwankungen am Aktienmarkt und würde hier lieber langfristig in ETF anlegen. Dabei besteht halt das Risiko, dass die Kurse in 3 Jahren niedriger sind als heute. In diesem Fall würde ich den Wohnwagen nicht ausgerechnet dann kaufen, sondern 1-2 Jahre mit Ausleihen überbrücken. Aber damit würde ich mir die Chance auf eine langfristig deutlich höhere Rendite erhalten, wie sie ein breit streuender Aktien-ETF wie der MSCI World bietet:
    https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/msci-world/

  • Hallo Tobias,

    • ja die Risikoklasse beschäftigt uns jetzt auch. Bin zwischenzeitlich zu dem Entschluss gelangt, dass ich meine derzeitige Anlagestrategie einschließlich der Girokonten neu regeln werde. Aber mit Bedacht. Ihr habt mir so viele Infolinks eröffnet, die muss ich mir in Ruhe sortieren. Eins ist schon klar den Msci World U. ETF werde ich behalten und aufstocken .
    • Meine Überlegung ist evtl noch eine Alternative ....um nicht alles in den Etf zu investieren....aber da bin ich mir noch nicht so sicher...
    • Viele Grüße Pirol